Das Leben geht weiter..mit Schuldgefühlen, Schmerz, Erinnerungen und neue zukunftsZiele

Meine Mama starb im März 2016 und ich habe sie mit dahin begleitet, war jeden Tag im Krankenhaus und zum Schluss nahm sie uns die Entscheidung, nach dem 2tägigen Intensivstation die Entscheidung ab und ging von uns. Ich habe mir Bücher gekauft, sie durchgelesen und gelernt iwie damit umzugehen, stark für meinen Papa zu sein und so weiter.
Ein Tagebuch fing ich an und schreibte meiner Mama, als würde ich mit ihr sprechen, ich sehe sie vor mir sitzen, ihr Bewegungen sehe ich - wunderschön!

Doch leider holte mich ganz schön meine Arbeit ein, mittlerweile gehe ich nur noch 1-2 x in einer Woche auf dem Friedhof. Und ihr schreiben tue ich auch nicht mehr regelmäßig, ich habe mich auch schon entschuldigt, für diese SItuationen und für die damaligen Situationen zu Lebzeiten ! :(

Ich ließ mir ein Tattoo stechen, mein 1.tes und mein einzigstes. <3 Gesagt habe ich immer, Mama ich trage dich in meinem Herzen, halte dich in meinen Gedanken, trage unseren Wunsch / unsere Bedeutung auf meiner Haut (Tattoo), ich schreibe dir damit du es mal lesen kannst, wenn ich das Buch mitbringe - aber du weißt ja eh schon eher bescheid als ich, denke ich mal - weil du halt meine Himmelsmama bist! <3 und dazu hast du mich geschaffen - ich bin ein Teil von dir und Papa!

So ist das Leute - früher habe ich mich kaum getraut zu lachen, obwohl ich ein lebensfröhlicher aktiver Mensch bin - ich wollte ne mein leben so anders weiterleben...

Und das ich mich nach und nach "etwas" entferne, auch nicht mehr die täglichen Friedhofsbesuche ist das "Normal"? :( Ich will kein Buch mehr lesen, ich würde mich gern austauschen.

Und wenn wir einmal dabei sind, wie denkt ihr über "Leben nach dem Tod"?
LG

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Hallo Johanna,

so ist das mit der Trauer.

Irgendwann kommt der Tag, an dem man merkt, dass man besser damit umgehen kann. Auch wenn ein immens wichtiger Mensch nicht mehr da ist, geht das Leben weiter. Ich bin sicher, Deine Mama hätte Dir das gewünscht.

Irgendwann wird auch der Tag kommen, an dem Du merkst, dass Du nicht zum Friedhof gehen "musst", sondern der Gedanke an Deine Mutter tröstend sein kann. Egal, wo Du gerade bist oder was Du gerade machst.

Und weil ich schon dabei bin ;-): Ich glaube ganz sicher an ein Sein nach dem Tod. In welcher Form auch immer. Schluss ist nur für den Körper, aber der ganze Rest ist noch irgendwo. Vielleicht auch ganz nah. Erfahren werden wir das erst später.

LG und halt die Ohren steif!

Karin

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Hallo meine Liebe,

ich kann Dir nur sagen,in der Trauer gibt es kein "normal" oder "unnormal". Mein lieber Papa ist vor 4 Jahren gestorben. Er hatte Krebs und wir alle als Familie haben ihn in seinen letzten Stunden begleitet. Ich komm damit auch heute noch schwer zurecht. Ich hab sein Grab genau 2 mal besucht. Einmal zur Beerdigung und das andere Mal,um ihn einen Brief da zu lassen. Ich hab ihn tief im Herzen und denk täglich an ihn. Aber dafür muss ich nicht zum Grab. Die Anlaufstelle schmerzt eher. Ich glaube,jeder geht damit anders um und Du wirst noch ganz viele Entwicklungen durchmachen. Vielleicht magst Du das Grab deiner Mutter irgendwann gar nicht mehr besuchen. Auch das ist ok. Jeder muss so trauern,wie es ihm gut tut und man muss seinen Weg erst mal finden. Ich rede unheimlich viel über meinen Papa. Er ist sehr präsent und wird es immer bleiben. Manchmal ist es so,als wäre er noch da. Wenn ich traurig bin,schreib ich ihm auch Briefe in meinem Tagebuch:-) Er soll ja wissen,was bei mir so los ist. Am Ende lache ich aber auch viel über gemeinsame Erlebnisse,dass was wir hatten. Deine Mama ist erst seit ein paar Monaten gegangen. Gib Dir Zeit. Egal was Du machst,es ist richtig,weil Du es brauchst. Deine Mama hätte gewollt,dass Du mit ihrem Ableben weiter leben kannst. Dafür verlangt sie bestimmt keine Blumen an ihrem Grab. Sie würde wollen,dass Du das machst,was Dir über ihren Verlust hinweghilft.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute. Es wird besser! Wird es wirklich. Ok ists bei mir nach 4 Jahren noch nicht. Das Loch bleibt. Aber der Blickwinkel ändert sich und es wird leichter.

Liebe Grüße

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Ach ja.... und zum Leben danach. Mein Dad meinte am Sterbebett,dass mein Großonkel an der Bar im Himmel sitzt und mitm Frischgezapftem auf ihn wartet. :-) Ich find die Vorstellung totlal utopisch,aber toll. Irgendwann sitz ich auch an der Theke und seh alle Lieben wieder.

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Guten Morgen,

mein Vater ist vorgestern gestorben. Vollkommen unerwartet, es hat uns wirklich aus dem Nichts getroffen.
Es ist noch ganz frisch bei mir und meine Gefühle schwanken dementsprechend auch noch sehr. Da sind die ganz tiefen Abstürze, bei denen ich nicht weiß, wie ich das überstehen soll, der Tatendrang, seine Trauerfeier so schön wie möglich zu gestalten, das Gefühl, alles war nur ein schlechter Traum, die Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Ich weiß, dass all das zur Trauer gehört und ich habe für mich beschlossen, dass ich nun erstmal von Tag zu Tag leben werde und all meine Gefühle auch zulasse.
Ich hatte oftmals ein schwieriges Verhältnis zu meinem Vater. Um so dankbarer bin ich, dass wir uns in letzter Zeit wieder angenähert haben und sogar gemeinsame Pläne hatten, die ich nun vielleicht irgendwann alleine, aber mit ihm in meinem Herzen, verwirklichen werde.

Ich bin so unglaublich froh, dass er drei Tage vor seinem Tod noch bei uns war, um meinen Geburtstag mit uns zu feiern und dass ich mich direkt an seinem Todestag noch verabschieden konnte. Er lag dort ganz friedlich. Dieser Gedanke ist für mich unerträglich und tröstend zugleich.
Ja, ich bereue, dass ich ihn nicht fester umarmt habe, als wir uns das letzte Mal sahen. Dass ich ihm nicht gesagt habe, dass ich ihn liebe. Das ist es, was heute übrig ist, nach so vielen Jahren, in denen ich nicht verzeihen konnte: Liebe.
Der Gedanke, nie wieder mit ihm zu sprechen, zerfetzt mir mein Herz. Er hinterlässt eine Lücke, die keiner mehr schließen kann. Aber so ist das Leben. Und ich glaube, so schwer es auch ist, anders sollte es gar nicht sein.

Ob es ein "Danach" gibt? Selbstverständlich.

Als ich mich im Krankenhaus von meinem Vater verabschiedet habe, war mir, als läge dort nur seine Hülle. Was ihn ausgemacht hat, war aber noch da. Nicht in seinem Körper, nicht greifbar, aber fühlbar.
Ich habe ihm gesagt, dass er dort oben das Kind, das ich nicht bekommen durfte, meinen Sohn, umarmen und auf ihn aufpassen soll. Dass ihn ganz sicher die beiden Jungs meiner Cousine erwarten. Und, dass ich nicht weiß ob ihn mein Opa schon abgeholt hat, oder noch abholen wird.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ein Teil von ihm noch da ist. Der Teil, der in uns weiterlebt. Erinnerungen, Eigenschaften, die wir gemeinsam haben. Ich glaube aber auch, dass etwas anderes schon gegangen ist. Schon in einer anderen "Welt" ist.

Es wird eines Tages Alltag sein, dass er nicht mehr da ist. Ich werde eines Tages nicht mehr bei der kleinsten Erinnerung heulend zusammen brechen. Das weiß ich. Noch bin ich nicht dort angekommen, aber dieser Tag kommt. Und das ist gut so. Kein Mensch, den wir lieben, möchte, dass wir ewig verzweifeln und trauern. Das heißt nicht, dass wir vergessen oder weniger lieben.

Ich weiß nun gar nicht, ob ich tatsächlich etwas zu deinem Ausgangsthread beigetragen habe, aber es tat mir gerade unheimlich gut, mir all das von meiner Seele zu schreiben.

Ich wünsche dir alles Gute und möchte dir noch mein Beileid für den Verlust deiner lieben Mama aussprechen.

Liebe Grüße,
Beisha

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Nachdem wichtige Menschen, die mir nahe standen, gestorben sind, weiß ich, dass einen die Trauer immer wieder überfallen kann. Plötzlich, unvorhersehbar. Bämm - Erinnerungsfetzen, ein Song, Musik, ein Erlebnis, welches dich erinnert, Orte, an denen ihr gemeinsam wart, und du merkst, wie der Schmerz dich niederstreckt und du fängst an zu weinen. Es tut immer wieder weh - auch nach vielen Jahren noch. Der Schmerz verändert sich, ist nicht mehr so zerstörend, aber er bleibt. Bei mir jedenfalls. Ich versuche damit zu leben und manchmal ist es sogar gut, dass ich diesen Schmerz verspüre, weil dadurch weiß ich, dass die Menschen, die mir fehlen, noch immer bei mir sind, in mir sind.

Inzwischen glaube ich auch, dass es ein "Danach" gibt. Habe entsprechende Erlebnisse gehabt. Die kann man natürlich als Zufall kleinreden aber ich denke, ich fühle, dass die, die Vorausgegangen sind, uns weiterhin begleiten, uns Zeichen geben, wenn wir aufmerksam sind und dass wir sie irgendwann wiedersehen werden. Dieser Gedanke tröstet mich und gibt mir Halt. Sie sind da - immer noch - auch wenn ich sie nicht mehr sehe.

Liebe Grüße

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Hallo!

Du schreibst sehr liebevoll. Wir haben leider unsere erste Tochter verloren. Es war sehr sehr schlimm. Es zog uns den Boden unter den Füßen weg. Die Erde dreht sich weiter- und das ist auch gut so. Es kommen immer wieder Tage da geht es mir nicht gut, weine und denke an unsere Kleine. Es gibt aber immer mehr Tage da geht es uns gut und wir lachen und genießen unser Leben. Die Trauer verwandelt sich in eine wunderschöne Erinnerung die uns niemand nehmen kann. Sie bleibt für immer und ewig in unseren Herzen. Wir denken viel an sie und zum Friedhof gehen wir nicht mehr oft. Sie ist immer bei uns.

Ich wünsch dir alles Liebe.
Gabi

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Hallo Gabi
wie alt war deine Tochter und woran starb sie?
In wenigen Tagen nähert sich der erste Todestag unserer Tochter, sie wurde 9. :-(

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Hallo!

Unsere Tochter wurde leider nur 4 Tage alt. Sie war ein Frühchen 29. SSW.
Es ging ihr Anfangs sehr gut, die Ärzte waren so zufrieden. Darum waren wir umso mehr schockiert als sie starb. Sie bekam eine Blutvergiftung. Leider.

Alles Liebe für Euch.

Gabi

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Liebe Johanna,

es gibt beim Trauern kein "normal" oder "unnormal", kein "richtig" oder "falsch".

Und auch das du nicht mehr soviel schreibst.... die Trauer läuft in einer Art Prozeß ab, die ersten drei Jahre sind wohl die schlimmsten. Wenn es dir gut tut zu schreiben oder das Grab zu besuchen, dann mach es einfach. UNd wenn du dies nicht tust, nicht täglich, nicht wöchentlich, dann ist das vollkommen in Ordnung.

Was denke ich über Leben nach dem Tod? In jungen Jahren glaubte ich nicht daran, daß da noch etwas kommt. Heute (fast 50) bin ich mir sicher, daß danach noch etwas sein wird. Und ich merke auch, daß ich Gedanken an / über den eigenen Tod nicht mehr als völlig unakzeptabel von mir weise, wie ich das noch vor 10 oder 20 Jahren getan habe. Man wächst wohl im Laufe des Lebens hinein in die Gewissheit, daß dieser unausweichlich kommen wird. Das heißt nun nicht, daß ich mir täglich Gedanken über mein Sterben mache, aber ich lasse diese Gedanken zu.

Es soll nun nicht als Trost gedacht sein: Es ist der natürliche Ablauf, wenn Eltern i-wann vor ihren Kindern gehen, eine andere Reihenfolge ist entgegen der Natur.

LG#kerze

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Nicht umstonst heißt es das Leben geht weiter.

Warum sollte man nicht mehr lachen dürfen?

Ich bin der Meinung man sollte tun was einem gut tut. Und das kann heute etwas ganz anderes als morgen sein.

Manchmal ist es vergraben und alleine sein, manchmal raus und ablenken und lachen.

mein Vater ist jetzt etwas über 1 Jahr tot und die Trauer hat sich verändert in dieser Zeit. Sie kommt nicht mehr so plötzlich und bricht über mich herein. Trotzdem denke ich fast jeden Tag an ihn, frag ihn um Rat oder stelle mir vor was er gemacht hätte. Manchmal muss ich weinen, manchmal nicht.

Am Grab war ich seit dem Beerdigung nie mehr. Ich kann da nicht hin gehen.

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Mit dem Besuch auf dem Friedhof muss I machen - I habe schlechts gewissen das sie da so alleine ist.. au wenn I sie in mir habe in meinen Gedanken auf meiner Haut auf papier.. doch da ist halt ein teil von ihr ????