Ibuprofen beim Stillen – okay oder gefährlich fürs Baby?

Darf ich während des Stillens Ibuprofen nehmen, wenn nichts anderes hilft? Viele Mütter fragen sich, ob Schmerzmittel in der Stillzeit gefährlich für ihr Baby sind. Hier kommen die Antworten.

Autor: Dr. Sandra Hermes
Abstillen
Foto: © iStock, Steve Debenport

Einige verschreibungsfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol sind – bei angemessener Dosierung – durchaus für Stillende geeignet. Denn der Wirkstoff gelangt nur zu einem geringen Teil in die Muttermilch und dadurch bis in den Körper des gestillten Kindes. Die Konzentration liegt weit unter der therapeutischen Dosis.

Wann ist die Einnahme von Ibuprofen okay?

In der Stillzeit gilt im Prinzip dasselbe wie schon während deiner Schwangerschaft. Grundsätzlich ist es für dein Baby sicherer, wenn du beim Stillen auf Schmerzmittel verzichtest. Aber wie in der Schwangerschaft gibt es auch in der Stillzeit berechtigte Ausnahmen. Wenn bei starken Kopfschmerzen keine alternativen Mittel mehr helfen, wenn weder viel Ruhe und Schlaf, noch viel Wasser trinken oder in die Schläfen massiertes Pfefferminzöl deinen Zustand verbessert haben, kannst du nach Rücksprache mit deinem Arzt auch als stillende Mama ein Schmerzmittel nehmen.

Das gilt auch für andere Schmerzen, etwa bei Brustentzündungen, schmerzhaftem Milchstau, Migräne, Zahnschmerzen, Grippe, Fieber oder einer Kaiserschnittnarbe.

Wichtig: Warte bitte nicht zu lange! Gerade Schmerzen, die durch entzündliche Prozesse entstehen, müssen unbedingt behandelt werden. Ein zu langes Abwarten und Aushalten können dir und deinem Kind mehr schaden als nützen.

Welche Schmerzmittel sind verträglich?

Laut embryotox.de, dem Beratungszentrum für Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit der Berliner Charité, sollte Ibuprofen aus der Arzneimittelgruppe der nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAR) bevorzugt werden. Ebenso wie Paracetamol gehöre es zu den Schmerzmitteln (Analgetika) der Wahl in der Stillzeit. ASS (Aspirin / Acetylsalicylsäure) ist beim Stillen dagegen weniger empfehlenswert. Durch Präparate mit diesem Wirkstoff gelangt eine höhere Dosis in die Muttermilch als bei Paracetamol oder Ibuprofen. Arzneimittel mit ASS sollten in der Stillzeit nicht regelmäßig eingenommen werden. Auch auf Kombinationspräparate solltest du als Stillende besser verzichten, da schwer erkennbar sei, ob alle Bestandteile stillverträglich sind.

Kindern wird bei Schmerzen und Fieber häufig Ibuprofen als Zäpfchen verschrieben. Es wirkt nicht nur gegen die Schmerzen (analgetisch), sondern auch gegen Entzündungen (antiphlogistisch) und gegen Fieber (antipyretisch).

Wie viel Ibuprofen am Tag ist in Ordnung?

Eine Einzeldosis sollte 800 Milligramm nicht überschreiten. Bei bis zu 1600 Milligramm täglich wird dein Baby über die Muttermilch nicht belastet. Der Wirkstoff und die Abbauprodukte des Medikaments lassen sich bei dieser schon sehr hohen Tagesdosis nicht in der Muttermilch nachweisen. Dennoch sollten stillende Mütter zunächst versuchen, ihre Beschwerden ohne Schmerzmittel zu behandeln. Wenn du das Arzneimittel in einer noch höheren Dosierung einnehmen möchtest, weil du starke Schmerzen hast, solltest du besser ärztlichen Rat einholen.

Wie lange darf ich Ibuprofen in der Stillzeit nehmen?

Nicht länger als 10 Tage. Das ist auch die Höchstgrenze außerhalb der Stillzeit. Wenn du ein Mittel gegen Schmerzen länger einnimmst, wird auch dein Baby belastet. Zusätzlich kann sich ein medikamenteninduzierter chronischer Kopfschmerz entwickeln.

Nimmst du das Präparat länger oder in höheren Dosen ein, besprich bitte mit deinem Arzt, ob du besser abstillst oder eine Stillpause einlegst.

Wann sollte ich auf Ibuprofen in der Stillzeit verzichten?

Das Präparat wird zum Beispiel bei Muskel- und Gelenkschmerzen auch äußerlich als Creme angewendet. Auf eine schmerzende oder entzündete Brustwarze solltest du die Creme jedoch nicht auftragen. Denn in diesem Fall würde dein Kind das Medikament beim Stillen direkt mit dem Mund aufnehmen.

Allgemein sind Ibuprofen, Paracetamol und andere NSAR nicht zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden geeignet. Insbesondere nicht, wenn diese chronisch sind (z.B. Morbus Crohn, Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre).

Sollte ich bei Medikamenteneinnahme nicht besser abstillen?

Man hört immer wieder von Fällen, in denen stillenden Frauen geraten wurde, erst abzustillen, bevor sie Medikamente nehmen. Natürlich ist diese Empfehlung vom Medikament abhängig. Für die meisten Beschwerden gibt es aber Arzneimittel, die Frauen auch in der Stillzeit nehmen können, ohne ihr Baby zu gefährden. Weise deinen Arzt in einem solchen Fall auch auf den wissenschaftlich fundierten Service von embryotox.de hin. Dort finden sich zu den meisten Medikamenten Informationen über ihre Verträglichkeit in Schwangerschaft und Stillzeit.

Schwangere und stillende Mütter können sich auch in Apotheken beraten lassen, die als babyfreundlich zertifiziert wurden. Auf babyfreundliche-apotheke.de kannst du schauen, ob eine in deiner Nähe ist.

Hat Ibuprofen beim Stillen Nebenwirkungen für mein Baby?

Laut embryotox.de konnten bisher keine unerwünschten Wirkungen auf den gestillten Säugling festgestellt werden. Dieses Forschungsergebnis bezieht sich auf Mutter-Kind-Paare, bei denen die Mutter das Arzneimittel nur gelegentlich und in niedriger Dosierung genommen hat. Insofern kann man Stillen und Ibuprofen zwar als gut verträglich und relativ unbedenklich einstufen. Dennoch sollte dein Arzt in deinem konkreten Fall immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung vornehmen, um das Risiko für Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten.

Über die möglichen Nebenwirkungen für dich selbst informierst du dich am besten über die Packungsbeilage der Tabletten.

Was kann ich gegen Schmerzen tun, bevor ich zu Medikamenten greife?

Schmerzen können natürlich ganz unterschiedliche Ursachen haben. Kopfschmerzen zum Beispiel sind aber häufig eine Folge von Flüssigkeitsmangel, zu wenig Schlaf und Stress.

Tipps gegen Kopfschmerzen (nicht nur für Stillende):

  • ausreichend trinken
  • regelmäßig essen
  • Bewegung an der frischen Luft
  • mit dem Baby gemeinsam Mittagschlaf machen
  • für Eltern: am Wochenende abwechselnd ausschlafen
  • ätherisches Öl in Stirn und Schläfen einmassieren
  • Stress reduzieren wo immer möglich