Keuschlamm

Mönchspfeffer: Natürliche Hilfe bei Kinderwunsch und PMS

Unregelmäßiger Zyklus, Prämenstruelles Syndrom oder Unfruchtbarkeit. Seit Jahrtausenden hilft Mönchspfeffer bei allen möglichen Frauenleiden und hat dabei kaum Nebenwirkungen. Die Forschung kann die Wirksamkeit noch nicht im Detail erklären. Die Erfolge sprechen aber für das Kraut.

Autor: Dr. Sandra Hermes

Was ist Mönchspfeffer und wozu wird er eingesetzt?

Mönchspfeffer

Mönchspfeffer soll die Fruchtbarkeit verbessern

Foto: © iStock, temmuzcan

Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) ist eine Heilpflanze, die seit Jahrtausenden als natürliches Mittel gegen viele sogenannte Frauenleiden, wie dem Prämenstruellen Syndrom (PMS), schmerzhafter Regelblutung, reduziertem Milchfluss oder Wechseljahrsproblemen eingesetzt wird. Verwendet werden vor allem die getrockneten Früchte. Ihre Inhaltsstoffe fördern die Hormonregulation bei einem unregelmäßigen Zyklus, was auch einen positiven Effekt auf prämenstruelle Brustschmerzen (Mastodynie) haben kann.

Da Mönchspfeffer auch die Bildung des Gelbkörperhormons anregt, werden dem pflanzlichen Arzneimittel auch Erfolge bei unerfülltem Kinderwunsch zugeschrieben. Voraussetzung ist allerdings, dass die Unfruchtbarkeit auf eine Gelbkörperschwäche oder einen erhöhten Gelbkörperspiegel zurückzuführen ist. Ist dies der Fall, steigen die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Die Naturarznei wirkt außerdem vertreibend gegen Zecken und verwandte Blutsauger und wurde früher als Mittel gegen Blähungen eingesetzt. Eine Studie aus 2017 konnte außerdem nachweisen, dass das Naturheilmittel die Neubildung von Blutgefäßen in Tumorzellen verhindert.

 

Kinderwunsch: Kann Mönchspfeffer helfen?

Woher stammt der Name der alten Heilpflanze?

Der wissenschaftliche Name Agnus Castus verweist auf den ursprünglichen Einsatz des Mönchspfeffers als triebhemmendes Mittel (Anaphrodisiakum). Agnus bedeutet Lamm, castus ist das lateinische Wort für keusch. Aus dem keuschen Lamm wurde dann umgangssprachlich Keuschlamm, Keuschbaum oder auch Liebfrauenbettstroh. Die Einnahme soll Mönchen und Nonnen im Mittelalter geholfen haben, sich an ihr Keuschheitsgelübte zu halten. Mit den scharf schmeckenden Samen der rötlich-schwarzen Früchte würzten sie als Pfefferersatz ihre Speisen und zügelten gleichzeitig ihren Geschlechtstrieb.
Aber nicht nur die Früchte wurden genutzt, um der weltlichen Liebe leichter abschwören zu können. Auch sich auf das weiche Kraut zu legen, sollte vor unkeuschen Gedanken schützen.

Wo wächst das Kraut?

Botanisch gesehen, gehört der Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) zur Gattung Vitex in der Familie der Lippenblütler. Er ist verwandt mit Lavendel, Basilikum und Salbei.
Der robuste Strauch wird bis zu vier Meter hoch. Häufig wird er mit dem Hanf verwechselt. Die zur Dolde angeordneten Blüten des Agnus castus können violett, blau, rosa oder weiß sein. Die Naturheilkunde nutzt vor allem die rotschwarzen, fleischigen Früchte (Agni casti fructus). Die Heilpflanze wächst im gesamten Mittelmeerraum bis hin nach Westasien. Besonders wohl fühlt sie sich in feuchten Gebieten wie an Küsten, Flussläufen oder in Auenwäldern. Heute stammen die Pflanzen für die Arzneimittelproduktion meistens aus Albanien oder Marokko.

Wie ist die Wirkung zu erklären?

Die Wirkung der Heilpflanze geht auf mehrere Inhaltstoffe der reifen, getrockneten Früchte zurück. Dazu gehören: bizyklische Diterpene, Iridoidglykoside, lipophile Flavonoide, Triglyceride, ätherisches Öl sowie Öl- und Linolsäure.

Die Wirkstoffe greifen Untersuchungen zu Folge in den weiblichen Hormonhaushalt ein. Da gynäkologischen Beschwerden oft mit einem gestörten Hormonhaushalt zusammenhängen, liegt hier die Erklärung für die Wirksamkeit von Agnus-castus-Präparaten. Schmerzen in den Brüsten und Menstruationsstörungen können zum Beispiel auf zu hohen Prolaktin-Werten beruhen. Hier steuert der Mönchspfeffer gegen. Die Ausschüttung von Prolaktin wird vermutlich gehemmt, indem die Wirkstoffe der Heilpflanze die Andockstellen des Nervenbotenstoffes Dopamin in der Hypophyse stimulieren. Prolaktin ist während der Schwangerschaft und Stillzeit für Brustwachstum und Milchbildung verantwortlich und unterdrückt den Eisprung. Die Natur sorgt dafür, dass die junge Mutter nicht sofort wieder schwanger wird. Bei Frauen mit Kinderwunsch ist ein hoher Prolaktinwert natürlich nicht gewollt. Der ausbleibende Eisprung verhindert, dass die Frau schwanger wird.
Im Detail ist die Wirkung noch nicht erforscht. Dennoch spricht der Erfolg in vielen Fällen für seine Wirksamkeit. Das gilt besonders dann, wenn das Mittel hilft, einen unregelmäßigen Zyklus zu regulieren und die Bildung des  Gelbkörperhormons anzuregen. Durch die verbesserten Voraussetzungen für eine Befruchtung wurden viele Frauen mit Kinderwunsch in Folge der Behandlung leichter schwanger.

Wie nehme ich Mönchspfeffer ein?

In der Apotheke bekommst du einen standardisierten Extrakt der Heilpflanze, der industriell aus den Früchten hergestellt wurde. Nur bei der Einnahme von Fertigarzneimitteln ist die Wirkung gewährleistet. Die Tabletten, Kapseln oder Tropfen müssen während des gesamten Zyklus eingenommen werden, um effektiv zu sein. Außerdem empfiehlt es sich, das Medikament mindestens drei Monate zu nehmen. Erst dann entfaltet es seine volle Wirkung. Die genaue Dosierung entnimmst du der jeweiligen Packungsbeilage. Vorsicht: flüssige Mittel enthalten oft Alkohol!
In den im Handel erhältlichen Tees sind die wirksamen Inhaltstoffe oft nicht in ausreichender Menge gelöst.
Mönchspfeffer ist nicht verschreibungspflichtig. Frauenärzte raten jedoch von einer Selbstmedikation ab. Dies gilt besonders, wenn du das Präparat wegen eines unerfülltem Kinderwunschs oder gegen Wechseljahrsbeschwerden einsetzen willst oder regelmäßig Medikamente einnimmst. Sprich vorher mit deinem Arzt, dann bist du auf der sicheren Seite.

Welche Anwendungen sind medizinisch anerkannt?

Die Wirkung von Agnus castus ist immer noch Gegenstand der Forschung. Trotz zahlreicher Erfolge, ist die Kinderwunschbehandlung noch kein gesichertes medizinisches Anwendungsgebiet. Auch die erfolgreiche Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden ist noch nicht hinreichend wissenschaftlich nachgewiesen.
Aufgrund klinischer Studien anerkannt ist die Wirkung von Mönchspfeffer aber bei den folgenden Beschwerden:

  • Prämenstruelles Syndrom (PMS, auch Reizbarkeit und Unruhezustände). Hier zeigte unter anderem eine placebokontrollierte Studie, dass eine Agnus-castus-Therapie zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führte.
  • Brustempfindlichkeit (Mastodynie). Da prämenstruelle Schmerzen in der Brust auf einen erhöhten Prolaktinspiegel zurückgeführt werden, wirkt die prolaktinsenkende Heilpflanze schmerzlindernd.
  • Menstruationsstörungen (Unregelmäßige Regelblutung). Australischer Forscher fanden heraus, dass sich Mönchspfeffer positiv auf die Symptome des PCOS auswirkt. Das Polyzystische Ovarialsyndrom gilt als die häufigste Ursache für Zyklusstörungen.
  • Menstruationsbeschwerden (z. B. schmerzhafte Monatsblutungen). Forscher aus der Türkei kamen zu dem Ergebnis, dass Mönchspfeffer ebenso gut gegen starke Regelschmerzen hilft wie die Antibabypille. Das große Plus: Das Naturheilmittel hat viel weniger Nebenwirkungen.

Welchen Nebenwirkungen kommen vor?

Nebenwirkungen sind eher selten. Wenn Nebenwirkungen auftreten, dann meist am Anfang der Behandlung. Es kann zu Juckreiz oder Akne kommen. Selten klagen Frauen über Erbrechen, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Atemnot, Schluckbeschwerden, Übelkeit oder Müdigkeit als Nebenwirkung. Dein Arzt wird in diesen Fällen mit dir besprechen, ob Du das Präparat absetzen musst oder es weiter nehmen kannst.

Für wen ist Mönchspfeffer nicht geeignet?

Bist du noch sehr jung, schwanger oder stillst gerade Dein Baby, solltest Du keine Mönchspfefferpräparate einnehmen. Auch Frauen, die unter Krankheiten leiden, deren Verlauf von Hormonen beeinflusst wird (Endometriose oder Brustkrebs), sollten auf Agnus-castus-Medikamente verzichten.

Hilft Mönchspfeffer auch Männern?

Bei Männern entscheidet die Dosierung über die Wirkung. Hochkonzentriert senkt Mönchspfeffer auch bei Männern den Prolaktinspiegel. Die Folge: ein erhöhter Testosteronspiegel, eine gesteigerte Libido und eine Aktivierung der Spermaproduktion.
Die Mönche im Mittelalter aber nutzten Vitex agnus castus ja für das genaue Gegenteil. Und tatsächlich hat die Forschung mittlerweile herausgefunden, dass eine niedrige Dosierung zu einem Absinken des Prolaktinspiegels führt. Man spricht von einer Wirkungsumkehr, die Mönchspfeffer je nach Dosis zu einem triebhemmenden oder einem triebfördernden Mittel machen kann.