Einnistung: Wann findet sie statt und kann ich sie spüren?

Was passiert bei der Einnistung? Wann findet sie statt, wie spürt man sie und welche Möglichkeiten gibt es, sie zu beeinflussen? urbia gibt Antworten.

Die befruchtete Eizelle findet ihren Platz

Einnistung
Foto: © iStock, Maksym Azovtsev

Die Einnistung bezeichnet den Moment, in dem sich die nach dem Eisprung befruchtete Eizelle, der sogenannte Keimling, in der Gebärmutter festsetzt. Es ist der Augenblick, in dem die Schwangerschaft tatsächlich beginnt. Jetzt befindet sich der Embryo in der optimalen Ausgangslage, um in den nächsten Monaten zu einem kleinen Menschen heranzureifen.

Frauen mit Kinderwunsch haben, wenn sie ihren Eisprung und somit die fruchtbaren Tage berechnen, vor allem eines im Sinn: Sie wollen genau den Zeitpunkt berechnen, an dem die Befruchtung am wahrscheinlichsten ist. Hat das funktioniert, fehlt zum schwanger werden noch ein entscheidender Schritt. Erst wenn die befruchtete Eizelle ihren Weg durch den Eileiter zur Gebärmutter gemeistert und sich dort eingenistet hat, war der Ablauf erfolgreich und der Körper ist auf die Schwangerschaft eingestellt. Erst dann ist eine Frau so richtig schwanger. Wie genau die Einnistung abläuft, wann nach dem Eisprung und der Befruchtung sich die Eizelle einnistet, wie sich das anfühlt und vielleicht sogar künstlich beeinflussen lässt – die Antworten findest du hier.

Einnistung wie läuft sie ab?

Vor der Einnistung steht die Befruchtung. Trifft eine im Eierstock der Frau herangereifte Eizelle nach dem Eisprung - also während ihrer fruchtbaren Tage - im Eileiter auf eine Samenzelle des Mannes, so kommt es im Idealfall zu einer Verschmelzung der beiden Zellen: Ein Keimling entsteht, der sich unmittelbar nach der Befruchtung in weitere Zellen teilt und dabei seinen Weg in die Gebärmutterhöhle fortsetzt. Auf diesem Weg erhält der Keimling (Zygote) tatkräftige Unterstützung: Die ihn umgebende Follikelflüssigkeit erleichtert seine Fortbewegung, und die kleinen Flimmerhärchen im Eileiter unterstützen ihn aktiv, indem sie ihn durch wellenartige Kontraktionen weiterbefördern.

Wenn der Keimling ungefähr am vierten Tag nach der Befruchtung in der Gebärmutterhöhle angekommen ist, hat er sich bereits so oft geteilt, dass er aus etwa 32 bis 64 Zellen besteht. Die äußere Schicht der Blastozyste (so wird der Keimling in diesem Stadium bezeichnet) besteht aus Zellen, die später beginnen werden, das Versorgungssystem des Embryos zu bilden. Aus den inneren Zellen entwickelt sich der Embryo selbst. In der Gebärmutter wird der Keimling, der noch sehr winzig ist, gastfreundlich empfangen. Denn die Gebärmutter rüstet sich bereits seit Zyklusbeginn für seine Ankunft: Die im Eierstock im Lauf des Zyklus gebildeten Hormone haben sie dazu veranlasst, eine fruchtbare Schleimhaut aufzubauen, die eine Einnistung begünstigt. So muss der Keimling jetzt nur noch den passenden Platz finden, und schon sinkt er in einer Mulde der Gebärmutterwand ein, wo er dann von der Schleimhaut bedeckt wird und sich gänzlich einnistet. Zu diesem Zeitpunkt besteht er bereits aus 100 Zellen, die sich in den kommenden Wochen rasant vermehren werden. Das Wachstum kann beginnen.

Wann findet die Einnistung statt?

Den gesamten Vorgang vom Einbetten bis zum vollständigen Eingraben bezeichnet man als Einnistung. Wann findet sie statt? Etwa fünf bis sieben Tage nach der Befruchtung. Sie lässt sich folgendermaßen berechnen: Geht man von einem durchschnittlichen weiblichen Zyklus von 28 Tagen aus, lässt sich der Eisprung und damit die fruchtbare Zeit etwa auf den 14. Tag datieren, während die Einnistung dann um den 19. Tag herum erfolgt. Sobald sich der Keimling in der Gebärmutter eingenistet hat, stehen alle Zeichen auf schwanger, und das sogenannte Schwangerschaftshormon (HCG) wird produziert, um die Schwangerschaft weiterhin aufrecht zu erhalten. Etwa eine Woche nach der Einnistung bleibt die Periode aus, und der HCG-Spiegel im Urin führt zu einem positiven Schwangerschaftstest. Grund zur Freude für Frauen mit Kinderwunsch!

Kann man die Einnistung spüren?

Wer seinen Körper gut kennt und sich um den vermuteten Zeitpunkt herum darauf konzentriert, in seinen Körper hineinzuhorchen, kann die Einnistung vielleicht spüren. Manche Frauen mit Kinderwunsch berichten im Nachhinein von einem mehr oder weniger Schmerzen durch ein Ziehen im Unterleib, das nur kurz andauert und danach komplett verschwindet. Und sogar eine kleine  Einnistungsblutung kann auftreten, die von Verletzungen der Gebärmutterschleimhaut herrührt. Die Blutung ist sehr schwach und besteht meist aus wenigen hellen Bluttropfen. Andere Frauen hingegen spüren bei der Einnistung keine Schmerzen und nehmen sie überhaupt nicht wahr. Trotzdem sind sie vielleicht schwanger. Grundsätzlich ist Frauen mit starkem Kinderwunsch zu empfehlen, ein solche leichten ziehenden Schmerzen im Bauch nicht allzu ernst zu nehmen. Denn so ist die Enttäuschung am Ende nicht so groß, wenn das, was man für Einnistungsschmerzen gehalten hat, tatsächlich die Vorboten der kommenden Periode waren.

Das Thema Einnistung in der Kinderwunschmedizin

Zwar ist die Technik der künstlichen Befruchtung im Reagenzglas heute weit fortgeschritten, der Kinderwunsch wird dennoch oft enttäuscht: Nur knapp ein Drittel der künstlich befruchteten Eizellen führen nach dem Einsetzen durch den Muttermund in die Gebärmutter zur erwünschten Schwangerschaft. Wissenschaftler der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg untersuchten einen Faktor, der bislang in der Kinderwunsch-Medizin eher vernachlässigt wurde: die Bedeutung der Samenflüssigkeit für die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter. Ergebnisse aus dem Labor sprechen dafür, dass die Schwangerschaftsrate nach künstlicher Befruchtung ( In-vitro-Fertilisation, IvF) gesteigert werden kann. Warum die Mehrzahl der Einpflanzungsversuche scheitert, ist im Detail nicht bekannt. Ein Teil der Eizellen wird wahrscheinlich von der Gebärmutterschleimhaut nicht „akzeptiert". Wissenschaftler vermuten, dass „natürliche Bedingungen" der Befruchtung die Einnistung der Eizelle nach In-vitro-Fertilisation fördern können.

Studie: Wie kann die Einnistung der Eizelle verbessert werden?

Im Rahmen einer klinischen Studie an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg wurde untersucht, ob die künstlich befruchtete Eizelle eine größere Chance hat, sich in der Gebärmutter einzunisten, wenn die Gebärmutterschleimhaut vor der Einnistung mit einem Extrakt aus männlicher Samenflüssigkeit behandelt wird. „Wir möchten dadurch die Einbettung des Eis in die Gebärmutter verbessern", erklärt Professor Dr. Thomas Strowitzki. Dass bei der Einnistung ein kompliziertes Zusammenspiel von Botenstoffen und Zellen der Gebärmutter und des Immunsystems abläuft, zeigen wissenschaftliche Ergebnisse, auch aus der Heidelberger Klinik.

Es gibt wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür, dass die Samenflüssigkeit eine aktive Rolle bei der Entstehung einer Schwangerschaft spielt. „Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass Samenflüssigkeit und überzählige Spermien nichts mit Befruchtung und Einnistung zu tun haben", berichtet Oberarzt Privatdozent Dr. Michael von Wolff. Denn während der fruchtbaren Tage ist der Schleim im Gebärmutterhals besonders zäh. Zudem wurde angenommen, dass nur ein sehr kleiner Teil des Ejakulats in die Gebärmutterhöhle gelangen kann. Dagegen sprechen neuere Untersuchungen, die einen Einstrom von Substanzen vom Muttermund bis in die Eileiter innerhalb weniger Minuten nachgewiesen haben. Dieser Einstrom scheint durch Muskelbewegungen der Gebärmutter gefördert zu werden.

Ziel ist die Entwicklung eines Medikaments

Die Samenflüssigkeit enthält eine Vielzahl an Botenstoffen, die das Wachstum von Blutgefäßen fördern und Entzündungsreaktionen oder andere immunologische Reaktionen beeinflussen. In Laboruntersuchungen haben Dr. von Wolff und seine Mitarbeiter erstmals festgestellt, dass Samenflüssigkeit die Produktion von Botenstoffen in den Zellen der Gebärmutterschleimhaut reguliert, die wiederum die Einnistung der Eizelle begünstigen. Daher sei das „Ziel die Entwicklung eines Medikaments, das in die Scheide und den Muttermund gegeben wird und gezielt die Einnistungswahrscheinlichkeit verbessert", wie Dr. Wolff erklärt. Dazu werden die Bestandteile der Samenflüssigkeit aufgetrennt, um zu erkennen, welche Substanzen für die Verbesserung der Einnistung wesentlich sind, um sie dann in einem Medikament zusammenzuführen.