Schwangerschaftskomplikationen

Eileiterschwangerschaft: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Periode bleibt aus, der Schwangerschaftstest ist positiv und dann kommt doch das böse Erwachen. Der Embryo hat sich nicht in der Gebärmutter, sondern einem Eileiter eingenistet. Beim Verdacht auf Eileiterschwangerschaft ist Eile geboten.

Autor: Dr. Sandra Hermes

Was ist eine Eileiterschwangerschaft?

Illustration Eileiterschwangerschaft
Foto: © Henrie - Fotolia.com

Normalerweise gelangt die Eizelle nach dem Eisprung in den Eileiter (Tuben). Dort wird sie befruchtet und von feinen, beweglichen Flimmerhärchen in die Gebärmutter befördert. Bei einer Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) gelangt die befruchtete Eizelle nicht an ihren Bestimmungsort. Der Embryo nistet sich in die Schleimhaut eines Eileiters ein und entwickelt sich dort zunächst ungehindert weiter. Wird der Platz für den Embryo zu eng, besteht die Gefahr, dass der Eileiter reißt (Tubarruptur) und lebensgefährliche innere Blutungen nach sich zieht. Das Risiko einer Eileiterschwangerschaft ist mit etwa zwei Prozent aller Schwangerschaften relativ gering.

Neben den Eileitern gibt es noch andere Orte, an denen sich ein Embryo außerhalb der Gebärmutter einnisten kann. Der medizinische Oberbegriff aller Schwangerschaften, die sich außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedeln, heißt Extrauteringravidität (kurz: EUR). Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus extra = außerhalb, uterus = Gebärmutter und graviditas für Schwangerschaft.

Die Eileiterschwangerschaft ist mit 98 Prozent die Form der extrauterinen Schwangerschaften, die am häufigsten vorkommt. Nur in zwei Prozent nistet sich die befruchtete Eizelle im Gebärmutterhals, in den Eierstöcken oder in der Bauchhöhle (Bauchhöhlenschwangerschaft) der Frau ein. Oft werden die Begriffe Eileiterschwangerschaft und Bauchhöhlenschwangerschaft synonym verwendet, was medizinisch gesehen nicht korrekt ist.

Warum nistet sich der Embryo im Eileiter ein?

Bei einer Eileiterschwangerschaft ist der Transport durch den Eileiter gestört. Die Gründe solcher funktionellen Störungen können ganz unterschiedlich sein:
• Einige Frauen werden mit zu langen Eileitern geboren. Die befruchtete Eizelle nistet sich dann dort ein, wo sie am 6. bis 7. Tag nach der Befruchtung angekommen ist.
• Angeborene Aussackungen des Eileiters oder ein Nebeneileiter verhindern, dass der Embryo den direkten Weg in die Gebärmutter findet.
• Auch die Folgen einer bakteriellen Eileiterentzündung (z.B. durch Chlamydien) können eine Ursache sein, dass die befruchtete Eizelle sich außerhalb implantiert. Die Eileiter sind dann oft verklebt und lassen den Embryo nicht passieren. Da diese Entzündungen oft über die Scheide entstehen, kann eine Spirale sie begünstigen.
Endometriose-Herde sind eine weitere Ursache für undurchlässige Eileiter, da sich in diesen Fällen Gebärmutterschleimhaut im Eileiter befindet.
• Die Durchlässigkeit der Eileiter kann auch durch eine Vernarbung nach operativen Eingriffen beeinträchtigt sein.
• Ein erhöhtes Risiko liegt außerdem nach einer vorausgegangenen Eileiterschwangerschaft, einer Sterilisation oder einem Schwangerschaftsabbruch vor.

Ist eine Eileiterschwangerschaft gefährlich?

Ja, wird sie nicht behandelt, kann sie für die Mutter lebensbedrohend werden. Allerdings wird die Erkrankung heute mithilfe moderner Diagnostik meist so früh erkannt, dass sie noch nicht gefährlich ist. Dadurch wurden auch die Behandlungsmöglichkeiten (minimal-invasive Chirurgie) viel besser. Früher führten zu spät erkannte Tubargraviditäten tatsächlich oft zum Tod der Schwangeren. Der Embryo wuchs unbemerkt weiter und brachte den Eileiter zum Platzen. Das führte in der Folge zu lebensbedrohlichen Blutungen im Bauchraum. Heute liegt die Todesfallrate nur noch bei einem von 10.000 Fällen. Durch die steigende Zahl künstlicher Befruchtungen nimmt die Häufigkeit der Eileiterschwangerschaften wieder leicht zu. Denn das Risiko, dass die befruchtete Eizelle sich in der Schleimhaut des Eileiters einnistet, ist bei einer In-Vitro-Fertilisation (IVF) oder einer Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) erhöht.
Bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft ist die Gefahr für die Mutter größer, da sich die Frucht bis zur 20. Schwangerschaftswoche entwickeln kann. Je später die Diagnose Bauchhöhlenschwangerschaft gestellt wird, desto größer ist die Gefahr lebensbedrohender innerer Blutungen.

Welche Warnsignale gibt es?

Zunächst sieht alles harmlos aus. Es liegen die normalen Anzeichen einer Schwangerschaft vor. Deine Regel bleibt aus und da der Schwangerschaftstest nur den HCG-Wert misst und nicht den Ort der Schwangerschaft lokalisiert, fällt er ebenso positiv aus wie bei einer richtigen Schwangerschaft. Erst zwischen der 6. und 9. Schwangerschaftswoche treten Blutungen auf. Diese können leicht bis sehr stark ausfallen. Ein weiteres Anzeichen sind einseitige Unterbauchschmerzen auf der Seite des betroffenen Eileiters. Auch Berührungen des Bauchs sind schmerzhaft. Fieber und Schmerzen im Schulterbereich sind weitere Warnsignale. Lass dich bitte unbedingt zum Arzt oder ins Krankenhaus fahren, wenn diese Symptome bei dir auftreten. Nur eine gynäkologische Untersuchung kann dir Klarheit bringen.
Kommt es zum Reißen des Eileiters, ist die Situation lebensbedrohlich. Die Symptome zeigen den Ernst der Lage: Die Blutungen im Bauchraum verursachen starke Schmerzen, Schweißausbrüche und Schwindel. Die Schmerzen in der Schulter werden durch eine Zwerchfellreizung stärker und nehmen zu, wenn die Schwangere sich hinlegt. Auch schmerzhafter Stuhlgang oder Durchfall gehören zu den akuten Symptomen, die alle gemeinsam zu einem Schock oder Zusammenbruch führen können. Die Betroffene muss sofort ins Krankenhaus!

Wie stellt der Arzt eine Eileiterschwangerschaft fest?

Bei der gynäkologischen Untersuchung kann der Arzt den schmerzhaft geschwollenen Eileiter in einigen Fällen bereits ertasten. Auch der Gebärmutterhals ist häufig berührungsempfindlich. Der Frauenarzt untersucht dich außerdem via Ultraschall oder macht einen Bluttest. Der Verlauf der HCG-Konzentration im Blut – die über mehrere Tage gemessen wird – gibt Aufschluss über eine Tubargravidität. Denn bei einer Eileiterschwangerschaft steigt dein HCG-Wert nur langsam, verändert sich oder fällt sogar ab, anstatt wie bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft schnell anzusteigen. Ab der 6. Schwangerschaftswoche kann die Ultraschalluntersuchung den genauen Sitz der fehlplatzierten Schwangerschaft anzeigen. Meist ist die Gebärmutter leer, was aber kein sicheres Indiz für eine Tubargravidität ist. Auch bei einer sehr frühen Schwangerschaft ist in der Gebärmutter oft noch nichts erkennbar, ebenso bei einer Fehlgeburt, wenn das befruchtete Ei bereits ausgestoßen wurde. Kann eine Tubargravidität trotz Schmerzen nicht sicher diagnostiziert werden, wird der Arzt eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchführen, da es sich dann auch um eine Bauchhöhlenschwangerschaft handeln könnte.

Behandlung einer Eileiterschwangerschaft

Mit welcher Methode therapiert wird, ist abhängig vom bestehenden Kinderwunsch der betroffenen Frau, ihrem seelischen Zustand und den Untersuchungsergebnissen. Es gibt drei Optionen: Operation, Medikamente oder das Warten auf den natürlichen Abgang.
Bei einer Operation wird die falsch eingenistete Frucht entfernt. Besteht ein Kinderwunsch, versucht der Arzt den betroffenen Eileiter während der Behandlung zu erhalten und die Frucht über einen kleinen Schnitt zu entfernen oder über die Öffnung des Eileiters abzusaugen. Ist er jedoch zu stark beschädigt oder schon geplatzt, muss er vollständig entfernt werden. Da die Diagnose heute in der Regel schon in einem frühen Stadium gestellt werden kann, sind schonende, minimal-invasive Operationstechniken heute die Regel.
Verursacht die Eileiterschwangerschaft noch keine Beschwerden, ist manchmal auch eine ausschließlich medikamentöse Therapie möglich. Durch die Verabreichung des Zellgifts Methotrexat (MTX) wird das Fortschreiten der Schwangerschaft verhindert. Es wird als Infusion intravenös oder in die Muskulatur gespritzt. Um bei dieser Behandlung möglichen Fehlbildungen bei der nächsten Schwangerschaft vorzubeugen, wird empfohlen, in den sechs bis zwölf Monaten nach der Therapie zu verhüten.
Eine Nachbehandlung mit Medikamenten ist in einigen Fällen auch im Anschluss an eine Operation notwendig. Nämlich dann, wenn Restgewebe der Schwangerschaft im Körper zurückbleibt, das weiterhin HCG produziert.
Es gibt auch Fälle, in denen die Eileiterschwangerschaft ohne Eingreifen abgestoßen wird. Bei sehr früher Diagnose kann man unter strenger ärztlicher Kontrolle den natürlichen Abgang abwarten. Der mit Nährstoffen unterversorgte Embryo stirbt ab und wird dann – ohne Diagnose auch manchmal unbemerkt – über die offene Verbindung zwischen Bauchhöhle und Eileiter abgestoßen (Tubarabort). Diese Therapie wird jedoch selten gewählt, da eine Eileiterschwangerschaft häufig Schmerzen verursacht und die Gefahr zu groß ist, dass Komplikationen auftreten.
In einem bereits fortgeschrittenen Stadium und bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft ist eine Operation in der Regel die einzige Option.

Gibt es langfristig Folgen?

Die operative Therapie einer Eileiterschwangerschaft bedeutet heute nicht automatisch Unfruchtbarkeit. Häufig kann der betroffene Eileiter durch schonende Operationstechniken erhalten werden. Etwa sechs von zehn Frauen können danach wieder schwanger werden und haben innerhalb von 18 Monaten eine erneute, diesmal erfolgreiche Schwangerschaft. Das Risiko für eine wiederholte Eileiterschwangerschaft kann nicht verallgemeinert werden, da es von den entstandenen Schäden und den individuellen Bedingungen abhängt, es wird aber bei zehn bis fünfzehn Prozent angesetzt. Gynäkologen raten, nach einer Bauchspiegelung drei bis vier Monate mit den nächsten Versuchen zu warten. Im Falle einer Bauchoperation solltest du etwa sechs Monate vergehen lassen, bis alle Narben verheilt sind. Nach einem positiven Schwangerschaftstest gilt es, auf frühe Warnsignale zu achten und regelmäßig zum Frauenarzt zu gehen.

Kann man einer Eileiterschwangerschaft vorbeugen?

Entzündungen führen oft zu verklebten Eileitern. Diese konsequent zu behandeln, kann helfen, eine der erworbenen Ursachen zu beseitigen. Da es aber noch viele andere Gründe gibt, warum sich der Embryo außerhalb der Gebärmutter einnistet, sind umfassende Vorbeugemaßnahmen nicht möglich.

 

Sandra Hermes