Gewichtszunahme

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft: wie viel ist normal?

Wenn in der Schwangerschaft der Bauch wächst und die Waage immer weiter ausschlägt, fragen sich werdende Mütter oft, ob so viel Gewichtszunahme okay ist. Hier erfährst du, warum "Mamakilos" wichtig sind und wie du verhinderst, dass du zu viel zunimmst.

Autor: Monika Maruschka

Der Körper verändert sich

Zunehmen in der Schwangerschaft
Foto: © colourbox

Vier Stunden nach der ambulanten Geburt ihres zweiten Kindes kam eine gute Freundin nach Hause und stellte sich dort als erstes auf die Waage im Badezimmer. Obwohl ihr Baby fast fünf Kilo wog, hatte sie selbst laut der blinkenden Digitalanzeige nur vier Kilo abgenommen. „Das kann doch gar nicht sein", beschwerte sie sich damals am Telefon, „Plazenta und Fruchtwasser müssen doch auch etwas wiegen?" Inzwischen hat sie den Schock überwunden und erwartet das vierte Kind.

Eine andere Freundin war über ihre Gewichtszunahme während der Schwangerschaft so entsetzt, dass sie mit ihrem Arzt die Vereinbarung traf, dass er sie zwar (bei geschlossenen Augen) regelmäßig wiegen, ihr das Gewicht aber nicht sagen oder in ihrem Mutterpass notieren dürfe.

Die Gewichtszunahme ist für viele Frauen ein wichtiges Thema in der Schwangerschaft. In den ersten Wochen ist es besonders spannend, auf das kleine Babybäuchlein zu warten. In den späteren Wochen, wenn der Bauch wächst und das Gewicht zunimmt, schleicht sich die Sorge dazu: Wie werde ich aussehen, wenn mein Kind geboren ist? Monat für Monat wird beim Frauenarzt genau das Gewicht protokolliert. Für viele Frauen ein sensibles Thema und oft der Teil der Vorsorgeuntersuchung, den sie am liebsten weglassen würden. „Ich habe den Eindruck, dass das Thema Gewicht gerade von den Gynäkologen schnell pathologisiert wird und die Frauen unter Druck setzt," bestätigt Alexandra Kozma, Hebamme aus Köln.

 

Woher die zusätzlichen Pfunde kommen

Niemand erwartet, dass sich während einer Schwangerschaft das Gewicht nicht verändert. Immerhin stehen ja neun Monate lang zwei Menschen auf der Waage: Mama und Baby. Rein theoretisch ist eine Gewichtszunahme von etwa 13 Kilo normal. Diese berechnen sich so (nach Universität Jena):

Für die Mutter:

  • Gebärmutter (größere Muskelmasse): ca.1 Kilo
  • Brüste: ca. 0,4 Kilo
  • Erhöhte Blutmenge: ca. 1,2 Kilo
  • Wassereinlagerungen: ca. 1,7 Kilo
  • Zusätzliche Energiereserven für das Stillen: ca. 3,4 Kilo

Für das Baby im Bauch:

In der Praxis variiert das natürlich deutlich. Die Zunahme in den ersten Wochen der Schwangerschaft ist durch Veränderungen des weiblichen Körpers verursacht, spätere Schwangerschaftskilos entstehen durch das Wachsen des Kindes.

Die Wissenschaftler der Frauenklinik der Universität Jena ziehen für eine optimale Gewichtszunahme den Body Mass Index (BMI) heran. Frauen mit einem BMI unter 20 sollten demnach monatlich 2,3 Kilo zunehmen. Normalgewichtige zwischen 1,8 und 1,2 Kilo. Bei einem BMI über 29 nur noch 0,9 Kilo pro Monat.

„Solche Berechnungen sind natürlich sehr hypothetisch", meint Alexandra Kozma. „Ich muss mir eine Frau doch individuell anschauen: Gibt es Wassereinlagerungen, ist die Gebärmutter besonders groß mit viel Fruchtwasser oder ist die Brust stark gewachsen?" Alexandra Kozma versucht in das Thema Gewicht für die Schwangeren Entspannung hinein zu bringen: „In erster Linie ist die Gewichtszunahme gut und positiv". Sie bedeutet, dass das Kind wächst und die Mutter Reserven für seine Versorgung nach der Geburt hat.

Gewichtszunahme Schwangerschaft (Tabelle)

Auch das amerikanische "Institute of Medicine" (IOM) hat wissenschaftlich ermittelte Leitlinien zur normalen Gewichtszunahme in der Schwangerschaft veröffentlicht. Eine Tabelle zeigt abhängig vom BMI der Schwangeren, die maximale Gewichtszunahme und die wöchentliche Gewichtszunahme an.

Gewichtszunahme Schwangerschaft – Tabelle

Gewicht


BMI Gewichtszunahme insgesamt (Kilogramm) Gewichtszunahme pro Woche im 2. und 3. Trimester (Kilogramm)
Untergewicht <18,5 12,5-18 0,5-0,6
Normalgewicht 18,5-24,9 11,5-16 0,4-0,5
Übergewicht 25,0-29,9 7-11,5 0,2-0,3
Fettleibigkeit >30,0 5-9 0,2-0,3

Außerdem findet sich auf der Seite eine Gewichtskurve zur Zunahme über alle 40 Wochen der Schwangerschaft für normalgewichtige Schwangere und Schwangere mit starkem Übergewicht. 

Essen für zwei: Genug Nährstoffe müssen es sein

Viel Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, mehrere kleine Mahlzeiten am Tag. Die meisten Schwangeren kennen die gängigen Ratschläge für die Ernährung in der Schwangerschaft.

Gerade einmal 255 zusätzliche Kalorien verbraucht eine Schwangere täglich. Das entspricht einem Käsebrot oder einer kleinen Schüssel Müsli. „Der Grundsatz „Essen für zwei" ist trotzdem ein guter" betont Edith Gätjen, Diplom-Ernährungswissenschaftlerin. „Er bezog sich nämlich schon immer auf die Nährstoffe und nicht auf die Energiezufuhr." Suchen sich Schwangere also Nahrungsmittel mit wenig Energie und vielen Nährstoffen, landen sie automatisch bei einer gesunden Ernährung: Obst, Gemüse, Vollkorngetreide.

Frauen, die auf ihren Körper hören, machen gerade wenn sie schwanger sind eines richtig: Sie essen öfters kleine Mahlzeiten, was auch gegen die Übelkeit in den ersten Wochen hilft.

Heißhungerattacken, weil Nährstoffe fehlen?

Ist an der Theorie etwas dran, dass Gelüste in der Schwangerschaft ein Zeichen für Mangelzustände sind? „Nein", meint Gätjen, und erklärt am Beispiel Schokolade: „Dann hätten 90 Prozent aller Menschen ja Magnesiummangel."
Der spontanen Lust nach Pommes Frites oder Torte kann aber in vernünftigen Maßen auch in der Schwangerschaft nachgegangen werden. Mehrere Mahlzeiten über den Tag verteilt helfen auch gegen diesen Heißhunger.

Ausschlaggebend ist das Essverhalten vor der Schwangerschaft

Edith Gätjen hat aber in Bezug auf die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft eine andere Beobachtung gemacht: „Gerade Frauen, die sich jahrelang kasteit haben, denken schnell „jetzt kommt's nicht mehr drauf an" und lassen endlich los. Sie nehmen dann auch am meisten zu. Wer schon immer normal gegessen hat, ohne mit seinem Gewicht zu kämpfen, isst meist auch schwanger normal weiter. Dickere Frauen nehmen häufig am wenigsten zu, weil sie Angst haben, noch dicker zu werden."

So verlockend es ist, während der Schwangerschaft auch einmal drei Riegel Schokolade gerade sein zu lassen, gibt es doch wichtige Gründe, sich mit seiner Ernährung bewusst auseinanderzusetzen:

  • Eine zu hohe Gewichtszunahme erhöht das Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken.
  • Durch die Überernährung der Mutter kann auch das Kind größer und dicker werden, was den Geburtsverlauf erschweren kann.
  • Bekannt ist, dass sich während der Schwangerschaft der Geschmack des Kindes ausbildet. Wer das im Kopf hat, dem fällt es vielleicht ein bisschen leichter, sich ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren.
  • Eine hohe Gewichtszunahme ist für den Körper der Mutter anstrengend. Eine spontane Geburt wird anstrengender und mit steigenden Kilogramm wird auch die Narkose bei einem Kaiserschnitt risikoreicher.
  • Einer Mutter die „schlecht in Form" ist, fällt auch die Regeneration nach der Geburt nicht so leicht.

Was tun, wenn du zu viel zunimmst?

Haben Arzt oder Hebamme den Eindruck, dass die Gewichtszunahme kritisch wird, kommt auf keinen Fall eine Abmagerungskur in Frage. Das kann sonst zu Problemen mit der Nährstoffversorgung für dein Baby führen.

Das hilft jetzt

  • Überflüssiges aus dem Ernährungsplan streichen. Also keine Croissants. Süßigkeiten oder gesüßte Joghurts einfach wegzulassen.
  • Kalorien, die durch Getränke aufgenommen werden, ganz streichen. Zum Beispiel Wasser oder Tee trinken und keine Säfte oder Schorlen (ein Glas hat 50 Kalorien).
  • Regelmäßige Bewegung im Wasser, z. B. Aquafitness speziell für Schwangere, verbraucht Kalorien und hilft bei Wassereinlagerungen, schont aber die Gelenke.
  • Viel Vollkornprodukte essen, da sie länger satt machen.