Plazenta praevia: Ursache, Risiko und Behandlung

Liegt der Mutterkuchen tief in der Gebärmutter, kann sich eine Plazenta praevia entwickeln. Oft ist der Weg durch den Geburtskanal dann verschlossen. Aber nicht immer führt die Fehllage zum Kaiserschnitt. Wir erklären, warum.

Autor: Dr. Sandra Hermes

Was ist eine Plazenta praevia?

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Eine Plazenta praevia (auch lat. Placenta praevia) bezeichnet einen tief sitzenden Mutterkuchen. Er verdeckt teilweise oder vollständig den Geburtskanal. Der lateinische Begriff ist also wörtlich zu verstehen. Praevius bedeutet „vor dem Weg befindlich". Diese Fehllage der  Plazenta kommt bei etwa fünf von tausend Schwangeren vor.

  

Wie entsteht diese Fehllage?

Die Plazenta bildet sich dort, wo sich das befruchtete Ei in deiner Gebärmutterschleimhaut einnistet. In der Regel geschieht dies im oberen Teil des Uterus, denn hier ist genug Platz. Auch wenn dein Baby im Verlauf der Schwangerschaft größer wird, kann die Plazenta dort für eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff sorgen und behindert bei der Geburt nicht den Geburtskanal. Nistet sich der  Embryo aber weiter unten in der Gebärmutter ein, entsteht die Plazenta dort und das kann zu Komplikationen führen.

Welche Schwierigkeiten entstehen bei einer Plazenta praevia?

In der zweiten Hälfte deiner Schwangerschaft dehnt sich der untere Teil der Gebärmutter aus. Liegt dort die Plazenta, kann sie sich durch die Dehnung des Gewebes ablösen. Starke Blutungen sind die Folge. Bei einer Plazenta praevia totalis ist eine vaginale Geburt nicht möglich. Dein Baby wird per Kaiserschnitt entbunden.

Kommt es in seltenen Fällen zu unkontrollierten Blutungen (Haemorrhagien) oder Frühwehen, ist das Risiko für dich und dein ungeborenes Kind zu groß. Auch in diesem Fall werden die Ärzte dein Baby mit einem  Kaiserschnitt früher auf die Welt holen.

Welche Formen der Plazenta praevia gibt es?

Eine Plazenta praevia kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Die leichteste Form (marginalis) kommt am häufigsten vor.

Plazenta praevia marginalis: Die Plazenta liegt im unteren Bereich des Uterus und berührt den inneren Muttermund nur leicht. Bei dieser Form ist eine normale Geburt häufig noch möglich.

Plazenta praevia partialis: Der Muttermund wird teilweise von der Plazenta verdeckt. In diesem Fall ist in der Regel schon ein Kaiserschnitt notwendig, da es unter der Geburt zu lebensgefährlichen Blutungen kommen kann.

Plazenta praevia totalis: Der Geburtskanal wird komplett vom Plazentagewebe verdeckt. Eine vaginale Entbindung ist unmöglich. Dein Baby wird per Kaiserschnitt geholt. Diese ausgeprägteste Form kommt in etwa 20 Prozent der Fälle vor.

Übrigens: Die Lage der Plazenta variiert nicht nur in Bezug auf die Höhe. Das wichtigste Organ zur Versorgung deines Babys kann in waagerechter Hinsicht ganz unterschiedlich gelagert sein. Die häufigste Position ist die Gebärmutterwand, die dem Rücken der Mutter zugewandt ist. Hier spricht man von der Hinterwandplazenta. Hat sich das Organ an der Bauchseite der Mutter entwickelt, nennt man es Vorderwandplazenta. Auch eine seitliche Lage kommt vor. Keine Sorge: Bei den genannten Varianten handelt es sich nur um anatomische Unterschiede und nicht um ein Krankheitsbild. Spricht euer Arzt also von einer Vorder- oder Hinterwandplazenta, ist alles im grünen Bereich.

Woher weiß ich, ob ich betroffen bin?

Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten: Die Fehllage der Plazenta wird während einer regulären  Vorsorgeuntersuchung per Ultraschall-Untersuchung festgestellt, oder du hast in der zweiten Schwangerschaftshälfte vaginale Blutungen. Diese können mit Krämpfen einhergehen. Doch auch wenn du schmerzlose Blutungen hast, ist es wichtig, dass du sofort zu einem Arzt gehst. Denn gegen Ende der Schwangerschaft sind sie häufig ein Warnzeichen für eine Plazenta praevia, die für Mutter und Kind ein erhöhtes Risiko darstellt und in einigen Fällen sehr gefährlich werden kann.

Wie läuft die Untersuchung beim Arzt ab?

Dein Arzt wird dich zunächst eingehend zum bisherigen Verlauf der Schwangerschaft, akuten Schmerzen und möglichen Risikofaktoren befragen. Er wird sich nach vorherigen Schwangerschaften und Geburten erkundigen und anschließend deinen Bauch abtasten, um die Lage des Kindes und mögliche Verhärtungen festzustellen. Durch eine vaginale Untersuchung wird er versuchen, die Quelle der Blutung zu bestimmen. Eine  Ultraschall-Untersuchung wird Aufschluss über die genaue Lage der Plazenta geben. Im anschließenden Gespräch geht er dann mit dir die Optionen für die Geburt durch. In Deutschland ist es üblich, dass bei einem Routinecheck in der 29. Woche die Lage des Mutterkuchens überprüft wird. Die meisten werdenden Mütter wissen also schon relativ früh, dass die Plazenta tief sitzt und lassen regelmäßig checken, ob daraus im Verlauf der Schwangerschaft eine Plazenta praevia entsteht.

Ist ein Kaiserschnitt immer nötig?

Stellt dein Arzt bei einer Routineuntersuchung schon früh fest, dass sich die Plazenta bei dir im unteren Bereich der Gebärmutter befindet, ist noch lange nicht klar, dass es ein Kaiserschnitt wird. Denn wenn das Baby wächst, wird die sich dehnende Gebärmutter die Plazenta in der Regel vom Muttermund weg nach oben ziehen. Auch eine in der 19. SSW tiefliegende Plazenta kann noch soweit „hochwachsen", dass eine natürliche Geburt möglich wird. Ein in der  Frühschwangerschaft tief liegender Mutterkuchen muss also nicht zwangsläufig zu der Diagnose Plazenta praevia führen.

Was sind die Risikofaktoren?

Es gibt einige Faktoren, die die Entstehung einer Plazenta praevia wahrscheinlicher machen. Zu den Risikogruppen gehören Frauen,

  • die bereits ein oder mehrere Kinder geboren haben,
  • die schnell nach der vorherigen Entbindung schwanger wurden,
  • die schon einen Kaiserschnitt hatten,
  • die rauchen,
  • die Mehrlinge erwarten,
  • die mehrere Ausschabungen oder andere Operationen hatten, die die innere Schleimhaut der Gebärmutter betrafen,
  • die schon älter sind (über 40-Jährige haben ein höheres Risiko als unter 30-Jährige),
  • die eine Uterusanomalie haben und
  • die durch eine künstliche Befruchtung schwanger wurden.

Die meisten werdenden Mütter mit der Diagnose Plazenta praevia zählen jedoch nicht zu einer dieser Risikogruppen.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Therapie richtet sich danach, ob du akute Blutungen hast und in welcher Schwangerschaftswoche du bist. Hast du keine Blutungen, wird dein Arzt dir in der Regel dazu raten, dich nicht körperlich anzustrengen und Stress zu vermeiden. Überlass die Hausarbeit deinem Partner oder frag Freunde und Familienmitglieder, ob sie deinen Haushalt übernehmen können. Du solltest dich so gut wie möglich schonen. Auch Sex ist jetzt tabu. Wurde eine Plazenta praevia totalis diagnostiziert, wirst du von deinem Frauenarzt ab der 32. SSW streng überwacht. Liegt eine Plazenta praevia marginalis/partialis vor, ab der 36. SSW. Bei starken Blutungen wirst du wahrscheinlich in die Klinik überwiesen, wo man dich bis zur Geburt besser kontrollieren kann. Eine strenge Bettruhe hilft, weitere Komplikationen – wie etwa einen Blasensprung – zu vermeiden. Droht eine Frühgeburt, kann dein Arzt dir Medikamente verschreiben, die die Wehentätigkeit unterdrücken. Um die Lungenreifung deines Kindes zu beschleunigen, werden Glukokortikoide verabreicht. Ist die 36. SSW bereits erreicht, und liegen weiterhin starke Blutungen vor, wird das Baby in der Regel per Kaiserschnitt entbunden. Kommt es unter der Geburt zu starken Blutverlusten bei der Mutter, ist unter Umständen eine Bluttransfusion notwendig.