Probleme beim 'großen Geschäft'

Was Kindern bei Verstopfung hilft

Verdauungsprobleme sind bei Babys und Kleinkindern keine Seltenheit. Gerade Verstopfung kann für sie ziemlich schmerzhaft werden. Was ihr als Eltern dagegen tun könnt.

Autor: Birk Grüling

Verstopfung bei Kind und Baby

Töpfchen Teaser
Foto: © iStock, dexter_s

Innerhalb der ersten Lebensjahre entwickelt sich unsere Darmflora. Unregelmäßiger Stuhlgang, mal fest, mal flüssiger, ist bei Babys und Kleinkindern deshalb keine Seltenheit und auch kein Grund zur Sorge. Täglich muss er ebenfalls nicht sein: Alles zwischen drei- bis viermal pro Tag und dreimal in der Woche ist bei Kleinkindern normal. Alles zwischen siebenmal pro Tag und zehn Tage ohne Stuhlgang ist für gestillte Säuglinge nichts Ungewöhnliches. Auch zu Durchfall und vorübergehender Verstopfung kann es bei Babys und Kleinkindern schnell kommen. Oft ist das zwar ziemlich unangenehm für dein Kind, lässt sich aber gut behandeln.

Wie entsteht Verstopfung bei Babys und Kleinkindern?

Verstopfung bei Babys und Kleinkindern kann viele Gründe haben. Die größte Rolle spielen dabei ernährungsbedingte und psychische Ursachen. Zum Beispiel führt der Beikoststart mit vier bis sechs Monaten häufiger zu Verstopfung, weil der Darm sich erst auf feste Kost umstellen muss. Bei älteren Kindern entsteht sie dagegen eher durch ballaststoffarme und ungesunde Ernährung, zu wenig Flüssigkeit und zu wenig körperliche Aktivität. Auch äußere Umstände, wie der Kita-Start, ein Umzug in eine neue Stadt oder die Trennung der Eltern, können die kindliche Verdauung aus dem Gleichgewicht bringen. Gleiches gilt übrigens auch für die Sauberkeitserziehung. Gerade beim Sauberwerden solltet ihr deshalb eurem Kind viel Zeit und Ruhe lassen. Druck ist absolut kontraproduktiv für den Darm. Schafft stattdessen eurem Kind eine angenehme Atmosphäre auf dem Töpfchen – gerne mit Liedern, einem Buch oder einem Kuscheltier. Ganz entspannt kommt das große Geschäft von ganz allein.

Seltener sind dagegen organische Ursachen wie zum Beispiel eine angeborene Fehlbildung des Dickdarms. Bei dieser „Morbus Hirschsprung" genannten Fehlbildung fehlen für die Darmtätigkeit wichtige Nervenzellen. Der Darminhalt kann nicht gut weitertransportiert werden. Verstopfung tritt außerdem bei Blinddarmentzündungen oder Schilddrüsenunterfunktionen auf. Auch eine Laktose-Intoleranz kann zu Verstopfung führen.

Mögliche Ursachen im Überblick

Mögliche Ursachen bei Babys:

  • Milchnahrung: Gestillte Babys haben meistens weichen und flüssigen Stuhlgang. Die Muttermilch ist perfekt an den Verdauungstrakt der Neugeborenen angepasst. Häufiger kommt es dagegen bei Milchnahrung zu Verstopfung. Eltern sollten in diesem Fall das Produkt wechseln
  • Laktoseunverträglichkeit: Eine angeborene oder vorübergehende Laktoseintoleranz kann sich nicht nur in Durchfall, sondern auch durch Verstopfung äußern. Bei entsprechenden Beschwerden solltet ihr unbedingt zum Kinderarzt gehen.
  • Beikoststart: Mit dem ersten Löffel Brei verändert sich die Verdauung. Der Darm stellt sich langsam auf  feste Nahrung ein. Die Stuhlkonsistenz, die Häufigkeit und der Geruch verändern sich. Manchmal kann es dabei zu Verstopfung kommen.
  • Zu wenig Trinken: Mit der festen Nahrung steigt die Bedeutung des Trinkens. Trinkt euer Kind zu wenig Wasser, kann das zu Verstopfung führen.

Weitere Ursachen bei Kleinkindern:

  • Falsche Ernährung: Zu belaststoffarme Ernährung beeinflusst die Darmtätigkeit von kleinen Kindern negativ. Gleiches gilt für Bewegungsmangel.
  • Besondere Umstände: Umzug, der Kita-Start oder die Trennung der Eltern kann die Verdauung von Kleinkindern durcheinanderbringen.
  • Trockenwerden: Die  Sauberkeitserziehung kann durchaus zu Verstopfung führen – gerade wenn die Eltern großen Druck auf ihr Kinder ausüben. Wenn ein Kind etwa auf Windeln verzichten soll, obwohl es noch gar nicht dazu bereit ist, kann das zum Beispiel zur Unterdrückung des Stuhlgangs führen. Kinder sollten deshalb genug Zeit und Ruhe haben, um trocken zu werden.

Woran erkennt man eine Verstopfung?

Der Magen-Darm-Trakt ist bei der Geburt voll entwickelt – jedenfalls anatomisch. Seine Flora entwickelt sich dagegen erst in den ersten Lebensjahren. Deshalb ist der Stuhlgang von Babys nicht immer ganz regelmäßig. Verstopfung oder  Durchfall bei euren Kleinen erkennt ihr deshalb eher an den Begleiterscheinungen – zum Beispiel, wenn ein Säugling viel schreit oder nur schlecht zunimmt, kann eine Verstopfung dahinter stecken. Auch bei Kleinkindern ist die Häufigkeit des großen Geschäfts nur bedingt aussagekräftig. Deutlichere Anzeichen sind Bauchschmerzen, Schmerzen beim Stuhlgang und ein sehr harter Stuhl.

Mögliche Symptome bei Babys:

  • Harter Kot
  • Blähungen und ein harter, aufgeblähter Bauch
  • Bauchschmerzen
  • Anhaltendes Weinen und Schreinen
  • Appetitlosigkeit

Mögliche Symptome bei Kleinkindern

  • Harter und trockener Stuhl
  • Seltener Stuhlgang (mehr als drei Tage ohne großes Geschäft)
  • Bauchschmerzen und Schmerzen auf der Toilette
  • Unwohlsein
  • Appetitlosigkeit

Wie oft ein Kind groß muss, ist abhängig von seinem Alter, seiner Ernährung und auch seiner individuellen Veranlagung. Hier findest du Richtwerte, wie oft und wie viel in welchem Alter normal ist:

Alter des Kindes Stühle pro Tag Menge pro Tag (Milliliter)
1 bis 7 Tage 3 bis 5 10 bis 15
bis 12 Monate 1 bis 4  17 bis 23
1 bis 3 Jahre 0,7 bis 3  40 bis 45
3 bis 6 Jahre 0,5 bis 2  über 50

(Durchschnittswerte; 0,5 bedeutet z. B. Stuhlgang jeden zweiten Tag)

Eltern ABC: Stuhlgang beim Baby: Wie viel ist normal?

 

Wann solltest du zum Kinderarzt gehen?

Verstopfung kann für Kleinkinder und Babys sehr schmerzhaft sein, deshalb solltet ihr nicht zulange mit einem  Kinderarztbesuch warten. Kinderärzte raten zu einer schnellen Behandlung, um ein Vermeidungsverhalten und die Entstehung von chronischen Verstopfungen zu verhindern. Wenn ein Kind erst anfängt, sich sein großes Geschäft zu verkneifen, ist eine langfristige Behandlung nötig. Dann dauert es mitunter viele Monate, bis sich die Entleerungsstörung wieder normalisiert. Sofort zum Arzt gehen solltet ihr auch, wenn eurer Kind unter starken Bauchschmerzen oder Erbrechen leidet. Die Beschwerden können nämlich auch Warnsignale für eine ernsthafte Erkrankung wie einen Darmverschluss oder eine Blinddarmentzündung sein. Bei immer wieder auftretender Verstopfung wird der Kinderarzt auch eine Kuhmilcheiweißunverträglichkeit abklären. Dafür ist eine Labortest und kuhmilchfreie Ernährung über zwei bis vier Wochen nötig.

 

Welche Hausmittel helfen bei Verstopfung bei Kindern?

Bei leichterer Verstopfung und Darmproblemen könnt ihr eurem Kind auch mit Hausmitteln helfen:

  • Trinken hilft, die Verdauung anzukurbeln. Neben Wasser hilft zum Beispiel Pflaumensaft dabei, dem Darm auf die Sprünge zu helfen.
  • Birnen und Äpfel sorgen für weicheren Stuhlgang. Auch Müsli ist gut für die Verdauung. Gleiches gilt für Joghurt gemischt mit einem Löffel Kleie oder Leinsamen. Auch Milchzucker regt die Verdauung an.
  • Bewegung regt die Verdauung an.
  • Eine sanft Bauchmassage hilft bei Schmerzen und einer trägen Verdauung. Streichelt eurem Kind dafür mit sanften, kreisförmigen Bewegungen den Bauch.
  • Auch Wärme auf dem Bauch hilft, fördert die Durchblutung und regt die Darmtätigkeit an

Außerdem solltet ihr den Po und After eures Kindes in dieser Zeit besonders gut pflegen, nicht nur mit Feuchttüchern oder einem warmen Waschlappen, sondern auch mit Wundcreme. Auch mit dem  Sauberkeitstraining sollte ihr während der Verstopfung aussetzen. Absolut tabu ist eine Manipulation mit dem Fieberthermometer. Bei dem Versuch, so den Stuhlgang anzuregen, kann es zu gefährlichen Verletzungen kommen.

Welche Medikamente helfen gegen Verstopfung?

Können diese Hausmittel den Stuhlgang eures Kindes nicht ausreichend anregen, verschreibt der Kinderarzt ein sanftes Abführmittel für Kinder. Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt das Medikament Macrogol mit dem Wirkstoff Polyethylenglykole (kurz: PEG). Es bindet Wasser im Darm und wird rückstandslos wieder ausgeschieden. Dadurch wird der Stuhlgang weicher. Außerdem sind sie für Kinder gut verträglich und können bedenkenlos über einen längeren Zeitraum angewandt werden. Auch Präparate mit Lactulose und Paraffinöl werden ebenfalls häufiger verschrieben, allerdings gibt es dabei mehr Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen oder Blähungen. Bitte sprecht deshalb mit eurem  Kinderarzt über das richtige Präparat. Abführmittel für Erwachsene sind dagegen absolut tabu. Auch wenn es Klistiere für Babys frei verkäuflich gibt, solltet ihr sie nicht ohne ärztliche Empfehlung anwenden.

Was hilft gegen chronische Verstopfung?

In manchen Fällen kann sich aus einer akuten Verstopfung eine chronische entwickeln. In diesem Fall verkneifen sich die Kleinkinder regelrecht ihren Stuhlgang. Grund dafür sind schmerzhafte und unangenehme Erfahrungen. Ihnen ist noch nicht bewusst, dass der Stuhlgang den  Bauchschmerzen ein Ende setzt und halten den Stuhl zurück. Daraus entwickelt sich ein Teufelskreis. Der im Darm verbleibende Kot verhärtet sich und das sorgt für weitere Schmerzen. Das Kind bemüht sich weiter den Stuhlgang zurückzuhalten. Um diesen Kreis zu durchbrechen, empfehlen Kinderärzte eine Kombination-Therapie aus Abführmitteln und sanftem Töpfchen-Training unter ärztlicher Anleitung, bei dem auch die Funktion des Darms kindgerecht thematisiert wird. Oft dauert Woche, sogar Monate bis sich der Stuhlgang wieder normalisiert hat.

Welche Ernährung beugt Verstopfung vor?

Die Ernährung ist die wichtigste Ursache für Verstopfung bei Kindern. Oft liegt es an fehlenden Ballaststoffen. Diese unverdaulichen Pflanzenfasern regen unseren Darm an und machen den Stuhl weicher. Die gute Nachricht: Mit einer ausgewogenen Ernährung ausreichend Trinken und viel Bewegung lassen sich Stuhlprobleme wunderbar vorbeugen – gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. So sollten Kinder, die häufig Verstopfung haben, möglichst wenig Kuchen, Weißbrot, Schokolade, Banane oder Milch zu sich nehmen. Auch Fast Food sollte möglichst vermieden werden. Besser ist viel Gemüse wie Kartoffeln oder Brokkoli, Hülsenfrüchte, Vollkornbrot, Müsli und Obst wie Äpfel oder Birnen. Auch nicht erhitzte Milchprodukte wie Joghurt, Buttermilch oder Kefir helfen. Durch dafür ist die enthaltende Milchsäure, die eine sanft abführende Wirkung hat. Außerdem sollten ihr darauf achten, dass euer Kind genug trinkt. Neben Wasser und ungesüßte Tees sind auch für ältere Kinder Fruchtsäfte gut. Die Flüssigkeit sorgt dafür, dass die Ballaststoffe besser aufquellen und damit ihre Wirkung entfalten können. Bewegung fördert die Verdauung ebenfalls. Kinder sollten deshalb möglichst viel Zeit zum Toben und Spielen bekommen – am besten an der frischen Luft.