Depressionen? Bitte nicht schon wieder... :-/

Wollte mal hierzu Eure Meinung hören:
Ich bin seit 4 Jahren alleinerziehend mit zwei Kindern. Hab viel eingesteckt die letzten Jahre und bin stolz, mich immer wieder berappelt zu haben und nun das Gefühl zu haben, wieder voll im Leben zu stehen. Ich bin finanziell einigermaßen unabhängig, habe die Betreuung im Griff und einen schönen Freundeskreis. Ich bin eigentlich rundum zufrieden.

Eine neue Beziehung wäre nett - allerdings bin ich mir bewusst, dass dadurch auch wieder viele neue Probleme auf mich zukommen könnten, und ich bin nicht so einfach bereit, meinen aktuellen emotionalen Status zu opfern.

Nun habe ich mich letzte Woche mal wieder mit einem Mann getroffen. Er ist eindeutig interessiert und möchte mich wieder sehen. Er schreibt viel, und wir haben uns auch gut verstanden. Bin jetzt nicht total verknallt, aber ich denke, es könnte was draus werden. Oder vielleicht sollte ich sagen: ich dachte... :-/

Gestern Abend hat er mir geschrieben, dass er seit Jahren mit Depressionen zu tun hat und seitdem Medikamente nimmt. Ehrlich gesagt, das hat für mich das Thema beendet. In meiner alten Beziehung gehörte der Kampf gegen die Depressionen meines Partners zum Alltag, und neben vielen anderen Dingen haben sie sicher auch zu unserer Trennung beigetragen. Ich kann und will mit diesem Thema einfach nichts mehr zu tun haben! Es geht mir so gut, ich will mich damit nicht belasten.

Aber es kommt mir irgendwie furchtbar gemein vor zu sagen, Sorry, du hast Depressionen, das wird nix mit uns. Als würde man jemanden z.B. wegen einer Gehbehinderung abservieren. Diskriminieren. Natürlich will ich nicht aus Mitleid bleiben. Aber wegen einer Krankheit zu gehen ist auch irgendwie nicht richtig - oder wie seht ihr das...?

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Naja, ihr kennt Euch noch nicht lange und da kann man schon ehrlich sein, das die Gefühle nocht für etwas festes reichen.
Soooo verliebt scheinst du ja nun auch nicht zu sein, oder?
Du musst ja nicht die Depressionen in den Vordergrund stellen und wenn das Gespräch drauf kommt, dann ruhig ehrlich antworten, das du derzeit die Kraft nicht dafür hast und du voll und hanz für deine Kids da sein musst.

lg
lisa

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Ich würde auch gehen und halte das für legitim.

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Deine Gefühle sind doch anscheinend in dem Moment ziemlich auf dem Boden der Tatsachen gelandet, als er über seine Erkrankung sprach. Spul mal vor: Glaubst Du, Du kannst ihn noch unbeschwert lieben oder denkst Du eher, Du hast ihm jetzt einen Stempel aus Deinen Erfahrungen aufgedrückt und wirst mit Argusaugen sein Wesen und sämtliche negativen Gefühlsäußerungen beobachten?
Und frag Dich mal, ob Du umgekehrt mit jemandem zusammen sein wolltest, der so über Dich denkt und nur aus Mitleid die Beziehung fortführt.

Ich würde mich noch einmal mit ihm treffen, ihm für seine Ehrlichkeit danken und ihm erzählen, dass ich in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen mit Depressionen gemacht habe. Und dass ich mir deshalb nicht vorstellen kann, dass sich da mehr entwickelt.
Finde ich persönlich besser, als jetzt den Kontakt einfach einschlafen zu lassen, sowas mag ich nicht. Muss aber jeder selbst entscheiden. :-)

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Hallo,

der wichtigste Mensch in Deinem Leben bist Du.

Wenn Du der Meinung bist, dass Du diese drohende Belastung - und die sind Depressionen ganz sicher - nicht in Deinem Leben möchtest, dann ist das in Ordnung so.

Du musst Dich nicht rechtfertigen - geh Deinem Bauchgefühl nach, nicht irgendwelchen "irrealen" sozialen Werten, die es gar nicht wirklich gibt.

Ein gesundes Maß an Selbstliebe und Egoismus ist absolut ok - wenn Dich deshalb jemand anpflaumen sollte, ist das sein Problem, nicht Deins.

Alles Gute Dir.

LG

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Kann dich voll und ganz verstehen. Ich habe mich auch mehr als 10 Jahre um einen depressiven Partner gekümmert und war mehr als einmal an dem Punkt zu denken: "Entweder bring ich jetzt mich oder dich um...!" Ich würde an deiner Stelle mir das nicht wieder antun. Vor allem in einem so frühen Stadium eines Kennenlernens ist ja noch akzeptabel.
Viel Glück weiterhin!

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Eine Gehbehinderung ist ein Klacks gegen die Auswirkungen einer Depression.
Du bist nicht für ihn verantwortlich und sei gottfroh, dass Dein Leben stabil ist.
Es ist absolut keine Schande, ihm zu schreiben, dass Du Dich absolut nicht stark genug fühlst für einen Partner mit Depressionen. Fertig aus.
Ihr habt keine Beziehung also brauchst Du auch nichts "beenden".
Du lässt ja keinen Ehemann nach 20 Ehejahren im Stich.
Sorge für Dein eigenes Leben und ich wünsche Dir, dass Du bald jemand kennenlernst, für den Du nicht den Therapeuten geben musst. Klingt hart, aber ich denke, Du weißt, wie ich es meine.
LG Moni

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... ich würde vermutlich offen sagen, dass mir die Kraft dafür fehlt, du kennst das bereits aus einer vorherigen Beziehung und weißt, wo deine Grenzen sind.

lg und gratuliere zu deiner Klarheit!

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Guten Morgen!

Ich sage jetzt einfach mal, wie ich das sehe:

Würde mein Mann, mit dem ich seit 11 Jahren zusammen bin, an einer Depression erkranken, würde ich selbstverständlich zu ihm halten und alles versuchen, um das mit ihm gemeinsam durchzustehen. Immerhin habe ich ihm "in guten, wie in schlechten Zeiten" geschworen!

Wäre ich Single und würde einen Mann kennenlernen, der mir gut gefällt und der mir in der Kennenlernzeit gesteht unter behandlungsbedürftigen Depressionen zu leiden, dann wäre für mich das Thema beendet.
Das hat nichts mit diskriminieren zu tun. Mit Blindheit, Gehbehinderung oder fehlenden Gliedmaßen bspw. kann man gut umgehen, finde ich.
Mit einer wesensverändernden Erkrankung nicht!

Und was heißt "zu gehen"? Du "gehst" ja nicht. Ihr habt Euch erst ein paar Mal getroffen und seid ja nicht fest zusammen.

Du bist diesem Mann noch nichts schuldig, zu nichts verpflichtet. Verpflichtet bist Du Dir selbst und Deinen Kindern!

Meine Mutter ist vor Jahren über einen Burn Out an einer Depression erkrankt. Das volle Programm mit mehrmaliger stationärer Reha, Medikamenten, Therapien und Co. Das ist jetzt sieben Jahre her und sie ist immer noch nicht wieder gesund. Und zwischendurch hatte ich eine zeitlang tatsächlich das Gefühl, dass ich sie und ihr Verhalten einfach nicht mehr aushalte. Und das war "nur" meine Mutter. "Nur" heißt, ich konnte auch einfach mal gehen, mich mal ein paar Tage zurück ziehen, abschalten und auftanken für die nächste Runde... Mein Vater ist da, meine Großeltern leben zum Glück noch, da waren anfangs noch Freunde (hinterher kaum noch...)

Ich würde mir niemals sehenden Auges einen neuen Partner in mein Leben holen, der darunter leidet, sollte ich doch noch mal irgendwann Single sein.

Ja, das ist hart. Aber bei Depressionen rutscht Du als Familie sehr schnell viel zu tief mit rein und brauchst hinterher selbst therapeutische Hilfe.

Offenbar hast Du Dir ein schönes, stabiles Leben aufgebaut. Gib das nicht auf. Es kommt sicher ein Mann, der Dir ein echter Partner sein und Dir richtig gut tut.

Alles Liebe!

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Hi,

eine Freundin von mir lebt mit einem depressiv erkrankten Mann zusammen. Angeblich ist er eingestellt. Davon merke ich aber nichts.

Dieses leben von Tag zu Tag und die Angst vor dem nächsten Schub sind grausam und haben sie sehr verändert.

Natürlich ist es nicht schön für ihn. Aber du hast Kinder an due du denken musst und bist ihm nicht verpflichtet. Ich würde glaube ich gehen.

Gruß Ornella

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Danke für Eure Antworten.
Ich werde sicher so entscheiden. Zumal es ja tatsächlich nicht so ist, dass bei mir die große Verliebtheit ausgebrochen ist. Ich hätte mal geschaut, was daraus wird. Aber so wird nichts draus...

Es fällt mir trotzdem schwer, jemandem, den ich gerne mag und von dem ich weiß, dass es ihm nicht gut geht, zu sagen, dass ich mir aufgrund genau dieser Tatsache keine Beziehung mit ihm vorstellen kann. Bestimmt nicht schön, so noch einen drauf zu bekommen. Aber klar, es geht wirklich nicht anders.