Brief unterschlagen/Kontakt unterbinden?

Hallo,
meine Frage gehört eigentlich in Erziehung oder Familienleben, möchte aber lieber schwarz schreiben, hoffe das ist ok.

Folgendes Problem:

Meine 15 jährige Tochter hat eine Freundin, die psychisch erkrankt ist. Das Mädchen und die Familie kennen wir aus einem Urlaub, sie wohnt nicht hier.

Die Freundin hat Depressionen, ritzt sich, war mehrfach in der Klinik. Aktuell ist sie wohl wieder stationär eingewiesen. Die Mädels haben sich 2x gesehen seit sie sich kennen, ansonsten Kontakt über Handy/Whatsapp.

Meiner Tochter selbst ging es im vergangenen Jahr selbst nicht gut - pubertätsbedingt, familiär bedingt (Nachwirkungen Trennung der Eltern), schulisch. Nach Ansicht der Schule weist sie selbst depressive Züge auf.

Sie hat jetzt einen Psycholgen, bei dem sie aber erst einmal war. Mit der Schule sind wir in Kontakt. Die letzte Zeit ging es ihr besser - es waren Ferien, sie hat sich verabredet, überdenkt ihren Medienkonsum (insbesondere Instagram hat sie irgendwie runtergezogen), macht Sport. Vor der Schule hat sie aktuell Bammel wegen des schlechten Zeugnisses das jetzt aussteht, mein Eindruck ist aber dass sie ganz positiv an das Ganze dran geht.

Der Vater und ich sind uns einig, dass der Kontakt zu der Freundin ihr nicht gut tut, weil diese sie sehr runterzieht. Meine Tochter fühlt sich sehr verantwortlich, dass es der anderen schlecht geht "sie (die Freundin) hat ja sonst niemanden, niemand kann ihr helfen, die Klinik nicht, die Eltern nicht...) Oft hat sie nach Telefonaten geweint und war sehr unglücklich. Lehrer und >Beratungsstelle bei der ich war sind der Ansicht, dass man den Kontakt nicht so einfach unterbinden kann (was wir als Eltern am liebsten würden) - ist ja auch schwer möglich, man kann ihr schlecht das Handy wegnehmen.

Jetzt hat aber die Freundin offenbar kein Handy, da dies in der Klinik nicht erlaubt ist. Dafür hat sie ihr jetzt einen mehrseitigen (der Dicke des Umschlags nach zu schlie0en) Brief geschrieben. Der Brief war an unsere alte Adresse gerichtet, wo mein Ex wohnt.

Mein Ex sieht unsere Tochter regelmäßig, hat ihr den Brief bis jetzt aber nicht gegeben. Stattdessen hat er ihn offenbar gestern in meinen Briefkasten gesteckt. Der Brief kam vor 2 Wochen bei ihm an - er hätte ihn ihr also längst geben können.

Ich bin jetzt am Überlegen was ich damit tue. Ich möchte so kurz vor Schulbeginn eigentlich kein neues Drama wegen der Freundin und bin am Überlegen, ob ich ihn unterschlage. Was mich daran ankotzt, ist, dass die Verantwortung quasi mir zugeschoben wurde - zu entscheiden, was damit passiert. Sollte die Freundin irgendwann mal meine Tochter fragen - kann man es ja auf die Post schieben - es kommen halt nicht alle Briefe an... Sollte mein Ex die Tochter fragen, ob sie ihn bekommen hat könnte ich immer noch mit Schusseligkeit reagieren - ah, der ist noch in meiner Tasche, hab ich total vergessen... Ich glaube aber nicht dass er danach fragt... sonst hätte er es ja selbst entschieden, ihn ihr zu geben.

Die Wahrscheinlichkeit dass es rauskommt dass der Brief hier ist - ist erstmal nicht so hoch. In der Zeit, in der kein Kontakt zu der Freundin war, da diese offenbar in der Klinik abgeschirmt war, hat meine Tochter kein einziges Mal geweint...

Mich machen aktuell zwei Sachen sehr wütend - zum Einen, dass dieses Mädchen offenbar wieder einen Weg gefunden hat, meine Tochter zu kontaktieren und sie aller Voraussicht nach wieder total runterziehen wird (sie wird kaum seitelang Positives zu berichten haben), zum anderen, dass der Schwarze Peter bei mir liegt.

Meine Tochter ist überdurchschnittlich emotional intelligent (wurde von der Schule festgestellt), lässt sich aber sehr stark in die Probleme anderer Leute reinziehen. Ich finde in diesem Fall bürdet sie sich aber eine Verantwortung auf, die nicht angemessen ist - das Mädchen ist keine jahrelange Freundin, sondern eine Urlaubsbekanntschaft. Durch stundenlanges Chatten/Telefonieren hat sich jetzt diese Freundschaft entwickelt, man ist quasi seelenverwandt etc. Die Eltern des Mädchens sind froh, dass meine Tochter sich kümmert ("Unsere Tochter hat ja sonst niemand"). Ich war schon kurz davor, mal Tacheles mit denen zu reden, habe aber Angst, dass meine Tochter dann ausflippt...

Die Beraterin zu der ich gehe meinte, nicht unterbinden, sondern den Kontakt begleiten - sie würden eh wieder Mittel und Wege finden zu kommunizieren.So lange die andere aber ihr Handy nicht hat, ist erstmal Ruhe. Ok, Problem erstmal verschoben.

Was würdet ihr machen? Mir widerstrebt es total, zum Schulstart und nachdem sich meine Tochter offenbar etwas gefangen hat, ein Schreiben, dessen Inhalt ich nicht kenne, an meine Tochter weiterzureichen.

Dass ihr Vater MIR die Sache überlässt, ist mal wieder typisch. Wenn ich ihm den Brief zurückgebe, gibts aber wieder Zoff, weil ich die Verantwortung nicht übernehme... wo doch das Kind bei mir wohnt... bin echt in einer Zwickmühle. Eine Möglichkeit wäre noch, den Schrieb zurückzuhalten, bis der nächste Termin beim Psychologen ist, dann könnte der das evtl. auffangen, andererseits weiß ich ja nicht, ob sie das Thema dort anspricht.

Ich könnte meiner Tochter den Brief auch geben und meine Sorge kundtun, dass es ihr damit wieder schlecht geht. Dann könnte es aber passieren, dass sie es vor mir verbirgt, dass es ihr schlechtgeht. Und der Vater könnte kommen und sagen: Wieso hast du ihr auch den Brief gegeben? Wenn ich ihn zurückhalte und es kommt raus, bin ich auch wieder der Arsch... Klassische Situation - kenne ich sehr gut...

Was wäre eine gute Lösung?

2

Hallo,

der erwachsene Weg wäre wahrscheinlich ihr den Brief zu geben und mit ihr darüber zu reden.

Aber ich hatte als Teenager auch eine ähnliche Freundin, die hat mich im Endeffekt 8 Jahre meines Lebens gekostet. Entweder ich war Gott für sie oder der Teufel. Das hat mich in dem Alter so fertig gemacht, ich stand mehr als einmal kurz vorm Selbstmord wegen ihr.

Meine Tochter ist fast 12 und ebenfalls sehr sensibel. Hätte sie eine solche Freundin, die ihr einen seitenlangen Brief schicken würde, würde ich ihn ihr nicht nur nicht geben, ich würde ihn direkt vernichten. Wenn sie ihn sonst irgendwann findet, ist die Hölle los.

Falls der Vater später nachfragen sollte, ist der Brief halt vielleicht aus Versehen in die Werbung gerutscht und mit selbiger in der Altpapiertonne gelandet. Das ist mir mal wirklich mit einer Geburtstagseinladung meines Sohnes passiert, ist also nicht zu weit her geholt. Ich hab die gesamte Tonne durchwurschtelt und die Einladung zwischen der Werbung gefunden nachdem das einladende Kind im Kindergarten nachgefragt hat, ob er die Einladung nicht bekommen hat.

Mir tut das andere Kind sehr leid, aber das wenn meine Tochter selbst nicht besonders stabil ist, wäre sie mir wichtiger.

lg

6

Danke für deine Meinung. Das sind eben genau meine Befürchtungen.

1

Nachtrag:

eine meiner Überlegungen war, meine Tochter dabei zu unterstützen, sich dem Mädchen gegenüber gesund abzugrenzen (aber wie krieg ich das hin?) - wenn sie das denn könnte, wäre sie aber gar nicht erst so tief in den Kontakt eingestiegen... Es ist auch nicht so, dass meine Tochter im real life keine Freundinnen/Freunde hätte - die andere aber offenbar nicht.

Und es widert mich an, dass ich wieder in etwas reingezogen werde, dass ich nicht will... Wo mir mein Ex immer vorwirft, ich würde unangenehmen Dingen aus dem Weg gehen, was er in diesem Fall aber genauso tut.

Die einhellige Meinung meiner Freundinnen/meiner Schwester - sie würden den Brief erstmal beiseite legen und nichts sagen.

3

Wer sagt denn, dass sie den Brief sofort öffnen und lesen muss?

Definitiv würde ich nie mein Kind belügen, sondern ihr selbstverständlich von dem Brief erzählen. Offen darüber reden, dass ein passender Zeitpunkt gefunden werden muss, wann und in wessen Beisein sie den Brief lesen kann. In dem Zusammenhang auch nach ihren Gefühlen fragen und vor dem Öffnen des Briefes auch mit Psychologe und Berater reden.

Vielleicht entscheidet Deine Tochter ganz alleine und achtsam, dass sie den Brief erst einer Vertrauensperson gibt, die mit ihr dann auszugsweise bespricht, was drin steht.

Das Letzte, was ich tun würde, wäre Unterschlagung, Lügen oder alleinige Entscheidungen. Mit 15 und in Therapiebegleitung gibt es sinnvollere Lösungen und sie kann aus dieser Freunschaft auch unheimlich viel für sich lernen, gerade weil es nicht oberflächlich ist. Und wenn Du weiter ihre Vertrauensperson bleiben willst, dann solltest Du solche Aktionen nicht einmal andenken.

4

Der Psycholge redet mit ihr - nicht mit den Eltern. Und der nächste Termin ist lang hin.

Das mit dem "einen passenden Zeitpunkt" finden ist eine ganz gute Idee, nur ob sie da mit sich reden lässt?

5

Was meinst du, kann sie aus einer solchen Freundschaft lernen?

Sie macht sich Vorwürfe, dass ihre Versuche, die andere "aufzumuntern" zum Scheitern verurteilt sind. Wenn "die Klinik nicht helfen kann" - wie soll eine 15-jährige, die 700km entfernt wohnt, das tun? Die Freunde meiner Tochter sagen ihr auch, sie könne nix tun.

Und wenn es nur um den reinen Kontakt ginge ok - aber wenn es ihr danach schlecht geht? Ich kann in dieser Freundschaft nix gutes finden. Sie hat genügend nicht-oberfIächliche andere Freundschaften im realen Leben. Ist ja ein bisschen so wie wenn Frauen in einer destruktiven Beziehug leben - die lernen bestimmt auch jede Menge über sich - aber um welchen Preis?

Und es ist ja noch nicht mal eine enge Freundin sondern eine Urlaubsbekanntschaft.

Ich schwanke gerade zwischen "erzieherischem Auftrag" und Verantwortung für mein Kind und respeltvollem Verhalten einem Teenager gegenüber.

Ich war mit 15 in einem unguten Dreiergespann unterwegs... Das wurde tatsächlich damals durch die Eltern bzw. durch äußere Umstände unterbunden - und das war ein wahres Glück, auch wenn wir das damals natürlich nicht einsehen wollten. Für eine der 3 und mich ist es nochmal gut ausgegangen, die dritte ist richtig abgestürzt (und das haben unsere Eltern damals schon gesehen). Weiß nicht wie es gekommen wäre, hätte man das weiterlaufen lassen. Nur bin ich nicht in der komfortablen Situation heute - social media sei Dank.

weitere Kommentare laden
8

Lesen und dann entscheiden?
Einfach so würde ich ihr den Brief nicht geben. Auch wenn sie schon 15 ist musst du dein Kind schützen.
Wenn du ihn nicht lesen möchtest würde ich ihn ihr nicht geben und lieber vernichten.

Alles Gute

10

Das bringe ich nicht... Sie hat mir neulich was wegen Wahrung des Briefgeheimnisses bzw. Lesen von Handychats erläutert - also da wäre definitiv die Kacke am Dampfen. Zumal ja der Kontakt spätestens dann wieder auflebt, wenn die andere ihr Handy wieder hat.

Mir geht es nur gerade auch um den Zeitpunkt. Hätte der Vater ihr den Brief DIREKT gegeben, also in den Ferien, hätte man vielleicht leichter mit einer möglichen Reaktion umgehen können als wenn die Schule wieder losgeht. Am Ende sagt sie kann nicht in die Schule, weil es ihr wieder so schlecht geht. Und in den Ferien ging es ihr deifintiv nicht schlecht. Überhaupt, seit dem der Kontakt ruht.

12

Bitte schreib mich per PN an. LG Moni

13

Eine gute Lösung ist, wenn du ehrlich bist, verläßlich bist, liebevoll, wenn du deiner bald erwachsenen Tochter auch ein Stückchen Verantwortung zumutest. Das heißt jetzt nicht, dass man alles so laufen lassen muss.
Eine schlechte Sache - gar keine Lösung - ist, wenn du trickst, lügst, dich vor Verantwortung drückst, schummelst, und ihr die Sache komplett aus der Hand nimmst. Mit ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz hat sie das längst durchschaut und es wird die Folge haben, dass sie dir nicht mehr vertraut in diesen Dingen.

Versetz dich doch mal in ihre Rolle. Das Briefgeheimnis betrifft auch ungeöffnete Sendungen. Unterschlagung von Briefsendungen ist genau genommen eine Straftat nach § 206 StGB.

Ich würde dem Vater den Brief zurückgeben und ihm nahelegen, den Brief der Tochter mit einer Entschuldigung/Erklärung auszuhändigen oder mit ihr zu besprechen was damit geschehen soll. Schließlich wurde er an seine Adresse zugestellt.

15

Du hast recht mit dem tricksen und schummeln. Ich fühle mich eben mit keiner Option wohl.
Dem Vater den Brief geben - meines Erachtens nicht so zielführend - da werden nur Nebenkriegsschauplätze eröffnet. Adressiert war er ja auch nicht an ihn, sondern an unsere Tochter. Das wäre die Steilvorlage für ihn, dass ich mich vor der Verantwortung drücke. Dass er das tut, in dem er den Brief in meinen Kasten wirft - tut für ihn nix zur Sache...

16

Hier noch eine Möglichkeit: Du teilst deiner Tochter mit, das ein Brief von ihrer Freundin gekommen ist, und das du ihr diesen Brief nicht aushändigen wirst und sie ihn nicht lesen darf bis sie volljährig ist. Erkläre ihr die Gründe für diese Entscheidung, und sage ihr, das sie keine weiteren Kontakt mit der Freundin haben darf - auch nicht über Handy.

Diese Entscheidung solltest du in einem Brief auch den Eltern der Freundin mitteilen. Sie ist alt genug, um zu verstehen, das es toxische Beziehungen gibt - du als Mutter bist verpflichtet, dein Kind so weit möglich, vor Schaden zu bewahren.

evtl. könntest du auch mit ihr vereinbaren, das sie den Brief zusammen mit dem Psychologen lesen darf. Wäre das ein für dich gangbarer Weg?

17

Wie soll ich denn den Handykontakt unterbinden? Ihr das Handy wegnehmen? Da gibt es 1000 Mittel und Wege. Ich glaube nicht wirklich dass ich den virtuellen Kontakt unterbinden kann, zum Glück wohnt das Mädchen weit weg. Mich an die Eltern zu wenden hatte ich auch schon überlegt, aber dann ist meine Tochter ja auch wieder total sauer auf mich.

Mir geht es aktuell um den Brief weil ich befürchte dass sie sich damit den Einstieg in die Schule komplett versaut. In Zukunft hoffe ich dass der Psychologe mit ihr WEge bespricht, wie sie mit der Freundin umgeht. Mich würde auch sehr interessieren, was ein Psychologe in der Situation rät und sagt.

18

Meine Kinder sind noch fast ganz ohne Handy großgeworden. Hm, ich glaube, mein erster Gedanke wäre tatsächlich, ihr das Handy wegzunehmen :-)

Was aber vermutlich nicht mit der heutigen Realität vereinbar ist. Einsicht ist bei 15-Jährigen nicht immer zu erwarten - aber ich würde versuchen, ihr tatsächlich zu erklären, warum der Kontakt für sie schlecht ist - das von negativen Gedanken eine Ansteckungsgefahr ausgeht, vier von einem Virus, und das sie zur Zeit ein „geschwächtes Immunsystem“ gegen diese Art Krankheit hat - deshalb ja auch der Besuch beim Psychologen, der ihr dabei helfen soll, das ihre Abwehrkräfte gegen solche negativen Gedanken zu stärken.

Das ihre Freundin - die von der „negativen Gedanken-Krankheit“ noch schlimmer betroffen ist, so sehr, das sie im Krnakenhaus ist deswegen. Vielleicht hilft es auch, wenn du ihr erlaubst, das sie wöchentliche Briefe mit positiven Gedanken und guten Wünschen an ihre Feundin schreibt - vielleicht noch mit kleinen Geschenken - selbstgemalte Bilder, schöne Postkarten an die Freundin schreiben darf - um ihr zu helfen, bessere Gedanken zu bekommen.

dann hat sie nicht das Gefühl, ihre Freundin in Stich zu lassen - sondern ihr zu helfen, soweit es geht, ohne sich selber zu gefährden.

weiteren Kommentar laden
20

Ich finde es im allgemeinen sehr fragwürdig, dass msn überhaupt auf die Idee kommt, diesen Brief dem Mädchen nicht auszuhändigen. Natürlich erhält deine Tochter den Brief von dir und zwar umgehend. Du kannst doch nicht einfach Ihre Post beschlagnahmen. Allein der Gedankengang ist völlig inakzeptabel. Sie bekommt den Brief und was drin steht geht dich absolut gar nichts an. Deine Tochter wird sich an dich wenden, wenn sie damit nicht klar kommt. Soviel vertrauen solltest du schon in dein Kind und deine Erziehung haben. Und den Kontakt unterbinden? Geht's noch? Deine Tochter zu schützen bedeutet NICHT ihr vorzuschreiben, mit wem sie Kontakt hsbrn darf und mit wem nicht. Wenn Sie mit der Situation überfordert ist, bist du für sie da. Aber das, was du überlegst geht einfach nicht. Sorry, das ist absolut nicht ok.

21

Selbstverständlich bin ich als Erziehungsberechtigte befugt, Post die eine potentielle Gefährdung der psychischen Gesundheit beinhaltet nicht an eine Schutzbefohlene auszuhändigen. Genausowenig, wie ich einer 15-Jährigen ein Ballerspiel mit FSK18 nicht aushändigen würde.

Ich darf den Brief nicht lesen, (er beinhaltet ja auch persönliche Dinge Drietter, die mich nichts angehen) ich darf ihn auch nicht vernichten (schließlich ist er Eigentum meiner Tochter), aber Ich kann ihn einbehalten, bis sie nach meinem Ermessen reif genug ist, ihn zu lesen - oder bis sie Volljährig ist.

22

Offenbar IST sie ja überfordert. Und macht die Probleme der Freundin zu ihren. Da kann ich mir den Mund fusselig reden, dass es nicht ihre Aufgabe ist und sie auch nicht in der LAGE ist der anderen zu helfen. Und dass es deswegen gut wäre, den Kontakt zurückzufahren.

Sie ist 15, nicht 25. Wenn sie jetzt mit einem drogenabhängigen 20jährigen chattet, muss man das auch hinnehmen?

weitere Kommentare laden
37

Hallo liebes Ratlosumsieben,

ich habe eine sehr ähnliche Situation mit meiner Tochter, die im gleichen Alter ist, wie deine. Sie hat in einem sozialen Netzwerk ein Mädel kennengelernt, das scheinbar stark depressiv ist. Sie hat auch wohl schon "angedroht", von einem Hochhaus zu springen, auf welchem sie gerade stehen würde. Diese Infos habe ich von meiner anderen Tochter bekommen, die anfing, sich über ihre Schwester Gedanken zu machen.
Ich habe meine Tochter angesprochen und sie nach dem Kontakt gefragt, was genau hinter den angeblichen Problematiken ihrer Freundin steckt usw. Sowas ist immer eine heikle Situation. Zu massiv sein, ist oft kontraproduktiv. Aber sensibel machen, für die Risiken hinter solchen Kontakten, finde ich sehr wichtig. Auch das kritische Hinterfragen, ob sich diese Menschen, mit denen man nur virtuell in Kontakt steht, wirklich immer "die Wahrheit" über ihre momentane Situation schreiben, oder vielleicht auch jemanden an sich binden wollen, interessant sein möchten usw. Ich habe mich dazu entschieden, nicht zu versuchen den Kontakt zu unterbinden oder das Handy wegzunehmen und habe dieses meiner Tochter auch so gesagt. Gleichzeitig habe ich mit ihr besprochen, dass ich mit ihr im engen Austausch über die Situation sein möchte. Vertrauen von beiden Seiten also. Weiterhin habe ich mir von ihr den Namen, die Adresse und Telefonnummer des Mädchens geben lassen, um im Zweifelsfall agieren zu können.
Ich glaube ich würde an deiner Stelle mit deiner Tochter noch einmal sprechen. Ihr die Sorgen mitteilen, die du dir machst, nachfragen, was sie selber glaubt warum ihre Freundin sich so verhält, wie es ihr wirklich geht und auch wie es ihr selber in dem Kontakt geht. Dann würde ich ihr von dem Brief erzählen. Wenn sie diesen haben möchte, dann gib ihn ihr. Sei dabei, wenn sie ihn liest und stelle Fragen. Ob sie die beantwortet, ist natürlich ihr überlassen. Vielleicht lässt sie sich ja darauf ein, dass ihr den Brief gemeinsam beantwortet. Biete ihr Hilfe zum Selbstschutz zur Reflexion ihrer eigenen GEfühle und BEdürfnisse. Das finde ich in dieser Situation wichtig

Liebe Grüße

39

Danke für deine Empfehlung.

49

Sehr gute Antwort!

weitere Kommentare laden
41

Kannst du den Brief nicht dem Therapeuten aushändigen und er entscheidet dann, wie er ihn der Tochter übergibt?

Unterschlagen würde ich den Brief auf keinen Fall und auch nicht zurückhalten bis sie 18 ist. Das wäre in meinen Augen übergriffig und hätte als Teenager mein Vertrauen in meine Eltern massiv erschüttert.

LG