Rauswurf aus dem Gymnasium... was dann?

Hallo!

Men sohn ist speziell. Wir starten zur Zeit einen erneuten Versuch zu schauen, was er hat. Ich finde, dass sein Verhalten nicht ausschließlich mit Erziehungsfehlern zu erklären ist. Ich arbeite selbst mit schwierigen Jugendlichen zusammen und finde, dass meinem Sohn irgendwas fehlt. Weiß aber nicht was. Bisher heißt die Diagnose "störung des Sozialverhaltens". Wenn ich im Internet lese ist da immer von Erziehungsfehlern oder Traumatisierungen die Rede.
Klar, machen wir Fehler und könnten bei manchen Situationen besser reagieren, aber ich finde unsere Fehler nicht gravierender, als die anderer Eltern. Ein Trauma kommt meines Empfindens nicht in Frage.

nun. Die Klassenlehrerin meines Sohnes blökte mich nach einer für sie sehr unangenehmen Situation übers Telefon an und sprach davon, dass sie sich "das nicht mehr gefallen ließe" und sie "was unternehmen werde".
Mein Sohn beschreibt die Situation so, dass sie wohl der Klasse zeigen wollte, wie nervtötend dieses Geräuschemachen sei und sie das eben nachgemacht habe. Er habe sich das Lachen nciht verkneifen können (naja, er hat eine ganz gemeine laute Lache - mich hätte das in dem Moment auch stark getroffen). Sie beschrieb es mir so, dass er sie ausgelacht habe.
Ich habe Verständnis dafür, dass die Lehrerin noch jung ist und dass es ihr erstes Jahr als Lehrerin ist. Aber ich finde, dass sie das einfach dumm gelöst hat. Ich habe selbst Klassen von Hauptschülern vor mir und wenn ich so eine Dummheit machen würde, und deren "Verhalten spiegeln" würde, hätte ich aber sowas von verloren... #kratz
Ich bin übrigens kein Pädagoge.
Ich habe dazu nichts gesagt, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es mein Sohn ausbaden muss, wenn wir die Lehrer kritisieren. Und mir passieren ja auch Fehler. Unser Sohn ist schwer zu händeln. Gerade in Gruppen ist er extrem schwierig. Ich kenne die Gruppendynamik, die durch einen einzelnen Schüler entstehen kann. Dann bist du mal nen Tag nicht gut drauf und die ganze Klasse geht dir hoch.
Und ich kenne meinen Sohn, wie unbändig er ist, wenn er in einer Gruppe ist. Der kleinste Augenkontakt, das kleinste Lächeln heizt ihn an. Es hilft nur zu separieren und genau DAS ist der Lehrerin verboten.

Also es herrscht eine sehr unangenehme Situation für die Lehrerin. Ich habe keine Rückmeldung von anderen Lehrern.

Meine Angst ist, dass er irgendwann "rausfliegt".
Wir haben das schon in der Grundschule durch und die Erfahrung gemacht, dass ihn KEINE andere Schule aufgenommen hatte. Er musste in eine Förderschule. Erst als wir dem Schulleiter der Förderschule "die Pistole auf die Brust" gesetzt haben, konnte er wieder auf eine Regelschule, weil ER den Schulwechsel initiieren musste.

Ich arbeite an Oberschulen und kenne auch dort die Tendenz, Eltern weiterzuleiten, wenn sie mit "Problemschülern" kommen.
Die Klassen sind groß, es gibt keinen Platz für solche Kinder.

Wir haben auch keine Diagnose (deswegen der erneute Versuch, ihn durchchecken zu lassen). Ich empfinde momentan nur eine fürchterliche Angst, dass mein Sohn weiterhin von Schule zu Schule wechseln muss, weil er zu anstrengend für die Lehrer ist. Er geht jetzt in die 5. Klasse des Gymnasiums und hat schon 3 Schulen besucht.

Wenn man ihn einzeln hat, ist er gut führbar. Er hat einen vollkommen anderen Rhythmus, als der von der Schule vorgegebene. Daheim arbeiten wir mit 60min Schule und 20 min Pause im Wechsel. Da arbeitet er konzentriert und effizient.
Die rasch wechselnden Stunden machen ihm Probleme.
Ich bin völlig ratlos, wie es weiter gehen soll - auch mit Diagnose (Autismus??? ADS???)

uff... kennt das wer? oder kann mir irgendwie eine Anlaufstelle nennen?

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Ich bin ein wenig irritiert.

Das Problem besteht nun schon seit 4einhalb Jahren?
Er ist aus der Grundschule geflogen, musste auf eine Förderschule?

Spätestens da müsste doch mal jemand eine Diagnose gestellt und eine Behandlung vorgeschlagen haben? Wenn er Förderbedarf hat, dann stellt man doch auch fest, warum und macht einen Förderplan.

Ich will Dir keine Angst machen, aber ein Junge mit so massiven Auffälligkeiten ist an einem Regelgymnasium wirklich kaum beschulbar. Sie werden sich also alle Mühe geben, Euch so schnell wie möglich loszuwerden. Da er schulpflichtig ist, müsst ihr aber eine Alternative angeboten bekommen.

Was sagt denn der Kinderarzt dazu? Was der schulpsychologische Dienst?

Und wieso beschult ihr ihn zusätzlich zu Hause?

Fragen über Fragen, aber keine Hilfe für Dich. Sorry!

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Deine Fragen sind berechtigt.
Das Problem besteht seit seinem 3. Lebensjahr und seit dem sind wir in familientherapeutischer Behandlung. Mit Unterbrechungen (da sonst die KK Probleme mache).
Er war auch schon ein Mal für 6 Monate in der Tagesklinik.
Er wurde - ohne Rücksprache mit uns (!!!) - auf sonderpädagogischen Förderbedarf getestet.
Er wurde 2 Jahre in einer familientherapeutischen Tagesgruppe betreut und trieb auch dort die Erzieher in den Wahnsinn.

Dass er kaum beschulbar ist, sehe ich, da er definitiv NICHT GRUPPENKOMPATIBEL ist. Und ich weiß nicht, welche Möglichkeiten wir für ihn haben. #kratz

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Förderzentrum für emotionale und soziale Entwicklung in Betracht gezogen? LG

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Wart Ihr nicht schon mal in einem SPZ? Oder zum Kinderpsychiater? Was sagt der Kinderarzt dazu? Der muss Euch ja entsprechend überweisen und Euch die Adressen geben.

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Hi,
wenn er schon immer so schwierig war, was sagen denn die Ärzte, da müsst ihr doch schon einiges durch haben und Verdachtsdiagnosen erhalten haben.

Warum war die Förderschule schlecht für Ihn?

Ihr seht ja selber, das ihr Eurem Sohn nichts gutes tut, bzw. den anderen Kindern.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das junge Llehrer oder Referendare besonders motiviert sind und alles probieren.

lg
lisa

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Die Förderschule war deswegen schlecht, weil der Fachunterricht quasi hintenrum fiel.
Ich habe 2 seiner Schulkameraden zu seinem Kindergeburtstag eingeladen. 1 Stunde. Es war der absolute Graus! #zitter 1x ADHS; 1xschwere emotionale Störung; 1x mein Kind.
In der Klasse waren 9 Kinder, alle irgendwie emotional schwer behindert.
Die 1. Klassenlehrerin ist Floristin geworden.
Die 2. Klassenlehrerin ist 3 Monate nach Einstellung schwanger geworden und war als Quereinsteigerung völlig mit iherer Arbeit überfordert.
Die 3. Klassenlehrerin hat uns unterstützt, ihn auf die Regelschule zu bringen.
Die Klasse wurde sehr oft "ausnahmsweise" von der Erzieherin, die mit in der Klasse ist, unterrichtet. Diese Frau hat den Kindern nicht gut getan. Wertschätzung war für sie ein Fremdwort. Da gabs eine Menge kleine und große Demütigungen gegenüber Kindern und Eltern.
Unser Sohn war sehr froh, als er aus dieser Klasse raus kam. Und er hat den versäumten Schulstoff (er hing durch die Förderschule und den dort herrschenden Lehrermangel mehr als ein halbes Jahr im Stoff hinterher) sehr rasch aufgeholt. Er hatte nur 1er und 2er auf dem Abschlusszeugnis der Klasse 4, alle empfohlen das Gymnasium. Dass es ein derartiger Albtraum wird, war zum Zeitpunkt der Einschulung ins Gymnasium nicht absehbar. Ich habe aber den Verdacht, dass die Oberschule die selben Probleme macht.

Mag sein, dass du junge Referendare oder Lehrer kennst, die alles probieren. Die Klassenlehrerin meines Sohnes hat den Kanal voll.
Nachvollziehbarerweise.

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Ok, vergiss meine Frage oben. Das habt ihr schon durch.

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In welchem Bundesland lebt ihr?

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Sachsen. An der Grenze zu Bayern und Thüringen.
Hast du nen Tipp für ne Einrichtung?
Wir sind momentan ans SPZ in Hof (Bayern) herangetreten.

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Ich lebe in NRW, da fällt mir auch grade mal nichts schlaues ein. - sorry

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Hallo,
ja, ich kenne das. Im Gegensatz zu den anderen Usern hier weiß ich, dass Diagnosen nicht vom Himmel fallen. Sie sind auch nach jahrelangen Tests (natürlich bei Fachärzten und dem so hochgelobten SPZ) oftmals nicht zu bekommen.
Ich habe 3 Jahre lang Ärzte und andere Angehörige versucht zu überzeugen, dass "etwas" nicht stimmt (ja, ich bin doch kein Arzt - so genau konnte ich das nun nicht diagnostizieren). Danach folgten 4 Jahre in denen wild herumgetastet wurde. Die eigentliche Diagnose, die es am Ende dann war, wurde nämlich fälschlicherweise vom SPZ gleich am Anfang ausgeschlossen. In den letzten 3 Jahren sind nun ständig neue Diagnosen hinzugekommen. Es hört einfach nicht auf...und es sind keineswegs "Kleine" Diagnosen, sondern so richtige Hammer.
Heute haben meine Kinder einen Pflegegrad 4 bzw. 2 und einen Schwerbehindertenausweis mit GdB 100 und den Merkzeichen B, G, H bzw. 70 und H. Bis zum 3. Lebensjahr waren sie (glaubt man dem U-Heft) vollkommen gesund - absoluter nonsens, denn sie wurden in der SS vergiftet und daher rühren ihre Behinderungen.
Meine Söhne besuchen heute Regelschulen in der 5. bzw. 4. Klasse. Das klappt ganz gut.

Bei deiner Beschreibung würde ich allerdings davon ausgehen, dass hier einiges im Argen liegt, aber auch viele Optionen einfach nicht probiert wurden. Wieso bekommt dein Sohn keine I-Kraft? Die könnte doch die Situation entschärfen und ihn bei Bedarf aus dem Zimmer nehmen. Wenn dein Sohn im Unterricht ansonsten gut mitkommt, aber eben an sich überlastet ist, dann braucht ihr Nachteilsausgleiche. Hier würde ich einen Termin in der KJP empfehlen zur Diagnostik und die sollen dort ein entsprechendes Schreiben für die Schule aufstellen. Außerdem soll gleich mit draufstehen, dass dein Sohn eine I-Kraft braucht.
Sowas erscheint alles nicht auf dem Zeugnis, würde aber allen Beteiligten den Unterrichtsalltag sehr erleichtern.

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Die I-Kraft wurde uns verweigert.
Deswegen will ich eine Diagnose haben, damit wir sie bekommen.

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Wenn du mehr dahinter vermutest, als gewisse Reaktionsfehler als Eltern (worin er evtl. im Negativen schneller seine Aufmerksamkeit erlangt) und mit deinem Latein am Ende bist, würde ich einen Kinderpsychologen zu Rate ziehen.

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Auch das haben wir bereits versucht.
Wir starten einen neuen Versuch mit dem SPZ

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sorry aber bevor mein Kind in eine Förderschule muss, hätte ich das SPZ schon längst durchgelaufen

Sicherlich dauert es ewig mit Diagnosen aber wenn alles nichts bringt und ich denke ihr habt sicherlich schon einiges von Frühförderstelle, Ergo, Physio, etc.dann wäre ich schon längst beim SPZ gewesen...ihr habt ja schon 4 Jahre Schule druch!!!!

lg
lisa

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Hi,

Probleme kenne ich.
Ich habe selbst ADHS und Freunde mit Asperger Autismus.

Die meisten, einschließlich mir, bekamen die Diagnosen im Erwachsenenalter. Wir wollten wissen, was los ist.

Asperger und Schule schließen sich nicht per se aus. Schwierigkeiten gibt es trotzdem.
Mehrfacher Wechsel macht es oft nur schlimmer. Aber leider notwendig, je nachdem wie die Gruppe zusammen gestellt ist.
In der Grundschule meines Kindes hätte ich nicht durchgehalten. Trotz Diagnose und Medikament #schwitz. Ich habe gelernt sozial kompatibel zu sein. Aber die Art und Weise, wie es in der Grundschule ablief #schwitz

Bei ADHS fallen mir Gruppen deswegen sehr schwer, weil ich die verschiedenen Reize nicht filtern und sortieren kann. Ich kann schon, aber das muss ich bewusst und einzeln machen. So als würde ich jede Person, die spricht, wie Steckperlen erst mal einzeln sortieren. Jede Person und alles was gesagt wird, um sie dann auffädeln zu können.

Seit ich meine Diagnose kenne, geht es mir besser, weil ich selbst besser damit umgehen kann.
Nachteil: ich treffe immer wieder auf Ärzte, die meinen "kenn ich nicht, gibt es nicht". ADHS kann es nicht sein. WEIL ich als Patient die Diagnose schon weiß, wenn ich hinkomme (von Fachärzten diagnostiziert), muss es was anderes sein #klatsch Auch wenn ich wegen was völlig anderem hingehe.

Kennt ihr Ärzte, die sich damit auskennen?
SPZ hatte ich bisher nie zu tun.

Gibt es Schulen bei euch im Umkreis, die auch kleinere Klassen haben?
Von meinen Freunden/Bekannten mit Asperger Autismus waren auch Schulwechsel in andere Bundesländer dabei, weil in Wohnortnähe so lange Schulwechsel angestanden hätten, bis die Schulpflicht vorbei gewesen wäre. Was in dem Fall alles nur schlimmer gemacht hätte.

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Hallo

Wer hat dir die Diagnose damals gegeben?
Wie bist du dazu gekommen, dass du zu demjenigen gegangen bist?

Ich kenne durch meine Arbeit massenhaft Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, aber bei meinem wurde das rigoros ausgeschlossen und NICHT getestet.

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Ohne Diagnose oder Idee was es ist kann dir wahrscheinlich keiner Helfen. Ich würde zum Kinderpsychater gehen. Dort kann euch bestimmt gehofen werden.
Jedenfall müßt ihr dann an seinem sozialverhalten arbeiten. Bei uns arbeiten dann Eltern, Schule, Jugendamt usw.. zusmammen. Nur so kann vielleicht eine Lösung gefunden werden.

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Hallo,

die Unterstellung von Erziehungsfehlern und Traumatisierung hatte eine Freundin von uns auch bei ihrem Sohn.
Er wurden 3 oder 4 Jahre lang von allen möglichen Stellen getestet, und diese ganzen Möchtegern-Fachleute haben nicht heraus gefunden, was das Problem bei dem Kind ist.

Irgendwann sind sie bei einem Autismus-Zentrum gelandet. Die haben dann der Mutter gesagt, dass ihr Sohn quasi der Autist aus dem Lehrbuch ist.
Das haben diese ganzen anderen Stellen, die ja angeblich soo viel Fachwissen haben, nicht auf Reihe gekriegt! #klatsch

Ich würde Euch daher raten, zu einem Autismus-Zentrum zu gehen. Wenn es das nicht ist, habt Ihr es zumindest ausgeschlossen.
Diese Probleme, die nur in Gruppen auftreten, das nicht verstehen können, wie man adäquat auf andere Menschen reagiert, sein persönlicher Rhythmus und das Problem mit den wechselnden Stunden, ist ziemlich typisch für einen Asperger Autisten.

LG

Heike

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es wurde halt bisher ausgeschlossen. OHNE das es abgetestet wurde.
Er unterscheidet sich auch von Aspergern, die ich kenne (ich habe 9 Monate in einem Autismuszentrum als Schulbegleiterin gearbeitet), aber ich wills nciht mehr ausschließen.