AD(H)S bei Erwachsenen (Frauen) erkennen, wie?

Hallo liebe Community!

Ich habe eine Frage, die mich schon länger beschäftigt und vielleicht gibt es ja hier den ein oder anderen, der mir seine Erfahrung berichten kann?

Da bei meinem Kind vor einiger Zeit eine AD(H)S-Störung diagnostiziert wurde, habe ich mich natürlich gefragt, ob ich (Jahrgang 1978) evtl. diese Veranlagung an meine Tochter weitergegeben haben könnte? Nach einiger Recherche im Netz habe ich dann auch einige Symptome gefunden, die z. T. zutreffend sind. Da es zur damaligen Zeit die Diagnosestellung, vor allem bei Mädchen, sicherlich kaum gegeben hat, frage ich mich natürlich nun, ob es bei mir damals nur keiner erkannt hat? Ich muss dem hinzufügen, dass ich es bei meiner Tochter auch nie vermutet hätte und ihr Verhalten auf eine vorpubertäre Phase geschoben habe. In dem Fall kann ich mir durchaus vorstellen, dass es für die damaligen Verhältnisse und der noch anfänglichen Forschung in Bezug auf AD(H)S wahrscheinlich auch oftmals nicht als diese erkannt wurden. Außer, es waren eindeutige Anzeichen vorhanden?

Jetzt würde es mich natürlich interessieren, wie es Erwachsenen geht, die AD(H)S haben. Wie macht sich das im Privat- und/ oder Berufsleben bemerkbar? Wo schränkt es im Alltag ein, bzw. gibt es immer gewisse Sachen, die einem jedesmal Schwierigkeiten bereiten, auch wenn man sich noch so sehr bemühen mag?
Gibt es eindeutige Anzeichen auf die ich eine evtl. AD(H)S-Erkrankung zurückführen kann?
Wie sind die Gemütslagen bei Ad(H)S lern und wie habt ihr evtl. herausgefunden, dass ihr AD(H)S habt? (Wenn dies nicht schon bereis im Kindesalter von entsprechenden Ärzten diagnostiziert wurde.)

Ich wäre sehr dankbar, wenn sich einige Betroffene dazu äußern könnten, damit ich ein paar Anhaltspunkte habe. Denn die Diagnose von AD(H)S im Erwachsenenalter scheint ja mehr als schwierig zu sein?

Es würde mich in dem Zusammenhang auch ebenfalls interessieren, welchen Weg ihr bzgl. der Diagnosestellung eingeschlagen habt? Seit ihr zum Allgemeinarzt oder habt ihr euch an andere Einrichtungen oder Speziallisten auf diesem Gebiet gewandt?

Ich bedanke mich schon einmal ganz #herzlich im Voraus für eure Antworten! #danke

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Du kannst dich bei einem Psychologen testen lassen, so wie es bei Kindern auch gemacht wird. Ich weiß aber nicht, ob es die Kasse zahlt. Da müsstest du dich informieren.

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ja, ich bin betroffen.

Mädchen werden oft nicht erkannt, weil
- sind sie ruhiger (ADS) wird das von ihnen erwartet. (dass sie in der Zeit nicht produktiv sind, fällt nicht auf, Mädchen dürfen ja träumen)
- sie überdreht, bolzig (ADHS) sind sie halt wie Jungs

bei Jungs fällt es fot früher und stärker auf
- ruhige Jungs. Oh Gott, was ist da los. Da stimmt was nicht. Hilfe mein Junge träumt!
- aktive Jungs mit H. Oft schwieriger zu händeln, weil sie über die "normale" Stärke hinausgehen. Daher schnelleres eingreifen.


In meiner Kindheit gab es das ganz sicher auch schon.
Jungs siehe oben, sind schneller aufgefallen. Diagnosen - Hilfen - gab es nicht. Eher Prügel, Ausgrenzung, sonstiges.
Mädchen wurden so hingenommen.

Lange habe ich als Erwachsene gescherzt: "wenn es das zu meiner Zeit schon gegeben hätte, hätte man mich sicher testen lassen".

Und so kam der Punkt als Erwachse, an dem ich mich fragte: warum eigentlich nicht?
Die von damals würden es nie erfahren. Aber ich für mich würde es erfahren - und könnte mir helfen lassen.

Dann habe ich mir bei der Suche nach Adressen helfen lassen.
Dann habe ich mich damit auseinandergesetzt wie ich mit der Diagnose umgehe
- wenn es ADHS ist
- wenn es NICHT ADHS ist (ob ich dann in ein Loch fallen würde, mache ich mir Hoffnungen auf die Diagnose/Hilfestellung oder wäre es nur ein Punkt, ok, dann suche ich weiter, wie all die Jahre vorher auch)

und dann habe ich mich testen lassen.

Wichtig finde ich hier eine seriöse Adresse. Dass die Testung sinnvoll gestaltet ist.

Je nachdem wer es macht, zahlt es entweder die Krankenkasse oder man muss es selbst mit 500,00 € selbst bezahlen.
Seriös ist aber auch, wenn man bedenkt, dass es anderes auch sein könnte oder es eben auch Kombinationen gibt.

Bsp. Depression eine Folge von unbehandelter ADS, Diabetis, Tumor, Leberwerte, Schilddrüsenprobleme usw.



Berufsleben geht. Aber seit der richtigen Medikation geht es sehr viel besser.

Im Grunde ist das Medikament wie eine Brille.
Ohne ging es auch, irgendwie. Mit geht es sehr viel besser! :-)

Früher: 90% Energie für 10% Leistung.
Also für eine 80% Leistung brauchte ich 8x90%= 720%
somit entweder länger oder ich war schneller ausgelaugt

ok, durch eine zusätzliche HB, brauchte ich für vieles weniger Energie. Aber da wo die HB nix bringt, brauchte ich wirklich die vollen 720 % Energie und entsprechend seeeeeeeeeeeehr viel länger, Eigenmotivation und methaphorisch einen eigenen stabilen Stiefel (für den Tritt in den)

Seit der Diagnose, Tipps und auch Medikation brauche ich 1% Energie für 90% in der Zeit, die andere auch dafür brauchen. Bisschen länger, weil ich die kurzen Wege noch nicht eintrainiert habe #schein
Vieles läuft von selbst, wozu ich früher immer erst planen und jeden Schritt einzeln machen musste. Jetzt mache ich einfach und es geht.


Was die Diagnose und vor allem die Hilfestellung (Begleittherapie, Medikation) mit mir macht. Wie es mich verändert hat?

- ich bin entspannter
- ich KANN entspannen (weil ich plötzlich auch mal ruhig liegen kann, ohne 1000 Sachen parallel zu tun)
- ich habe mehr Energie, weil ich weniger Energie verbrauche (für das, was so täglich anfällt)

Das, was ich gerne mache und was ich selbst bin, kann ich jetzt viel besser zeigen/machen.
Weil mehr Zeit, Energie dafür übrig ist ;-)


Dass es das früher schon gab, ist sicher.
Zum einen gibt es in einem Verwandtschaftszweig einige, bei denen es sich vermutlichen lässt. Mit und ohne H, Männer und Frauen.

Zappelphilip und Hans guck in die Luft waren früher (in den 1970ern, 60er, 40ern, 20ern und 18... ihre Spitznamen. Oder besser gesagt, wenn von manchen Vorfahren erzählt wird, werden diese eben mit "er war wohl wie / sie war wohl wie" beschrieben.

Die meisten fanden Berufe, die zu ihnen passten. Wobei es da auch noch sehr viel mehr gab mit weniger Zeitdruck. Anderen wurde versucht es herauszuprügeln.

Andererseits.... der ADS-Familienzweig wollte mir den Sehfehler austreiben. Der Sehfehlerfamilienzweig mit alles Brillenträger, wollte mir das ADHS ausprügeln. Gegeben hat es das schon, nur die Reaktionen und Methoden waren anders. #schwitz

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Also erst mal: die Diagnose muss ein Psychiater stellen. Der Hausarzt kann nur den Verdacht äußern.
2 meiner Kinder haben ADHS und sind mittlerweile erwachsen. Meine Tochter (23)ist mittlerweile sehr strukturiert, hat aber auch weiterhin ein sehr hohes Lebenstempo und Energie ohne Ende. Sie macht auch sehr viel Sport und studiert in Frankreich und kommt da gut voran.
Mein Sohn (20)hatte im Frühjahr sein Abi geschafft (mit Medikinet) und ist jetzt in einem Freiwilligendienst für 1 Jahr in Tansania. Auch er hat ein sehr hohes Lebenstempo und Energie ohne Ende. Aber er ist noch recht unstrukturiert. Bei meinem Mann vermuten wir ein ADS, Haben es aber nicht testen lasset.