Wer hat Erfahrungen mit Antidepressiva?

Hallo Ihr Lieben,

mir geht es leider seit über einem Jahr nicht gut, da ich eine schlimme Trennung hinter mir habe. Bin Mitte 30, hatte KiWu und wurde sehr arg belogen, dann immer viele Versprechungen, die ich nichts mündeten. Ich habe es endlich geschafft einen Cut zu machen nach einem Jahr voller hin und her, Panik- und Angstattacken sowie Schlafproblemen.

Heute war ich bei der psychoteraphie und mir wurde eine mittel-schwere Depressive Episode diagnoztiziert. Da ich einen neuen Job habe, den ich nicht verlieren möchte, weil meine Gedanken ständig kreisen und ich fertig bin, habe ich diesen Schritt gewagt. Ich wurde auf eine Warteliste gesetzt für eine Verhaltenstherapie und soll auch medikamentös behandelt werden. Ich habe noch nie Antidepressiva genommen, hat hier jemand von Euch Erfahrung damit?

Freue mich auf Eure Nachrichten!

Danke

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Hallo!
Ich habe mal eine zeitlang welche genommen. Ich weiss nicht genau, wie sehr sie geholfen haben, aber nach rund einem halben Jahr habe ich sie abgesetzt, weil es mir wesentlich besser ging. Was spricht denn dagegen, es mal zu versuchen? Natürlich kannst du parallel dazu - wenn du die Möglichkeit hast - auch noch anders tun. Sport, viel in der Natur sein, gesunde Ernährung. Aber wenn es dir besch... geht, dann versuche es doch einfach mal. Einziger Tipp, den ich dir mitgeben würde, den ich ganz hilfreich fand: Wenn möglich ein Medikament in Tropfenform zu nehmen. Da kann man besser hoch- und wieder runterfahren als bei Tabletten. Ich hatte am Anfang nämlich einige Kopfschmerzen vom Präparat und da war ich froh, niedrig dosieren zu können.
Alles Gute!

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Hallo,

ich habe Erfahrung damit. Jedes Medikament wirkt bei jedem unterschiedlich gut. Was dem einen hilft, bewirkt beim anderen vielleicht gar nichts. Da muss man sich vorsichtig rantasten. Zu viel davon erwarten sollte man allerdings nicht. Es sind keine Wundermittel. Eine Gesprächstherapie hilft am besten und die Medikamente unterstützen nur zusätzlich.

Ich drück dir die Daumen. Welches Medikament sollst du denn nehmen?

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Ich würde dir definitiv davon abraten... diese Medikamente werden viel zu leichtfertig verschrieben, ist scheinbar das Bequemste für die Ärzte/Therapeuten...

Fakt ist: Antidepressiva lösen keine psychischen Probleme. Sie betäuben sie nur, damit man sie nicht mehr so intensiv wahrnimmt. Dafür machen sie körperlich abhängig - man darf sie z.B. nicht einfach von jetzt auf nachher wieder absetzen, da es sonst zu schweren Entzugserscheinungen kommt. Und sie verändern zudem dauerhaft die Strukturen der Nervenverbindungen im Gehirn. Eine weitere wichtige und sehr häufige Nebenwirkung ist (irreversibler!) Libidoverlust.

Je nach Therapieansatz könnte man auch sagen sie dämpfen die Emotionen ab, so dass die Wahrnehmung der belastenden Themen, die man in sich trägt, abstumpft. Das mag gut sein für Menschen, die ihre Probleme verdrängen und einfach nur "funktionieren" wollen, aber hinderlich für diejenigen, die ihre Probleme bewusster angehen und ergründen wollen. Das Verarbeiten von belastenden Themen geht immer mit einer Neuordnung der Neuronen im Gehirn einher und genau diese Verarbeitungsprozesse mit den befreienden Effekten können diese Medikamente NICHT auslösen.

Wurdest du von dem Therapeuten, der dir die Medikamente nahegelegt hat, eigentlich gefragt ob du hormonell verhütest? Das ist ein Thema, das leider so gut wie immer ausgeblendet wird. Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille (aber auch andere) greifen durch ihre biochemischen Wirkungsweise tief in die Vorgänge im Gehirn und in die Psyche ein, so sind z.B. Depressionen typische Nebenwirkungen von hormoneller Verhütung. In manchen Fällen übrigens bis hin zu Selbstmordgedanken. In Fachkreisen ist das auch allgemein bekannt, aber niemand konnte mir bisher erklären warum man jemandem lieber dazu rät, Antidepressiva einzunehmen, als z.B. die Pille abzusetzen (was in der Praxis nach meinem Kenntnisstand leider der Normalfall ist). Oder die Entscheidung zumindest der Person selbst überlässt. Offenbar entscheiden hier viele Therapeuten über ihre Patientinnen hinweg, dass das "Kosten-Nutzen-Verhältnis" der Pille positiv ist, die psychischen Nebenwirkungen also akzeptabel sind, und man kann im Zweifelsfall ja Antidepressiva verschreiben, die von den Pharmakonzernen aggresiv beworben werde. Dass Psychotherapien gegen Nebenwirkungen von Medikamenten relativ sinnlos sind, scheint dabei kaum jemanden zu stören...

Auch wenn du aktuell nicht hormonell verhütest, ich wollte das Beispiel zur Veranschaulichung nennen um zu zeigen, wie leichtfertig heute Antidepressiva verschrieben werden und wie groß die Lobby dahinter ist. Beim Online-Angebot des Heise-Verlags gab es vor ein paar Jahren auch eine zweiteilige Reportage die informiert hat, wie wenig Antidepressiva tatsächlich wirken (im Vergleich zum Placebo-Effekt) und wie zum Teil Zulassungsstudien geschönt werden. Z.B. indem bei der Zulassung genau betrachtet nachgewiesen wurde, dass die Medikamente gegen Entzugserscheinungen früherer ähnlicher Medikamente wirken und nicht dass es dem Patienten dadurch objektiv besser gehen würde.

Mein Hauptargument gegen diese Medikamente ist auf jeden Fall, dass diese irreversible Nebenwirkungen haben und man sie nach dem "Ausprobieren" nicht einfach wieder absetzen kann und alles im Körper wieder wie vorher funktioniert. Sondern dass sie dauerhaft Spuren in ihm hinterlassen und bewusstseinsverändernd wirken. Zum einen im Gehirn (auf ein Weise die NICHTS mit tatsächlichen Verarbeitungsprozessen zu tun hat!). Und zum anderen was die Libido bzw. die Fähigkeit, sexuelle Erregung zu empfinden, betrifft.

Was ich dir hingegen uneingeschränkt empfehlen kann sind Yoga und Meditation, insbesondere Kundalini Yoga ist sehr effektiv. Ist halt leider etwas mehr Aufwand als ein Medikament einzunehmen. Dafür kann es dauerhaft bei Entwicklungs- und Verarbeitungsprozessen helfen und hat keine schädlichen Nebenwirkungen. Du müsstest halt eine kleine Gruppe bzw. einen erfahrenen Lehrer finden, wo dir die passenden Übungsreihen beigebracht werden (und vom Lehrer dann z.B. Fehlhaltungen korrigiert werden)... dann kannst du sie auch regelmäßig zu Hause machen.

Manche machen auch gute Erfahrungen mit Johanniskraut, hier bitte die üblichen Dinge wie erhöhte Lichtempfindlichkeit beachten (kein Sonnenbaden) und dass es ein paar Wochen braucht um richtig zu wirken. Aber vielleicht wäre das gerade jetzt für den Winter ohne Sonne optimal...

Ich hoffe mit meiner Sichtweise zu Antidepressiva oder zur Pille bin ich nicht bei zu vielen hier angeeckt.

Liebe Grüße und alles Gute!

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Wow,beste Antwort ever!!!!
👍👍👍👍👍👏👏👏👏👏👏