Nicht endende Traurigkeit

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Kurz zu mir: ich bin 32 Jahre alt und Mama eines gerade frisch gebackenen 2-Jährigen (absolutes Wunschkind).

Leider habe ich seit der Geburt ein großes Problem, welches mich nun leider komplett eingeholt hat. Ich bin sehr traurig und extrem unglücklich.
Es fing alles bereits mit der Geburt an. Der lang ersehnte Moment, wenn man sein Kind in den Armen hält und die Welt stillsteht, da man nun endlich weiß was wahre Liebe bedeutet - so habe ich gedacht. Aber die Realität sah anders aus.
Der Moment der Geburt war ein totaler Schock - da alles schief gelaufen ist und ich 4-Fach gerissen bin unter unfassbaren Schmerzen, bekam ich mein Kind auf den Bauch gelegt und es war nichts da... kein Gefühl, keine Freude... irgendwie war es leer und bis auf Schock und Überforderung empfand ich nichts.
Die Tage vergingen, mir ging es nach der Geburt sehr schlecht, konnte mich nicht um mein Kind kümmern, da ich durch den hohen Blutverlust fast 5 Tage nicht wirklich aufstehen konnte ohne umzufallen. Endlich zu Hause nach einer Woche Krankenhaus wurde es nicht besser. Ich war nur am weinen und habe irgendwie nur funktioniert. Leider war unser Baby sehr sehr anstrengend, niemand konnte ihn mir abnehmen, da er geschrien hat wie am Spieß. Aber das ist noch eine ganz andere Problematik.
Die Monate vergingen, die Tränen liefen und es wurde nicht besser. Nach einen Jahr wurde ich noch trauriger, weil dieses "besondere" erste Jahr nun vorbei, aber einfach nur furchtbar war und ich mich so sehr nach schönen Zeiten gesehnt habe, glückliche Momente, diese uneingeschränkte Liebe von der alle sprachen.
Jetzt ist er 2 und ich komplett am Ende, da er nun auch in seine Trotzphase gekommen ist und mich täglich auseinander nimmt. Jede Windel ein Kampf, jedes umziehen Krieg.
Letzte Woche war es einfach vorbei, er hat mich mal wieder geschlagen und getreten woraufhin ich weinend zusammengebrochen bin, weil ich nicht mehr kann. Ich habe seit Wochen keinen Hunger mehr, nichts macht mehr Freude, ich habe fast alle meine Freunde verloren seit der Geburt und fühle mich nur noch alleine und leer. Ich befürchte langsam, dass ich eine Art Babyblues/Wochenbettdepression ?! damals hatte und diese nicht eingestehen/wahrhaben wollte und daher auch nicht behandelt habe... man schämt sich so sehr, Tag für Tag, für das, was man fühlt, und eigentlich nicht fühlen sollte als Mutter eines soweit gesunden Kindes. Aber ich bin so unglücklich und traurig, meine ganzer Brustkorb ist beengt, immer wieder steigt Panik auf, teilweise grundlos aus dem nichts. Tagelang laufen die Tränen, mitten am Tag.
Leider klammert der Kleine (wahrscheinlich gerade deswegen) sehr extrem an mir, lässt sich nicht abgeben bei Oma oder dergleichen. Dazu kommt noch, dass er seit Geburt sehr schlecht schläft, nachts aktuell immer noch um die 6-10 mal aufwacht und dieser 2-jährige massive Schlafmangel natürlich zusätzlich an meiner Substanz nagt.

Vielleicht gibt es ja jemanden hier, der diese Situation kennt bzw. auch selber erlebt hat.
Im Moment fühle ich mich sehr sehr schlecht und schäme mich enorm, meine Gedanken irgendjemandem anzuvertrauen. Aber meine Kräfte sind aufgebraucht.

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Ich kenne es aus dem Freundeskreis.
Wochenbettdepressionen sind behandelbar. Wichtig ist, sich Hilfe zu suchen.

Löse dich von dem Eitelsonnenscheingedöns. Muttersein ist mit Liebe verbunden, stimmt. Aber auch mit Hormonen. Diese können Glück auslösen. Diese können aber auch das Gegenteil von Glück auslösen. Was man erwischt, ist nicht planbar.

Nicht behandelte Wochenbettdepressionen können sich dann weiter ziehen.
Wichtig ist dann: nicht darüber ärgern, was man verpasst hat; sondern jetzt den Mut haben, sich Hilfe zu suchen. Besser spät als nie, damit es besser werden kann.

Wo es Hilfe gibt, weiß ich leider nicht so genau.
Eine Freundin hatte Glück mit ihrer Hebamme.
Eine andere hatte eine Beratungsstelle gefunden, die sich darauf spezialisiert hat.
Eine weitere Freundin (Jahre nach der Geburt) bekam Hormonprobleme. Ihr half ein Heilpraktiker, der sich auf Hormonprobleme spezialisiert hatte. Gyn nahm sie nicht ernst. Auch daran kann es liegen. Wurde den hoher Blutverlust gut behandelt? Noch mal abgeklärt? Geprüft, dass genug Eisen im Blut ist? Bei Eisenmangel neige ich dazu, schlapper zu werden, was wiederum zu Traurigkeit bei mir führt, weil ich weniger hinbekomme. Daher kann auch ein Hormonspezialist eine Anlaufstelle sein.

Auch Seelsorger als ersten Schritt.
Ich wünsche dir den Mut, dir Hilfe zu suchen.
Es gibt Hilfe!

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„ Der lang ersehnte Moment, wenn man sein Kind in den Armen hält und die Welt stillsteht, da man nun endlich weiß was wahre Liebe bedeutet“
„diese uneingeschränkte Liebe von der alle sprachen.“
„ und eigentlich nicht fühlen sollte als Mutter eines soweit gesunden Kindes.“

DAS Problem solltest du als erstes angehen. Dein innerer Druck, den die gesellschaftliche Erwartung an dich auslöst. Oder was du denkst. Das ist absolute rosarote Glitzerwelt und man muss einfach zugeben, dass dies in den seltensten Fällen so von statten geht! Bei mir war es ebenso. Aber ich habe recht schnell erkannt, dass es eben nicht immer so läuft wie im Film.
Sieh es mal so: da kommt ein neuer Mensch. Diesen musst du erst mal kennen lernen. Liebe muss sich entwickeln und wachsen. Ich habe das erste mal bewusst Liebe empfunden, als mein Sohn seinen eignen Charakter entwickelt hat. Also so mit 6-9 Monaten.
Du hast vor lauter Druck und Erwartungshaltung deinen Sohn nie RICHTIG kennenlernen können. Nie wirklich Liebe ENTWICKELN können. Das kannst du aber nachholen, wenn du dich darauf einlässt.

„ Im Moment fühle ich mich sehr sehr schlecht und schäme mich enorm, meine Gedanken irgendjemandem anzuvertrauen.“
Und auch daran solltest du arbeiten. Es ist keine Schande, so zu fühlen! Du bist damit nicht alleine, es redet nur niemand drüber (gesellschaftliche Erwartungshaltung und so…😉). Straff deinen Rücken, sei ehrlich zu dir selbst und such dir Hilfe! Wende dich an eine Hebamme. Oder an deinen Frauenarzt. Wenn dieser gut ist, kann er dir fachliche Hilfe und Ansprechpartner empfehlen, an die du dich wenden kannst.

Denk daran: weder du noch dein Kind haben etwas davon, wenn die Mama auf dem Zahnfleisch geht. Geht’s der man gut, geht es auch dem Kind gut ❤️

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Liebe Sandra.Di,

lass dich erstmal drücken.
Das, was du beschreibst, hört sich ziemlich stark nach Depressionen an. Versuche einen Termin bei einem Psychiater zu bekommen. Evtl. kannst du dich auch an deinen Frauenarzt wenden, jedoch ist der 1. Ansprechpartner ein Psychiater.
Lass dir unbedingt helfen, du gehtst sonst kaputt.

Gute Besserung

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Da sieht man, was zu hohe Erwartungen anrichten können. Ein Baby ist anstrengend. Gerade als Mutter ist man immer gefragt, nie mehr ausgeschlafen und will doch die perfekte liebende Mama sein. Du erlebst nun tagtäglich, dass es anders ist. Sprich mit Deinem Arzt, hole Dir Hilfe. Schaue nach vorn. Es wird noch ganz viele tolle Momente mit Deinem Kind geben.

Liebe Grüße

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Bitte mach sofort einen Termin beim Arzt aus. Entweder Frauenarzt oder Hausarzt. Beide können dir erstmal weiterhelfen.
Ganz wichtig ist, dass du dir Hilfe suchst und ja, die gibt es.
Ich hatte nach der Geburt eine Wochenbettdepression, weil nichts so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte und dann immer noch dumme Kommentare von außen kamen. Mein Mann hat mich dann 6 Wochen nach der Geburt zum Arzt geschickt. Ich habe sofort Antidepressiva bekommen und nach ein paar Wochen war ich wie ausgewechselt.
Wenn sich eine Depression solange manifestieren konnte, wie in deinem Fall, wird die Behandlung evtl. etwas langwieriger. Aber gerade deshalb solltest du nicht mehr zögern, sondern sofort handeln.
Ich würde dir auch dringend eine begleitende Therapie raten. Da kann es aber lange dauern, bis man einen Platz bekommt.

Und bitte schäme dich nicht dafür! Man schätzt, dass 25% der Frauen eine Wochenbettdepression entwickeln. Man ist damit also nicht alleine. Nur leider trauen sich die wenigsten darüber zu sprechen und sich Hilfe zu holen. In einem Babykurs saßen Mütter, die erzählt haben, dass sie seit Monaten jeden Tag weinen, weil ihnen alles zu viel ist. Auf meine Frage, ob sie denn schon mal beim Arzt waren, um das behandeln zu lassen kam nur, dass man da doch durch muss und das zum Muttersein nun mal dazu gehören würde. Ich hab echt an deren Verstand gezweifelt.

Bitte zögere nicht länger. Hol dir Hilfe und dann wird es dir auch wieder besser gehen und du wirst dein Kind genießen können.

Alles liebe 🍀

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Hallo

Darf ich wissen welche Antidepressiva du eingenommen hast? Und ob du Nebenwirkungen hattest?

Danke im Voraus für deine Antwort.
Lg
Nela

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Ich hatte Citalopram. Nebenwirkungen hatte ich keine. Bis darauf, dass ich nach ein paar Wochen am liebsten noch 5 Babys gehabt hätte 🤪
Das war aber nach dem absetzen schnell wieder vorbei 😉