Werde ich zum Hypochonder?

Hallo zusammen,

es fällt mir ziemlich schwer, dies zu tippen - deshalb verzeiht, falls ich eine Themenverfehlung begehe.

Ich bin grundsätzlich charakterlich sehr stark, aber zeitgleich auch einfühlsam. Im letzten Jahr (Dezember 2022) ist dann bei mir so ziemlich alles schief gelaufen, was ich mir nur vorstellen konnte. Ich verlor meinen Job, wurde mit nicht durch mich verursachten Schulden konfrontiert und hatte das Gefühl, dass man mir den Boden unter den Füßen wegzieht.

Ich habe dann einen Job angenommen, den ich so nie nehmen würde, nur um schnellstmöglich alles abbezahlen zu können. Dieser ist im Callcenter eines großen Konzerns und dementsprechend extrem stressig und unter Druck zu arbeiten.

Vor einigen Wochen habe ich dann an mir selbst bemerkt, dass ich dazu neige, mir Sorgen um meine Gesundheit zu machen und leider auch zu googeln, obwohl ich weiß, dass man das nicht sollte. Durch meine jahrelange Tätigkeit im Rettungsdienst bin ich (leider!) auch in der Lage Symptomatiken schnellstmöglich zuordnen zu können.

Ich war in den letzten Wochen bei diversen Ärzten, meine Blutwerte checken, die alle gut sind. Meine EKG's sind gut. Hauptsächlich habe ich ein HWS-Syndrom, sprich eine Fehlhaltung - muskulär bedingt die eben in gewisse Regionen ausstrahlt.

In wenigen Tagen folgt ein Termin beim Frauenarzt, der mir absolute Panik macht, denn, ich war schon 4 Jahre lang aus Angst und Scham nicht mehr dort.

Ich habe wahnsinnige Angst davor, Brustkrebs diagnostiziert zu bekommen und kann nicht zuordnen, woher das kommt.

Geht es jemandem von Euch ähnlich?

Ich danke Euch von Herzen für Eure Zeit!

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Hypochondrie ist meiner Erfahrung nach eine Reaktion auf empfundenen Kontrollverlust. Wenn man das Gefühl hat, dass alles aus dem Ruder läuft, dann kann es eine Beruhigungsstrategie sein, dass zu kontrollieren und kritisch zu beäugen, was man kontrollieren kann: die eigene Gesundheit.
Ist auch ne mega Ablenkung von den dahinter liegenden Problemen: so lange ich Angst habe, sterben zu müssen, muss ich andere Sachen nicht angehen. Dafür hat man dann ja keine Ressourcen mehr.
So ist das zumindest bei mir: Bringt mich was aus dem Tritt, kriege ich Bauchspeicheldrüsenkrebs, also eingebildeten… und zack haben meine Ängste und Sorgen ein Ventil gefunden.


Guck mal genau hin, was für Ängste bei dir unter der Oberfläche stärker brodeln als du vielleicht wahrhaben willst und geh die an.

Was im Akutfall hilft: Sport. Ein todkranker Körper läuft keine 5km…spür dich mal wieder richtig, also im guten Sinne. Mach was, wo du merkst, wie toll dein Herz funktioniert… btw. ist Sport eh gut für Rücken- und Herzgesundheit.

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Ich danke dir vielmals für diese tolle Antwort. Du hast bestimmt auch Recht, dass es bei mir um Kontrollverlust handeln wird und dass ich mich indirekt eigentlich ablenken möchte.

Das mit dem Sport werd ich berücksichtigen. Ich war soeben auch 8km auf nem Spaziergang und werde morgen auch laufen versuchen.

Ich finds echt hilfreich so ganz objektive Ansätze zu bekommen - danke dafür :)

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Hallo,

Ich kenne das leider auch nur zu gut, auch ich bin Meister darin, mir alle möglichen Krankheiten einzubilden:-(. Momentan steht Brustkrebs bei mir ganz oben, wahrscheinlich weil ich gelesen und gehört habe, dass die Betroffenen immer jünger werden.

Ich verfalle dann leicht in Panik und drücke die ganze Zeit an meiner Brust rum #klatsch.

Aber auch sonst kommen mir alles Mögliche in den Sinn, Gehirntumor, Darmkrebs, Schlaganfall etc...es gibt mal bessere, mal schlechtere Phasen, derzeit ist es so lala.

Ich war schon immer eher hypochondrisch veranlagt, aber seit dem Tod meines Vaters 2022 ist es schlimmer geworden.

Lg

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Ich kann dich so gut verstehen. Vor allem dass du dann kurzzeitig in Panik verfällst - so nach dem Motto "man weiß ja nie".

Unternimmst du sonst weitere Schritte dagegen oder tritt das bei dir wirklich immer nur phasenweise auf und danach ist wieder für eine Zeit lang Ruhe?

Es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater verloren hast. Ich kann mir kaum ausmalen, wie sehr das schmerzt.

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Naja, eigentlich unternehme ich nichts Besonderes wenn es mich wieder überkommt...ich sitze es quasi aus und warte, bis die erste Angst vorüber ist. Habe mir aber schon oft überlegt, eine Therapie zu machen bzw mit meinem Hausarzt darüber zu reden. Bisher habe ich mich noch nicht getraut:-(

Hm, ich kann gar nicht genau sagen, in welchen zeitlichen Abständen es auftritt...oft ist es täglich und dauert dann auch mehrere Tage. Es kommt oft plötzlich, wenn ich durch was getriggert werde, etwas lese oder mir wer was erzählt. Dann wiederum ist es mehrere Wochen ruhiger, wobei das nicht bedeutet, dass ich nicht dennoch oft dran denken muss...aber diese schlimme Angst ist dann nicht so da. Also eigentlich muss ich sagen, dass es schon eher öfters vorkommt als nur manchmal...

Danke, lieb von dir...Ja es war wirklich sehr schwer, vor allem weil sein Tod so schnell kam. Er starb an Krebs bzw Corona (das hat es wohl nur beschleunigt)#heul