Panik, Angst & Hypochondrie: Seit 1 Jahr eine Qual

Guten Abend liebe Community.

Ich fange mal ganz direkt an. Seit einem Jahr leide ich unter Angstzustände und Panikattacken. Grund dafür ist, dass ich ständig denke das ich irgendwelche Krankheiten haben. Sprich - Hypochondrie.
Ich habe auch von meinem HA Escitalopram verschrieben bekommen. Dadurch haben sich die Attacken zwar verbessert, sind aber trotzdem nicht ganz weg. Naja, wenigstens etwas.

Ich war auch auf der Suche nach guten Therapeuten, konnte aber oft niemanden erreichen oder auf meine Mails wurde nicht geantwortet. Hatte dann aufgehört. Bin jetzt aber wieder auf der Suche, weil ich es endlich loswerden möchte.

Es belastet mich so sehr, ständig zu denken das ich irgendeine sche*** Krankheit habe, obwohl ich gesund bin. Mir ist bewusst, dass ich es mir nur einbilde und mein Kopf mir ein Spiel spielt. Aber manchmal gewinnt mein Kopf und dann ist es vorbei. Ich fange an zu schwitzen, kriege Herzrasen und stelle mir die schlimmsten Dinge vor. Ich versuche mich dann auch schnell abzulenken, manchmal gelingt es mir und manchmal halt nicht.....

Habt ihr Tipps für mich wie ich besser damit umgehen kann oder wie ich mich in den Situationen selber beruhigen kann? Gibt es unter euch einige die das gleiche durchgemacht haben und es besiegt haben? Über aufmunternde Nachrichten würde ich mich sehr freuen!!!!

Es hat auf jeden fall sehr gut getan einfach mal alles loszuwerden und niederzuschreiben, weil ich oft das Gefühl habe meine Mitmenschen zu nerven mit meinen Gedanken und Verhalten.

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Erstmal hilft es vielleicht zu wissen, dass man Panikattacken nicht mit bloßer Willenskraft abstellen kann. Sie sind eine Überreaktion einer Hirnregionen, auf die wir keinen willentlichen Einfluss haben. Allerdings ist das Hirn nicht gut darin mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Du kannst also versuchen es mit etwas anderem zu beschäftigen. Wenn du die Panik kommen spürst, fange an dich umzusehen und laut auszusprechen was du siehst. Einen Baum, ein Haus, ein Schild… Einfach aufzählen was du vor Augen hast, bis du ruhige wirst.

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Meine beste Freundin hat es nach der Geburt ihrer Tochter entwickelt, der Auslöser war ehec, damals kam es vierzehn Tage nachdem sie ihr Kind gekriegt hat und sie und ihre Mutter hatten es, daran ist ihre Mama
auch leider gestorben (war in Chemo gerade).
Das hat ihr so eine furchtbare Zeit bescherrt dass sie am Ende nicht in der Lage war, außer Haus zu gehen, das Kind in die Krippe zu geben war für sie die Horrorvorstellung, der Mann drohte zu gehen, es war schlimm. Sie hat es auch versucht allein in Griff zu bekommen aber tatsächlich ging es erst mit einer Verhaltenstherapie. Ich weiß nicht genau wie lange es gedauert hat, mindestens ein Jahr; sie erzählte irgendwie von Konfrontation mit ihren schlimmsten Ängste dabei und es hat wohl so gut funktioniert dass sie selbst die Krippenanmeldung abgegeben hat als ihre kleine 2 wurde und mir stolz erzählt hat, sie hat nicht einmal daran gedacht, welche Bazillen und Viren auf dem Kugelschreiber gewesen sind:-) das fand ich damals total krass, weiss ich noch, denn ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, den Kugelschreiber als Gefahr zu sehen und für sie war es riesen Fortschritt. :-D
Jedenfalls ist sie jetzt komplett "normal" es wurde von Jahr zu Jahr besser. Hat aber tatsächlich lange gedauert und ohne Therapie sagt sie wäre nicht passiert.
Alles gute!

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Es ist so schön zu hören, dass es ihr jetzt viel besser geht!!
Bei mir hatte es etwa ein Jahr nach meiner Geburt anfangen, ich weiß auch gar nicht was der Auslöser ist. Jedenfalls hoffe ich, dass es mir mit der Therapie auch besser gehen wird.

Ich danke dir für deine Antwort, und das du deine Erfahrung mit mir geteilt hast.

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Ich antworte dir mal, da ich in einer ähnlichen, wenn auch vielleicht aktuell nicht akuten Situation bin.
Ich habe meine Angststörung bzgl. schlimmen Krankheiten 2020 nach einer OP entwickelt. Damals war es dann so schlimm mit mehreren Panikattacken am Tag, dass ich für die schlimmsten Momente zu Beruhigungsmitteln greifen musste. So extrem war es danach nie wieder, aber Panikattacken habe ich dennoch ab und an und mein größtes Problem ist das Doomscrolling... ich google meine Symptome und habe damit alles schlimmer gemacht. Das zu lassen ist wirklich schwer, aber allein das Handy nicht mehr mit ans Bett zu nehmen hat schon geholfen, da ich vor allem nachts Gedankenkarussell veranstalte. Ob du das auch so machst, weiß ich nicht, aber den Gedanken wollte ich mal mitgeben.

Seit letzten Jahr bin ich bei einem Verhaltenstherapeuten, da ich schwanger war und Angst hatte, dass ich meine Störung auf mein Kind übertrage und jedes Zipperlein an ihm überinterpretiere.
Erst diese Woche hat er mir einen recht guten Tipp gegeben, ich muss erst noch ausprobieren, ob er funktioniert, aber die grundlegende Idee halte ich für sinnvoll, daher geb ich ihn gern weiter. Es soll helfen eine Art Stopp zu etablieren. Sobald die Gedanken anfangen zu kreisen etwas machen, was einen starken Impuls setzt, wie zum Beispiel in eine Zitrone beißen, an Ammoniak riechen etc. Ähnlich wie es auch bei Borderline Patienten empfohlen wird, da, laut Aussage meines Therapeuten, die auslösenden Gedanken in der gleichen Gehirnregion passieren.
Vielleicht ist das ein Ansatz, der dir auch helfen könnte.

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Danke für deine Antwort! Ja, das mit dem googlen mache ich auch…. Eines der schlimmsten Dinge die man in so einer Situation machen kann! Manchmal gelingt es mir das Handy sofort wegzulegen aber manchmal auch nicht.

Der Tipp von deinem Therapeuten hört sich sehr sinnvoll und vielversprechend an. Werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren.