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Hi,

ich selbst glaube an Gott, aber nicht daran, dass er etwas ändern kann, wenn ich ihn anbete oder um etwas bitte.

Ich habe Gott nie so betrachtet, sondern eigentlich mehr als jemand, der die Menschen dann bei sich aufnimmt nach einem langen Leben oder auch nach Schicksalsschlägen.
Also uns erst am Ende des Weges empfängt.

Er hat uns mit Herz und Hirn ausgestattet und uns die Möglichkeiten gegeben beides zu nutzen. Wie wir das aber tun, überlässt er uns.
Evt. könnte man die Bibel noch als Art Erziehungsratgeber betrachten, aber anbetracht der Tatsache, dass diese ja nur aus einem Bruchteil der ursprünglichen Geschichten besteht, die eigentlich dazugehören umd irgendwelche alten Männer vor vielen Jahren entschieden haben, was in die Bibel gehört und was nicht, betrachte ich die Bibel als nette Geschichtensammlung und mehr nicht.
Sie hat für mich keine Bindung.

Ich glaube fest daran, dass Gott möchte, dass wir uns ausprobieren, neues erforschen und er auch kein Problem damit hat, wenn man diesen Weg ohne ihn geht, weil man gerade nicht glauben kann.

Vielleicht hast du dich einfach immer darauf verlassen, durch die Erziehung von Kindesbeinen an, dass Gott schon alles richten wird und wenn man nur brav betet und in de Gottesdienst geht, wird schon alles gut.
Und daher rührt jetzt dein Problem. Denn es bringt eben leider gar nichts. Man wird nicht verschont und erleidet die gleichen Schicksale wie "Ungläubige".

Meine Oma verstarb völlig unerwartet, sie war gestürzt, nichts gebrochen, alles soweit gut. Als mein Vater am nächsten Morgen wieder ins KH gefahren ist war sie tot. Organversagen.

Ich wollte sie den Sonntag davor noch besuchen, habe es aber dann doch verschoben, irgendwas eigentlich unwichtiges kam mir dazwischen.

Daran hatte ich länger zu knabbern, das ich mich nicht verabschieden konnte und mich geärgert, dass ich nicht hin bin. Vielleicht hätte es was geändert.
Ein Jahr später starb auch meine andere Oma, Lungenkrebs. Hier fiel es mir leichter, denn zum einen hatte ich die Chance mich zu verabschieden, zum Anderen weil ich wusste, dass sie jetzt nicht mehr leiden muss.

Ich hätte beide lieber länger bei mir gehabt, sie haben beide so unsere Hochzeit nicht miterlebt und auch die Geburt unseres Sohnes und bald die unserer Tochter.
Ich hätte beide gerne zur Uroma gemacht. Doch das Leben hatte andere Pläne.

Dafür bin ich mir sicher, wachen sie etwas über uns und passen auf uns auf, so gut es geht. Es gibt einfach zu viele ungeklärte "Wunder" oder Vorfälle, als dass ich das ausschließen könnte. Und es hat etwas tröstliches.

Und diesen Trost gibt mir mein Glauben, dass es irgendwann ein Wiedersehen gibt.Und dann für immer.

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Liebe Susanna (?),
die Frage, warum ein allmächtiger Gott soviel Leid in der Welt und bei uns persönlich zulässt, treibt auch gestandene Theologen immer wieder um. Wie schon in einer der Antworten vorher genannt, diese sog. "Theodizee-Frage" ist ein theologisches Dauerthema.
Ich persönlich glaube, dass Gott uns Menschen radikal die Freiheit gegeben hat - ja zu sagen oder nein zu ihm, zu glauben oder zu zweifeln, atheistisch zu denken oder agnostisch, Gutes zu tun oder Böses.... Aber er bietet uns etwas an in dieser Freiheit - seine allumfassende Liebe. Und sucht uns immer wieder. Wartet auf uns, geht uns nach, bietet uns an, zurückzukommen. Und in dieser Liebe, wenn wir sie denn leben, kann Gott allmächtig sein, aber nicht ohne diese Liebe.
Ich kenne einen Menschen, der das sehr gut kann - mit allen Menschen um sich herum freundlich und wertschätzend und aufmunternd umgehen, sie sehen und sie spüren lassen, dass sie gemocht und angenommen sind. Und wirklich ist es um diesen Menschen herum friedlicher und fröhlicher als um andere Menschen herum. Wenn viele Menschen ihre Freiheit nutzen würden, sich so zu verhalten, würde sich soviel verändern in der Welt...... Man stelle sich also einmal vor, die Menschen entschlössen sich kollektiv, Gottes Liebe auch unter ihnen Raum greifen zu lassen, sie von Mensch zu Mensch weiter zu geben, seine Schöpfung zu pflegen und zu schonen, den Mitmenschen als Ebendbild Gottes wahrzunehmen. Dann würde tatsächlich ganz viel Leid verschwinden auf dieser Erde.
Im Kleinen kann sich jeder von uns dazu entschließen, das zu leben, so gut er oder sie es eben kann. Und auch im Kleinen bewirkt diese Liebe ganz viel. Das freundliche Wort, das aufmunternde Lächeln, die hilfreiche Hand sind ein Anfang, aus dem sich weiteres ergeben kann.In diesem Sinne glaube ich daran, dass Gott in seiner Liebe allmächtig ist - und unsere freie Entscheidungen für diese Liebe braucht, damit es wirksam werden kann. Ob das eine Persönliche Entscheidung ist oder eine für die Kirche oder Gottesdienste etc., das ist m.E. nicht so wichtig. Das "Liebe Deinen näcshten wie dich selbst" ist das Wichtige. Mir persönlich hilft allerdings die Gemeinschaft mit anderen Menschen, die das so oder so ähnlich auch glauben, in meiner Gemeinde, weil mein Glaube da immer wieder aufgebaut und gestützt wird auch im Gespräch mit anderen.

Lieben Gruß,
Thea (Kirchenbotschafterin)

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Ich wurde katholisch erzogen, ziemlich streng, aber das war immer eher so: das muss ja so sein, und habe es nie hinterfragt, als dann das hinterfragen begann, habe ich mich als agnostiker bezeichnet, ich rewidiere nicht die Existenz eines Gottes, ich glaube nur für mich selber nicht daran.
Hat auch viel mit meiner akademischen Laufbahn zu tun, weshalb ich auf diesen Entschluss gekommen bin.
Ich verstehe, dass, früher vorallem, Gott den Menschen Halt gegeben hat, und Ihnen Kraft schenken konnte. Aber heut zu Tage, in der modernen Welt, ist auch Gott nicht mehr wirklich notwendig. (damit möchte ich nicht sagen, dass es kein Leid mehr gibt oder so)