Adoption und eigener Kinderwunsch

Hallo Forum-Mädels,

bin neu hier. Lese aber schon lange mit, unser Kinderwunsch jährt sich dieses Jahr zum 5. Mal. Habe mich nun neu angemeldet. Es gibt ein Thema wo ich nicht weiß, wie wir es handhaben sollen und habe ehrlicherweise Angst vor negativen Reaktionen.

Wir sind im Anerkennungsverfahren bei unserem JA. Da gibt es übrigens auch keine Wartenummern, sondern es wird individuell nach den am besten passenden Eltern gesucht.

Nun hat uns die Dame beim JA gesagt, dass die Bemühungen für ein eigenes genetisches Kind unbedingt abgeschlossen sein sollen. Das haben wir natürlich bejaht und auch so im Bewerbungsschreiben angegeben. Aber das stimmt nicht – wir haben gelogen.

Wir haben schon etliche EVF hinter uns. Die Chancen stehen schlecht, dass es klappt – aber die Chancen sind genauso niedrig, wie bei unserem JA auf eine Adoption. Hätten wir eine reale Chance auf ein Kind durch Adoption, würde ich sofort alle Versuche einstellen. Die Gene sind mir egal. Aber so habe ich eine riesige Angst, dass wir nie eine Familie werden.

Könnt ihr mir einen Tipp geben oder den Kopf waschen?

Oder das einfach so weiter laufen lassen und das ist ok? Komm mir da irgendwie auch mies den anderen Bewerbern gegenüber vor. Oder machen das alle so?

Mein Mann schlägt mir die dritte Möglichkeit vor: unser Glück im Ausland zu probieren, wo die Reproduktionsmediziner mehr als bei uns dem Wunschpaar vorschlagen können. Wir müssen uns nur nach einer passenden Klinik umschauen und danach fragen, welche Reproduktionsmethode bei uns in Frage kommt. In Osteuropa sind die Preise echt passabel.

Ich weiß nicht. Werde für jeden Tipp dankbar!

Viele Grüße,
Widowofculloden

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Danke für deine ehrliche Meinung!

So ganz wohl fühle ich mich dabei nicht, daher auch meine Frage hier. Wir haben im Umkreis niemand, mit dem wir darüber reden können oder besser gesagt, der in der gleichen Situation ist.

Irgendwie hast du Recht mit 'Hauptsache ein Kind'. Allerdings sehen wir Adoption schon als eine Lösung, eine Familie zu gründen. Aber definitiv nicht als Not-Lösung. Wobei 'Lösung' irgendwie auch kein schöner Begriff für ein Kind ist. Weil wir haben ja kein Problem für das wir eine Lösung suchen. Wir sind auch zu zweit glücklich und haben eine tolle Beziehung. Aber wir wollen eine kleine Familie gründen, einem Kind Liebe schenken, einen kleinen Menschen aufwachsen sehen und ihm helfen, zu einem anständigen glücklichen Menschen zu werden.

Vor der Bewerbung haben wir lange darüber geredet und in uns hineingehorcht. Wir können uns nicht vorstellen, ein angenommenes Kind weniger zu lieben als ein eigenes. Aber nach dem ich das von dir geschicktes Biotexcom-Video geguckt habe, frage ich mich, ob ich auch auf eine Schwangerschaft verzichten kann. Glaube jetzt nicht, dass mir das gelingt.

Noch ist eine Adoption aber irgendwie auch unreal (eine eigene Schwangerschaft wäre aber ohne ärztliche Hilfe genauso unreal). Sorry für die verworrenen Worte. Wenn doch nicht alles so schwierig wäre!
LG,
Widowofculloden

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Naja, ich finde das jetzt nicht schlimm... Und wenn Ihr ein Kind adoptiert habt und es kommt noch ein Eigenes dazu, werdet ihr doch trotzdem beide gleich lieben... Mein Mann hat ne Pflegetochter, die ist mit 1,5 Jahren dazu gekommen und er liebt sie genauso, wie die anderen...

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Hey,

Ich habe mich zwar bislang noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt, finde aber die Zweigleisigkeit soweit nicht verwerflich. Habe, nachdem ich deinen Post gelesen habe, für mich durchdacht, was die verschiedenen Vorgehensweisen eigentlich nach sich ziehen würden und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es fast frech vom JA finde, dass ihr eure Kinderplanung abschließen sollt. Mir ist schon klar, dass man sich voll und ganz auf ein adoptiertes Kind einlassen soll mit allem, was eine Adoption eben mit sich bringt. Aber wie du schon schreibst: was, wenn ihr gar kein Kind zugewiesen bekommt? Wirst du dann in einigen Jahren nicht sehr bereuen, den Versuch auf die andere Möglichkeit, ein Kind zu bekommen, nämlich die natürliche, nicht völlig ausgereizt zu haben?

Ich verstehe dich sehr gut und würde es weiterhin auch natürlich probieren. Wenn ihr dann ein Kind adoptieren könnt, könnt ihr ja auch die natürlichen Versuche seinlassen und euch voll und ganz dem angenommenen Kind widmen. Ich finde das überhaupt nicht verwerflich, solange ihr das adoptierte Kind nicht als Notlösung anseht. Viel Erfolg wünsche ich euch!

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Hallo,

habe mir nun mehrere Beiträge zum Thema Zweigleisigkeit durchgelesen und mit meinem Mann lange darüber geredet.

Wir wünschen uns ein Kind.

Nicht explizit ein leibliches Kind. Nicht explizit ein Adoptionskind.

Einfach ein Kind.

Jemand hat geschrieben, dass für eine Adoption das Herz und der Kopf frei vom Wunsch nach einem leiblichen Kind sein müssen. Aber da ist nicht der explizite Wunsch nach einem leiblichen Kind. Wir haben akzeptiert, dass es vielleicht nie ein eigenes leibliches Kind geben wird. Bleibt trotzdem der Wunsch nach einem Kind. Ganz egal, wie das Kind in die Familie kommt. Egoistisch, ich weiß. "Normalen" Familien wirft niemand Egoismus vor, wenn sie sich ein Kind wünschen.

Für uns ist ein adoptiertes Kind keine Not-Lösung. Es ist ein Wunsch, ein Traum. Not-Wünsche oder Not-Träume gibt es nicht. Wir sind uns klar darüber, dass die Erfüllung des Kinderwunsches durch Adoption ein ganz anderer Weg als die Geburt eines leiblichen Kinds ist und dass ein angenommenes Kind ganz eigene Bedürfnisse hat. Wir stehen 100% dahinter, da wird es eine Geschichte geben, da wird es leibliche Eltern geben. Der Block von Luna hat mich da sehr bewegt.

Bleibt noch zu sagen, sollte der Anruf vom JA kommen, würden wir sofort alle sonstigen Bemühungen einstellen. Sollte es auf dem Wege der Leihmutterschaft in Kiew klappen, würden wir sofort beim JA anrufen und uns von der Liste nehmen lassen (Auf natürlichem Wege sind unsere Chancen sehr gering: keine Eileiter, Low responder).

Leider ist sowohl die eine Chance gering – sind bei unserem JA knapp über der Altersgrenze (43/36). Wir werden nur geprüft, falls doch im nächsten Jahr das eine Kind mit den ganz besonderen Bedingungen kommt, die wir erfüllen können. In einem anderen Post habe ich gelesen, das Alter ist kein Argument – für uns ist es eines der Hauptargumente.

Jeder muss seinen Weg finden. Ich wünsche Euch alles Gute für die Zukunft und dass sich Eure Wünsche und Träume bald erfüllen! Und vor allem Euren Fröschlein wünsche ich alles Gute für den Lebensweg,

Danke an alle für Eure Gedankenanregungen!

Viele Grüße,
Widowofculloden

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Hallo,

ich glaube, dass es vielen so geht wie dir. Das liegt daran, dass die meisten Menschen, die ein Kind adoptieren wollen, mit dieser Adoption ihren Kinderwunsch erfüllen wollen.

Es ist aber nunmal so, dass es bei einer Adoption nicht darum geht Eltern den Kinderwunsch zu erfüllen, sondern darum, passende Eltern für das Kind zu finden, welches keine leiblichen Eltern mehr hat, bzw. deren Eltern sich nicht kümmern können oder wollen. Das Kind steht im Mittelpunkt.

Natürlich kann man mit einer Adotption sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Adoption soll aber eben kein Mittel zur Familienplanung sein. Nicht das Kind schließt die Lücke in eurer Familie, sondern ihr ersetzt dem Kind die Eltern, mit allen Hürden die zum Elternsein dazugehören und einigen weiteren obendrauf. Es hat seinen Sinn, dass der Kinderwunsch abgeschlossen sein soll.

Das alles schreibt sich natürlich leicht dahin, wenn man selbst Kinder hat. Ich kann durchaus verstehen, dass Paare ein Kind adoptieren, weil sie selbst keine eigenne bekommen können.

Ob du nun die Wahrheit beim Jugendamt sagst oder weiterhin zweigleisig fährst, musst du selbst entscheiden. Ich möchte das gar nicht werten.

LG

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Hallo Widowofculloden #winke

Die Frage ist zwar schon ein paar Tage alt, aber ich möchte auch ein paar Worte dazu sagen, da ich sie sehr offen finde und wir uns in der gleichen Situation befinden.

Wir haben 3 erfolglose IUIs hinter uns.
Wir haben uns auch beim JA gemeldet und auch schon einige Sachen für das Bewerbungsverfahren erledigt. Wir hatten ein sehr offenes Gespräch mit der zuständigen Bearbeiterin, die uns auch nach dem medizinischen Weg gefragt hat. Dort waren wir auch nicht ganz ehrlich. Zu dem Zeitpunkt hatten wir 2 IUIs hinter uns und haben gesagt, dass wir medizinisch nichts weiter machen wollen, hatten aber die dritte noch geplant und im Hinterkopf, dass wir vielleicht auch noch eine ICSI probieren würden, was wir aber nicht gesagt haben. Nun haben wir schon einiges zusammen, haben in zwei Wochen den Pflichtkurs, den ich auch sehr gut finde, damit man über einiges nochmal nachdenkt.
Wir können uns eine Adoption gut als Möglichkeit vorstellen ein Kind zu bekommen. Und das nicht als Notnagel und letzten Weg, sondern einfach aus der Not von zwei Seiten - wir keine Kinder, ein Kind keine Eltern. Da kann man sich doch gegenseitig helfen.
Wir werden wahrscheinlich im Januar trotzdem noch die ICSI angehen, einfach um es probiert zu haben.
Die Adoptionsbewerbung haben wir u.a. auch parallel angeschoben, weil das ganze Verfahren ja auch seine Zeit braucht.

Wir fahren also auch parallel, fühlen uns gegenüber dem JA auch nicht ganz wohl, können es aber vor uns rechtfertigen, weil wir die Adoption nicht als Notnagel sehen.

Ich wünsche euch alles Gute und die richtigen Entscheidungen! #klee

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Hi!
Nochmal danke für Eure Beiträge!

Ich finde es sehr gut, dass in der Diskussion niemand persönlich geworden oder mich "dumm angegangen" ist. In den anderen Foren hab ich bei "heißen" Themen schon ganz andere Reaktionen gelesen. Also bin unendlich für euer Verständnis dankbar!!!

Adoption fühlt sich auf jeden Fall absolut richtig an und dieses Gefühl wird immer besser. Nur leider werden halt die Chancen auch immer kleiner. Jeden Tag einen Tag älter. Mein Mann beharrt auf dem LeihmutterschaftsPlan in Kiew. Es scheint ihm sicherer, als die nervtötende Warterei mit unbestimmten Ergebnissen.

Im Moment sind wir in keinem Versuch. Es steht auch in den Sternen, wie viele Versuche es überhaupt noch geben wird. Aber sollte DER Anruf kommen, würde ich sofort jeden Versuch abbrechen. Sollte der Anruf genau in der 14 Tage Warteschleife kommen, dann gibt es ein Problem. Andersherum würde ich aber auch sofort (nicht erst nach 12 Wochen) im JA anrufen sollte ein Versuch positiv sein und uns von der Liste nehmen lassen.

Wir verhüten nicht. Ist auch so gut wie ausgeschlossen, dass es auf natürlichem Wege klappt. Wunder passieren zwar immer wieder, es bleibt 1%. Aber da glaube ich nicht dran. Dafür kommt regelmäßig der OBERNERVIGE Spruch beim Thema Adoption: "Pass auf. Ihr adoptiert und dann klappt das auch so nochmal bei Euch." Da scheinen die Leute echt dran zu glauben, aber ich kann das nicht mehr hören.

Fällt mir grade auf - von der Adoption erzählen wir ganz offen. Unser Umfeld ist komplett eingeweiht bis auf meinen Arbeitgeber. Von der Leihmutterschaft hab ich nicht so vielen Leuten erzählt und behalte das für mich. Auch komisch, oder?

Ich bedanke mich noch Mal und wünsche euch viel Glück!!!
LG,
Widowofculloden