Schwierige Mutter-Tochter-Beziehung

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte heute (mal wieder) eine unschoene Auseinandersetzung mit meiner Mutter. Wodrum es ging, ist nicht wichtig.
Tatsache ist, dass wir uns dauerhaft einfach nicht verstehen. Ich trau mich schon kaum was zu sagen, weil ich immer denke, das gibt eh wieder Streit. Ihr scheint es mit mir nicht anders zu gehen. So gibt es eben keine offene Kommunikation. Es sei denn, es kommt tatsaechlich mal wieder zum Disput. Leider muss ich dabei immer wieder feststellen, dass meine Mutter mir unrecht tut, mich offenbar falsch wahrnimmt, verallgemeinert.

Sie wirft mir zum Beispiel immer wieder vor, dass ich ja nicht wollte, dass sie sich ein zweites mal (von meinem Stiefvater) scheiden laesst. Ich kann mich garnicht dran erinnern, dass sie mich gefragt hat. Wenn sie mich gefragt haette, haette ich sie bekniet, sich scheiden zu lassen, weil ich mich mit meinem Stiefvater nie verstanden habe. Wenn dieses Gespraech stattgefunden haben sollte, kann ich nicht aelter als 13, 14 Jahre gewesen sein... #kratz Offenbar bin ich damit dafuer verantwortlich, dass sie heute noch ungluecklich mit ihm zusammen ist.

Das ist nur ein Beispiel von vielen.
Sie hatte kein leichtes Leben. Schlechte Partnerschaften, vermeintliche Abhaengigkeit vom Partner durch Existenzaengsten. Sie war schwer krank, hatte unter anderem Chemo. Seitdem wird es immer schlimmer. Scheinbar ist da wirklich geistig was auf der Strecke geblieben. Manchmal denke ich, sie wird dement. Sie ist wohlgemerkt noch keine 60!
Sie ist verhaermt und machmal richtig boesartig!
Fuer ihr Unglueck ist jeder andere verantwortlich (ich denke aber, das ist reiner Selbstschutz... Die Behauptung schuetzt vor der Erkenntnis, dass man ja was aendern koennte.)
Sie hat 5 Kinder. Ich bin das Kind, von dem sie selber sagt, dass ihm die Mutter das Wichtigste ist. Somit bin ich auch die einzige, die sich immer wieder mit der Frau auseinandersetzt. Ich bin kreuzungluecklich damit, wie sich das alles entwickelt hat. Meine Geschwister leben ihr Leben und gehen drueber hinweg. Ich hab mich in der Zeit ihrer Krankheit wahrscheinlich auch am meisten damit auseinandergesetzt, was ist, wenn sie nicht ueberlebt. Es scheint bei mir den bleibendsten Eindruck hinterlassen zu haben. Dass sie irgendwann nicht mehr sein wird und wir unsere Diskrepanzen nicht klaeren konnten, bricht mir jetzt schon das Herz. Aber damit werde ich wohl leben muessen.

Womit ich garnicht leben kann, ist die Angst davor, so zu werden wie sie. Man sagt ja, wenn man selber Kinder bekommt, kann man in sich oft die Familiengeschichte erkennen. So ist das bei mir in der Tat. Ich verhalte mich meinem Mann gegenueber nicht selten so, wie es meine Mutter ihrem Mann gegenueber macht.
Meine Tochter ist heute noch klein. Wie sich das Verhaeltnis zu ihr entwickelt, ist natuerlich nicht absehbar. Aber ich habe Angst, dass wir auch spaeter solche Probleme bekommen.

Ich moechte mir Hilfe suchen. Hilfe dafuer, mit der heutigen Situation besser umzugehen (mit den Extremen Schweigen einerseits und der schreienden Ungerechtigkeit andererseits). Hilfe dafuer, mir bewusst zu machen, wo ich her komme, wo ich hinwill. Was war positiv und was moechte ich mitnehmen? Was moechte ich keinesfalls mitnehmen? Und wie lasse ich diese Dinge dann auch hinter mir?
Ich glaube, wenn ich Hilfestellung bei diesen Fragen bekaeme, wuerde mir das helfen, ein gelasseneres, zufriedeneres Leben zu leben. Meiner Partnerschaft waere das zutraeglich und auch meinen Kindern kaeme es zu Gute.

Ich habe mal gegoogelt, aber Psychotherapie scheint da nicht in Frage zu kommen, weil die sich mit Krankheitsbildern beschaeftigt.
Was suche ich also? Kann mir da jemand helfen? Gerne auch schon mit Links, bitte!

Danke fuers Lesen!

LG
Barbara

1

Hallo Barbara,

ich denke, was Du suchst ist das:

http://www.efl-bonn.de/bonn/beratung/?id=2931.

Ich finde es toll, dass Du Dir Hilfe suchst und die Konflikte mit Deiner Mutter für Dich aufarbeiten möchtest. Ich persönlich finde, dass das das Beste ist, was man für die eigenen Kinder tun kann.

Alles Gute

4

Hi,

lieben Dank fuer die Antwort und den sogar lokal passenden Link dazu! :-)

Mit der Familienhilfe hatte/habe ich bereits an anderer Stelle Kontakt. Die Frau dort hat auch mal die Familiengeschichte angesprochen und dass es wichtig ist, sich gewisser Dinge bewusst zu werden. Nur so kann man eben wissen, was man weitergeben moechte und was man eben nicht fuer sich mitnehmen moechte.
Allerdings glaube ich nicht, dass die Familienberatung hierbei helfen kann. Ihr Ansatz ging eher in Richtung Stammbaum aufstellen und alte Beziehungen in der Familie ausleuchten. Ich weiss darueber nicht sooo viel und braeuchte die Hilfe meiner Mutter, das in Erfahrung zu bringen. Darueber will ich mich mit ihr nicht auseinandersetzen.

LG
Barbara

2

Hallo Barbara,

doch, Psychotherapie ist richtig. Es gibt verschiedene Richtungen - sprich mal mit deinem Hausarzt darüber, der kann dir sicher weiterhelfen.

Ich versteh, was du meinst. Ich habe Ähnliches mit meiner Mutter erlebt und weiß, wie schwierig das ist, selbst als Erwachsene davon völlig frei zu werden. Selbst wenn man auf dem richtigen Weg ist reicht das manchmal noch nicht ganz aus und man braucht noch etwas Hilfe von außen. Ich habe - zum Glück, sage ich mir manchmal - zwei Jungs, ich mag gar nicht daran denken, wie es wäre, hätte ich eine Tochter. Ich bin davon überzeugt, dass sich so etwas wirklich unbewusst "vererbt", da man ein bestimmtes Verhaltensmuster erlebt und übernommen hat. Zum Wohl der Kinder würde ich alle Hebel in Bewegung setzen, damit man ungesunde Verhaltensmuster nicht an die eigenen Kinder weitergibt.

Während ich meine Mutter lange als Opfer ihrer Mutter sah, finde ich heute, dass sie die Chance gehabt und nicht genutzt hat, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Sie hätte das nicht an mich weitergeben müssen. Für mich hat dieser Gedanke etwas sehr Befreiendes, es entlastet mich, ich bin nicht "schuld". Sie hat die Verantwortung für ihr Verhalten, nicht ich. Das gilt für die Zeit, als ich ein Kind war, und das gilt auch für heute. Dieser Gedanke kann unheimlich entlastend wirken - aber zum Wohl der eigenen Kinder sollte man es dabei nicht belassen, sondern Hilfe suchen, damit man sich den eigenen Kindern gegenüber anders verhält.

Alles Gute!


lg
K.

5

Hallo K.,

vielen Dank fuer die Antwort!

Ich kann garnicht sagen, wie das Verhaeltnis meiner Mutter und ihrer Mutter war. Meine Oma ist gestorben, als ich 10 war. Bis dahin hab ich soviel nicht mitbekommen. Ich glaube aber auch nicht, dass es bei meiner Mutter ihre Mutter-Tochter-Beziehung war. Ich glaube wirklich, sie hat das Leben so gemacht. Letztlich ist das aber wohl auch irrelevant. Wichtig ist, ich will nicht auch in diese Rollen verfallen.

Heute hat mir eine Kollegin erklaert, was es mit Familienaufstellungen auf sich hat. Fuer wen das gut ist, wie das ablaeuft, wie es funktioniert. Klingt auch interessant, wird aber nicht mein Weg sein. Aber im Prinzip laeuft eine Familienaufstellung auf genau das hinaus, was du im letzten Abschnitt beschreibst. Man gibt die "Schuld" zurueck und wird von ihr befreit.

Bei naechster Gelegenheit spreche ich meine Hausaerztin an. Ich will das jetzt angehen!

Danke!

LG
Barbara

3

Hallo,

ich kann gerade den letzten Absatz von gismomo unterschreiben, denn ich denke immer, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.
Natürlich kann man viele Verhaltensmuster mit der Kindheit erklären, aber irgendwann muss man sich bei Bedarf Hilfe holen und anfangen, seine Probleme aus der Kindheit aufzuarbeiten.
Ich kann Dir nur raten, Dich um eine Psychotherapie zu kümmern.
Ich war vor drei Jahren bei meinem Hausarzt, weil ich merkte, dass ich gerade im Hinblick auf meine Mutter in meiner Ehe und mit meinen Töchtern ziemliche Probleme hatte.
Meine Mutter war 25 Jahre alkohol- und tablettenabhängig und hat Depressionen. Unser Verhältnis war nie gut, gerade als ich selbst Kinder bekam, verschlechterte sich das noch mehr.
Ich begann vor 2,5 Jahren mit einer Psychotherapie, die mir sehr geholfen hat.
Das führte so weit, dass ich den Kontakt für ein Jahr komplett abbrach. Das hat mir so sehr geholfen, endlcih mal zur Ruhe zu kommen und zu reflektieren. Mein Verhältnis zu meinen Töchtern (gerade zur Großen) wurde sehr viel besser, da ich endlich keine Schuldgefühle mehr hatte, bei ihr etwas falsch zu machen. Das was meine Mutter bei mir versäumt hat, versuchte ich 200%ig zu machen, mit dem Ergebnis, dass unsere Große kaum Luft zum Atmen hatte.
Da meine Mutter vor acht Wochen versucht hat, sich das Leben zu nehmen, habe ich meine Haltung überdacht udn bin zu dem Schluß gekommen, dass ich ihr nicht mehr nachtrage. Ich brauchte diese Auszeit von ihr und empfinde heute nur noch Mitleid mit ihr, keine Wut.
Somit habe ich mich entschlossen, den Kontakt wieder etwas mehr zu pflegen, aber sicher so, wie ich es möchte.
Ich weiß nicht, wie lange sie noch leben wird, denn sie hat bei dem Suizidversuch viele körperliche Schäden erlitten, von der Psyche mal ganz zu schweigen.

Sweety

6

Hi Sweety,

vielen Dank fuer die offene Antwort!

Ich kann mir vorstellen, dass du dich dein Leben lang in einem emotionalen Konflikt deiner Mutter gegenueber befunden haben musst. Eine Suchtgeschichte macht bei Menschen, von denen man aufrichtig geliebt wird (und das ist halt in der Regel bei den eigenen Kindern der Fall) sicher extreme Schuldgefuehle. Und auch ein Suizidversuch wuerde mich diesbezueglich auf jeden Fall belasten...

Ich wuensch dir ganz viel Kraft fuer die jetzige Situation und dass du es schaffst, dich von der Schuld weiterhin frei zu halten! #klee

LG
Barbara