Ich habe meine Familie nicht mehr lieb, meine Mutter ist kindisch und ich werde unter Druck gesetzt

Hallo ihr Lieben,

dies ist mein erster Eintrag und ich finde dass es langsam Zeit wurde, dass ich auch mal völlig Außenstehende um ihre Meinung bitte.

Ich habe ein großes Problem und merke momentan wie wenig ich nur noch für meine Herkunftsfamilie übrig habe. Ich weiß nicht ob es richtig ist, aber meine Gefühle werden immer weniger. Und das wo ich nun schwanger bin. Hier aber erst mal die (leider lange) Geschichte um Hintergrundinfos für euch zu liefern:

Anmerkung: Vielleicht lest ihr die Einschübe in den eckigen Klammern erst mal nicht oder zum Schluss, schließlich interessiert mich ja vor allem EURE Meinung :-)

Ich bin heute 30 Jahre alt, Lehrerin der Sek I, eine absolute Optimistin, im 4. Monat mit meinem ersten Kind schwanger und seit 9 Jahren mit dem Mann meiner Träume verheiratet (zusammen sind wir seit ca. 13 Jahren).

Angefangen hat alles damals als ich ihn mit 16 im Internet kennengelernt habe. Das war in einem Chat zu einem Hobby das ich damals hatte (Comics usw.). Wir waren uns sofort sympathisch und chatteten ein halbes Jahr bis er mich endlich dazu gebracht hatte, dass ich mit ihm telefoniere und ihn dann auch endlich einmal zu einem Treffen zu mir kommen ließ. Schnell verliebten wir uns auch im realen Leben und alles war toll. Ein Problem gab es aber: Er wohnte 400km weit von mir entfernt.

Hierzu ein Einschub betreffend meiner Familie:
Ich bin EXTREM „behütet“ aufgewachsen. Das zeigte sich u.a. darin, dass ich jedes Mal wenn ich keine Lust mehr hatte mit meinen Freunden bei mir zu Hause zu spielen, ich als 6-13 Jährige stets meine Mutter vor schob. Ich ging zu ihr und anstatt, dass sie mich selbst das Spiel beenden ließ, log meine Mutter die Kinder für mich an: „Wir essen gleich.“ oder „Sie hat gleich noch etwas anderes zu tun.“ und begleitete die Kinder hinaus. Auch zu jeglichen Schulausflügen wurde ich kutschiert, wenn alle anderen Kinder mit der Klasse mit Bus und Bahn zum Theater kamen, wurde ich gefahren und auch wieder abgeholt. Dies gipfelte dann darin, dass ich erst mit 14 das erste Mal EINE Station allein mit dem Bus fahren musste und dies zur Panik bei mir führte. Durch meine Scheu, die fehlende Selbstständigkeit und den Gedanken und die Vermittlung durch meine Erziehung, dass meine Familie ja genug für mich sei (denn alle und alles außerhalb der Familie war schlecht), hatte ich nie viele Freunde. Und die Freundschaften die ich hatte, waren sehr kurzlebig.
Dies sind nur wenige Beispiele.

Meine familiäre Situation sah damals wie folgt aus:
Als einziges Kind einer alleinerziehenden Mutter, einer Tante und einer Oma die alle wie Hennen auf mir hockten und mir alle Wünsche erfüllten, war ich damals sehr glücklich. Als einziges Kind in der gesamten Familie wurde ich wie eine Sonne von allen Familienmitglieder umschwärmt. Dabei schlief ich bis ich 5/6 war mit im Bett meiner Mutter, obwohl ich keine Angst beim Schlafen hatte und auch ein eigenes sehr schönes Zimmer besaß. Erst als ich 6 war lernte meine Mutter über eine Kontaktanzeige einen neuen Mann kennen. Diesem machte sie aber stets klar, dass ich an erster Stelle käme und er nie mehr als die zweite Geige spielen würde.

[Meine heutige Meinung dazu: Die Liebe zu dem eigenen Kind und die Liebe zum Partner sind völlig verschieden und nicht miteinander zu vergleichen, geschweige denn in eine Art Skala zu bringen!]

Fazit: Ich wurde nie zur Selbstständigkeit erzogen und meine Familie und vor allem meine Mutter ging davon aus, dass ich genau wie sie irgendwann im gleichen Haus wie Mutter, Tante und Oma wohnen würde und täglich zugänglich wäre.

Nun wurde ich aber 16 Jahre alt, lernte diesen gleichaltrigen Jungen im Chat kennen und verliebte mich. Er besuchte mich, ich besuchte ihn (natürlich wurde ich zuerst ausschließlich von meinen Eltern gefahren, die dabei an dem Wochenende eine Strecke von 1600km auf sich nahmen – zweimal hin, zweimal zurück). Schnell kamen wir zusammen und bald wurde klar: unsere Liebe ist so stark, dass wir uns am besten jedes Wochenende sehen wollten. So suchte sich mein Liebster damals direkt einen Job neben der Schule und arbeitete sich an 5 Tagen die Woche krumm, damit wir dies möglich machen konnten. Wir schafften es wirklich von Anfang an uns JEDES Wochenende zu sehen. Und so wurde ich sehr schnell ins kalte Wasser geschmissen, denn wenn ich zu ihm wollte (wir wechselten uns ab mit dem Fahren), musste ich ja mit dem Zug fahren. Das war damals ein (verständlich) schwerer Schritt für mich, den ich aber tat um meiner Liebe nahe zu sein. So wurde ich sehr schnell selbstständiger und sozusagen durch die Situation ein großes Stück erwachsener.
Alles lief den Umständen entsprechend gut, unter der Woche chatteten und telefonierten wir viel und am Wochenende war entweder er bei mir oder ich bei ihm.

Diese Fernbeziehung ging 4 Jahre lang. In dieser Zeit ging ich zum Ende hin immer mehr durch die Hölle denn Folgendes geschah!

Das Drama begann schleichend:
Meine WEIBLICHE Verwandtschaft sah sich sehr schnell vernachlässigt (da war ich 17) und forderte vehement meine Aufmerksamkeit. (Dazu sei zu sagen, dass die einzige Unternehmung meiner Familie mit mir mittlerweile das gemeinsame Fernsehen im völlig verqualmten Wohnzimmer war. Früher hatten wir noch Dinge unternommen wie in den Freizeitpark zu fahren, in den Zoo zu gehen oder ähnliches, aber ich kann mich seit meinem 10/12. Lebensjahr an KEINE Unternehmung mehr erinnern, außer den alljährliche Urlaub in Dänemark.). Dabei äußerten sie Sätze wie: „Du kannst ja auch mal wieder mit uns Fernsehen schauen!“, „Du sitzt nur noch in deinem Zimmer“ (Ich war damals durch den Rauch meiner Mutter und meines Papas zur Allergikerin (Heuschnupfen) geworden und die beiden rauchten fleißig weiter, ich WOLLTE nicht schweigend bei ihnen sitzen und ihre Sendungen schauen!) und „Denkst du eigentlich noch an uns?!“ untermalt mir Tränen meiner Mutter, meiner Tante und/oder meiner Oma. Dazu wurde mir dann das Taschengeld für die Zugfahrten, mit den Worten ich sei meinem Freund „hörig“, gestrichen (NIE gab es dazu irgendwelche Anzeichen, ich war (und bin) nur absolut unsterblich verliebt).

[Meine heutige Meinung: Einer 16 Jährigen kann man durchaus sagen, dass man nicht einverstanden mit ihrem Verhalten ist. Man muss dabei aber konstruktiv sein und nicht einfach nur behauptet, dass sie etwas falsch macht, ohne zu sagen wie es „richtig“ laufen müsste (meiner Meinung nach, habe ich damals NICHTS falsch gemacht). Ein pubertierendes Mädchen in die Rolle des Familienzentrums zu drängen und dafür verantwortlich zu machen, dass die Familie glücklich ist, ist egoistisch und absolut falsch. Dies war damals viel zu viel Verantwortung für mich.]

Dann wurde es immer schlimmer!
Meine weibliche Verwandtschaft (Mutter/Tante/Oma) fingen an furchbare Dinge über meinen damaligen Freund zu erzählen und mir „im Vertrauen“ zu offenbaren. Es war schrecklich für mich als meine Mutter mehrmals bei mir am Bett saß und mich zu einem „Ersten Gespräch“ lud, in der sie mir Dinge an den Kopf warf wie: „Er ist doch total hässlich!“ „Er wird dich irgendwann unglücklich machen!“ „Er ist dumm“ (dazu eine kurze Info: meine Mutter hat keinerlei Schulabschluss und mein damaliger Freund machte gerade sein Fachabitur + Ausbildung.) „Seine Eltern schreiben ihm alles vor.“ Und und und… alles furchtbar verletzende Dinge für ein Mädchen, dass nie vorher einen Freund hatte, niemals echte Freunde besaß und nun das ERSTE MAL in ihrem Leben erfuhr wie es ist, von einer Person die nicht zur Familie gehört beachtet und geliebt zu werden und durch den Freundeskreis des Liebsten endlich Leute im gleichen Alter kennenlernte und sich anfreundete!

Ich hatte damals niemanden zum Reden und so erzähle ich meinem Liebsten von diesen Dinge, die meine weibliche Verwandtschaft mir an den Kopf geworfen hatte. Auch er war wie vor den Kopf gestoßen, denn vorn herum, war meine Familie (entschuldigt bitte:) „kackfreundlich“ zu ihm.
Der ganze Kram wurde totgeschwiegen und meine Beziehung zu meiner Familie wurde immer kühler.

Einschub: Meine Familie hat eine Tradition -> unangenehme Dinge werden totgeschwiegen und ignoriert, Aufarbeitung durch Gespräche gibt es nicht und ist auch nicht gewünscht, da ja nicht harmonisch…
Ich war im Verlauf dieser Zeit NIEMALS unfreundlich zu meiner Familie oder habe mich aktiv gewehrt, ich hatte klar die Art der Vermeidung meiner Familie angenommen und ging allem aus dem Weg.

Mittlerweile war ich 18 geworden und machte in dieser Zeit mein Abitur.
Zu dieser Zeit fuhren meine Eltern zwei Wochen in den Urlaub und mein Liebster und ich waren damals allein bei mir zu Hause. Herrlich. Wir stellten absolut nichts an und genossen einfach nur unsere Zweisamkeit.
Als dann aber meine Eltern aus dem Urlaub zurück kamen, knallte es furchtbar!
Mein Papa war damals (warum auch immer) darauf versessen, dass die Duscharmatur nach dem Duschen trocken zu machen war. Dies vergaß mein Liebster genau an dem Tag als sie heim kamen. Mein Papa sah dies und „bestellte“ meinen Liebsten zu sich, während er oben an der Treppenkannte stand, schimpfte er hinunter. Er forderte dass dies SOFORT zu machen sei, aber mein Liebster schaltete auf stur. Das Ende des Liedes war der hochkannte Rausschmiss meines Liebsten durch meinen Papa, weil mein Liebster die Dusche nicht polieren wollte. (Diesem ging das ganze Verhalten dabei noch mehr auf den Geist als mir, genau wie die Schikanen -> z.B. Morgens um 8 am Wochenende - mit einer Plastikflasche die an die Tür geworfen wurde - geweckt zu werden (obwohl die Eltern beide schon lange wach sind), damit man mit dem Hund geht… das an den einzigen zwei Tagen die Woche, die wir als Paar zusammen hatten).

Nun war es also geschehen, er durfte nicht mehr zu mir, also musste ich während meiner Abiturzeit JEDES Wochenende die 10-12 Stunden Zugfahrt auf mich nehmen, wenn wir uns weiter sehen wollten. Das war sehr belastend und so stieg in mir immer mehr der Unmut auf. Ich mochte die Stadt nicht mehr in der ich damals wohnte und jeden Sonntag zurückkehren musste (und der meine Familie heute noch wohnt) und da sich meine Familie nun auch nicht mehr über mich freute, wenn ich nach Hause kam, mutierte mein Leben zu einem Auf und Ab zwischen Woche und Wochenende, so dass ich unter der Woche nur noch funktionierte.

Dies ging bis zu meinem Abitur mit 20. Endlich konnte ich ausziehen und selbst das wurde zur Tortur, denn auch hier machte mir meine Verwandtschaft furchtbare Vorwürfe, so dass ich (wenn es nach ihnen gegangen wäre) mit einem schlechten Gewissen ausgezogen wäre. Ich will dies nun nicht noch weiter ausführen aber einige Punkte sind noch wichtig:

- meine Oma rief über ein halbes Jahr lang JEDEN Tag bei mir an (ohne Grund, sie wollte nur wissen was ich tue und wies mir geht)
- meine Eltern zahlten KEINEN Cent für mein Studium (ich hatte damals das Pech Studiengebühren von 730€ pro Semester, also 1700€ im Jahr zahlen zu müssen), so dass mein Freund und ich die hohen Kosten von seinem kleinen Gehalt auch noch voll bezahlen mussten (ihr Argument nichts dazuzugeben war damals: Ich habe ja nun einen Freund und der muss das bezahlen, außerdem ist es ja meine Entscheidung dort zu studieren, ich hätte ja auch in meiner Geburtsstadt eine Ausbildung machen können oder ähnliches)
- nie waren unsere Besuche zwischen dieser Zeit und der heutigen Zeit schön, sondern immer irgendwie unangenehm
- über das alles kann man mit meiner Familie nicht sprechen und es kam NIE eine Entschuldigung für den ganzen Mist, den sie verbockt hatten (sie sehen sich ja heute noch im Recht…)

Nun zur heutigen Zeit und meinem eigentlichen Problem:

Am wichtigsten ist (siehe Titel des Posts):

Meine Mutter verhält sich bereits seit mehrere Jahren wie ein Kind. Gehen ihr die Argumente aus, fängt sie an zu weinen und versucht so mir Druck zu machen. Ich erinnere mich noch mit Grauen an die Telefonate mit ihr, wenn ihr etwas nicht passte was ich tat oder vor hatte und sie dann in Tränen ausbrach um mich zu brechen.
Ich kann absolut nicht zu ihr aufblicken und sie um Rat fragen, sondern sie fragt ständig mich um den meinen. Ob es nun berufliche Dinge sind, psychologische Belange, Zwischenmenschliches oder andere Dinge, alles muss ich ihr erklären und alles will sie von MIR wissen. Dabei sagt sie ständig wie weise ich doch sei… Das ist für mich keine Mutter von 50+ Jahren.
Wie würdet ihr mit so etwas handhaben? Wie soll ich damit umgehen, denn es wird immer schlimmer. Bei ernsten Gesprächen, die ich nun doch immer wieder versuche anzuschneiden, hört sie stumm mit tränenunterlaufenen Augen zu und lehnt sie sich nach dem gespräch wie eine 10 Jährige hilfesuchend an mich, anstatt ihre 20 Jahre jüngere Tochter in den Arm zu nehmen zur Versöhnung. Das ist für mich extrem creepy…

Ich bin nun im 4. Monat schwanger und ich habe das Gefühl, dass meine Familie, vor allem meine Mutter, das Baby als „Eigentum“ der gesamten Familie sieht. Dies äußert sich wie folgt:

- sie möchte bei der Geburt dabei sein, weil auch ihre Kollegin bei der Geburt ihrer Enkelin dabei sein durfte und akzeptiert meine Absage dazu nicht, sondern reibt sie jedem vorwurfsvoll in meiner Anwesenheit unter die Nase

Was sagt ihr dazu???

- nach der Geburt will sie 1 Woche lang zu Besuch kommen um zu helfen… hallo?! Ich habe da genug mit dem Kind, mir und meinem Mann zu tun. Da meine Mutter ja eher selbst ein Kind ist, will ich das absolut nicht. Dazu kommt, dass diese Zeit in meine Augen eine sehr intime ist. Ich will das nicht!

Wie ist eure Meinung dazu?

- und nun die Höhe:
Meine Mutter ist eifersüchtig auf meine Schwiegermutter, weil diese nur 45min. von uns entfernt wohnt und somit das Baby öfter sehen könnte als sie (dabei ist meine Schwiegermutter absolut KEINE Glucke, das das will meine Mutter nicht hören und ignoriert sie). Diese Eifersucht schmiert sie mir ständig aufs Brot. Das ist aber noch IRGENDWIE verständlich.

Aber dann kam der Kracher -> Mein Schwiegervater liegt leider (voraussichtlich) mit einem schweren Krebsleiden im Sterben und da meine Schwiegermutter sonst niemanden dort an diesem Ort hat wo sie momentan wohnen, möchte mein Mann, dass sie entweder mehr in unsere Nähe oder mehr in die Nähe seines Bruders zieht, damit sie nicht allein so weit ab vom Schuss wohnen muss, wenn ihr Ehemann nicht mehr ist. In meinen Augen vollkommen normal.

Als meine Mutter DIES aber hörte brannte bei ihr irgendetwas im Kopf durch und sie warf mir an den Kopf wie furchtbar es doch für sie sei, dass sie so weit weg wohnt, während meine Schwiegermutter dann ja so nah dran wohnen darf! HALLO?! Mein Schwiegervater stirbt und das einzige was meiner Mutter einfällt ist, dass meine Schwiegermutter ja so ein Glück wegen dem Baby hat?!

Was fällt euch dazu ein??? Ich bin echt gespannt…

Im Bezug auf diese Äußerung fingen mich dann meine Mutter und meine Tante alleine in einem Zimmer ab um mich zur Rede zu stellen. Mich anzuprangern, dass ich mich ja nicht so rührend um meine Familie kümmern würde (Gegenbeispiel: als meine Oma z.B. schwer krank wurde sind mein Mann und ich wie selbstverständlich auf den Hilferuf meiner Mutter spontanen noch am gleichen Tag die mittlerweile 500km gefahren um in einem Zimmer EINE WAND zu tapezieren… es hieß vorher: „Wir wissen nicht wo uns der Kopf steht, wir schaffen das alles nicht allein.“) und dass wir ja total selten zu ihnen kommen würden (Ostern und Weihnachten in der Regel, von ihrer Seite aber kommt erst seit 2 Jahren mal ein BISSCHEN Initiative, so dass sie uns auch 2-3 Mal besucht haben in diesen Jahren) und dass dies ja mehr werden MUSS, wenn das Baby da ist. Weihnachten allein zu zweit zu verbringen dürften wir uns dabei niemals wagen. Wo das für meine Schwiegereltern in Ordnung wäre, würde meine weibliche Familie vollkommen ausflippen.

Ich weiß echt nicht mehr weiter:
Meine weibliche Familie (heute sind es nur noch Mutter und Tante) ist absolut resistent gegen Diskussionsversuche und die männliche Familie hält sich schön aus allem raus.

Alle meine Argumente werden abgeschmettert oder ignoriert.

Meine Familie fühlt sich dabei immer absolut im Recht und ich bin die Böse.

Dazu kommen nun die ganzen Vorwürfe bezüglich meines Verhaltens, dass ich sie ja nicht besuche (mein Mann und ich sind voll berufstätig, das sieht meine Familie aber scheinbar nicht und schiebt ihre eigene Berufstätigkeit vor als Grund nicht ein Wochenende zu uns zu fahren und uns zu besuchen, da dies ja sooooo anstrengend sei).

Die Besuche bei meiner Familie sind gähnend langweilig, es wird einen Abend lang geredet und dann greift meine Familie zu ihren Tabletts und Smartphones und spielt Farmarama oder so einen Kram (sogar mitten im Gespräch), nur hin und wieder fährt man mal gemeinsam irgendwo hin, aber das auch NUR mit der Tante und dem Onkel, meine Eltern sind nicht aus dem Haus raus zu bewegen. Was auch an den kaputten Knien meiner Mutter liegt, wo sie sich nun aber auch seit über 10 Jahren scheut, endlich mal was daran machen zu lassen, wenn fürs auf dem Sofa rumliegen reicht es ja.

Meine Mutter reagiert auf Versuche meinerseits Dinge von damals aufzuarbeiten mit: „Aber das ist doch so lange her, das kann man doch vergessen.“

Meine Mutter nervt mich mit ihrer Art furchtbar und meine Tante hat immer diesen leicht aggressiven „Du bist die Böse“-Ton wenn es irgendwie unangenehm wird.

Mit meinem Papa kann man nicht wirklich kommunizieren, da er ein solch einfacher Mensch ist, dass ihn ausschließlich Fernsehen und dabei Tablett-Spielen interessiert.

Nur meinen Onkel habe ich sehr sehr lieb.

Ich bin mental gewachsen, habe mich zum Guten verändert, bin heute weltoffen und habe ein Selbstbewusstsein aufgebaut, dass mich heute ohne Probleme voller Leidenschaft vor Schulklassen stehen lässt um sie zu begeisteren. Ich bin dazu reflektiert und verfüge durch mein Studium über Grundkenntnisse der Psychologie (was mir stark bei der Reflexion meiner Kindheit und Jugend half).

Meine Familie steht hingegen noch genau da, wo sie bereits vor 14 Jahren war, nur verbitterter.
Am liebsten würde ich den Kontakt abbrechen und endlich diesem Stress entgehen, die Besuche dort sind sowieso nur noch Pflichtveranstaltungen, da dies ja so von meiner Familie erwartet wird. Von unserer/meiner Seite aus ist da kein Bedarf mehr.

Aber bei diesem Gedanken ich habe immer im Hinterkopf: Es ist ja immer noch meine Familie, ich müsste sie doch eigentlich total lieb haben… habe ich aber nicht mehr.

Die Gefühle meinerseits sind im Laufe der Jahre immer mehr geschwunden. Und das meine Mutter nun auch noch wenn ich sanft versuche mit ihr Dinge aufzuarbeiten abblockt, gab meiner Liebe den Gnadenstoß.

Ich weiß nicht mehr weiter und bin sicher, dass es ordentlich krachen wird, wenn das Kind auf der Welt ist… Und irgendwie freut sich ein kleiner Teil in mir darauf... endlich einen akuten Grund zu haben, den Kontakt abzubrechen.

Ich bin wirklich sehr dankbar für eure Antworten und sehr gespannt auf eure Gedanken. Außerdem entschuldige ich mich für den irre langen Post!

Liebe Grüße,
Japhia

Symbolbild einer Trinkflasche Symbolbild
fünf gelbe Sterne

Die besten
Trinkflaschen für Kinder
2024

zum Vergleich
3

Ein ellenlanger Text darüber, dass deine Mutter und ihre weibliche Verwandschaft dich und deinen Freund mit 17 Jahren nicht auf Rosen gebettet haben und dass sie jetzt leider Gottes nicht gebildet genug für eine Kommunikation sind und in lethargischem und wiederholendem Verhalten feststecken?

Ich werde garantiert eines auf den Deckel bekommen, aber ehm... werde doch mal erwachsen?

Deine Eltern sind nicht, wie du sie dir gewünscht hast. Es sind Menschen, die mehr oder weniger grobe Fehler machen und du scheinst mir wie jemand, der von einem Nest ins andere hüpft - von der Mutter zum Freund - aber nie selber genug auf zwei Beinen gestanden ist, sondern bis ins hohe Teenageralter die ganze Verantwortung abschiebt - selbst aus der heutigen Perspektive.

Deine Eltern haben nicht pädagogisch erzogen, sie sind keine vorbildlichen Eltern und ich verstehe absolut deinen Wunsch nach einer klassischen Mutter, die diese Rolle, wenn auch nunmehr teilweise, im Alter erfüllen kann, durch eine starke Schulter, Rat und Liebe.

Ich hätte auch lieber einen liebevollen, geduldigen Vater gehabt, der überhaupt erst anwesend gewesen wäre, jetzt hat er seine 2. Chance mit unseren Halbgeschwistern, während wir nie eine 2. Chance auf einen Vater in der Teenagerzeit, wenn ein vorbildliches Gegengeschlecht so hilfreich gewesen wäre, haben.

Eltern machen Fehler, weil sie im Endeffekt nur Menschen sind. Und Menschen, gerade im Alter, ändern sich nicht so leicht. Gerade nicht Gewohnheiten, weil sonst der Begriff "Schweinehund" gar nicht existieren würde... sofern man überhaupt eine Überzeugung hat, sich zu ändern.

Man kann nur seinen Frieden machen, wenn man das akzeptiert. Man kriegt als Kind keine 2. Chance, man kann sich nicht neue Eltern machen und von vorne anfangen. Und wenn man selber aus den Kinderschuhen heraus wächst, sieht und lernt man das eigentlich natürlich. Unsere Mama hat glücklicherweise das Loch des Vaters gefüllt, bis wir alt genug waren und durch die Gestaltung unseres Lebens und Charakters selber diese Lücke schliessen konnten.

Wir haben keine emotionalen Gefühle für einen Vater, die denen einer Tochter entsprechen, trotzdem vermissen wir es nicht und haben unseren Frieden gemacht. Wir können mit ihm und seiner neuen Familie essen gehen und spüren keine Eifersucht, dass die zwei eine Chance auf einen fürsorgenden Vater haben, der er eigentlich auch für uns hätte sein sollen, aber menschlich gar nicht sein konnte.

Ich bin ebenso froh, dass mir meine Verwandschaft meine Fehler verzeiht und verziehen hat... Und ich bin mir sicher, dass es auf urbia ganz viele Menschen gibt - so wie auch unsere Mutter, die auch keine töchterlichen Gefühle für ihre Mutter entgegenbringen kann und sich wahrscheinlich auch eine Kindheit abseits von Alkoholismus und Armut gewünscht hat, die kein perfektes Elternhaus hatten, aber irgendwann dies akzeptiert haben.
Anders geht es nicht.

Deine Mutter wird wahrscheinlich nie eine Schulter zum Anlehnen haben. Das Verhältnis kippt sowieso im Alter, so dass die Jungen für die Altern sorgen.

Wenn du das akzeptierst, kannst du auch entscheiden, in welche Richtung du gehen möchtest. Unsere Mutter kümmert sich um ihre Eltern, schaut dass der Kühlschrank voll ist und wäscht die Wäsche, da sie keine externe Hilfe möchten.

Wir haben dagegen sehr wenig Kontakt mit unserem Vater, aber nicht aus Böshaftigkeit.

Wenn du erwachsen genug bist, das zu akzeptieren, solltest du an deinem Selbstvertrauen arbeiten, dein Leben so zu gestalten, wie es für dich stimmt. Wenn du andere verletzt, musst du mit deinem Gewissen selber klar kommen, manche Menschen sind dann lieber gefällig, weil sie es nicht können... da ist auch nicht zwingend etwas falsches daran.

Aber wie schon Dumbledore sagte: 'It takes a great deal of bravery to stand up to our enemies, but just as much to stand up to our friends' (oder Familie).

4

Ja, leckt mich doch am Arsch, jetzt kann man nicht einmal ein englisches Zitat schreiben, ohne dass "Ausschabung" als Abkürzung drin steht?

Was für ein Schwachsinn... Da ist ein Pickup-Forum ja direkt gesund dagegen.

5

Ich würde Dir gerne mehr als einen Stern geben.

1

Tatsächlich habe ich alles gelesen;-) nur weil man denkt Grundkenntnisse in Psychologie zu haben, heißt es nicht, dass man sich 'realistisch ' reflektieren kann. Ich finde Deine Familie und Deine Kindheit jetzt nicht so schlimm, Du scheinst ganz schön verwöhnt wurden zu sein und als Du dann nicht mehr alles bekommen hast(Zugfahrt zum Freund etc) war es dann auch nicht richtig... Das ist normal, das ist Pubertät. Ich habe das Gefühl, dass Du unheimlich wütend/bockig auf Deine Familie bist, aber ich kann nix Schlimmes, was dieses Wütendsein begründet, finden. Während des Lesens habe ich das Gefühl, dass Du Dich als etwas besseres siehst und von oben herab, alles auf deine Familie schiebst. Warum sollte Deine Familie sich ändern, für Dich? Warum? Wenn Du keinen Bedarf hast, dann frage ich mich warum Du noch hinfährst? Muss ja einen Grund haben, warum Du dennoch Kontakt hast?! Pflicht ist nur, wenn es gesetzlich vorgeschrieben ist. Das ist es wohl nicht. Oder kann es sein, dass DU Dir selbst sonst ein schlechtes Gewissen machst, weil für Dich Besuche dazu gehören und Du machst es Dir selbst zur Pflicht. Dann ist dies aber Deine Baustelle.

Du bist kein Kind mehr, überlege Dir was Du willst und tue das. Was willst Du mit Deiner Mutter über ihre Erziehung diskutieren, das ist alt und unwichtig. Du bist jetzt für Dich allein zuständig und solltest aufhören, alles durchkauen zu wollen.
Vielleicht klingt, das jetzt etwas hart, was ich geschrieben habe, soll aber nur direkt sein, also nicht böse gemeint! Und was die Geburt angeht, dann lass Deine Mutter doch mit wollen, man kann viel wollen, wenn der Tag lang ist. Du nimmst sie nicht mit und fertig!

Alles Gute für die Schwangerschaft:-)

7

Hallo,

da die TE einen so ellenlangen Text verfasst hat und sich, bis jetzt jedenfalls, noch nicht 1x wieder gemeldet hat gebe ich mal #tasse#torte aus und warte darauf was noch kommt.

LG und einen schönen Freitag

2

Hallo,
ich hab deinen ganzen Text gelesen. Es gibt ein paar Parallelen zu meinem Leben, die ich nun nicht ausführen möchte.

Du äußerst sehr klar was du möchtest und was nicht, und du siehst dich selber heute und wie gut du dich entwickelt hast. Dir geht es gut. Und: du hast jedes Recht dich abzugrenzen!!! Vor allem, wenn ihr bald ein Baby haben werdet. Deine Schuldgefühle halten dich momentan ab. Die gilt es zu reduzieren und abzubauen, notfalls mit Unterstützung. Aus einer Distanz raus kann sich die Beziehung zu deiner Mutter plus Anhang auch neu und besser entwickeln (muss aber nicht). Erwarte nicht von ihnen dass du verstanden wirst und verliere dich nicht in Erklärungen. Stärkt dich denn dein Mann? Oder sonst jemand? Du brauchst jemand der hinter dir steht.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute! #klee

6

Hallo,

im Grunde genommen ist Dein Post eine lange Anklageschrift gegen Deine Familie. Zwei Dinge fallen mir vor allem auf.

1. Du kritisierst, dass Deine Mutter ihrem Mann von Anfang an gesagt hat, dass Du für sie an erster Stelle kommst. - So sollte es doch auch sein: Kind gibts schon, ist 6 Jahre alt und bleibt darum auch noch ne Weile, Mann kommt dazu, Mutter gibt es nur im Doppelpack mit Priorität für das Kind vor dem neuen Mann. Ich finde das richtig und keine Frage der unterschiedlichen Arten von Liebe zu Kind und Mann. Für mich hat Deine Mutter ihm klar gemacht, dass sie sich für Dich entscheidet, sollte er Dich nicht akzeptieren. Das hat sie gut gemacht!

2. Was interessiert Dich Deine Tante? "Du bist die Böse"? Herzlichen Glückwunsch! Denn "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin!".

Du solltest Dich von der Idee verabschieden, etwas (was eigentlich genau?) aufzuarbeiten. Bei Dir und Deiner Familie geht es, von außen betrachtet, nur um unterschiedliche Sichtweisen. Und dass ist doch normal. Du schaust aus Kinder-, Deine Mutter aus Mutter-, Deine Oma aus ... usw. usw. Hey, das ist Familie!

Du brauchst keine Grundkenntnisse in Psychologie und auch keine abgeschlossene Therapeutenausbildung, sondern nur ein wenig Empathie für Deine Mutter und die Bereitschaft anzuerkennen, dass die Damen ihr Bestes versucht haben. Dass dabei, wie in jeder anderen Familie, Fehler passiert sind, ist völlig normal, und auch Du wirst garantiert in der Erziehung Fehler machen, trotz Psychologie und Pädagogik. Und auch da gilt: Das ist Familie!

LG, kathi

8

Hallo.

1. WAS willst du jetzt eigentlich aufarbeiten? Dass du erstmal grundlegend verzogen wurdest und man dann vor dir verlangte auf eigenen Beinen zu stehen?

2. Du weißt nicht mehr weiter??? - Du hast/hattest noch nie echte Probleme, oder??

3. Du freust dich innerlich schon, dass du evtl. endlich nen Grund hast, den Kontakt zu knicken?? Warum so lange warten? - Hast du nicht soviel Rückgrat zu deiner Meinung zu stehen und daraus deine Konsequenzen zu ziehen?
Warum willst du jetzt deiner Mutter den schwarzen Peter zuschieben, indem du nur darauf lauerst, dass sie sich nach der Geburt "daneben benimmt", um eine Erklärung für deinen eh schon vorgeplanten Bruch zu haben??

Sei mir nicht böse, aber deine "Probleme" sind echt pillepalle und teilweise peinlich.
Schlaf mal eine Nacht drüber und lies dir deinen Text dann mal in aller Ruhe aus der Sicht einer erwachsenen Frau durch.

Ich hoffe, es gehen momentan nur deine Schwangerschaftshormone mit dir durch.

Überlege dir genau: Wenn du jetzt bzw. in ein paar Monaten (nach der Geburt) den Kontakt brichst, dann ist das eine Entscheidung für die Ewigkeit - sofern du den Arsch dazu in der Hose hast....

Alles Gute!

9

Hallo,

so ganz grundsätzlich finde ich an Deiner Kindheit nix Schlimmes - aber ich habe sie ja nicht durchlebt und kann es so nicht richtig beurteilen? Sie konnten Deinen Freund nicht wirklich leiden? Kann passieren.

Du wirkst so, dass Du ziemlich auf Deine Eltern herabschaust. Du bist was Besseres als sie...?
Ehrlich hatte ich auch mal so eine Phase. ABER: Deine Familie bleibt Deine Familie. Ebenso wie Du immer deren Tochter sein wirst. Irgendwann wirst Du froh sein, dass Du sie hast, auch wenn das für Dich gerade nicht nachvollziehbar ist.
Deine Eltern lieben Dich, haben versucht, ihr Bestes zu geben. Sie können das weitergeben, was sie selber als Kinder erhalten haben. Mag sein, dass sie einfache Leute sind. Deswegen sind sie aber nicht schlechter.

Dass die werdende Oma austickt wegen der Schwiemu, die näher beim Kind ist, kenne ich sehr gut. Damit musst Du eben lernen umzugehen. Sie hat Dir angeboten, Dir in den ersten Tagen nach der Geburt oder daheim zu helfen. Vielleicht würdest Du froh sein, dass sie da ist? Du weißt schließlich nicht, wie es Dir gehen wird. Muss ja nicht gleich beim Heimkommen sein und muss auch keine ganze Woche sein...
Wenn sie keine Hilfe anbieten würde, wärst Du nämlich auch empört, wenn Du ehrlich bist.

Tja und ansonsten: alles Gute für Deine Schwangerschaft, geniesse die Zeit.

LG

10

Hallo,

ich habe nicht alles gelesen, manches nur überflogen.

Und ich finde mich in manchen Sachen wieder, z.B. die behütete Kindheit.

Ich war aber nicht so lebensfremd, dass ich nicht alleine hätte mit dem Bus fahren können.

Und meinen ersten Freund habe ich zwar mal mit nach Hause gebracht, die Zeit zusammen haben wir aber bei seiner Mutter verbracht.

Die war noch viel gluckiger, als Deine weiblichen Familienmitglieder und so wurde ich neben Sohnemann gleich mitbegluckt, ich fand es herrlich.

Du hast Dich einerseits nach Strich und Faden verwöhnen lassen, machst das aber im Nachhinein Deinen Eltern zum Vorwurf.

Da verstehe ich auch sie, wenn sie sagen, sie wollen da nichts aufarbeiten (ich wüsste auch nicht, was das sein sollte).

Alles in allem würde ich sagen: Kommst Du mit Deiner Familie nicht aus, dann kappe die Verbindung und gut ist es.

GLG

11

------- Und irgendwie freut sich ein kleiner Teil in mir darauf... endlich einen akuten Grund zu haben, den Kontakt abzubrechen.----

Äh ja....... das merkt man. Das wird auch der einzige Rat sein, den Du hier hören willst.

Mach es doch einfach, Deine Mutter wird Dir im Leben eh nie mehr wieder was recht machen können.

12

Hallo japhia,

Ich fand deine Geschichte sehr interessant, tut mir leid, dass die Reaktionen der anderen Leser so abwertend sind.

Ich habe meine Mutter stellenweise wiedererkannt, wenngleich es auch sehr große Unterschiede gibt. Was ich auf jeden Fall als Gemeinsamkeit sehe, ist die eigenen Bedürfnisse als Motor für das Verhalten unserer Mütter und nicht der Wunsch, uns Töchter glücklich zu machen.

Seit ich mich von meiner Kindheit emotional soweit entfernt habe, dass ich darüber gut reflektieren kann, komme ich eigentlich recht gut zurecht. Im Umgang mit meiner Herkunftsfamilie achte ich sehr darauf, nur das zuzulassen, was mir gut tut. Meine Mutter ist z. B. so ein Typ Mensch, dem es schwerfällt, anderen zuzuhören, wenn diese für sie belanglose Dinge erzählen. Sie hat mich das als Kind auch oft spüren lassen, dass ich sie mit Geschichten aus meinem Alltag langweile. Ich habe mir also sehr stark abgewöhnt, ihr irgendetwas zu erzählen. Sie wünscht sich mittlerweile, ich würde ihr mehr erzählen, weil sie wahrscheinlich auf der einen Seite das für dazugehörig zu einer normalen Beziehung hält und sie auf der anderen Seite natürlich auch neugierig auf die spannenden Details in meinem Leben ist (ich bin aktuell auch schwanger). Wenn ich ihr dann aber doch mal etwas erzähle, zeigt sie wenig Gespür dafür, wie man eine einfühlsame Unterhaltung führt, sondern gibt unpassende Kommentare oder bricht das Gespräch mittendrin ab, (nämlich dann, wenn sie genug gehört hat, um ihre Neugierde zu befriedigen, während andere so lange weiter zuhören würden, wie sie merken, dass ich noch etwas habe, das ich loswerden möchte) weil "ihr Ohr vom Telefon so warm geworden ist". Das verletzt mich natürlich, da es eben an die alten Abweisungen erinnert, die ich von ihr bekommen habe. Deshalb passiert mir das nur ganz selten, dass ich ihr doch mal etwas erzähle. Meistens stellt sie mir ein paar Fragen, die ich alle recht einsilbig beantworte und dann ist das Telefonat wieder zu Ende. Ich gebe zu, dass ich auch ein bisschen schadenfroh darüber bin, wenn sie mich fragt, ob ich noch etwas schönes hätte, das ich ihr erzählen könnte und ich das verneine. Für mich ist das der beste Weg, mit einer eher desinteressierten Mutter umzugehen. Auf die Art bekomme ich so viel Interesse gezeigt, wie sie eben zu bieten hat, ohne dass ich gleichzeitig riskiere, von ihr wieder zurückgewiesen zu werden.

Du musst mit deiner Mutter auch einen Weg finden, so umzugehen, dass es dir gut tut. Sie hatte ihre Chance, dich als Menschen aufwachsen zu lassen, der seine Mutter bedingungslos liebt; du bist ihr nichts schuldig, wenn sie das nicht geschafft hat. So sehe ich das. Die Hoffnung, dass du allerdings in Zusammenarbeit mit ihr irgendetwas aufarbeiten kannst, würde ich aufgeben. Da investierst du immer wieder Hoffnung in die Beziehung und wirst immer nur wieder enttäuscht. Vielleicht habe ich die Hoffnung nicht 100%ig aufgegeben, aber eher so auf Eis gelegt. Ich behandele meine Mutter so, wie es mir gut tut ohne dabei Rücksicht auf ihre Gefühle zu nehmen und falls bei ihr der Leidensdruck darüber so groß werden sollte, dass sie etwas an unserer Beziehung ändern möchte, dann kann sie ja auf mich zukommen und dann kann ich ihr in kleinen Schritten Veränderungen anbieten.

Und es ist auch nicht so, dass sie sich überhaupt gar nicht verändert. Wie deine Mutter fragt auch meine mich öfter um Rat (viel im Umgang mit anderen Menschen) und manches davon konnte sie über die Zeit tatsächlich schon umsetzen. Aber eine mehr als oberflächliche Beziehung erwarte ich nicht zu ihr. Das entlastet mich sehr. Wie du habe ich einen Mann, den ich sehr liebe und gemeinsam mit ein paar guten Freundinnen ist mir das genug enger Sozialkontakt.

Wenn mein Baby kommt, wird keiner aus der Familie hier innerhalb der ersten sechs Wochen aufschlagen (dürfen). Meiner Mutter habe ich das schon so gesagt und sie nimmt das so hin (im Gegensatz zu deiner ist sie eher der unabhängige Typ, aber sie macht mir ohnehin auch keine Vorschriften oder Vorhaltungen so wie deine Familie). Die Schwiegerfamilie geht laut dem letzten Gespräch mit meinem Mann zwar noch davon aus, dass sie im Juni / Juli (Et ist 14.06.) mal vorbeikommen werden, aber das ist Aufgabe meines Mannes, ihnen zu vermitteln, das daraus nichts wird, ich kann mich ja notfalls mit Baby einschließen, wenn sie trotzdem kommen sollten. Ich habe mir das irgendwann angewöhnen können, mir zu überlegen, was gut für mich ist und das auch rigoros durchzuführen. Das bedeutet nicht, dass man mich nicht auch umstimmen könnte, aber man kann mich eben nur bitten, aber nicht emotional erpressen oder zu etwas zwingen. Was soll schon Schlimmes passieren? Dass die Erpresser so sauer werden, dass sie den Kontakt einstellen? Wäre dann ja in meinem Sinne, Erpresser brauche ich keine in meinem Leben.

Mit meiner Schwiegermutter gab es im Herbst einen riesen Zoff, weil sie mit einem absolut unangebrachten Tonfall festlegen wollte, dass ich auf einer standesamtlichen Hochzeit kein Brautkleid anziehen könne. Da ist es mir sehr schwer gefallen, überhaupt herauszufinden, was ich noch tun könnte, um mich wohl zu fühlen. Ich wollte in ihrer Gegenwart überhaupt nicht mehr heiraten, weder im Brautkleid noch ohne, denn ich hätte die ganze Zeit daran denken müssen, wie sie jetzt meine Kleiderwahl beurteilt. Solche Gedanken wollte ich aber nicht meine Hochzeit dominieren lassen. Jetzt heiraten wir in ganz kleinem Stil komplett ohne Familie. Das ist nicht die perfekte Hochzeit, wie ich sie mir gewünscht hätte, aber es ist die beste Lösung, die mir eingefallen ist, um mich so wohl wie möglich zu fühlen.

Nach solchen Lösungen solltest du auch suchen und die Leute, die überhaupt erst verantwortlich dafür sind, dass du so kompliziert nach Lösungen suchen musst, sollten dabei das geringste Mitspracherecht haben.

Ich würde mich freuen, wenn du mir antworten würdest, was du zu meinen Anmerkungen sagst, hier oder per pn. :)

LG, Anja

15

Die Omas dürfen ihr Enkelkind erst frühestens nach sechs Wochen sehen? Ist das traurig. ..

16

Auch die hochzeitskleid Geschichte ist gruselig...

weitere Kommentare laden