Wie Neid abstellen?

Hallo zusammen,

ich habe im Moment ein kleines Problem mit dem heiklen Thema Neid.
Gleich vorweg: Ich möchte das Gefühl nicht haben, ich will es los werden.
Es geht um den kleinen Bruder meines Mannes. Meine Schwiegereltern haben ihm sowohl ein Auslandsjahr als auch das Studium (studiert noch) finanziert. Soweit so gut. Seine Frau hat ebenfalls studiert und war nach dem Studium ca. ein halbes Jahr arbeitslos (hat erst vor wenigen Tagen einen Job gefunden). In diesem halben Jahr sind die beiden zusammengezogen, außerdem steht die Hochzeit bevor.
Die Schwiegereltern tragen seitdem die komplette Miete und finanzieren auch den Löwenanteil an der Hochzeit (Offiziell zwar als kostenloser Kredit, aber uns allen ist klar, das sie das Geld nicht zurückbezahlen müssen/werden).
Mein Mann und ich sind während der Ausbildung zusammengezogen, das war meinen Schwiegereltern nicht so ganz recht. Finanzielle Unterstützung bekamen wir nicht und wir haben mit unseren Azubi-Gehältern alleine unseren Lebensunterhalt bestritten. Was bisher auch immer ein Grund für mich war, stolz auf uns zu sein.

Seit wir aber mitbekommen, was mein Schwager alles von den Eltern finanziert bekommt und wie gut die beiden leben können, werde ich immer unzufriedener.

Versteht mich nicht falsch, ich war immer stolz auf das, was mein Mann und ich uns alleine aufgebaut haben. Wir haben beide auf eigenen Wunsch hin nach dem Abi nicht studiert und es geht auch nicht darum, dass die Eltern ihn während des Studiums unterstützen. Es geht um das Ausmaß.
Wir konnten während der Ausbildung nicht mehrfach die Woche essen gehen, unser größter Urlaub in diesen 2,5 Jahren waren 4 Tage Gardasee für nicht mal 200,- €, wir mussten Auto + Versicherung selbst bezahlen, unsere Hochzeit mit knapp 60 Leuten haben wir uns selbst zusammengespart. Und dann sieht man den studierenden Bruder, der ständig auswärts isst, z. T. mehrfach im Jahr in einen Kurzurlaub fahren kann, ein fast neues Auto bekam und eine riesen Hochzeit finanziert bekommt.
Mir ist klar, dass der Bruder nur bedingt was dafür kann und es in erster Linie an den Eltern liegt, die Geschwister gleich zu behandeln. Und ich bin deswegen auch nicht sauer auf ihn. Aber ich bin neidisch.
Gleichzeitig bemerke ich, wie mein Mann deswegen ein immer schlechteres Verhältnis zu seinen Eltern bekommt. Für ihn geht es nicht in erster Linie um Geld, das er nicht bekommt. Es geht ihn im Wertschätzung und dass er sich wie das Kind zweiter Wahl fühlt. Denn die Bevorzugung des Bruders hört beim Finanziellen leider lange nicht auf...

Trotzdem: gibt es einen Weg, dieses Neidgefühl los zu werden? Wie würdet ihr damit umgehen?
Ich hoffe ihr versteht meine wirren Gedanken #schwitz

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Hallo!

Gefühle sind Gefühle, die kann man schwer abstellen.

Aber Du hast ja schon auch das Gefühl, dass Du stolz darauf bist, alles mit Deinem Mann selber geschafft zu haben, und das ist was ganz tolles!!!

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Danke #hicks

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Neid ist etwas völlig normales. In dem Fall finde ich aber nicht dass du neidisch bist. Du/ Ihr fühlt euch ungerecht behandelt und das völlig zu recht.

Damit das Verhältnis nicht noch schlechter wird, wenn ihr das weiter in euch reinfresst,
würde ich das Gespräch mit den Eltern suchen.

Ob Ihr dann auch mal eine finanzielle Zuwendung bekommt weiß ich nicht, aber zumindest habt Ihr es dann mal ausgesprochen.

Vielleicht ist den Eltern aktuell gar nicht so bewusst wie ungleich die Behandlung ist und vielleicht ändert sich dann etwas zum Positiven.

Wenn die Eltern das nicht einsehen würde ich den Kontakt sehr einschränken. Mich persönlich würde das auf längere Sicht zu sehr belasten immer diese Ungerechtigkeit mit anzusehen.

LG Luna

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Hallo,

mein Mann hat bereits versucht seinen "Unmut" darüber auszudrücken und ein Stück weit ist es den Eltern durchaus bewusst. Verbessert hat sich seitdem nichts, eher verschlimmert.
Ich wage zu bezweifeln, dass wir auch eine Summe X bekommen würden (in den Augen der Schwiegereltern geben wir zu viel Geld unnötig aus, für Urlaub z.B. ... ). Aber dieser Zug ist vermutlich jetzt sowieso abgefahren - jetzt brauchen wir keine Unterstützung mehr. Zu Azubi-Zeiten wäre es aber doch schön gewesen, zumindest mal gefragt zu werden, ob wir klar kommen...

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Hallo
Bei sowas würde ich mir vor Gesicht halten wie nicht erstrebenswert es ist in dem Alter auf Kosten von Mutti und Vati sonst wie ein tolles Leben zu führen.
Ich kenne das in anderer Form, meine älteste Tochter ist jetzt 19 und in ihrem Umfeld bzw. die Kinder von Bekannten waren teilweise in dem Alter schon längst mit eigenem Auto usw. außer Haus, am besten noch mit privaten Studium, und natürlich soooo selbstständig.
Das man in dem Alter noch zuhause wohnt ist ja sooo komisch.
Wenn man alles finanziert bekommt ist sowas natürlich leicht gesagt und für mich/sie sich nicht etwas mit dem man prahlen sollte.
Warum auch, keine Waschmaschine bedienen können aber große Töne mit dem was man hat raus bringen.
Über sowas könnte ich mich nicht richtig aufregen aber es ist wie es ist.

LG

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Hallo,

ja, das versuche ich mir auch oft selbst zu sagen. Dann stehe ich in unserer Wohnung und denke mir "Das habt ihr gut gemacht!"
Vielleicht kommt uns das Wissen, dass Geld nicht einfach so auf dem Konto landet, ja noch einmal mehr zu Gute als wir denken ;-)

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>>Trotzdem: gibt es einen Weg, dieses Neidgefühl los zu werden? Wie würdet ihr damit umgehen?
Ich hoffe ihr versteht meine wirren Gedanken #schwitz<<
Klar, ich würde das den Eltern brühwarm auf die Bemme schmieren und fragen, wann Euer Anteil nachgezahlt wird. Das wird dann aus dem Ruder laufen, ihr verkracht Euch und habt mit dieser Ungerechtigkeit nichts mehr zu tun...

LG

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Hallo,

wir - vor allem mein Mann - haben diese Situation auch durch.

Mein Mann hat sich wirklich hochgearbeitet - vom Lehrberuf über den meister bis hin zum Studium. Er hat sich das alles selber verdient. Von seinen Eltern kam da sehr wenig; das Studium haben sie gar nicht unterstützt, denn aus irgendeinem Grund waren sie damals beleidigt, als er studieren wollte.

Sein jüngerer Bruder hingegen war lt. meinem Mann schon immer das "Liebe Kind".
Der musste sich nie groß anstrengen.
Seine Ausbildung und den Meister hat er mehr schlecht als recht hingelegt, die Meisterprüfung mit ach und Krach bestanden.

Meinem Mann wurde stets mündlich ein Haus zugesagt, welches er später mal erben sollte. Als sein Bruder und dessen Freundin Eltern wurden, hat sein Bruder das Haus bekommen - mein Mann hat eine kleine Summe Erbteil ausbezahlt bekommen (Pflichtteil) und den Löwenanteil bekam sein Bruder.

Die konnten natürlich Vollgas geben. Das Haus wurde sehr schick renoviert.

Teure Küche, megaschweineteures Bad, für den Garten kam ein Landschaftsgärtner, Sauna hier, teurer Boden da, usw.
Das Babyzimmer kostete gleich mal 4000 € - unser Highlight waren ein Gitterbettchen und ein Wickeltisch von Ikea...;-)
Meine Schwiema hat auch gerne im Beisein meines Mannes "geschwärmt", was für "tolle Möbel" die beiden nun wieder gekauft haben und wie teuer die sind.
Oder dass er seiner Frau nun ein neues Auto kauft.

Zu uns - wir haben ein schönes Haus, aber vieles (Möbel etc) sind noch provisorisch.
Die Tilgung ist uns wichtiger und eher wird mal irgendwas umgestrichen statt neu gekauft.
Denn wir wollen nicht irgendwas schnell-schnell und billig haben, sondern es sollen gute und hochwertige Sachen sein. Aber wir können halt finanziell nicht so die Sau rauslassen, und mal ohne mit der Wimper zu zucken etliche Tausender für Möbel rauspulvern, wie mein Schwager und seine Frau.

Auch nach unseren Kindern wird kaum groß gefragt - die Kids meines Schwagers werden da mehr umtüddelt.

Und ich gebe zu - ja, ab und an hat mich auch mal der richtig schöne giftgrüne Neid gepackt und ich dachte mir "Ach Schitt, das hätte ich auch so gerne...!"

Aber dann kam mir auch wieder in den Kopf - wäre ich damit wirklich zufrieden?
Wenn man durch eine Erbschaft und die Gunst der Eltern so ein Leben führen kann?
Oder ist man eher stolz, wenn man Dinge aus eigener Kraft schafft?
--> letzterer Gedanke siegt hier eigentlich immer.

Ich denke auch, wie eine der Vorposterinnen schrieb, es ist kein Neid.
Sondern eher dieses Gefühl, dass man ungerecht behandelt wird.
Mein Mann kämpfte eine Weile sehr damit.

Und er sagte auch mal, es geht ihm nicht um die schicke Badewanne oder um die Stühle, von denen einer rund 1000 € kostet.
Sondern darum, dass seine Arbeit, sein Fleiß, seine Erfolge und sein Engagement nicht gewürdigt werden und sein Bruder, der ohne Hilfe von den Eltern bisher nichts auf die Kette bekommen hat, von diesen derart unfair bevorzugt wird.

LG

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Hallo,

warum solltest du nicht neidisch sein dürfen? Das ist doch völlig menschlich und in eurem Fall auch verständlich!

Wenn Geschwister ungleich behandelt werden sei es finanziell oder durch Zuwendung, kommt es nunmal zu Neid!

Ich habe keine Geschwister, aber genug "Anschauungsmaterial" bei Freunden, Bekannten und bei meinem eigenen Mann.

Dort läuft es so ähnlich wie in eurem Fall. Dem einen Kind wird es förmlich hinten reingeblasen und das andere muss schauen wie es alleine zurecht kommt.

Das Resultat ist immer dasselbe. Neid zwischen den Geschwistern und ihren Familien. Das führt dann oft zu Streit und Kontaktabbruch zu Geschwistern und Eltern.

Schuld in meinen Augen haben die Eltern. Sie verursachen den Neid und schüren somit die Konflikte zwischen den Geschwistern und schaden auch ihrer eigenen Elternkindbeziehung erheblich damit.

Ob sie es in eurem Fall unabsichtlich oder in vollem Bewusstsein tun, erfahrt ihr nur wenn ihr sie darauf ansprecht. Und das würde ich machen. Sprecht mit ihnen, legt eure Sicht auf die Dinge dar und wartet ab was passiert.

Im besten Fall denken sie darüber nach und ändern etwas, im schlechtesten Fall reagieren sie mit Unverständnis. In diesem Fall ist es eh besser Abstand von der Familie zu nehmen. Wäre über kurz oder lang sowiso passiert. Da euer Neid völlig berechtigt ist und sich die Situation sichererlich nicht ändern wird.

Wir leben mit dem Abstand zur Familie sehr gut und fragen uns oft, warum wir solange damit gewartet haben.

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Och, ich bin auch manchmal neidisch.

Meine Freundin, Einzelkind, und ihr Mann haben von den Eltern und Schwiegereltern einen Riesenkredit bekommen, 500 000 Euro teures Haus, tolle Möbel, es gibt immerzu Geschenke und Klamotten für die Kinder, den Partykeller gibt`s dann zu Weihnachten, die Großeltern stehen immerzu zur Enkelbetreuung zur Verfügung, meine Freundin und ihr Mann haben ganze Wochenenden und Urlaube lang kinderfrei und meine Freundin kann voll arbeiten.

Wenn man da lange genug drüber nachdenkt, macht man sich selber nur unglücklich. ;-)

Unsere Kinder sind bestens befreundet und spielen gern miteinander. Übrigens auch sehr gerne bei uns: da kann man im (unmanikürten) Garten und im Gelände frei laufen und wunderbare Lager bauen.

Ich genieße daher lieber die Spielnachmittage mit unseren Kindern in deren toll gemachten Garten da und die Partys in ihrem Keller und lasse mich inspirieren.

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Hallo,

ich glaube, in vielen Familien herrschen derartige Unausgewogenheiten, das beobachte ich sowohl in der meines Mannes als auch in meiner.

Selbes Spiel: Geschwister bekommen Haus bzw. Wohnung und man selbst kann alles selbst finanzieren. Der eine Teil hat kein Problem, die Kinder über Nacht zu bringen, um feiern zu gehen, man selbst muss Babysitter bezahlen (und vorher mal gute finden!), um alle heiligen Zeiten ohne Kinder unterwegs sein zu können.

Einerseits bin ich froh über die Unabhängigkeit, andererseits knabbert es doch zum Teil recht heftig.

Bei meiner Mutter sprach ich die Problematik mal an. Rausgekommen ist nicht wirklich etwas. Außer vielleicht, dass wir zu weit weg sind und dass das Geld jetzt nicht mehr in dem Umfang vorhanden ist, wie zu dem Zeitpunkt, als die Geschwister Hilfe brauchten. Und wir kämen doch sehr gut zurecht.
Klar, verstehe ich... Aber trotzdem. :-p

Helfen kann ich Dir wahrscheinlich nicht wirklich, aber Dir den Gedanken mitgeben, es nicht persönlich zu nehmen.

LG
Karin

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hi,

hier ähnlich. mein mann und ich haben nach dem studium direkt gearbeitet, unser ganzes leben alleine bewältigt und auch unser haus alleine ohne finanzspritzen bezahlt.
mein bruder, 10 jahre jünger, musste schon als kind keinen finger rühren. während ich quasi den haushalt geschmissen habe, durfte er spielen gehen. das änderte sich auch nicht, als er in mein alter kam. heute ist er 30, meine mutter macht ihm noch die wäsche, bekocht ihn, hat ihm die ganze bude renoviert und eingerichtet etc.

aber ich bin absolut nicht neidisch. worauf denn? auf einen armen kerl, der nichts alleine auf die reihe bekommt, da sofort mutti zur stelle ist? der wahrscheinlich nie eine frau dauerhaft an sich binden kann, weil meine mutter alle verschreckt mit ihrer herrischen art? mein mann und ich können stolz darauf sein, dass wir alles alleine geschafft haben. mein bruder kann auf garnichts stolz sein, weil er nie eine chance bekommen hat, selber was zu erarbeiten.

lg