Eltern-Kind-Kur Diagnose Erschöpfung: was bleibt im Alltag davon übrig?

Hallo in die Runde,

der Beitrag richtet sich an alle, die eine Mutter/Vater-Kind-Kur in Anspruch genommen haben:
Wie geht es euch seitdem?
Was konntet ihr "mitnehmen"? Hat sich der Alltag in irgendeiner Form seitdem verändert?
Was würdet ihr im Nachhinein anders machen (bezogen auf die Kur)?
Worauf sollte man achten?

Ich freue mich auf eure Antworten!

Alles Liebe,
wind.kind

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Im Endeffekt geht es doch darum, dauerhaft etwas zu ändern, Aufgaben umzuverteilen, kürzer zu treten. Eine Bekannte von mir fuhr alle 3 Jahre zur Kur mit ihren 3 Kids. Sie kam erholt und fröhlich wieder - und es ging weiter wie vorher, das nächste Burnout stand vor der Tür. Das nützt nichts. Was läuft falsch, was kann ich ändern/umstrukturieren/abgeben? Das sollte die Lehre einer Kur aus Erschöpfungsgründen sein - und möglichst mit Hilfe des Partners oder eines anderen vor Rückkehr in die Tat umgesetzt werden.
VG

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>>Im Endeffekt geht es doch darum, dauerhaft etwas zu ändern<<

Das sehe ich genauso. Daher möchte ich wissen, ob eine Kur tatsächlich dafür den Anstoß geben kann.
Klar, das hängt von jedem selbst ab.

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Ich denke, den Anstoß kann nicht die Kur direkt geben, sondern der Zustand VOR der Kur, dass man merkt "SO kann es nicht weiter gehen!" und "SO darf es nie wieder werden!" Die Kur ist dann eine gute Möglichkeit, Abstand vom Alltag zu bekommen und zu überlegen, wie genau der Plan aussehen und wie er umgesetzt werden soll.

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Hallo wind.kind,
Meine Empfehlung ist, sich vorab gut zu überlegen, welches Kurhaus, welcher Kurort passt zu euch.
Es gibt umfassende Kinderbetreuung, oder welche die Raum für Qualitätszeit mit den Kindern bietet. Hierzu vielleicht die Frage an dich, erholst du dich besser, ohne Kinder, oder wenn ihr eine schöne Zeit verbringt? Das Alter der Kinder und der Umfang der Betreuung müssen zueinander passen (ist natürlich auch typabhängig).
Das Kurhaus sollte auf deinen “Krankheitstyp“ spezialisiert sein.
Bewertungen im Internet schaffen realistische Erwartungen.
Ich habe mich von “Nörgel-Muttis“ und “Selbsthilfegruppen “ ferngehalten und mich auf mich selbst konzentriert. Bei Gesprächsterminen hilft es, wenn man sich gut öffnen kann. Spaziergänge, Sport, Tagebuch schreiben...Du weißt sicher selbst am Besten, was dir gut tut.
Das in dieser ruhigen Zeit erarbeitete, im normalen Alltag zu integrieren erfordert Selbstdisziplin, einen starken Willen und Konsequenz. Meine Kuren haben mein Leben nachhaltig verändert. Nicht ganz, wie vorgenommen, aber genug um heute mehr als zufrieden zu sein.
LG und gute Erholung!

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Also, die ich kenne, wo auf Mutter-Kind -Kuren gehen haben Kinder entweder Atemswegeprobleme oder Mütter extrem Erschöpft und Überfordert.

Viele nutzen es aber nur so auf eine Art, billiger Urlaub mit Erholung.

Im Enddefekt nützen da 3-4 Wo. denen nichts, der nicht wirklich auf Abhilfetips von Überforderung sucht.
Denn es muss Zuhause grundlegend was geändert werden, um einen deutlich besseren , organisierten Ablauf zu erhalten.

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Ja, mir haben die Mutter-Kind-Kuren sehr geholfen.
Jeweils aus anderen Gründen heraus.

Die erste Klinik war super, hätte beim zweiten Mal so gar nicht gepasst.
Die zweite Klinik war super, hätte aber beim ersten Mal so gar nicht gepasst.
Die Lebenssituation, sowie die Gesundheitssituation, sowie das, was ich zu ändern versuchte, waren jeweils völlig andere Gründe.

Der Alltag hat sich jeweils zum besseren verändert, weil ich in den Kuren Zeit und Personen hatte, mit denen ich zusammen reflektieren konnte, was ich zu Hause brauche. Besser gesagt, um mit den doch recht einschneidenden Hindernissen besser umgehen zu können - neben/trotz/zusätzlich zum Alltag. Ohne, dass mich weder das eine noch das andere auffrisst.

Kliniken sind sehr unterschiedlich.
Auch ohne Schwerpunkte haben sie so ihre Spezialgebiete.

Asthma
Trennung
Trauer
Erschöpfung
Alleinerziehend
ADHS
Krankheiten, die sich auf die Mutterrolle auswirken
usw.
die Liste ist lang, was es an Möglichkeiten gibt.

Wichtig ist, denke ich, dass man keine "Heilung" erwartet oder sich die Ziele zu hoch steckt. Wichtig ist, die Zeit vor Ort zu nutzen. Auszuruhen und gleichzeitig auch reflektieren. Auf sich zu kommen lassen.

Die passende Klinik wählen (soweit das von der Krankenkasse aus möglich ist).
Damit meine ich nicht: Berge, Meer etc. sondern nach Indikationen. Natürlich ist Meerklima bei manchen Indikationen sinnvoll, aber wenn dies nicht der Fall ist, nicht auf eine bestimmte Gegend beharren, sondern in sich gehen und nach Indikationen schauen.

Was muss (Krankheitsbild, Symptomatik)
Was sollte (um sich selbst wohl zu fühlen)
Was wäre nett (aber geht auch ohne)
Was sollte nicht sein.

Falls es das noch gibt: es gab mal ein Mutter-Kind-Kur-Forum.

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Hallo,

ich war im März/April 2016 in der Mutter Kind Kur. Damals waren meine beiden Jungs fast 7 und 3 Jahre alt.
Die Einrichtung war schön und gemütlich. Ein kleine Gruppe an Frauen mit Kindern.
Es kommt natürlich auf darauf an, warum du da hin willst und was du dir davon erhofffst.
Erschöpfungszustand steht in jedem Brief zum Schluß dann drin.
Ich bin zur Kur, weil mein Bruder durch Suizid im Sommer 2015 gestorben ist. Ich steckte damals mitten in einer beruflichen Weiterbildung und mache Schichtdienst.
Das war mir dann mit der Geschichte meines Bruders alles zu viel.
Meine Kids wollte ich unbedingt dabei haben. Im Nachinein denke ich manchmal, dass alleine es besser gewesen wäre. Einfach um sich auf mich zu kenzentrieren. Jeden morgen ab dem 5. Tag habe ich meinen Kleinen heulenderweise im Kiga abgegeben. Er hatte Nachts schlimme Albträume deswegen hat geschrien schon Nachts,dass er dort nicht hin will. Das war purer emotionaler Stress für mich. Aber trotzdem war die Zeit mit den auch schön.
Von der Therapie her selber war es perfekt. Sportlich viel gemacht und natürlich Trauertherapie.
Die anderen Muttis waren aus verschiedenen Gründen dort. Abnehmen, Erziehungstipps oder einfach entspannen.
Ob ich für mich was mit nach Hause genommen habe. Jein.
In der Erziehung ist alles so geblieben, weil wir so schon immer gut damit gefahren sind, wie wir das machen. Da hatten wir auch kein Problem.
Terminplaner etwas runtergeschraubt. Das ja.
Aber ich würde nur nochmal eine Kur in Ansprch nehmen, wenn ich WIRKLICH was ändern möchte.
Die, die abnehmen wolten kamen mit der Ausrede, das Essen wäre ja soooooooo lecker, hier könnte man ja nicht abnehmen. Bullshit.
Viele haben ehrlich gesagt schon Urlaub auf Krankenkasse gemacht und das fand ich erschreckend!!
Jemand, der wirklich Hilfe braucht, wird damit der Platz verwährt.
Für meine Trauerarbeit war die Kur notwendig. Aber nur um entspannen zu können ist es dreist.
LG #winke

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Mein Sohn und ich waren auf Norderney in Mutter-Kind-Kur und es war toll. Aber ich gebe zu, dass die Kur nur Anstöße gegeben hat, weil ich bereit und offen dafür war, im Alltag etwas zu verändern. Du selbst bist das Schloss zum Glück. Schaden tut ein Aufenthalt ausserhalb des normalen Alltags jedenfalls nicht!!