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Puh 😑 was eine scheiß Situation.
Ich kann dir leider nicht sagen was du tun sollst... gerade bei einem Arzt ist das natürlich echt harter Tobak.
Meine Empfehlung folgt unten ...

Ich hatte einen ähnlichen Fall mal im Job, wo eine meiner Betreuten der Meinung war, sie wäre ausgeraubt und missbraucht worden. Im Raum stand Diebstahl und ungeschützter Sex gegen ihren Willen.
Sie war schon 19, aber hat eine geistige Behinderung....
Natürlich will man nicht unterstellen, dass sie lügt. Aber vorstellen konnte ich es mir auch nicht ...
Daher kann ich mir gut vorstellen, wie schwer das gerade für dich sein muss.

Im Gegensatz zu deiner Tochter wollte meine Betreute Anzeige erstatten (wurde ihr von mehreren Personen empfohlen).
So waren wir also erst am selben Tag bei der Polizei und später bei der Kripo. Es kam raus, dass der Beschuldigte sich ihre Girokontokarte erschlichen und damit das Konto leer geräumt hat während sie daneben stand. 🙄
Bzgl der Vergewaltigung wurde uns gesagt, dass eine Untersuchung direkt nach der Tat, im Hinblick auf den Beweis, hilfreich gewesen wäre. Bei der Anzeigenaufnahme direkt nach der vermeintlichen Tat hatte uns niemand darauf hingewiesen, macht man ja nicht alle Tage 😒
Ohne ärztliches Attest konnte sie also "nur" verhört werden. Mehrmals. Vorwärts und rückwärts musste sie ihre Aussage widerholen.
Sie verstrickte sich und keiner glaubte ihr mehr.
Wobei ich mich echt gefragt habe, ob nicht auch eine nicht geistig eingeschränkte, aufgeregte Frau bei den Methoden durcheinander gekommen wäre 🤷
Naja, jedenfalls:
Dadurch dass der Beschuldigte mit dem Geld abgetaucht war, blied die Anschuldigung bestehen und es wurde Haftbefehl erlassen.
Bis zuletzt beharrte sie darauf, dass er sie vergewaltigt hatte.
Er wurde gefasst und kam in U-Haft.
Und erst kurz vor seiner Verhandlung gestand sie (in Anbetracht dessen, dass sie vor Gericht hätte aussagen müssen) , dass er sie nicht vergewaltigt hatte. 😕
Ob sie das aus Angst vor der Verhandlung "gestanden" hat, oder ob wirklich nichts war werden wir wohl leider nie herausfinden. Aber ich kann wenigstens guten Gewissens in den Spiegel schauen, da ich sie nicht mit einem "glaub ich dir nicht" abgespeist habe. Das solltest du auch nicht tun, sondern sie weiter ernstnehmen.

Sowohl bei der Polizei, als auch bei der Kripo wurde wirklich wahnsinniger Druck auf die aufgebaut. Klar, bei solchen Anschuldigungen steht ja auch einiges auf dem Spiel. Aber schön wäre das für deine Tochter sicher nicht 😔
Auf der anderen Seite hört man ja durchaus, dass Ärzte ihre Position ausnutzen.

Es gibt für Vergewaltigungsopfer UND DEREN ANGEHÖRIGE (anonyme) Beratungsstellen. Google hilft dir da sicher weiter.
Kontaktaufnahme dahingehend würde ich dir (!) empfehlen.
Ob eine Kontaktvermittlung später für deine Tochter auch was wäre, kannst du ja mit denen absprechen.

Nichts tun könnte ICH jedenfalls auch nicht.

Alles Liebe 🌺

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Danke für deine ausführliche Antwort. Ich muss vielleicht wirklich so eine Beratungsstelle in Anspruch nehmen. Nichts tun kann ich nicht. Das würde ich mir nie verzeihen.

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Eine Beratungsstelle ist eine super Idee. Kinder und Jugendliche müssen im Durchschnitt 7 Leute ansprechen bevor ihnen jemand glaubt.

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Hallo
also dein Wissensstand ist, dass deiner Tochter Unrecht angetan wurde, und das von einer Person, die das jederzeit wieder tun könnte. Selbst wenn du klitzekleine Zweifel hast, glaubst du ihr. Mach ihr bewusst, dass man mit sowas keine "Späßchen" macht.
Mache ihr klar, dass der Erwachsene etwas falsch gemacht hat, und zwar richtig falsch. Dass es ganz normal ist wie sie reagiert hat (vielleicht schämt sie sich nichts gesagt zu haben) und dass es super ist, dass sie sich dir anvertraut hat.

Sag ihr sie geht nichtmehr zu dem Arzt, aber sie muss etwas gegen das Unrecht tun, das ihr angetan wurde. Nicht sie ist diejenige, die sich schämen muss, sondern der Arzt. Also zur Polizei gehen.

Bei der Polizei verlangst du eine für die Aussagen zu sexuelle Übergriffen geschulte Person, und zwar eine Frau. Sonst gibts keine Aussage. Es wird anstrengend für Deine Tochter dort, aber sie wird es schaffen. Und sich danach besser fühlen.

Noch ein Tipp: Sag ihr vorher, sie soll für sich allein ganz genau im Detail aufschreiben, wie sie es genau in Erinnerung hat. Damit sie nicht durch die Fragerei und Erzählerei durcheinander kommt.

Wenn du Sorge hast wegen dem Arzt: Es ist nicht deine Aufgabe, ihre Aussage auf Wahrheit zu überprüfen. Das macht schon die Polizei. Aber ich würde ihr halt vor Dir immer eine Hintertür offen, dass sie "zurückziehen" kann ohne ihr Gesicht zu verlieren.

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Hallo,

das ist eine unglückliche Situation, aber ich denke Du solltest nochmal mit Deiner Tochter reden und ihr die Brisanz dieses Themas absolut klar machen.
Wenn Du sagst sie lügt in letzter Zeit, würde ich auch das nochmal ansprechen und ihr verdeutlichen, welche Folgen eine Lüge für sie und den Arzt hat.

Wenn sie weiterhin bei der Version bleibt, dann glaub ihr auch. Nichts ist schlimmer als davon ausgehen zu müssen, daß einem die eigene Mutter nicht glaubt, sexuell belästigt worden zu sein. Selbst wenn es letztlich im rechtlichen Sinn kein Übergriff gewesen sein sollte, sondern sie das nur für sich so interpretiert, dann ist es trotzdem für sie ein schreckliches Erlebnis und es muss furchtbar für sie sein, nicht ernst genommen zu werden.
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Wenn Du Restzweifel hast, dann gehe zu ihm und konfrontiere ihn mit den Vorwürfen und mach Dir ein eigenes Bild über die Reaktion. Klar wird er das abstreiten, aber vielleicht kann sein Verhalten dabei sehr aufschlussreich sein.

Bis das alles passiert ist, ist dann vielleicht auch der erst Schock Deiner Tochter überwunden und sie ist eher bereit, den Vorfall der Polizei zu melden.

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Ich finde es schwierig und traurig, dass du deiner Tochter nicht richtig glaubst und vertraust. Insgesamt würde ich ihr sagen, dass er das Ggfs auch noch mit anderen jungen Mädchen macht und es deswegen wichtig wäre bei der Polizei auszusagen. Ich würde auch bei der Polizei vorfühlen um sicher zu gehen, dass eine feinfühlige Beamtin die Befragung macht! Vielleicht könnt ihr euch auch vorab bei deiner Beratungsstelle informieren.

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Was ist denn daran traurig??? Die TE nimmt ihre Tochter ja durchaus ernst und macht sich viele Gedanken und sucht nach Lösungen. Deshalb schreibt sie ja hier!
Dennoch finde ich es toll von der TE, dass sie so reflektiert ist und nicht automatisch alles blind glaubt, was ihre Tochter erzählt.
Kinder (große und kleine) lügen nunmal auch oder übertreiben oder schmücken aus.
Meine kleine Tochter erzählt auch alle möglichen Sachen, die angeblich vorgefallen sind und dann so doch nicht stimmen. Und das passiert auch bei Jugendlichen (selbst bei Erwachsenen!).
Das ist normal und Realität. Deshalb sollte man als Eltern niemals blind alles glauben, was die Kinder erzählen, sondern reflektiert betrachten.

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Für mich ist es schwer vorstellbar, dass die Tochter bei einem solchen, schambedetzten Thema lügt. Der Schaden, den man als Vertrauensperson anrichten kann, wenn man eine solche Aussage anzweifelt ist immens! Dass ein Gynäkologe seine "machtposition" missbraucht ist für mich leider nicht unwahrscheinlich, ich kenne mehrere fälle! Es ist nicht die Aufgabe der Mutter Detektiv zu spielen, den Arzt zu befragen etc, sondern für die Tochter da zu sein!

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Ich würde an deiner Stelle zum Weißen Ring Kontakt aufnehmen und dort die Situation schildern.

Wenn deine Tochter nicht mit Fremden über die Situation sprechen kann, vielleicht schafft sie es ja alles niederzuschreiben, was du dann der Polizei/einer Beratungsstelle vorlegen kannst?

Finde es auf jeden Fall gut, dass du ihr glaubst und es nicht auf sich beruhen lässt!

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Das mit dem Aufschreiben ist eine sehr gute Idee. Danke. Ich habe auf jeden Fall vor zu einer Beratungsstelle zu gehen, denn auf sich beruhen lassen werde ich es nicht. Ob wir zu Polizei gehen werden müssen wir sehen, je nachdem was die Beratungsstelle sagt, bzw. wie meine Tochter das in ein paar Tagen sieht.

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Nur als Frage für dich, auf die ich keine Antwort brauche. Was genau ist wann passiert? "Geeignet", dass du mit deiner Tochter zu einem anderen Arzt/ins Krankenhaus gehst zwecks Beweissicherung/Dokumentation von Verletzungen...

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Professionelle Begleitung ist tatsächlich das Richtige in der Situation. Es geht erst einmal nicht darum, den Arzt anzuzeigen, sondern Deiner Tochter klar zu machen, dass sie nicht alleine gelassen wird. Spätfolgen nach so einem Übergriff können gerade im Teenie Alter auftauchen.

Sprich mit ihr, frag sie, ob sie es schafft, den Vorfall schriftlich zu schildern. Sie muss das wollen, dräng sie nicht. Und sag ihr, Du gehst erst einmal alleine anonym zu einer Stelle, bei der man Euch hilft. Zeig ihr, dass das jetzt eine Familienangelegenheit ist und ihr das zusammen durchsteht.

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Bevor ihr überstürzt handelt, tief durchatmen. So schwer auch fällt.

Deine Tochter schützen, dass sie nicht mehr zu dem Arzt muss, macht ihr ja schon. Somit ist sie akut nicht in Gefahr. Das ergibt: Bedenkzeit und die Möglichkeit durchzuatmen.

Bevor ihr sie zu etwas überredet oder unbedacht vorgeht, würde ich zu einer Beratungsstelle raten.
Pro Familia, Caritas, Beratungsstelle für sexuellen Missbrauch, Verein gegen Missbrauch, weiteres. Das was es bei euch in der Nähe gibt!

Dort lasst ihr euch erst mal beraten und aufklären.

Was braucht deine Tochter, um mit der Situation umzugehen (jetzt und später)
Welche Möglichkeiten gibt es?
Welche Möglichkeiten gibt es, dass es weiter geht?
Was ist bei einer Anzeige bei der Polizei zu bedenken? (psychische Unterstützung, Rechte, wer darf sie befragen, was muss sie sich im Rahmen der Ermittlungen gefallen lassen/was nicht)
Was passiert wenn, .... z.B. um ihr die Angst zu nehmen, um sie zu bestärken, aber auch um entscheiden zu können, was gut für euch ist. Für sie und für euch als Familie.

Auch Beratung wie ihr als Eltern damit umgehen könnt. Mit euren Gefühlen. So dass es euch als Familie nicht auseinandertreibt.

Das würde ich zuerst machen.
Und dann könnt ihr immer noch zur Polizei. Ggf. mit Unterstützung (von der ihr jetzt noch nicht wisst, dass welche Möglichkeiten es bei euch gibt).

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Hallo,

Deine Tochter sollte nicht wieder zum Arzt gehen und ihn konfrontieren. Auch du wirst nichts dort bewirken. Wenn sie nicht zur Polizei will, geht dann ihr hin und lasst euch beraten. Sie könnte schnell zum Therapeuten oder einer Frauenärztin, und mit denen über das Erlebnis reden. Vielleicht können diese ihr helfen und beurteilen, ob es unangemessen war.

LG

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Wie soll denn die Polizei da beraten? Sobald die Eltern den Sachverhalt schildern, ist der Beamte, mit dem sie sprechen gezwungen, eine Strafanzeige zu fertigen. Die Polizei ist keine Beratungsstelle, sondern eine Strafverfolgungsbehörde.

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Die können beraten, sagen wohin man sich wenden kann. Und auch, wie wichtig es ist, dies weiter zu verfolgen.

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Hallo!
Du hast ja schon viele Meinungen gehört. Ich habe das ganze Dilemma selbst hinter mir. Ich fände es auch falsch, den Täter zu konfrontieren oder (noch schlimmer) die Tochter nochmal mit dahin zu nehmen.
Aufgrund seines Status auf eine Anzeige zu verzichten, wäre meiner Meinung nach auch ein komplett falsches Signal. Jeder Übergriff ist strafbar und ein Täter sollte niemals geschont werden.
Was aber am wichtigsten ist, ist die Tochter. Wenn sie nicht anzeigen möchte, weil sie das aus psychologischen Gründen absolut nicht hinbekommt, sollte man sie nicht zwingen. Was helfen kann, ist, ihr zu sagen, wie vielen Mädchen sie helfen könnte, indem sie anzeigt. Und: so eine Anzeige kann nach einem Moment der Peinlichkeit auch sehr befreiend wirken. Wenn sie aber partout trotzdem nicht will, gilt es, das ich zu akzeptieren.
Übrigens beginnt die Verjährungsfrist solcher Straftaten erst mit Volljährigkeit des Opfers, und das auch nicht sofort. Sie könnte also noch mehrere Jahre mit einer Anzeige warten, bis sie sich selbstbewusst genug dafür fühlt. Sollte das in Betracht kommen, gilt es, schon jetzt möglichst viele "Beweise zu sichern", dh zB auch, das Geschehene schon jetzt irgendwo niederzuschreiben etc.

Ich wünsche deiner Tochter das Beste

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Ich kenne so eine Situation. Bei uns gibt es auch so einen Arzt. Er untersucht einen und betatscht einen dabei. Macht das recht geschickt, so dass man danach gar nicht recht weiß "Ist das wirklich passiert? Bilde ich mir da etwas ein?" War mal zum einrenken da, der schmiegt sich dabei z.B. so dicht an einen ran. Du hast recht, man kann das gar nicht wirklich beurteilen und merkt vielleicht erst, wen man mal bei einem anderen Arzt war, dass man es soooooo nicht machen muß. Beim rausgehen streicht er einem über die Wange oder tätschelt leicht Hüfte/Po.
Ich habe das mal bei Freundinnen angesprochen, die diesen Arzt auch kennen (Allgemeinmediziner) und die schilderten das ähnlich. Auch dieses Gefühl "Huch, war da was... war das okay?"
Dadurch wurde mir dann bewußt, ich kann und darf meiner Intuition trauen. Ich bin nie mehr zu dem Mann hin, habe ihn aber nicht angezeigt, weil es mir dazu doch zu schwammig und zu wenig greifbar war. Ich denke, dass kann ja jee Frau selbst entscheiden, ob sie das okay findet, mag, ob sie was sagt oder den Arzt wechselt. Bei Minderjährigen finde ich das allerdings eine andere Kiste.
Ich kann das was deine Tochter schildert also gut nachvollziehen.

Was ich dir raten möchte, egal was ihr tut: Nehmt das was eure Tochter sagt ernst, nehmt sie ernst! (Außer sie wäre eine pathologische Lügnerin) und besprecht das mit ihr. Würde den Sachverhalt evtl. bei der Polizei/Anwalt/Patientenberatung/jemand der Ahnung von sowas hat mal schildern, alonym und ihne Namen zu nennen und fragen, wie man da vorgehen soll.