""Wollt ihr sie nicht lieber weggeben?" von die Zeit.de Pflege von Angehörigen

Liebe Forengemeinde,

ich habe vor geraumer Zeit einen Artikel in der Zeit.de gefunden

https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2019-02/pflege-angehoeriger-familie-mutter-grossmutter-zu-hause/komplettansicht

Zitat aus dem Artikel:
"ZEITmagazin ONLINE: Mussten Sie kurzfristig Ihr Leben umstrukturieren? Im Job reduzieren?
Markus: Ende November war klar, dass meine Mutter wirklich nichts mehr konnte und sogar Unterstützung brauchte, um auf Toilette zu gehen. Ich habe dann morgens noch Brote geschmiert, aber meine Mutter hat auch noch Hund und Katz, und dementsprechend früh bin ich aufgestanden, weil ich ja um sechs Uhr bei der Arbeit sein musste. Vormittags hat sich meine Frau gekümmert, aber irgendwann kam eine Nachricht: Ich schaff das nicht – und wir haben auch noch ein Baby und unseren Hund, das wird mir alles zu viel! Als dann noch die Oma aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bin ich zu meinem Chef und habe gesagt: Hör zu, ich muss jetzt demnächst in Pflegezeit gehen. Ich habe das dann alles recherchiert und ihm dann noch mal gesagt: In 14 Tagen höre ich auf und melde mich ein halbes Jahr ab, so lange bin ich noch da. Dann war die Entwicklung aber so dramatisch, dass ich am nächsten Tag gesagt habe: Weißte was, ich höre heute auf, heute ist mein letzter Tag. Und obwohl darauf die Aussage kam, dass sie mir meinen Arbeitsplatz nach einem halben Jahr wohl nicht zurückgeben können, was in einem kleinen Betrieb auch völlig legal und in Ordnung ist, war das in dem Moment auch egal. Wir wussten, dass das die letzten Wünsche von Oma und Mama sind, das haben sie wirklich immer wieder gesagt: zu Hause zu bleiben, nicht ins Heim zu müssen, nicht mehr ins Krankenhaus zu müssen und zu Hause zu sterben."

Diese Familie hat meine volle Hochachtung, was die Pflege ihrer Angehörigen anbetrifft. Der "Markus" hat dafür seine Arbeit aufgegeben für die Pflege von Mutter und Oma. Was ich allerdings ziemlich bedenklich finde, weil ja auch noch die Ehefrau (in Elternzeit) und ein Baby da sind. Ich weiß nicht wie die Familie es finanziell stemmen wird. Oma soll nicht ins Pflegeheim und Mutter (ist inzwischen gestorben)
nicht ins Hospiz.

Zitat:
"ZEITmagazin ONLINE: Wir haben in den letzten Jahren, als Gesellschaft, viel über Elternzeit und Elterngeldmodelle geredet, auch über den Anspruch, nach einer Babypause wieder in den Job zu können, auch als Mann. Wie finden Sie das bei der Pflege geregelt?
Markus: Der Staat sagt ja, dass wir ein Pflegezeit- und Pflegegeldmodell haben und dass das völlig ausreicht. Aber ich sehe das nicht so – und das ist auch der Grund, warum ich hier bin und reden will. Meine Oma hat jetzt Pflegegrad 5. Wenn ich sie pflege und dafür Pflegegeld beantrage, bekomme ich erst mal 901 Euro im Monat, ohne Pflegedienst. Punkt A: Wer soll davon eine Familie ernähren, der keinen Job mehr hat und nachher auch erst mal wieder einen neuen finden muss? Punkt B: Wie soll ich davon auch noch alle Rechnungen bezahlen, zumal, wenn ich mir nicht sicher sein kann, ob und wann die Pflegekasse meiner Oma kapiert, dass sie meine Krankenversicherung zahlen muss? Punkt C: Ich verstehe nicht, warum der Pflegedienst für den gleichen Pflegegrad 1.995 Euro bekommt … "

Wenn es gesundheitlich möglich wäre, könnte Oma in Tagespflege gehen als Möglichkeit. Dann könnte man sich zumindestens um einen Teilzeitjob bemühen.
Von 125 Euro Entlastungsbetrag Haushalthilfe in Anspruch nehmen.

Ich pflege selber, aber ein behindertes Kind. Ferien überbrücke ich mit Kurzzeitpflege und Ferienbetreuung. Und hole mir auch noch andere externe Hilfe. Jobaufgabe ist für mich keine Option. Und ganz ehrlich, der Staat müsste auch dafür sorgen, dass es eine Art Elternzeitgeld gibt für pflegende Angehörige, so wie wir es jetzt schon bei unseren Nachwuchs kennen.
Die meisten Angehörigen werden ja zu Hause gepflegt, entweder auf Wunsch oder das Pflegeheim ist nicht bezahlbar geworden

Natürlich muss die Familie das selber wissen, wie sie es macht.

Ich wollt mal wissen von euch, wie ihr so etwa seht, Angehörigenpflege mit Job -aufgabe, auch wenn man noch kleine Kinder hat und Ehefrau noch nicht wieder arbeitet.


LG ein nachdenkliches Hinzwife

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Hallo!

Das ist der Vorteil mit Kindern: Dank Kitas und Schule sind sie wenigstens einige Stunden am Tag weg. Tagespflegeplätze für Senioren sind selten, schwer zu bekommen, und eigentlich auch nur auf halbwegs rüstige demente menschen ausgelegt. Das passt also in vielen Fällen schon nicht mehr.

Außerdem ist die Entwicklung von Kindern ja in eine andere Richtung, sie werden größer, stärker, kognitiv vernünftiger. Alte Leute? da geht es nur noch bergab.

Noch dazu hat man es mit einem alten menschen zu tun, der eigene Entscheidungen trifft und eigene Gewohnheiten hat, man muss sich also an dessen Rhythmus anpassen und kann keinen eigenen Zeitplan abverlangen. Sonst wird die Verweigerung noch größer.

In der schlimmsten zeit mit meinem Vater habe ich jede Nach 1-2 mal das Bett bezogen, wenn es wieder nass war (und das war wirklich jede Nacht!), habe sein Frühstück hergerichtet, war um 6 Uhr in der Arbeit, um 8:30 kam der Pflegedienst und holte ihn aus dem Bett. Das schmale Pflegegeld lies dann die Frage: mit Waschlappen waschen ODER Zähneputzen, für beides war kein Budget da. Er kam dann nochmal auf Toilette, und wurde angezogen und mit Insulin versorgt an den Frühstückstisch gesetzt. Um 11 bin ich von der Arbeit raus, so schnell es ging nach Hause, ab auf Toilette, Insulin spritzen, Essen herrichten, nach dem Essen ihn dann ins Bett gelegt für seinen Mittagsschlaf. Dann kurz einkaufen, Aufräumen, und schon war er wieder wach und wollte Kaffee und einen kleinen Snack. Dann hatte ich kurz Luft, bis er schlafen gegangen ist, wobei er mich natürlich für jeden Toilettengang gerufen hat. Aber ich war nicht non-stop im Einsatz, konnte dennoch das Haus nicht verlassen.

Und eigentlich war das schon ziemlich unverantwortlich, ihn auch nur 2,5 Stunden alleine zu lassen. In dieser kurzen Zeit konnte eben keiner mit ihm auf Toilette, und wenn er meinte, er versucht es jetzt, naja, dann lag er am Boden. Es ging eben nicht alleine. Keine ideale Lösung. Vor allem vom Boden konnte ich ihn auch nicht aufheben und musste dann hoffen, dass mir ein Nachbar helfen könnte.

Nach einigen Monaten war ich völlig am Ende, mein Vater auch völlig am Ende und immer mehr in einer Verweigerungshaltung drin, nicht mehr bereit, irgendwie mitzuhelfen. Einfach weil ihn die Fremdbestimmung genervt hat, und gleichzeitig war der körperliche Zustand immer schlimmer und die Demenz erst recht. Ich habe es mir echt nicht leicht gemacht, aber irgendwann war der Punkt, ab dem es nicht mehr ging und er in ein Heim musste. Wollte er auch nicht, wieder strikte Verweigerung. Aber ich konnte echt nicht mehr, und so musste er eben.

Leichte Pflege, Hilfe im Haushalt, beim Duschen helfen - ja, das ist alles kein Problem, aber manchmal geht es eben nicht. Ich fand es auch traurig, aber es ging eben wirklich nicht. Finanziell wäre es wohl langfristig mit Pflege zu Hause dennoch günstiger gewesen, denn für die Heimkosten musste dann das Haus verkauft werden, und von dem Geld war schon nach 1,5 Jahren nur noch ein kümmerlicher Rest übrig, nach der Beisetzung war es wirklich nicht mehr der Rede wert. Wenn Pflege also absehbar für einige Monate nötig ist, bleibt wahrscheinlich genug von Omas Haus, um die Lohneinbußen wenigstens teilweise auszugleichen.

Ich glaube nicht, dass man die Pflege eines Kindes so einfach mit der Pflege eines alten menschen vergleichen kann. Alleine schon wegen der Entwicklung und dem Fehlen von vernünftigen Optionen für tagsüber. Und so richtig toll ist das auch nicht, wenn man 2x pro Nacht das Bett bezieht.

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"Ich glaube nicht, dass man die Pflege eines Kindes so einfach mit der Pflege eines alten menschen vergleichen kann. Alleine schon wegen der Entwicklung und dem Fehlen von vernünftigen Optionen für tagsüber. Und so richtig toll ist das auch nicht, wenn man 2x pro Nacht das Bett bezieht."

Ich sag mal jein. Mein Sohn ist Autist mit Weglauftendenzen (ähnlich wie bei manchen Demenzkranken). zweimal das Bett beziehen hatten wir auch schon ebenso Kotschmierereien. Was vielleicht besser ist bei der Betreuung von behinderten Kindern, in Deutschland ist Schulpflicht, da sind sie zumindestens ein paar Stunden weg. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Ich gebe dir auch recht, Tagespflegeplätze sind noch viel zu rar in Deutschland. Und dann stellt sich natürlich die Frage, wenn man einen hat, will der Senior auch dahingehen freiwillig. Oder muss man ihn vor die Wahl stellen dorthin gehen oder Pflegeheim, wenn man als Pflegender in seinem Beruf weiterarbeiten muss. DAs weiß ich nicht.

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Demenzerkrankte haben eher Hin- als Weglauftendenzen!

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Mich regt gerade seine Aussage, warum der Pflege Dienst mehr Geld bekommt etwas auf.

Aber gut, da kannst du ja nichts für, hast es ja nur zitiert.

Ich hole mir lieber einen ambulanten Dienst und übernehme dann das, was noch anfallen sollte.

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Und in Skandinavien läuft die Pflege wesentlich besser als in Deutschland.

http://demenzrisiko.de/vorbild-skandinavien/
"Damit zum Beispiel die Tochter ihrer Berufsarbeit weiter nachgehen kann, kümmert sich ein kommunaler Pflegedienst um die betreuungsbedürftige alte Mutter. Gemeinsam sucht man nach individuell passenden Lösungen. Feste Bezugspersonen sind ein Selbstverständnis. Wer kann und möchte, verbringt seinen Tag in einer Tagesbetreuung. Diese steht nicht nur – wie bei uns (Kassenleistung) – Demenzkranken offen, sondern jeder alte Mitbürger, der die Gesellschaft sucht, kann dort hin. Gezielt werden Alleinstehende sowie Personen, die zu vereinsamen drohen, eingeladen, weil allgemein bekannt ist, dass diese Menschen besonders gefährdet sind, die Orientierung zu verlieren. Tagesbetreuungsstätten haben die Funktion von Begegnungsstätten, in denen die alten Menschen nicht nur untätig sitzen und mit Essen oder Getränken bedient werden; ihnen wird vielmehr die Möglichkeit gegeben, sich einzubringen. Einkaufen, Kochen, Spülen, Wäscheversorgung und andere Alltagsverrichtungen werden hier gemeinschaftlich gemacht. Natürlich abhängig vom Geschick der Fachkräfte, die diese leiten."


Und da stellt sich nicht die Frage mit der Aufgabe der Berufstätigkeit als pflegende Angehörige. Da sollte man sich in Deutschland mal ein Beispiel für nehmen.


LG Hinzwife

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In dann liefer bitte noch mal Zahlen, wie viele Alte im Vergleich zu jungen Menschen es dort gibt, wie viele Fachkräfte etc.

Sowas kann und wird bei dem demografischen Wandel hier nie funktionieren.

Ach und eine Tagespflege ist auch hier nicht nur für Demenzerkrankte.

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Ich kann dir natürlich keine Zahlen liefern. Fakt ist, dass in Skandinavien die Pflege hauptsächlich aus Steuern finanziert wird bis auf einen kleinen Eigenanteil. Hier wird Pflege hauptsächlich über die Pflegeversicherung finanziert. Unser Pflegeversicherung ist wie eine Teilkaskoversicherung.. Für sozialbedürftige springt in gewisserweise das Sozialamt ein als Hilfe zur Pflege. Das war auch schon.

Meine Mutter ist im Pflegeheim. In drei Jahren sind ihre Ersparnisse verbraucht. Dann wird entweder mein Bruder oder ich den Antrag zur Pflege stellen müssen beim Sozialamt. Dann werden wir finanziell beteiligt. Ich hab kein Problem damit die Hälfte zu tragen. Das ist ok. Das wird in Skandinavien nicht so richtig passieren. Dort gibt es in einer Art und Weise eine Arlt Vollkasko bis auf einen kleinen Eigenanteil.

Und es muss sich wirklich mehr tun in der Pflege. Ich kann kann für meinen Sohn keine Tages- und Nachtpflege nutzen. Ist eher für Senioren vorgesehen. Ich hoffe, dass irgendwann mal alle Pflege-Töpfe wie Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, Tages- und Nachtpflege etc. in einem Topf geschmissen werden.

http://www.haeusliche-pflege.net/Infopool/Haeusliche-Pflege-Blog/Kommt-das-Entlastungsbudget-und-wenn-Ja-wie

Damit könnte ich für meinen Sohn noch einen zusätzlichen Betreuer engagieren, der sich um die Hobbies meines Kindes kümmert. Da müsste Herr Spahn aber mal ganz schnell in die Puschen kommen und das auch umsetzen. Oder alternativ eine Vollversicherung für unsere pflegebedürtigen Angehörigen geben. Es werden ja genug
Steuergelder verschleudert für irgendwelchen unnützen Zeugs.

LG Hinzwife

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Als meine Eltern Pflegefälle wurden, wurde von ihnen verlangt, dass sie weiter arbeiten gehen. Rentenantrag lief, Pflegegradantrag lief, Private Vorsorge weigerte sich zu zahlen: sollen doch die Pflegebedürftigen weiter arbeiten gehen und später die gesetzliche Rente bezahlen.

Die Eltern waren zum Glück noch fit im Kopf.
Das heißt: ambulante Pflege war möglich als Unterstützung. Wir Kinder haben uns abgewechselt und uns die Aufgaben nach unseren Stärken aufgeteilt.

Leben finanzierten sich die Eltern über ihr Erspartes. Über das, was sie NICHT in Versicherungen gesteckt haben. Denn die Versicherungen, die genau dafür abgeschlossen wurden, weigerten sich bis zum gesetzlichen Rentenalter und argumentierten dann, dass sie rückwirkend nicht mehr zahlen könnten.

Gesetzliche Rente ging vorzeitig auch nicht.

Wozu Angehörige pflegen? Entweder arbeiten sie bis sie tot umfallen oder sie bringen nichts mehr ein. Wer sie trotzdem "erhalten" will, muss zusehen wie das klappt.


Kinder werden unterstützt. Sie sollen ja die finanzielle Hoffnung sein. Jene, die später die Rente finanzieren, arbeiten gehen und die Kassen einzahlen. Also braucht es Anreize, dass es genug von ihnen gibt.


So wirkt die Rechnung auf mich.

Mein Vater hat immer für die Rente gearbeitet und ging dann nahezu leer aus.
Wer Pflege braucht, muss selbst vorsorgen, hat er immer gesagt. So war es dann auch.

Gleichzeitig wollte er nie eine Belastung für die Kinder sein und trotzdem in Würde sterben. Entsprechend hat er selbst vorgesorgt, damit seine Angehörigen daran nicht kaputt gehen und er ebenfalls nicht. Job aufgeben hätte er nie von uns erwartet. Eben aus dem Grund, damit wir unseren (möglichen) Kindern, nicht auf der Tasche liegen müssen im Alter. Damit mögliche Enkel nicht darunter leiden müssen, wenn wir Kinder für unser Alter nicht vorgesorgt haben könnten.

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"Punkt C: Ich verstehe nicht, warum der Pflegedienst für den gleichen Pflegegrad 1.995 Euro bekommt … ""

Brutto oder netto?
Wie viel Lohnsteuer etc wird davon noch abgezogen?

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Das bekommt nicht eine Kraft. Das bekommt ein Pflegedienst pro Kunden.

Und auch nie die volle Summe, sondern nur das, was sie auch an Leistung erbringen.

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Ok, danke. D.h. der Betrag verteilt sich dann auf entsprechende Stunden, Leistungen usw. ? eine groß wirkende Zahl, die eigentlich viele Beträge abdecken sollte?

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Moin,

ich bin da sehr skeptisch.
Meine Mutter hat damals für uns beide Kinder im Job zurückgesteckt, war 6 oder gar 8 Jahre "nur Hausfrau", ist trotzdem wieder in ihren doch anspruchsvollen Job zurückgekehrt und kam gut zurecht. Als sie dann als sie nochmal älter war wegen meiner Oma wieder den Job für 2 oder 3 Jahre wieder aufgegeben hat weil die Pflege nicht zu wuppen war und lange kein geeignetes Heim gefunden wurde hat sie das beruflich gesehen in den Ruin getrieben. Ich denke je älter man ist umso schlechter "verkraftet" man eine berufliche Auszeit, dazu kommt dass die Pflege gerade bei psychisch kranken oder Demenzkranken psychisch extrem belastend ist und man da nirgends Hilfe bekommt bis man zusammenklappt.

Wenn man es nüchtern betrachtet haben sich in meinem Umfeld mehr Frauen gesundheitlich, psychisch oder beruflich durch häusliche Pflege ruiniert als durch Kinder, auch wenn sie für die Kinder einige Zeit zu Hause blieben. In jungen Jahren fällt der Wiedereinstieg leichter, wenn man erst mal über 50 ist und das ist man dann ja meistens wird es sehr sehr schwierig.

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"Wenn man es nüchtern betrachtet haben sich in meinem Umfeld mehr Frauen gesundheitlich, psychisch oder beruflich durch häusliche Pflege ruiniert als durch Kinder, auch wenn sie für die Kinder einige Zeit zu Hause blieben"

Das mag für eine Vielzeit der Frauen stimmen. Ich habe einen autistischen Sohn (15 Jahre alt) mit zusätzlich einer geistiger Behinderung. Ich sag mal, ich habe nicht mehr so gute Nerven wie früher. Und behinderte Kinder sind ähnlich anstrengend wie alte Senioren. Mein Sohn kam früher mit relativ wenig Schlaf aus. Manchmal war die Nacht um 4 Uhr vorbei. Und das über einen langen Zeitraum. Dann Weglauftendenzen (bei Autisten ist das aber wirklich so), dann verhaltensoriginell und viele andere oftmals nicht unbedingt positive Sachen.


Und wenn man nur Teilzeit arbeitet, ja da bleibt nicht viel in der Penisons- oder Rentenkasse über. Meine passende Arbeit musste ich mir auch noch erkämpfen. Aber das ist ein anderes Thema. Wie man so schön sagt, ich sitze auch in der Pflegefalle.

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/rente-pflege-von-angehoerigen-macht-aermer/23629440.html?ticket=ST-157716-MHggEZf2nofBiy6oJKO6-ap3

LG Hinzwife

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Hallo
Meine Mutter ist schwer krank. Das war sie eigentlich schon als ich geboren wurde. Trotzdem hat sie einige Jahre später noch meine Schwestern bekommen. Danach ging es immer mehr bergab. Super viele Verwandte hatten wir nie. Schon gar nicht welche, die sich um meine Mutter kümmerten.
Eigentlich habe ich mich schon immer mit um meine Mutter gekümmert und eben vor allem auch Aufgaben übernommen, die eigentlich klar bei den Eltern liegen. Anfangs war das noch nicht so heftig. Mutter wecken, Essen machen,... Aber später bedeutete das Mutter, in immer mehr Bereichen, Schule u. später Ausbildung, 2 jüngere Schwestern, Haushalt,... Externe Hilfe gab es mal mehr oder weniger, irgendwie sind wir durch gerutscht. Das liegt wohl auch an ihrem Krankheitsbild. Richtig ins Rollen kam das erst, als ich erwachsen war und für vieles gekämpft habe.
Irgendwann wurde dann klar, dass wir was ändern mussten. Der Zustand meiner Mutter sehr schlecht, ich ging auf dem Zahnfleisch, meine Schwestern zeigten plötzlich auch, dass sie das alles sehr belast...
Als sie sich noch äußern konnte, sagte sie immer sie will nicht in irgendeine Einrichtung. Ich sollte sie ja nie „weggeben“. Aber die Situation war aber eigentlich schon ewig nicht mehr tragbar. So kam sie erst in ein Wohnheim, aber sie musste mittlerweile in eine Einrichtung mit intensiverer Betreuung.
Am Anfang war das ein extrem komisches Gefühl. Eine Mischung aus Freiheit, Trauer, Wut, Angst,... Ich bin froh, dass wir uns Hilfe geholt haben um alles aufzuarbeiten. Hätten wir weiter gemacht wie vorher, wären wir, denke ich, am Ende alle daran zerbrochen. Gerade wenn aber wieder irgendetwas war, sie zB. anfing phasenweise Nahrung zu verweigern, dachte ich wieder daran, was sie gesagt hat und daran, ob es egoistisch war, einfach leben zu wollen.
Sehr schweres Thema!

Liebe Grüße

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Meine Mutter hat rollstuhlpflichtige MS, demenzartige kognitive Einschränkungen und ist extrem eingeschränkt in der ganzen Mobilität. Wir haben seit letztem Jahr eine osteuropäische 24 h Pflegekraft. Klappt je nach Pflegerin ziemlich gut bis gar nicht.

Ich habe trotzdem noch viel Arbeit mit ihr. Mehr als organisatorischen Kram machen, kommt für mich allerdings nicht in Frage. Das könnte ich nicht.

Mein grosser Respekt gilt allen, die das können und tun!