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Vorweg - ich habe keine Kinder, aber viele Freunde mit teilweise noch sehr kleinen Kindern und drei Patenkinder.

Ich sehe das ganze Theater ja primär von außen - und das kann mitunter helfen.
Gerade gestern, die Eltern eines Patenkindes haben sich vor zwei Jahren getrennt, ich war zu Besuch.
Sie verstehen sichallerdings noch und wohnen nur 50m auseinander, sie haben die Wochentage mit Kind untereinander aufgeteilt.

Sie: Der X motzt jeden Tag hier rum, dass er seine Klamotten bei Dir hat! Gib sie ihm doch bitte mal mit!"

Info: X ist 12 Jahre alt.

Er: "Bei mir macht er ja das Gleiche!"
Sie:" Ich bin es leid, dass er an dem einzigen Tag an dem ich ausschlafen könnte morgens um sieben hier reintrampelt und seinen Kram holt!"

Das Ganze ging dann noch ein Weilchen so und ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Der Junge ist 12 (!) Jahre alt. Kluger Kerl.

Ich: "Warum sagt ihr ihm nicht klipp und klar, dass er für sein Zeug verantwortlich ist und dafür sorgen muss, dass er abends alles mitnimmt?! Wenn nicht, hat er halt Pech gehabt und kann den Lieblingspulli eben nicht anziehen."

Schweigen. Dann:"Ja da hast Du wohl recht."

Bei den Beiden ist das Thema wohl eindeutig, Grenzen setzen zu müssen. Unsere Eltern hätten sich doch so ein Theater nicht wochenlang angeschaut!

Ich erlebe das permanent und auch wenn ich keine Mutter bin, frage ich mich, wie man sich von Kindern oft so überrumpeln lassen kann.

Patenkind zwei isst nur ganz wenige Dinge. Essen ist ein Drama, die Geschwister essen allerdings gut und Vieles.
Hier bei uns isst er plötzlich viel mehr. Und hat Spaß dran, wir zwingen ihn ja nicht, 'seine' Dinge haben wir ja da. Ein Aufmerksamkeitsding, vermute ich. Damit Mama zu Hause sich viel Mühe um den Burschen machen muss und er zwischen den Geschwistern einen Sonderstatus hat.

Ich bekomme noch viel absurdere Geschichten mit und kann es nicht verstehen.
Ich bin selbst sehr wenig autoritär erzogen worden aber es gab für alles eine klare "Endgrenze". Und die wurde einfach nicht diskutiert, fertig!

Ich glaube, ich würde Deine Beiden in blöden Situationen untereinander einfach mal machen lassen und ansonsten sehr klare Grenzen setzen.
Wenn Du eine halbe Stunde Tee trinken und nicht gestört werden willst dass IST DAS SO!
Schütze Dich, räume Dir Ruhezonen - und Zeiten ein.

Wie hier schon jemand schrieb - der Tanz ums goldene Kalb ist der falsche Weg.

Kinder sind auch "nur" Familienmitglieder und müssen sich mit allen anderen arrangieren.


LG, katzz

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Ich muss ehrlich sagen ich halte diese Bedürfnis Lehren für überbewertet und in der heutigen Ausprägung für einen Irrweg zur Rechtfertigung von Nichterziehung und wachsendem Egoismus.

Nicht nur die Kinder haben Bedürfnisse. Wir alle. Und es ist aber von allem nur eine bestimmte Menge x an Kraft/Zeit/Geld vorhanden. Und da kann ich nicht Familienmitglied 1 80 % geben und Familienmitglied 2 genauso viel, wenn ich nur 90 % habe und den Rest ein Mensch mit Fehlern und Krankheiten und Schwächen bin und auch noch ne Partnerschaft und ein Arbeitsleben habe.

Ich sehe es als Aufgabe meiner Erziehung zwar auch absolut an meinen Kindern Gehör zu schenken und ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie gewaltfrei zu erziehen - weil ich das absolut richtig finde - aber wenn es bedeutet, dass ich keine Nacht ruhig schlafen kann weil mein Kind das Bedürfnis hat bis 12 im Familienbett zu schlafen oder wenn es nicht Mal in der Grundschule aufs Klo geht, weil es nicht das Bedürfnis hat eine Toilette zu besuchen oder wenn es keinen Funken Empathie besitzt, weil es ja immer nur darum geht, was mein Kind gerade braut, will und haben möchte, dann ist dieses Konzept für mich gescheitert.

Ich bin absolut dafür, dass Eltern klare Grenzen dahingehend ziehen wie die Familie für alle funktioniert und welche Möglichkeiten geboten und nicht geboten werden können. Und ich bin absolut dafür, dass Kinder nicht alles bekommen was sie sich irgendwie in den Kopf setzen, denn eine gewisse Frustrationstolleranz und die Erfahrung, dass wir nicht in einer Welt der unbegrenzten Möglichkeiten leben halte ich für grundlegend nötig.

Ich möchte, dass mein Kind in der Lage ist Guten Tag und Auf Wiedersehen zu sagen, auch wenn es dazu keine Lust hat, sich zu bedanken und höflich um etwas zu bitten, auch wenn es das auch ohne haben könnte, andere zu respektieren und auch deren Grenzen zu wahren und nicht nur die eigenen Grenzen gewahrt zu bekommen. Ich habe Ansprüche und Erwartungen an mein Kind. Ich möchte dass es sich an diese Gesellschaft soweit anpasst, dass es zwar eigenen Meinungen, Gedanken und Wünschen folgen kann, aber auch anderen zuhören, sie respektieren und von ihnen lernen kann.

Ich empfinde Erziehung nicht als Gewalt, sondern als das was hilft, dass das Kind solide durch diese Welt kommt und friedlich mit anderen zusammen leben kann, weil es in der Lage ist sich sowohl Gehör zu verschaffen als auch sich anzupassen und dabei zu einem vernünftigen, fleißigen und empatischen Menschen heranwächst. Dazu gehört es auch zu lernen, dass es in der Welt nicht nur um eigene Bedürfnisse geht und dass man diese auch Mal kontrollieren und auch Mal zurückstecken können muss um etwas im Leben zu erreichen. Natürlich muss man auch lernen auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, aber ein Zusammenleben mit vielen funktioniert eben dann am besten, wenn nicht jeder nur seins sieht und auf seiner Stelle tritt und diese Kompetenz geht mir bei der heutigen Erziehung verloren.

Die Kinder in Kita und Schulgruppen sind heute im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten zwar extrem selbstbewusst und keck, aber auch extrem empatielos und rücksichtslos und es erfordert extrem viel Kraft sie für ein Zusammenleben sensibilisieren, denn sie sind alle dazu erzogen gehört zu werden, aber kaum jemand dazu zuzuhören . Die Kinder kommen höchst individuell erzoge jeder mit einem Körbchen an entwickelten Talenten aber auch mit nie entwickelten Defiziten an, auf die angesprochen dann von den Eltern kommt...dazu hätte das Kind eben keine Lust, dazu hätte ihnen das Kind nie ein Anzeichen geben und deshalb müsse es sowas auch nicht machen oder lernen. Das Kind steht manchmal so über den Eltern, dass diesen gar nicht in den Sinn kommt, dass es keine Ahnung von bestimmten Dingen hat, weil diese sich nie getraut haben auch den Wert von Dingen zu vermitteln die sich dem kindlichen Gemüt nicht sofort erschließen. Das Kind muss ja heute schon so viel selber wissen und selber entscheiden und selber an Bedürfnissen entwickeln, damit es Eltern überhaupt noch wagen aktiv etwas von sich und ihrer Welt in die Welt des Kindes einzuführen. Sonst könnte das ja nicht den Bedürfnissen des Kindes entsprechen. Und diese Angst davor empfinde ich als zunehmend und extrem belastend. Elternschaft ist heute so unsicher. Erziehung ist ein Wort dass schon fast mit Gewalt gleichgesetzt wird und keiner traut sich mehr dem Kind, dass einfach noch klein ist und seinen arahmen sucht irgendwas zu sagen. Ich finde wir übersehen dabei etwas.

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Hallo!
Vieles würde ja schon geshrieben! Ich denke bei deinem Beitrag zwei Dinge:
Zu bedürfnisorientierter Erziehung komme ICH mit drei Kindern an meine Grenzen, vor allem wenn auch meine Bedürfnisse noch Raum finden sollen. So gut und überzeugend ich da vieles finde, aber hier kollidieren die Bedürfnisse - wie ja auch bei euch anscheinend - doch häufig sehr. Das ist anstrengend und frustrierend. Zudem sind Kinder unterschiedlich. Zu unserer ersten Tochter passt dieser Erziehungsstil großartig - hätten wir nie sie, wäre ich völlig überzeugt. Tochter Nummer 2 braucht hingehen klarere Ansagen und Grenzen, sonst sprengt sie unseren Alltag, denn es sind eben 5 Personen in der Familie...

Der zweite Punkt: du brauchst dringend eine Pause!! Zum Durchatmen, Abstand und Ruhe bekommen und Kräfte sammeln. Ihr scheint in einem anstrengenden Hamsterrad zu sein - manchmal hat das (Familien)Leben solche Phasen, das heißt nicht dass man als Eltern völlig falsch liegt in der Erziehung - du musst dringend deine Akkus wieder laden um gut durchzuhalten! Kannst du mal ein paar Tage mit einer Freundin verreisen zB?
Viele Grüße!

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Hab jetzt nicht alle Antworten genau durchgelesen.

Wie gut kannst du im Alltag für dich selbst sorgen? Nimmst du bzw kannst du dir kleine Auszeiten gönnen? Z.B. Yoga am Abend, mit ner Freundin Essen gehen, was auch immer. Diese kleinen Auszeiten sind so wichtig und man schöpft daraus unglaublich viel Energie für den Alltag.

Auf was ist in der Therapie der Fokus? Deine Beschreibung hört sich an, als ob die Dynamik der Geschwisterkonstellation ein Problem wäre. Es gibt auch viele Bücher die sich mit dem Thema befassen.

Habt ihr euch in der Therapie mit dem Thema Gewaltfreie Kommunikation schon befasst?

Du kannst nicht mehr geben wie du selbst schaffst und es dir gut tut. Wenn du das Gefühl hast, du hast alles getan, dann ist das so. Dann brauchst du dir kein schlechtes Gewissen einreden, und dich selbst fragen, ob du nicht doch etwas hättest anders machen können.

Bei willensstarken Kindern kann ich dir wirklich das Buch "Wie anstrengende Kinder zu grossartigen Erwachsenen werden" empfehlen.

Zwei Kleinkinder im Kigaalter sind nunmal anstrengend. Ich weiss wovon ich rede. Meine sind 3 und 5, beide aktiv und willensstark, eines sehr stur, das andre ein hysterisch kreischendes Mamakind #schwitz Bei uns gibt es Tage, an denen gibts morgens vor 7 Uhr schon die ersten Wut-/Kreisch-/Trotzanfälle:-[
Bei uns herrscht an manchen Tagen auch eine Dynamik, die seines gleichen sucht #schwitz
Ich hab das Gefühl, dass es in nächster Zeit "schlimmer" werden könnte... Denn der Kleine besteht immer mehr auf seinem Ding und lässt sich nicht mehr so leicht von der Grossen beeinflussen. Und beide können sich auch aufs Äusserste provozieren. Und dieses ich bin erster, schneller usw fängt auch langsam an #aerger

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Kurze unerwartete Insel - ich habe doch etwas Zeit.

Hier:
"...Bei uns gibt es Tage, an denen gibts morgens vor 7 Uhr schon die ersten Wut-/Kreisch-/Trotzanfälle
Bei uns herrscht an manchen Tagen auch eine Dynamik, die seines gleichen sucht..."

Potenziere das jetzt auf nahezu jeden Tag, jeden Morgen, jeden Nachmittag nach dem Kindergarten, jeden Abend beim Reingehen, bettfertig machen oder duschen, Zähne putzen... Egal, wie sehr du dir jeden Tag den Arsch aufreißt, wieder jede dieser Situationen zwar konsequent aber dennoch entspannt und liebevoll zu starten, mit Strategien, die es den Kindern transparent machen, Verständnis für ihre Müdigkeit/Unlust/Hunger oder was auch immer zu haben, aber egal, was du tust, es eskaliert zu 95 Prozent, ohne, dass du darauf Einfluss nehmen kannst. FRUST. Es ist nicht die Ausnahme, sondern die traurige Regel und das raubt einfach Kraft und nur wenige verstehen, dass dieses Ausmaß eben das Schlimme ist. Das kindliche Verhalten ist generell normal, aber einfach zu häufig schlecht und egal wie, nur viel zu langsam eindämmbar. Daher habe ich ja auch schon vor geraumer Zeit Hilfe gesucht.

Ich nehme natürlich kleine Auszeiten, aber ehrlich gesagt hätte ich gerne mal eine sehr lange Auszeit und das geht momentan einfach nicht, weil ich diejenige bin, die es hier einfach noch am besten aushält. Ein Kind allein kann mal mehrere Tage ausgelagert sein, aber Beide stemmen weder die gealterten Großeltern, noch der Vater, der unter dem Stress hier mehr leidet, als ich. Durch die professionelle Hilfe und der Verlängerung der Kindergartenzeit geht es mir schon besser und ich halte hier auch noch einiges aus, bevor der Point of no return erreicht wäre. Daher heißt es erstmal mit kleinen Pausen weiter aushalten, das alles sagt auch die Psychologin, es gibt momentan keine andere Lösung. Selbst eine Kur würde aus Psychologensicht momentan wenig Sinn machen, da die beste Erholung dann der Vater hätte, nicht ich mit den Kindern. Das forciere ich etwas später, wenn die Kleine etwas älter ist, in der Hoffnung auch für mich in Mukikur dann echte Erholung zu haben. Aktuell würde ich gern ganz mutterseelenallein mal mehrere Wochen weg, aber das geht wie oben erläutert halt nicht.

LG

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Na ja, bei dem einen Vorfall bleibt es bei uns auch nicht jeden Tag.
So extrem wie bei euch scheint es allerdings nicht zu sei, auch wenn es vereinzelt Tage gibt die ähnlich sind wie du sie beschreibst.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie viel Kraft es dir raubt.

Wenn du dir kurze Auszeiten nehmen kannst, hilft das sicherlich. Auch wenn du das Gefühl hast, es reicht nicht ganz im Moment.
Ich glaube nicht, dass du prinzipiell irgendwie etwas falsch machst. Du scheinst dir sehr viel Mühe zu geben.
Aber was mir gerade noch einfällt: hast du dich (oder dein Mann) schon mal mit dem Thema inneres Kind beschäftigt? Das ist etwas mit dem ich mich im Moment beschäftige, weil ich bei meinen oft viel zu schnell viel zu Laut und ungeduldig werde und wir dann in einen Teufelskreis kommen.

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Hallo und guten Morgen.

Ich bin über die zahlreiche und freundliche Rückmeldung überrascht. Ich schaffe es heute nicht, einzeln zu antworten, bitte entschuldigt.

Ich sehe es ja hier wie die Meisten. Ich erziehe ja nicht falsch bedürfnisorientiert, denn es nervt mich ja, dass meine Bedürfnisse hier zu wenig Platz haben. Im Gegenteil, ich finde es schade, dass ich gezwungen bin viel zu hart zu sein, viel zu konsequent zu sein. Daher habe ich versucht zu schildern, dass ich eben trotz der Schwierigkeiten die wichtige Basis, nämlich meinen Kindern dennoch zu signalisieren, dass ich sie sehe, ihre Gefühle verstehe und sie ernst nehme, aber es eben nicht geht, diesen Wünschen immer gerecht zu werden.

Zu den Grenzen ein kleines Beispiel vom heutigen Morgen.

Der Große kommt früh, direkt nach dem Erwachen ins Schlafzimmer, fordert, der kleine Pool soll aufgebaut werden, ich hätte es ja gestern gesagt.

Ich erklärte kurz, er solle sich ans gestrige Gespräch erinnern. Ich hatte gesagt, wenn das Wetter gut ist UND wir auch den Tag über daheim sind, lohnt es sich, den Pool zu befüllen. Weitere Erläuterung: heute Wetter doof und wir sind mittags weg, tolle Spielverabredung für die Kinder und Grillen.

Gegenwehr des Großen, nochmal kurze, klare Ansage von mir und der Wunsch
"geh jetzt kurz ins Zimmer, wir stehen in wenigen Minuten auf"
Theatralisch "ich hab aber Hunger"
"Okay, wir gehen gleich runter frühstücken, lass uns aber noch 5 Minuten"
Obertheatralisch bereits mit körperlichem Einsat "ich habe aber jetzt Hunger"
"XY, es reicht, geh jetzt, ich brauche jetzt kurz Ruhe!"

Meine Lieben, der Tipp hier meinen Kindern zu zeigen, STOPP, ICH BRAUCHE KURZ EINE PAUSE! Den setzen wir um, sagen es deutlich bestimmt, ohne aggressiv zu sein. Aber wenn dann so oft (täglich mehrfach wiederkehrende Situationen) das Kind theatralisch ausrastet, und nicht in sein Zimmer geht, oder akzeptiert, dass man selbst kurz woanders hingeht, um sich selbst aus der Situation zu bringen ist es nicht mehr anders möglich, als entweder zu resignieren, oder das Kind unter körperlichem Zwang in sein Zimmer zu bugsieren. Passiert das, ist das Geschrei noch zig mal so extrem und manchmal schließe ich dann mit Erklärung die Tür, oder erkläre, "beruhig dich, oder ich muss kurz zumachen", weil mir dieser Lärm das Hirn zermartert. Mein Frust bezieht in diesem Beispiel darauf, dass geraten wird, man solle sich aus der Situation nehmen, aber das lässt das Kind einfach nicht zu, es akzeptiert nicht, wenn es im Zimmer ausbocken soll, aber verfolgt mich sogar schreiend, wenn ich zB in mein Zimmer gehen möchte. Also bin ich gezwungen, es durch meine körperliche Überlegeneheit zu lösen. Das fühlt sich falsch und ätzend an. Ich möchte ja auch gewaltfrei agieren.

Davon mal ab. Mir ging es ja um Frust ablassen und die Frage, sehe ich das denn so falsch. Eure Reaktion ist menschlich, aber dennoch versuchen hier erneut Viele die Ursache in meinem Verhalten zu finden und vermuten, ich bin verkopft, nicht entspannt, nicht straight, lasse zuviel durchgehen usw. Versteht ihr, dass es mir in meinem Beitrag genau darum ging? Man schildert etwas und egal, wie drüber die Kinder agieren, fast immer wird einer Mutter geraten, such den Fehler bei dir, dein Verhalten beeinflusst die Kinder negativ, machst du es besser, werden automatisch die Kinder besser. Und genau das bemängele ich eben ab einem bestimmten Punkt, an dem einfach mal genug ist. An dem Mütter genug geben und tun und es dennoch nicht ausreichend fruchtet. Dann kann man dich mal sagen "okay, du machst es gut genug, deine Kinder müssen hier lernen, dass das nicht geht. Es tut mir leid, dass deine Kinder trotzdem so mega anstrengend sind."

Trotzdem möchte ich mich nochmal für den netten Austausch bedanken, hier ist nichts eskaliert und auch mal schön, bei Urbia nette Themen zu erleben.

Und zuletzt, dennoch sind meine Kinder total liebenswert, der Große total sozial, emphatisch, großartig zu anderen Kindern, also keine mobbenden Prügler, einfach anstrengend insbesondere im Zusammenspiel mit uns, als den engsten Vertrauten, aber auch andere Personen mit viel Kontakt bemerken, dass das Pensum das die Beiden einem abverlangen, immens ist. Und wir Eltern sind es nunmal, die dieses Pensum jeden Tag wuppen müssen.

LG

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Manchmal höre ich auch als Erwachsene nur das, was ich hören will.
Dein Junge hat gehört "Morgen: Pool aufbauen" mehr nicht. Dann war es Morgen und er hat dich erinnert den Pool aufzubauen und dann passt es dir nicht. Das passt dann ihm nicht, das schaukelt sich hoch -- >Frustspirale...
Warum wartest du nicht einfach ab, wie das Wetter wird und sagt "So Leute, das Wetter ist schön, wir bleiben daheim, wir bauen JETZT den Pool auf" dann gäbe es morgens kein Drama deswegen.

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Bei dem Dialog den du beschreibst:

Gegenwehr des Großen, nochmal kurze, klare Ansage von mir und der Wunsch
"geh jetzt kurz ins Zimmer, wir stehen in wenigen Minuten auf"
Theatralisch "ich hab aber Hunger"
"Okay, wir gehen gleich runter frühstücken, lass uns aber noch 5 Minuten"
Obertheatralisch bereits mit körperlichem Einsat "ich habe aber jetzt Hunger"
"XY, es reicht, geh jetzt, ich brauche jetzt kurz Ruhe!"

Hast du mal versucht dem Jungen zu spiegeln, was er dir sagt?

"Ich hab aber Hunger"
"Ja mein Junge, ich habe gehört, dass du Hunger hast.Ich würde gerne hier noch 5 Minuten mit Papa kuscheln. Meinst du, du hälst es noch solange aus?"

"Geh schon mal vor. Du kannst auf die Uhr schauen, wenn die Zeiger so und so stehen, dann kommen wir zu dir und wir frühstücken gemeinsam. Was hälst du davon?"
Oder
"Du kannst schon mal den Tisch decken/die Tassen hinstellen/ das Brot rausholen/ die Butter rausstellen..... irgendwas, was er dann als Aufgabe bekommt"

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Ich bin wahrscheinlich eine der Mütter, die dich nerven, weil ich ein ganz großer Fan von bedürfnisorientierter Erziehung bin. Das heißt, mir geht es um die Bedürfnisse aller hier, nicht nur die der kleinen Kinder. Und ich weiß auch, dass nicht alles, was sie wollen ein Bedürfnis ist.

Trotzdem, dein Text hätte meiner sein können vor ein paar Jahren. Ich hab so oft gedacht, ich kann nicht mehr, Geräuschkulisse wie im Affenhaus und der Kleine ständig unzufrieden. Aber sie machen es, wie du ja auch schreibst, nicht absichtlich.

Ich hab geschaut, wie ich sie gelegentlich trennen kann oder beide an die Großeltern verliehen oder länger im Kindergarten gelassen, um mal Ruhe zu haben. Meine beiden haben mittlerweile eine ADHS-Diagnose, und es ist so viel leichter geworden.
Ich bin immer noch ein Fan von bedürfnisorientierter Erziehung, und sie sind jetzt ziemlich kooperativ, wenn wir uns unterhalten, wann welche Bedürfnisse Vorrang haben.

1. Es ist völlig normal, mal nicht mehr zu können.
2. Es wird besser, wenn sie älter werden.

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Ich frage mich, wie es den Kindern damit geht... die müssen doch auch total gefrustet und überdreht sein.

Ich hab mir das Thema Gefühle/Bedürnisse über die Gewaltfreie Kommunikation selbst erschlossen, weil es in meiner Erziehung kein Thema war.

Für mich ist es ein Zeichen, von fehlender Bedürfnissbefriedigung, wenn Kinder überdreht sind und ständig nerven. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kind, was rund um zufrieden ist, ständig am rum nerven ist, sich nicht selbst beschäftigen kann oder ständig das Geschwister ärgern muß #gruebel#kratz

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Da springen mich nun aber 2 Fehler an, bzw kann da ggf die Realität nicht halten, was die Theorie verspricht.

1. geht es ja eben darum, dass bedürfnisorientiert nicht gleichbedeutend ist mit vollumfänglich bedürfnisbefriedigt. Es heißt, dass die Bedürfnisse aller zählen und soweit es eben vereinbar ist und geht befriedigt werden.

Das bedeutet, wenn da nunmal mehr Bedürfnis im Kind ist, als ich nicht selten trotz alller Bemühung befriedigen kann, dann istbes nicht meine Schuld, dass das Kind unzufrieden ist. Oder ohne Schuld, dann wird das Kind lernen müssen, dass eben nicht immer alles geht, und nicht die Mutter weitere Kapazitäten herbeizaubern. Der Kern meines Ausgangsposts!

2. Muss deine Vorstellung, dass es das nicht gibt nicht den Tatsachen entsprechen. Tatsächlich habe ich auch das schon gehört, dass die Therapeutin sagte, es gibt auch Kinder, denen es eben nie genug ist, egal, wieviele ich gebe.

Man versucht im Laufe der Zeit ja verschiedenes. Aber leider hat der Große eben noch nie eine Zufriedenheit gezeigt, dass sich nun zB genug um ihn gekümmert wurde. Er ist ein Charakter, der niemals allein sein will, er will immer dabei sein. Freiwillig würde er sich niemals, niemals allein beschäftigen. Wenn er es.mal ohne Protest tut, fügt er sich dem Wunsch, dass er das tun soll, überwiegend protestiert er aber dagegen.

Davon abgesehen drangsaliert er das Geschwisterkind nicht dauerhaft, da ist viel Geschwisterliebe, aber eben auch an liebevollen Tagen immer zuviel Dynamik, weil beide extrem wild sind.

Das Geschwisterkind kann sich ohne den Großen wunderbar mal allein beschäftigen. Schon immer. Aber bei Anwesenheit des Großen geht es nicht, da der Große immer dabei sein will und in der Hxperaktivität alles stört.

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Steht denn irgendwo, wie alt deine Kinder sind? Hab das nicht mitbekommen.

Ich möchte dir keine Schuld zuschieben. Es kann ja auch sein, dass er was anderes noch braucht. Nicht unbedingt dass, was er sagt. Ich kenn dein Kind ja auch nicht.

Mir persönlich hat es geholfen, mich mit GFK zu beschäftigen. Da gibt es auch Literatur dazu, online findet man einiges, auch im Bezug auf Kinder. Oder bei Jesper Juul, der spricht ja auch davon, dass es anstrengende Kinder gibt, die sehr fordernd sind.

Ich schreib ja auch, dass ich mir das nur so denke. Hab keine Ahnung ob das wirklich so stimmt.

Vielleicht ist dein ältester auch eifersüchtig. Vielelicht trauert er um die Zeit, als er noch Einzelkind war und man sich nur um ihn kümmern mußte?
Vielleicht hätte er geren wieder mehr Exclusiv Zeit mit den Eltern. Ich weiß das alles nicht.

Ich finde es nur so unendlich schade, das es scheinbar so gar keine Lösung für dein Problem geben soll. Das fällt mir gerade schwer zu akzeptieren. Und ich würde gerne irgendwie helfen. Was ich aber vermutlich gar nict kann.

Aber ob ihr da wirkich raus kommt, ohne dass du an dir, deiner Einstellung und deiner Art mit den Kindern umzugehen arbeitest glaube ich nicht. Ich hab gelesen, dass ihr da schon viel gemacht habt. Vielleicht war das passende noch nicht dabei?

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Nur damit dir klar ist, dass ich nicht theoretisiere. Ich habe 2 Kinder 1 willenstark, das zweite sensibel.

Teile sind normal. Kinder streiten, verursachen Chaos und das manchmal von dem Moment an, in dem sie die Augen aufmachen.

Bedürfnisorientierung hin oder her, es geht in der Erziehung nicht darum, nur die Bedürfnisse der Kinder im Blick zu haben.
Grundbedürfnis wie Dach über dem Kopf, Essen und Liebe sind doch erfüllt.
Du musst deine Bedürfnisse klar aussprechen und Grenzen setzen.

In die Knie gehen und freundlich alles hinterfragen, darauf warten, dass "sie aus den natprlichen Konsequenzen lernen" wird nicht funktionieren.

Die Kinder brauchen klare Grenzen und Ansagen.
Wenn meine sich nicht an die Hausregeln halten, werden sie jeweils in ihr Zimmer verfrachtet. Und "nicht logische Konsequenzen" dürfen auch mal sein.

Wenn ich von der Arbeit komme gilt z.B. die Regel "Mama in Ruhe lassen, bis sie einen Kaffee getrunken hat". Wenn sie dann non Stop auf meinen Nerven rumtrampeln, oder sich in die Wolle bekommen, wird jeder in sein Zimmer geschickt (male ein Bild,puzzle, schau dir ein Buch an...)
Greift auch das nicht gibts ein Elektroverbot.

Ein einfaches nein muss auch mal reichen.
Nein heißt nein, da braucht es kein Erklären und diskutieren.

Wer im Haus tobt muss raus in den Garten, mein Haus ist keine Turnhalle.

Wer frei dreht, weil ihm etwas nicht passt oder er meint zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen, darf gerne toben, aber in seinem Zimmer.

Wer Trara macht beim ins Bett gehen, der bekommt keine Geschichte und darf am Folgetag eben kein Fernsehen.

Nein du musst dich nicht mehr zurücknehmen, sondern einfach mal Grenzen setzen, nicht nur positives Feedback geben, die Kinder dürfen merken, was nicht ok ist, die Kinder dürfen merken, dass Mama gerade sauer ist.
Sie dürfen dann auch toben, es ist dann aber nicht deine Aufgabe es ihnen recht zu machen, dann toben sie eben und müssen damit leben, dass du keine Lust hast einem wütenden Motzi noch was vorzulesen.