Depresion / Manie erfahrung

Hallo liebe Kommunity

Hat jemand erfahrung mit depressionen und manie oder kennt / kannte jemanden der es hatte? Ich bin echt verzweifelt und weiss nicht mehr weiter..
Es ist so;
Mein Vater (64, frührentner seit ca. 15 Jahren)
hat immer wieder mit dieser Krankheit zu kämpfen. Anderst gesagt, ich kenne meinen Vater nicht anderst. Mal ist er in einer Depression, d.h. er verlässt quasi die Wohnung nie, schläft den ganzen Tag, hat keinen Appetit und Besuch hasst er wie die Pest in dieser Zeit. Er ist dann sehr viel in Gedanken und spricht kaum mit uns. Dies geht Jahrelang so ( 3 bis 5 Jahren). Dann plötzlich, vom einem Tag auf den anderen ist er wie ausgewechselt.
Er schläft kaum (2 bis 4 Stunden), ist immer unterwegs, gibt Geld aus für unnötiges Zeug, redet wie ein Wasserfall und hat einen Rissen hass auf uns. Obwohl wir gar nichts anders tun oder ihn bei seinen "Plänen" stören, will er uns in dieser Zeit nicht mal sehen.
Beispiel: er kommt (wenn überhaupt) um 1 Uhr nach Hause und schläft im Wohnzimmer auf den Boden. Um 4 wacht er auf und geht raus. Wir sehen ihn dann tagelang manchmal nicht ( schläft in dieser Zeit im Auto auf irgendwelche Parkplätze) und wenn wir ihm anrufen nimmt er das Telefon nicht mal ab.
Er gibt sooo viel Geld aus, wie z.b. jetzt, hat die Grabsteine seiner Eltern vergoldet! Kauft meinem Sohn ein Autospielzeug und ist wütend warum dieser nicht damit spielt (mein Sohn ist 3 Monate!!!).
Gewalttätig war er nie, aber soo frech und arrogant. Er sagt allen Verwandten, Nachbaren und Freunden das er dumme Kinder hat, obwohl meine Geschwister und ich mehrere Abschlüsse und Diplome haben. Wir sind alle verheiratet und haben Kinder (grosser Bruder 37, mittlerer Bruder 34 und ich 27).
Nun haben wir letzte Woche ihn ins KH gebracht um zu sehen was bei ihm im Kopf los geht. Klar, er ist total ausgeflippt und verfluchte uns aufs übelste. Die Ärzte haben eine depressive-manische Störung festgestellt. Nun ist er seit Montag in der Psychiatrie. Uns sehen will er nicht, hat dies meiner Mama erzählt und wenn ich ihm anrufe, nimmt er das Telefon nicht ab.
Micht quält nun dieser gedanke, wie ich meinem Vater dies antun konnte.
Habe ich richtig gehandelt? Wird er sich behruhigen und wird er uns dies jemals verzeien?
Falls jemand von euch Erfahrung mit dieser Krankheit hat und mir schildern kann wie ungefähr das ablaufen wirdw äre ich sehr dankbar.
Liebe Grüsse

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Hallo,
mach dir keine Vorwürfe. Du hast richtig gehandelt. Dein Vater ist in der Klinik richtig aufgehoben, auch wenn er vielleicht noch verärgert ist. In einer Manie sind die Betroffenen nicht störungseinsichtig, schätzen Risiken falsch ein und können schlimmstenfalls Haus und Hof verlieren. Auch das Suizidrisiko ist hoch bei einer bipolaren Störung. Ich nehme an, er wird nun erstmal eine Weile stationär bleiben und medikamentös eingestellt werden plus ggf therapeutische Gespräche bekommen. Ich würde euch empfehlen, ihn poststationär an einen Psychiater anzubinden und seine Medikamenteneinnahme zu überwachen. Da er schon so lange und schwer betroffen ist, wird er wohl dauerhaft Medis nehmen müssen. Dies ist auch wichtig, die Betroffenen setzen die Tabletten gern ab, sobald es ihnen besser geht.
Ich bin übrigens nicht selbst betroffen, aber Krankenschwester und Psychotherapeutin. Alles Liebe für euch, Isabella

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Oh ja,
ist mir bekannt. Endete bei meinem Onkel in Selbstmord (deutlich früher diagnostiziert, Psychiatrieaufenthalte bereits im Jugendalter).

Du hast das Richtige getan. Salopp gesagt: Die Hirnchemie deines Vaters stimmt nicht mehr. Das ist behandelbar mit Medikamenten und Therapie. Aber (großes Aber), dein Vater muss erkennen, dass er Hilfe braucht. Soweit ich weiß, müssen die Ärzte ihn gehen lassen, wenn er Therapie usw. ablehnt, aber keine Gefahr für sich und andere darstellt.

Ich schlage dir folgende Vorgehensweise vor:
1. Sprich mit den Ärzten. Ist ja schön, wenn sie es diagnostiziert haben, aber wie geht es jetzt weiter von ihrer Seite?

2. Mach einen Beratungstermin bei Diakonie, Caritas, ProFamilia und lass dich dort beraten. Die können dir helfen, welche Maßnahmen im Sinne deines Vaters ergriffen werden können (ggf. bis hin zu einem gesetzlichen Betreuer, das kann auch jemand aus der Familie sein, der die Geschäftsfähigkeit für deinen Vater übernimmt). Ggf. bekommst du dort auch Hilfe für eine eigene psychologische Betreuung, denn das Zusammenleben mit einem psychisch kranken Elternteil wirkt sich auch auf dich aus.

Alles Gute!

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Ach liebes :(
Ja ich kenne das. Mein noch Ehemann leidet an dieser Krankheit. Wir waren 7 Jahre zusammen und so lange er richtig eingestellt war (medikamente) war es meistens erträglich. Aber in den manischen Phasen hat er irgendwann keine medis mehr genommen, da er in seinen Augen "göttergleich" war. Dann kam der Alkohol dazu. Nach langem betteln ist er in eine Klinik gegangen. 3 Wochen hat er ausgehalten, dann ist er aus der (wohl bemerkt teuren Luxus privatklinik) geflogen. An Regeln halten gilt für ihn nicht.

Es waren Alptraum Monate für mich. Er hat eine neue Partnerin und es geht genauso weiter.
Ich bin seit dem auch in Therapie und muss leider feststellen, eine Beziehung ist zu Menschen mit diesem Krankheitsbild, wenn sie sich nicht behandeln lassen, so gut wie unmöglich. Kontakt zu seinen Kindern und Enkeln hat er fast keinen mehr, da sie die Verletzungen irgendwann nicht mehr ertragen haben. Ich muss allerdings dazu sagen, dass bei ihm die manischen Phasen überwogen haben.

Ihr habt vollkommen richtig gehandelt ihn in die Klinik zu bringen und könnt stolz sein so einen mutigen Schritt getan zu haben. Ich kenne diese Schuld Gefühle nur zu gut aber es war richtig! Es ist keine Krankheit die man aussitzen kann. Wenn du dich austauschen magst schicke ich dir gerne eine pn.
Alles alles Liebe für dich

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Leider kann ich dir nicht wirklich helfen.
Mein Vater hat auch Manische Anzeichen mit anderen Problemen noch zusammen.
Leider sieht er nicht ein das er krank ist, für ihn ist er normal und die anderen Menschen sind schuld für alles schlechte was ihm passiert.
Ich finde du hast richtig gehandelt.
Der Umgang mit solche Menschen ist leider sehr schwer.
Hoffentlich sieht dein Vater es ein und begibt sich in Therapeutische Behandlung im Gegensatz zu meinem.

Ich habe keinenkontakt mehr zu ihm da er einfach in seiner eigenen Welt lebt.

5

Mir ist jetzt nicht ganz klar, wie man jemanden, der überhaupt nicht einsichtig ist, gegen seinen Willen ins Krankenhaus bringen kann, so lang er sich und andere noch nicht gefährdet.
Aber wenn es geklappt hat, wunderbar.
Bei der Person, die ich kenne, wurde es in der Klinik nach Medikamentengabe schnell besser und sie lebt mittlerweile völlig normal.

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Das geht schneller als man kucken kann. Ich hab es am eigenen leib erlebt. In manchen psychiatrien wird man schnell als gefährdet eingestuft. Was meines erachtens in diesem fall auch richtig ist.
Zwangsmedikation wird in manchen psychiatrien auch vorgenommen. Zwei bis drei leute halten dich fest, der arzt drückt die spritze rein.
Schön ist das nicht, kann ich dir sagen.
Ich selbst hab fünf jahre gebraucht bis ich dieses erlebnis einigermaßen verkraftet habe.

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Nun hat der große Elefant im Raum (der euch ja schon seit Jahren begleitet) einen Namen und ihr könnt euch damit besser auseinander setzen. Das ist doch schonmal was sehr gutes für euch alle. Auch wenn mir natürlich klar ist, dass es erstmal ein totaler Schock ist.

Macht euch erstmal klar, dein Vater ist krank und das ist bisher unbehandelt. Also nehmt es so gut es geht erstmal nicht persönlich, was er sagt. Auch seine Wut auf euch ist erstmal die fehlende Krankheitseinsicht und nicht wirklich gegen euch persönlich gerichtet.

Als erster würde ich bei Manikern übrigens die Finanzen regeln. Deine Mutter braucht ein eigenes Konto, wo er keinen Zugriff hat. Und er einen Betreuer für Finanzen, damit sehr viel Rückgängig gemacht werden kann. Überhaupt solltet ihr so schwer das auch ist, dass jetzt erstmal sortieren und ordnen. In einer manischen Phase ist nämlich leider alles möglich. Auch der völlige Ruin der restlichen Familie, in dem zb. Alles Geld in irgendwelche Projekte gesteckt werden, inklusive Verkaufen des Eigentums (Haus, Möbel, Fernseher/etc). Oder aufnehmen von extrem hohen Krediten.

Wenn er medikamentös gut eingestellt ist, könnt ihr nochmal schauen was von ihm und was von der Krankheit kommt. Und dann wird man auch sehen ob er euch verzeihen kann.

Eine Selbsthilfegruppe für Angehörige wäre vielleicht auch was für euch. Da sind Menschen die ähnliches durchmachen, bzw. Durchmachen mussten. Fragt auf seiner Station nach, wer euch als Angehörige helfen kann. Die haben meistens Adressen. Falls nicht der Sozialpsychiatrische Dienst kann euch auch Anlaufstellen nennen.

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Jemand, der tagelang auf irgendwelchen Parkplätzen schläft, obwohl er ein Zuhause hat und Grabsteine vergoldet, wirkt nicht ganz zurechnungsfähig. Ich finde, du hast richtig gehandelt - auch, um ihn vor sich selber zu schützen.

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Alles richtig gemacht! Wie die Vorrednerinnen schon gesagt haben, ist aber das einzige was wirklich gut hilft, eine medikamentöse Behandlung (langfristig!). Allerdings sollte eine begleitende Psychotherapie erfolgen. Dort lernt man, Frühwarnsymptome zu erkennen, bessere Medikamententreue und Umgang mit dysfunktionalen (also nicht hilfreichen) Gedanken. Klappt natürlich nur wenn dann irgendwann hoffentlich die Einsicht da ist...
Man kann übrigens nicht so einfach jemanden gegen den Willen in der Psychiatrie belassen und zwangsmedizieren, da haben sich die Gesetze schon ziemlich in Richtung Patientenwohl verschoben.dh wenn er nicht einsichtig war aber trotzdem noch da ist, war vermutlich ein Richter da und da muss es schon massive Anhaltspunkte für Gefährdung geben. Alles Hab und Gut verjubeln gehört da auch zu (nicht nur Suizidalität!). Wenn also Ärzte und Richter deiner Meinung sind, wird es schon stimmen 🌸