Kampf der Omas

Hallo zusammen,

wir haben einen Sohn, fünf Monate alt, und leben zu dritt relativ weit weg von unseren Familien (wir in Norddeutschland, unsere Familien in Süddeutschland). Entsprechend selten sehen wir uns, teilweise nur alle drei Monate. Uns stört es nicht so sehr, weil wir ein komplett anderes Leben führen als unsere Familien und vom Kopf her einfach weit entfernt sind vom „alten Leben“. Unsere Familien hingegen, vor allem unsere Eltern und VOR ALLEM unsere Mütter sehen das natürlich anders, sie vermissen insbesondere ihren Enkel und finden es schade, ihn so selten zu sehen. So weit, so verständlich.
Was allerdings ganz furchtbar ist, ist dass ein regelrechter Wettkampf um unseren Sohn ausgebrochen ist. Eigentlich verstehen sich unsere Eltern untereinander ausgezeichnet, ich würde sogar sagen, dass sie befreundet sind. Aber seitdem unser Sohn auf der Welt ist, ist nur noch Competition angesagt. Es wird von vorne bis hinten quantifiziert: „XY hatte ihn jetzt aber bestimmt schon 10 Minuten länger als ich auf dem Arm!“, „Ihr wart jetzt ja schon den halben Tag bei deinen Eltern, höchste Zeit dass ihr jetzt zu uns kommt.“ usw. Mittlerweile planen sie auch schon jeweils Besuche bei uns, ohne dass die anderen was mitkriegen dürfen. Nicht dass die noch auf die Idee kommen, mitzufahren... Beide Großeltern stellen sich die Bude mit den schicksten Hochstühlen, Reisebetten und Spielsachen voll, obwohl der Lütte damit noch gar nichts anfangen kann und wir nur zweimal im Jahr dort sind. Einfach nur um „besser“ zu sein, als die anderen.
So langsam nervt mich das richtig. Ich habe das auch schon klar geäußert und gesagt, dass ich diese Art von Streit nicht haben will. Geändert hat das jedoch nur ganz kurzfristig was, kurze Zeit später war wieder alles vergessen. Ich denke mit Grausen an die Zukunft, wenn die Großeltern auch mal Zeit allein mit dem Enkel verbringen (wollen) und womöglich anfangen, den Kleinen zu instrumentalisieren („Ich habe dir ein viel größeres Geschenk gemacht, als die andere Oma, willst du nicht lieber mit zu mir kommen?“ oder sowas). Kennt das jemand? Male ich da gerade zu schwarz oder ist das ein realistisches Szenario? Wie kann ich dem rechtzeitig entgegenwirken, gibts da Erfahrungen?
Danke fürs Lesen!

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Hey,
Ich klinke mich mal mit ein. Wir haben ein ähnliches Problem. Allerdings nur mit einer Oma, nämlich der, die weiter entfernt wohnt und ihren Enkel dementsprechend nur alle 4 oder 5 Wochen sieht. Die andere Oma sehen wir alle 2-3 Wochen-da ist alles problemlos.
Ansonsten wie bei euch: das haus und der Garten der ersten Oma ist vollgestellt mit allem was das Kinderherz begehrt...meinem Kind würde ein Ball ausreichen ;) von den etlichen Geschenken bei jedem Besuch fange ich gar nicht mehr an.
Auch hier wird gerne ausspioniert nach dem Motto: "ihr seid wieder bei Oma 2 gewesen? Wie lang Ward ihr denn da? Sagt er schon "Oma" zu ihr?"
Ganz schlimm ist auch die Mitleidsschiene:"mein Enkel liebt mich nicht, weil ich ihn nur so selten sehe..."

An sich ist es ja echt schön, dass sich alle so über ihre Enkel freuen, aber ich habe auch die Befürchtung, dass besuche von oma1 künftig nur noch mit den Geschenken in Verbindung gebracht werden und nicht mit der Oma an sich. Alle Versuche ihr das zu sagen, sind bisher gescheitert.
Da bei uns die Omas nicht direkt befreundet sind, helfen uns ab und zu Notlügen. Würde ich Oma 1 immer erzählen, dass Oma 2 da war und wie viel Spaß mein Kind mit ihr hat, wäre sie wohl ziemlich eingeschnappt...

Versucht beiden einfach immer wieder klarzumachen, dass ihr keinen Wettbewerb duldet, und stellt gewisse Regeln auf, zb nur ein geschenk von jedem zum Geburtstag, damit es im Rahmen bleibt. Jede Oma ist individuell und das ist gut so. Minutiöses aufrechnen wer den Enkel wie lang auf dem Arm hatte, darf man nicht dulden und sollte man sofort unterbinden. Sowas möchte doch keiner. Der Enkel soll sich nicht zwischen den Omas entscheiden, sondern beide gern haben.

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Da bin ich voll bei dir! Bin gespannt, ob das so klappt, sehr ehrlich gesagt schwarz. 🙈

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700 und 300km.
Die Seite die noch arbeitet ist signifikant öfter da als die andere. Beide sind anfällig für Wettrüsten.
Wir posaunen es nicht raus wenn die die öfters da ist da ist. Dh das kriegt keiner mit. Auch über Geschenke sprechen wir nicht.
Die lange Distanz ist zu viel für unser Kind. Wenn wir die kurze fahren kriegen sie das auch nicht mit.
Gemeinsame Termine nur wenn es muss. Unsere Hochzeit war so einer...
Ich hab drauf geschaut ob sie zicken aber es ging zivilisiert zu. Das wachende Auge hab ich die öfter anwesende Seite auch spüren lassen und sie war sehr kulant als es um Buggy schieben ging

Würde hier einer die Ellenbogen ausfahren, Protokoll führen, schmollen oder streiten gäbe es einen Anpfiff und ich würde das Kind nen halben Tag an mich kleben. Ob Mutter oder Schwiegers. Dann hat keiner was von.

Wo ich reingegrätscht habe sind Geschenke. 25 Geschenke nur von den Grosseltern zum ersten Geburtstag. Die neue Regel heisst: Eins pro Besuch. Ein Buch in top wird stillschweigend übersehen. Mehr geht zurück an Absender um dort das Haus zu verstopfen.
Ich hab erklärt dass das Kind das gar nicht verarbeiten kann. Und es am liebsten mit Tupper und Steinen spielt und wir nicht den Platz für all den Plunder haben. Insgesamt gab es über 50(!) Geschenke da wir ja auch noch einen Freundeskreis haben. Da hat dann sogar die sonst beratungsresistente Seite eingesehen dass das bescheuert ist.
Auch Klamotten habe ich limitiert. Es liegt so viel rum aus dem ersten Jahr was zu viel war oder die falsche Saison.

Bei euch.
Realistisch gesprochen ist ihr Wettrüsten Blödflug. Ihr seht beide Seiten so selten dass sie das Kind so bald nicht allein haben werden. Und wenn ihr da seid wollt ihr auch Zeit mit eurer Familie verbringen und nicht nur das Objekt der Begierde abliefern oder?

Es wird ein bisschen besser wenn sie nicht mehr ganz so klein und niedlich sind mit der Enkelgeilheit. Dafür sind sie dann potenziell manipulierbar.
Überlegt Euch ob ihr in ein Hotel oder eine FeWo geht. Dann habt ihr Rückzugsmöglichkeiten. Gemeinsame Tage mit allen Süden würde ich rar sähen. Montag Erna, Dienstag Waltraud. Mittwoch Erna....

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Genauso bei uns. Als sie noch richtig klein war, hab ich sie bei gemeinsamen Treffen oft in die Trage gesteckt. Vor allem als die Fremdelei los ging. Oder bewusst keinem von beiden, sondern einer Freundin auf den Arm gegeben als ich mal Kaffee gekocht hab auf einer kleinen Feier bei uns. (Nachdem Schwiegermutter tödlich beleidigt war, dass meine Mama sie bei der Begrüßung ganz kurz auf dem Arm hatte)
Komischerweise: meine Schwiegers sehen sie öfter, aber da sind wir viel mehr Enkellieferant. Kaum sind sie da können sie nicht mal in Ruhe Kaffee trinken oder sich mit uns unterhalten. Mein Mann hat neulich was nebenbei gemacht als sie mit ihr gespielt haben und die Kleine wurde motzig. Er hat sie sich nicht gleich geschnappt, sondern das ganze ne Zeit beobachtet und dann einfach nur kurz erwähnt dass sie wohl müde ist- keine Reaktion, weiter wildes Spiel seitens der SE. Er hat nochmal was gesagt .... „mach doch weiter deine Sachen!“ (gehts noch?)
Hauptsache sie kriegen ihren Willen und fahren glücklich nach Hause. Da ist mein Mann dann auch ziemlich böse geworden.

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Also 50 Geschenke sind heftig. Da würde ich auch die Krise kriegen... Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir alles wegschmeißen, was zu viel ist und da wir eher minimalistisch leben, glauben sie uns das auch 😁. Deswegen wird unser Problem glaube ich nicht die Masse an Geschenken sein, sondern wer das Größte und Teuerste Geschenk macht...
Mit uns redet eigentlich niemand, wenn wir mit dem Kleinen da sind oder umgekehrt. Alle, vor allem die Omas, sitzen im Kreis um das Kind und reden in Babysprache mit ihm. Den GANZEN TAG! Ein bisschen krank finde ich das schon. Der Höhepunkt war tatsächlich mal erreicht, als meine Mutter selbst meinen Vater angezickt hat, dass er ihr jetzt das Kind geben soll, da sie ihn schon so lange nicht mehr hatte (eine halbe Stunde!?). Dabei hat mein Vater gerade total die Zweisamkeit mit seinem Enkel genossen, der selig auf seinem Arm geschlummert hat. Da bin ich dann echt ein bisschen ausgeflippt... Ich habe auch schon klar geäußert, dass, wer anfängt irgendwelche Minuten zu zählen, den Kleinen gar nicht mehr bekommt. Er ist doch kein Wanderpokal! Das hat ein bisschen gewirkt, aber im Grunde genommen wird weiterhin verglichen, wird halt häufig nicht mehr direkt geäußert.
In 3-4 Jahren wird sicherlich das Thema aufkommen, ob der Kleine mal alleine für ein paar Tage bei den Großeltern bleiben darf. Kommt ja schon jetzt auf, aber ist natürlich total unsinnig bei einem Fünfmonatigen. Wenn mein Sohn das später will, kann er das dann auch machen. Ggf. kann er auch schon früher mal stundenweise bei ihnen bleiben, wenn wir da sind und mal zu zweit was essen gehen wollen. Allerdings befürchte ich, dass spätestens dann tatsächlich versucht wird, ihn zu manipulieren. Ich frage mich halt, wie ich da frühzeitig den Wind rausnehmen kann, so dass sich das Ganze gar nicht weiter aufbauscht. Momentan bin ich ja noch immer dabei und kann direkt eingreifen, aber das wird irgendwann eben nicht mehr unbedingt der Fall sein. Jetzt kann man sagen „Mach dir Gedanken, wenn es soweit ist“, aber dann ist es vielleicht auch zu spät und es gibt nur noch Stress 🤷🏻‍♀️

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Oh, kommt mir bekannt vor🙄

Unsere Familien wohnen nicht ganz so weit weg, aber monatlich sehen wir uns jetzt auch nicht. Unsere Väter sind ruhig, aber unsere Mütter können nicht in einem Raum sitzen, vorallem seit dem Enkelkind nicht mehr🤦‍♀️ Bei uns ist zusätzlich noch Ost-West und Gelernt-vs-Studiert ein Thema🙄

Bei unserer Hochzeit hatte meine Mutter unseren Sohn an der Hand (an der Straße, auf dem Weg zum Lokal) und meine Schwiegermutter hatte "besorgt" versucht ihn zu sich zu rufen😒

Meine Schwiegermutter achtet aber sehr genau darauf, dass ich nicht in der Nähe bin, wenn sie stichelt.

Inzwischen feiern wir Geburtstage und Feiertage strikt getrennt, was für uns sehr nervig und mit viel Fahrerei verbunden ist.

Sei wachsam, wie sie übereinander im Beisein des Kindes sprechen und versuche die Geschenkeorganisation über dich laufen zu lassen.

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Interessant, wie häufig solche Großeltern-Exemplare vorkommen. Ich frage mich halt, ob es nicht ohne dieses Verhalten geht. Wenn es so bleibt, kann ich ja niemals den Lütten mal zu den Großeltern schicken. Das gibt ja nur Gezerre und Gezeter und ich muss Angst haben, dass der Kleine drunter leidet.

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Ich häng mich auch mal rein... hier auch 1. Enkelkind auf beiden Seiten. Am Anfang war es noch schlimmer, aber phasenweise weiterhin. Grade wenn mal beide zusammen da sind, zB Weihnachten oder Geburtstage.... anstrengend. Es wird mehr subtil verglichen wer wann wie oft die Kleine sieht und wie auf beide Großelternpaare reagiert wird, insbesondere aber von Seiten der Schwiegereltern. Meine Eltern sehen sie derzeit seltener dafür aber länger am Stück, das ist der Entfernung geschuldet. SE alle 1-2 Wochen im Schnitt. Ne zeitlang haben meine Eltern sie häufiger gesehen wegen diverser Familienfeierlichkeiten. Da war schon Vergleichsalarm und das Unverständnis groß dass wir uns nicht zweiteilen können.
Meine Eltern haben Hochstuhl und Reisebett. (Letzteres wird aktuell nicht genutzt da sie eh nicht drin schläft. Wir legen uns dann mit ihr mit ner Matratze auf den Boden) SE brauchten das sofort auch, als sie das gesehen haben.
Von meiner SM kommt auch gerne mal regelmäßig die Nachfrage, wenn ich mal allein unterwegs war „wer hat denn dann auf sie aufgepasst?“ (mein Mann?????) wenn man die Situation kennt, weiß man sie das gemeint ist. Wir haben ein Gästezimmer, das sie sich unbedingt nach ihrem Geschmack einrichten wollen, schließlich werden sie ja ganz oft das Kind betreuen spätestens wenn ich wieder arbeite. Meine Familie wurde von ihnen Weihnachten als „die Gäste“ bezeichnet. Da wär ich fast ausgeflippt.
Ja, es wird noch toll wenn sie größer wird. Da wird es wohl noch ein paar klare Ansagen brauchen.

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Sie wollen DEIN Gästezimmer einrichten? Himmel nein! Das ist noch nicht Mal meinen eingefallen. 😅🙈
Du hast eine riesen Tüte Verständnis von mir...

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Danke :)

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Hallo,

ganz so schlimm ist es zum glück nicht, aber eine seite ist bei uns auch sehr neidisch...
meine eltern versuchen unseren sohn, so oft es geht zu sehen, die wohnen etwa ne halbe std , mit auto, von uns entfernt, meine mutter kommt 1 mal die woche zu uns nach arbeit und beschäftigt sich dann mit ihm und einmal im monat holen sie ihn zu sich. es ist ein ganz tolles verhältnis zu ihnen.

meine schwiegereltern, wohnen 10 min fussweg von uns entfernt, haben - selbst verschuldet- nicht so viel zeit , weil sie sich einfach zu planen und ihnen dann einfällt- ach ja, wir haben ja noch einen enkel- aber sind neidisch, weil unser sohn, meine eltern "lieber " hat ...

dann versuchen sie es auch mit geschenken wieder gut zu machen, total dämlich... und meine Sm hatte wohl mal aufm geburtstag dann rumgestichelt, was ich aber leider nicht mitbekommen habe..

also ich weiss nicht wie und wann so was aufhört, vielleicht mal alle an einen tisch setzen und dann klar sagen, das sie diese spielchen sein lassen sollen, ansonsten bekommt keiner den kleinen mehr zu sehen... es sind schließlich erwachsene leute.. aber komischer weise setzt der verstand aus, sobald ein enkel da ist🤣

vielleicht denken sie dann aber mal drüber nach...

alles gute 🍀

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Danke dir! Bei mir ist es umgekehrt, meine Eltern sind „neidischer“. Meine SE haben schon Enkel, für meine Eltern der erste und wahrscheinlich bleibt er auch der einzige.

Auch wenn der Lütte noch viel zu klein ist, um eine Beziehung zu den Großeltern zu haben, er sieht sie ja auch fast nie, wird so getan, als würde das Kind mehr oder weniger „lieben“, je länger man die einen oder die anderen sieht. Total irrsinnig.

Ich bin mal gespannt, wie das wird, wenn der Kleine anfängt zu fremdeln, da werde ich mich auf viele Tränen und Eskapaden einstellen müssen. Bei meiner Mutter versteht sich 🙈.

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Ach herrje! Um dem ganzen mal einen positiven Ausblick zu geben: es geht auch anders! Hier wird untereinander weder verglichen noch gestänkert. Eher sogar im Gegenteil: meine Oma bekommt ein schlechtes Gewissen gegenüber der Familie meines Mannes, dass ich länger bei ihr als bei denen sein könnte (was aufgrund der Entfernungen gar nicht möglich ist).

❤️