Zu viele Gedanken... zu viele Gefühle...

Hallöchen, heute mal selbst in Grau... Ich hab hier oft mitgelesen und mir schon viele Ratschläge zu Herzen genommen, wie ich mit meiner Familie in ähnlichen Situationen umgehen kann, insbesondere mit meiner Mutter. Nun hat sich allerdings einiges in meinem Umfeld verändert und meine Gedanken und Gefühle fahren Achterbahn.

Zu meiner Vorgeschichte:
Ich bin ein Missbrauchskind (sexuell) ebenso wie mein Bruder (psychisch/physisch). Täter war mein Vater, zu dem auch kein Kontakt mehr besteht. Eine Therapie habe ich deswegen gemacht und erfolgreich abgeschlossen. Meine Mutter war absolut abhängig von ihm und hat erst vor ein paar Jahren den Sprung zur Scheidung gemacht - seitdem besteht auch kein Kontakt mehr meinerseits. Aber anstatt nun selbstständig zu werden und ihr Leben auf die Beine zu stellen, geht sie immer wieder neue Abmachungen und Verhandlungen mit ihm ein. Gerechtfertigt wird alles damit, dass sie ja das Haus alleine nicht bezahlen kann, dass sie keine Ausbildung hat, dass sie nicht arbeiten gehen kann.
Ich verstehe diese Einstellung nicht und kann mich auch absolut nicht hinein versetzen. Dabei gabs leider auch schon Situationen, in denen ich (für mich gefühlt) genötigt wurde, dass ich ihn eventuell wieder sehe. Für mich war das schrecklich... ich wurde wieder in die wehrlose, ohnmächtige Rolle gedrängt, in der ich ihm ausgeliefert war. Das konnte meine Mutter dann auch erst verstehen, nachdem sie mich angemault hat und ich daraufhin in Tränen ausgebrochen bin. Dann hat sie eingelenkt. Mein Mann wäre ihr am liebsten am die Kehle gesprungen, wäre er nicht mit trösten und beruhigen beschäftigt gewesen.

Dann gab es eine Situation, in der ich von einer ihrer Freundinnen echt übelst angegangen wurde, in einer Situation in der das allerletzte Kanone war. Ihre Aussage dazu "Ja, kann sie verstehen, dass mich das verletzt hat, aber die Freundin hat ihr mehr geholfen. Sie sieht da kein Bedarf sie anzusprechen". Für mich also die Aussage "Du bist mir nicht wichtig genug, meine Freundin ist mir wichtiger" Erneut eine Situation in der mein Mann seine aufgelöste Frau beruhigen durfte. Dann haben wir wirklich versucht uns auszusöhnen, über alles zu sprechen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Gedauert hat das ganze dann 2 Tage. An Tag 1 wurde ja alles noch falsch dargestellt, war ja alles die Schuld meines Bruder, weil der ja falsche Sachen weitergegeben hat. Mein Gedanke "Einer lügt mich ja jetzt an" Als ich ihn darauf ansprach, weil ich die Sache auch mit ihm klären wollte, ist der bald an die Decke gegangen und riet mir selbst noch den Kontakt abzubrechen, er war stinksauer, hat gesagt sie lügt, er würde es ja nicht so weitergeben, wenn es nicht so gewesen wäre. Von seinem Ausbruch her, habe ich ihm das schon geglaubt. Er suchte daraufhin das Gespräch mit meiner Mutter, immer noch fuchsteufelswild, da ihm die Lügen unterstellt wurden. An Tag 2 bin ich wieder hin, wollte das klären, dann auch zusammen mit meinem Bruder und siehe da: Alles Missverständnisse, er hätte sich ja falsch ausgedrückt, Sachen weg gelassen, Dinge falsch herum erzählt, etc... Man muss dazu sagen, er ist noch von ihr abhängig, da zurzeit arbeitslos und bei ihr untergekommen. Ergebnis bei mir "Nun sagen beide nicht die Wahrheit oder ich werde hier gehörig verarscht", zumal die Klarstellung mit meinem Bruder erst auf meine Bitte hin geschah und nicht von ihm aus - was ich schon tun würde, würde ich merken dass MEINE Aussagen dazu geführt haben, dass eine andere Beziehung darunter leidet.

Thema Freunde noch einmal, ein alter Familienfreund meinte, dass es eine gute Idee wäre, Fummelei bei mir zu versuchen. Ich trage normalerweise sehr lange Pullover. In besagter Situation wurde in meiner Wohnung gefeiert, es gab Alkohol und besagter Familienfreund saß neben mir. Plötzlich war seine Hand unter meinem Pullover auf dem Rücken - zu meine Glück hatte ich noch ein Top drunter, das in der Hose steckte. Ich hab den Abend schnell beendet, panisch meine Mutter angerufen und sie kam noch in den nächsten 20 Minuten und hat mich abgeholt. Hier fiel die Aussage "Er stand schon immer auf jüngere, das ist seine Masche" Sie war zunächst stinksauer, hat den Freund auch beim nächsten Besuch angegangen (er kam zu meinen Großeltern, die im gleichen Haus wohnen). Dann kam raus, dass sämtliche Geschichten, die wir über den Freund kannten, angeblich erlogen waren. Angeblich geht er nicht fremd, angeblich steht er nicht auf jüngere, angeblich wäre das nicht seine Masche. Fazit meiner Mutter "Ich verstehe, dass dich das erschreckt hat und du ihn nicht mehr sehen willst, aber ich denke du hast sein Motiv falsch verstanden und überreagiert". Seitdem darf besagter Familienfreund auch wieder vorbeikommen - zum Glück warnt sie mich vorher, dass er da ist, damit ich an diesen Tagen eben nicht vorbei komme. Aber erneut das Gefühl "Andere sind wichtiger, als ich"

Dann hat sie sich ja so ein Enkelkind gewünscht. Ernsthaft, da wurde zu Beginn im Monatstakt gefragt, ob ich denn endlich schwanger wäre. Nun in der Schwangerschaft gefühlt kein Interesse. Ich schicke Ultraschallbilder, keine Reaktion. Nicht einmal die Frage, ob alles in Ordnung ist, ob es mir gut geht, ob es dem Kind gut geht. Das kommt, wenn ich dann mal anrufe, wobei die Telefonate meistens nicht länger als 20 Minuten gehen.

Nächster Punkt wäre das Besuchen. Gefühlt muss immer ich hin fahren, obwohl sie nur ca. 20 Minuten fahren müsste - und das wäre schon echt lange und langsam. Ihre Entschuldigung: Sie hat kein Auto, sie kann darf ja nicht fahren. Meine Meinung: Ist es zu viel verlangt zumindest 1x eine Fahrt zu mir zu organisieren? Ich wohne seit etwas mehr als 2 Jahre hier... Sie war genau 2x hier - einmal, als die Wohnung noch leer war (Ich habe sie gefahren, um ihr die Wohnung zu zeigen) und einmal um unsere Meerschweinchen zu fütter, als wir ein paar Tage im Urlaub waren. Ansonsten bin immer ich zu ihr hin gefahren. Beim letzten Telefonat warf sie mir auch ungläubig vor, ob sie sich denn ein Taxi holen soll. Ich meinte ja. Auf meine Einladung hin, dass ich Zeit hätte und sie gerne vorbeikommen könnte, kam 5(!) Std später die Entschuldigung, dass sie nicht kommen kann, weil die Katze so schlimm erbrechen würde. Wohlgemerkt, das war vor 5 Wochen und nach meinem Stand hat die Katze immer noch die Kotzerei (sorry). Selbst meine Schwiegereltern waren schon öfter hier und die fahren mehr als 2 Stunden zu uns.
Das waren nur die größeren Beispiele, die sich in den letzten Jahren ergeben haben...

Gefühl bin ich ihr nichts wert, ebenso wenig mein Kind. Meinen Mann kann sie nicht leiden und der ist ja an allem Schuld (Ihre Worte) Gleichzeitig wird sich beschwert, dass sie ihn ja schon ewig nicht mehr gesehen hat, obwohl sie ihm kurz nach unserer Hochzeit in "freundliche" Worten Hausverbot erteilt hat und klar gemacht hat, dass sie ihn nicht sehen will.

MEINER Meinung nach kommt sie auch nicht damit klar, dass ich nun unabhängig bin und mein Leben ohne sie auf die Reihe bekomme. Genauso wenig, dass ich für meine Entscheidungen nicht mehr andauernd nach ihrem Rat frage, sondern selbst über die Konsequenzen nachdenke und dementsprechend wähle.

Mittlerweile hatte ich so oft das Gefühl verletzt zu werden, dass ich weniger Kontakt suche und ihr weniger von mir erzähle. Ich weigere mich wieder hin zu fahren, ehe sie nicht wenigstens einmal bei mir war, Telefonate strecke ich auf 4 Wochen Abstand, ehe ICH zuerst anrufe - dazwischen kommt auch nix von ihr, nicht mal eine Nachricht auf dem Handy.

Und nun bin nun schwanger. Und plötzlich weiß ich nicht mehr ob ich Entscheidungen nicht bereuen werde, ob ich meiner Mutter nicht Unrecht tue, ob ich zu egoistisch bin und mich zu sehr auf meine Sichtweise fokussiere.
Das Problem hierbei ist, dass ich mir vorher so sicher war, dass ich das Richtige tue. Auch mein erster Gedanken, als ich von der Schwangerschaft erfuhr, war "Ich will nicht so sein wie meine Mutter und schon gar nicht so ein Verhältnis zu meinem Kind haben, wie ich zu ihr". Ich hatte das Gefühl, dass es mir besser ging, je mehr ich mich von ihr abkapsle. Ich weinte weniger, regte mich weniger auf, wurde mit weniger Dingen konfrontiert, die mich nervlich belasteten (gerade auch mein Vater).
Mein Umfeld (Mann, Schwiegereltern, Schwager, Schwägerin, etc.) bestärken mich auch alle in meinen Entscheidungen. Aber mein Kopf dreht gerade durch und meine Gefühle noch mehr.
Ich wünsche mir so sehr eine Mutter, habe in dem Sinne ja schon meinen Vater "verloren", und riskiere dann doch immer wieder, dass ich verletzt werde. Eigentlich dachte ich bisher, ich weiß es besser, als mich zu sehr dort zu engagieren, aber dann kommen solche Nächte, in denen ich wach liege und alles in Frage stelle. Ich versuche wirklich so reflektiert, so sachlich und neutral an die Sache heran zu gehen, wie es nur geht. Ich versuche ihre Sicht einzunehmen und zu betrachte, ich versuche meine Handlungen auch aus ihrer Sicht zu beurteilen, ob ich überreagiere oder zu egoistisch bin. Aber irgendwie habe ich im Moment keine Ahnung wo ich stehe, wohin mit meinen Gefühlen, wohin mit meinen Gedanken und mit meinen Entscheidungen.

Tut mir leid für den langen Text, aber ich denke ich will einfach mal eure Meinung dazu wissen, wie es auf Außenstehende wirkt...
Vielen Dank fürs Zuhören (Zulesen #kratz)

1

Du hast mein tiefstes Mitgefühl, dass du so viel durchmachen musstest. Du scheinst das aber gut hinter dir gelassen zu haben und dir ein tolles Leben aufgebaut zu haben.

Das was ich dir jetzt schreibe, ist mein persönlicher Eindruck auf Grund deines Textes und ich hoffe du fühlst dich dadurch nicht angegriffen.

Mein Eindruck ist, dass deine Mutter nicht bereit ist, der Wahrheit ins Auge zu blicken und sich eine Welt aus Lügen und Halbwahrheiten aufgebaut hat um alles zu erklären. Sie wird wahrscheinlich immer alles so drehen, dass in ihrer Welt alles rosa Sonnenschein ist.

Du wiederum möchtest in deiner Mutter etwas sehen, was sie nicht ist. Deine Mutter hat sich nie klar gegen ihren Mann gestellt und wird das auch nicht mehr tun. Sie wird immer Ausflüchte finden. Sie ist nicht die tolle Mutter die du immer erwartest zu sehen.

Von meiner Sicht aus, würde ich sagen brich den Kontakt ab. Du wirst sonst wieder und wieder enttäuscht und verletzt. Du hast jetzt eine tolle neue Familie und die lieben dich so wie du bist.

2

Danke für deine Antwort :-D nein angegriffen fühle ich mich dadurch nicht. Ich weiß ja, dass nicht jeder meiner Meinung ist und das ist in Ordnung. Dafür hab ich hier ja auch geschrieben, einfach um mal die Sicht der anderen darauf zu sehen.

Ja, eigentlich waren das bisher auch immer etwa meine Gedanken und auch die Gründe für meine Entscheidungen. Nur jetzt in der Schwangerschaft lag ich halt schon öfter nachts wach und dann gingen mir halt solche Sachen durch den Kopf. Und die verwirren mich dann halt auch wieder... Mein Mann hat da auch echt Verständnis und dafür liebe ich ihn noch mehr und auch der Rest der Familie (seine Seite halt) steht da auch hinter mir. Es ist halt einfach echt schwer und nun auch noch verwirrend dazu...

Aber vielen Dank für deine Meinung dazu :-)

9

Ich hab überlegt, ob ich was schreiben soll. Aber eigtl sagst du alles, was ich auch denke und bringst es gut auf den Punkt.

3

Ich würde den Kontakt zu ihr abbrechen.

Grund: Sie war Mittäterin neben deinem Vater, weil sie als Erwachsene euch hilflosen Kinder nicht beschützt hat.

4

Danke für deine Antwort :-)

Ich möchte sie mit meiner Antwort nicht schützen oder ihr Verhalten verharmlosen, sondern einfach meine Gedanken dazu mitteilen.

Ich weiß, dass ich einmal vor ihr stand und fragte, ob ich das Resultat einer Vergewaltigung durch meinen Vater sei. Sie beneinte, aber ganz glauben konnte ich ihr nicht. Von meinen Großeltern weiß ich, dass Gewalt und Unterdrückung sehr früh ein Thema in der Ehe war.
Irgendwie "erkläre" ich mir, dass sie die Zeichen und stummen Hilferufe nicht bemerkt hat, weil sie selbst so mit sich, der Ehe, meinem Vater und uns überfordert war. Wie gesagt, dass soll es nicht rechtfertigen oder entschuldigen. Aber ich versuche mir bisher immer wieder zu erklären, wieso sie nicht mehr getan hat... Leider habe ich die Übergriffe verdrängt und konnte deswegen nicht deutlich machen, dass es durch meinen Vater geschah. Mein Bruder wurde zu sehr tyrannisiert um sich zu äußern. Das alles kam leider erst sehr spät raus und auch erst nach der Trennung der beiden.
Denkst du ich verharmlose damit zu viel? Oder "erkläre" mir zu viel? Ich kann durch meine eigene Überforderung halt nachvollziehen, dass sie auch überfordert war. Ich weiß nicht, ob sie das weniger schuldig macht oder nicht... aber emotional fällt mir dadurch die Abnabelung irgendwie schwerer.

5

Es tut mir wirklich leid, was dir widerfahren ist.

Du wirfst deiner Mutter zu recht all die Dinge vor, aber wenn ich mir einen Tipp erlauben darf: sieh zu, dass du den Kontakt zur Mutter abbrichst. Sie tut dir nicht gut, die lässt dich nur leiden.

Damals schon und heute auch noch.
Ihre finanzielle Abhängigkeit von deinem „Vater“ darf doch niemals Grund sein für so ein passives Verhalten. Wo war sie als du Schutz brauchtest? Hat sie je etwas getan, um euch Kinder zu unterstützen?

Zumindest dem Beitrag nach hört es sich nicht so an.

Bitte achte auf dich und dein Kind. Sei egoistisch, das hast du dir verdient.

LG

6

Auch dir danke für deine Antwort :-)

Laut ihren Erzählungen und den Erzählungen meiner Großeltern sind wir damals direkt umgezogen, als der Verdacht aufkam, dass Missbrauch stattfindet. Dadurch konnte ich geschützt werden, da ich aus dem Umfeld genommen wurde, aber mein Bruder dafür nicht. Damals war auch noch nicht klar, dass mein Vater der Täter war, sondern man ging von einem Bekannten im näheren Umfeld aus.
Ich kann ihr Verhalten auch nicht verstehen. Sie hat die Trennung geschafft und begibt sich doch immer wieder in die Abhängigkeit. Ich möchte das nicht. Weder für mich noch für mein Kind. Nur meine Gedanken und Gefühle spielen da im Moment einfach Achterbahn. Auch wenn ich mir vorher so sicher war, dass meine Entscheidungen richtig waren...

Vielen Dank für deine Meinung :-D

7

„Erfolgreich eine Therapie abgeschlossen“.

Das gibt es nicht. Erfolg kann hier niemand bescheinigen.

Dein seelentumult und der ständige Drang nach Bestätigung von deiner Mama zeigt dies auch.

Da sind Phasen und die werden immer wieder kommen.

Erstrecht wenn du jetzt dann eigene Kinder hast und zb diese in fremdbetreuung gibst. Oder wenn du merkst welch Bande man mit seinem Kind hat - welche Bande auch dein Mann mit dem Kind hat.

(Sexueller) Missbrauch ist schlimm doch die Demütigung, Enttäuschung und das verlorene Vertrauen Dadurch ist beiweiten schlimmer.

Ich denke du bist noch recht jung und deswegen schmerzt es noch so sehr und es wird sehr viel auf die Goldwaage gelegt.

Deine Mutter ist offensichtlich noch immer in einer gewissen Co-Abhängigkeit. Konnte dies auch noch nicht verarbeiten.
Ist es zu einer Verhandlung und Verurteilung seinerseits gekommen?

Hast du ihr gesagt was du ihr vorwirfst? Das sie zugesehen hat, es nicht verhindert hat sofern sie es wusste? Wie wurde mit ihr umgegangen?

Wenn du wirklich einen gepflegten respektvollen Kontakt zu deiner Mutter möchtest dann solltet ihr zusammen eine Therapie machen.

Du kannst dich nicht immer hinter sexuellen Missbrauch verstecken wenn etwas familiär nicht funktioniert. Und sie nicht immer weglaufen.

Es gibt viele Seiten und viele Fragen. Je nachdem wie lang es her ist, was schon erarbeitet wurde, wie es ablief, usw
Ihr seit alle erwachsen und auch wenn dein inneres Kind verletzt ist bist du heute nicht mehr ausgeliefert und Herr bzw Frau deiner Lage.

8

Danke für deine Antwort :-)

Mit dem Erfolg war gemeint, dass ich mit dem Missbrauch umgehen kann und sämtliche Störungen überwunden und abgelegt habe, die dadurch aufgetreten sind. Dass mich das ein Leben lang begleiten wird und immer mal wieder auftaucht, das ist mir klar, aber ich habe durch die Therapie Möglichkeiten gelernt, damit umzugehen.
Als recht jung würde ich mich nicht bezeichnen, bin mittlerweile 27, aber ich gebe dir Recht, dass es noch sehr weh tut und ich in vielen Dingen versuche mehr zu sehen, als es ist. Die Aufarbeitung meinerseits ist auch erst wenige Jahre her, was das Ganze vermutlich nicht einfacher macht.

Zu einer Verhandlung/Verurteilung kam es nie. Ich ließ mich beraten, aber die Anwälte meinten, dass man mir die Therapie zu Lasten legen und verdrehen könnte. Im Sinne von "Die Erinnerungen kamen erst dann konkret auf, das muss vom Therapeut beeinflusst worden sein". Sie rieten mir von einem Prozess ab.

Während der Therapie ja, da habe ich die Dinge mitgeteilt, teilweise auch als schwerer Vorwurf. Sie hat sich entschuldigt, geweint, sich Vorwürfe gemacht und gesagt, dass sie es nicht so wahrgenommen und meine stummen Hilferufe nicht verstanden hat. Ansonsten verschließt sie sich vor dem Thema, ob das der Missbrauch meines Bruders, ihr eigener oder meiner ist. Durch die Scheidung musste sie zu einem Therapeuten - der dann halt sehr unsanft die Fakten aus ihr gezwungen hat, da er ja auch zeitnah seine Ergebnisse präsentieren musste - und hat sich dann nur noch mehr geweigert irgendetwas zu machen, selbst Jahre vorher, als sie privat eine Therapie versuchte, ging sie (nach ihren Worten) nicht mehr hin, weil es ihr zu viel wurde. Ich bezweifle, dass sie einer gemeinsamen Therapie zustimmen würde, auch aus diesem Grund.

Ich versuche mich nicht dahinter zu verstecken, aber ich denke, dass ihr Umgang mit der Situation bei mir mit hinein spielt, dass ich den Kontakt bisher so stark reduziert habe - trotz meinem Wunsch. Ich weiß selbst, dass ich Fehler mache, dass ich mich auch falsch verhalten kann, weswegen ich hier ja auch um die Meinung anderer gebeten habe.

Vielen Dank für deine Meinung :-)

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Dass das Ganze nicht angeklagt und verurteilt wurde ist schlimm. Denn nur damit könnte man hier und da ein Statement setzen.

Auch eine Frechheit, dass dir das ausgeredet wurde.

Bzgl deiner Familie:

Es geht nicht um Fehler machen.

Das Fehler-machen-Kind ist schon in den Brunnen gefallen.

Jetzt muss man schauen, dass Beste aus der Situation zu machen.

Überlege dir was du für dich und deine Familie möchtest. Besprich das mit deiner Mama, Bruder und wer da noch relevant ist.

Es wird dauern. Jeder verarbeitet anders und in unterschiedlichen Tempo. Und setzt um.

Versuche dich auf das wesentliche zu besinnen. Erfordert viel Akzeptanz - vorallem mit dir selber und deiner Erwartung.

Und wenn ihr nicht zusammen kommt und deine Wünsche nicht erfüllt werden. Groll nicht. Deine Mutter wird das nicht gewollt haben und auch irgendwo gefangen gewesen sein.

Vielleicht haben ihre „tauben Ohren“ oder einfach ihre Einstellung auch einen Grund.
Fast kein(e) Frau/Mann von gewalttätigen, missbrauchen und mordenden Partnern hat dies gewusst geschweige jenen zugetraut.

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