Ich kann nicht mehr

Ich muss mich ausweinen.

Letztes Jahr wurde ich schwanger, ein Wunschkind. Eher von meinem Mann als von mir. Eigentlich wollte er nie Kinder. Für mich war das okay. Dann bekam sein bester Kumpel einen Sohn und auf einmal war mein Mann auch Feuer und Flamme.

In der Schwangerschaft war er schon seltsam. Wollte den Bauch nicht anfassen. Als dann das Outing kam, war er total geknickt. Er hatte sich einen Sohn gewünscht, der in seine Fußstapfen tritt. Dann freundete er sich doch mit dem Gedanken an, ein Mädchen zu bekommen.

An dem Abend vor der Geburt kam mein Mann erschöpft nach Hause. Ich hatte schon Wehen und wollte gerne ins Krankenhaus. Er wollte sich aber lieber hinlegen. Ich hatte kein gutes Gefühl mehr zuhause und wir hatten schon beinahe einen Streit deswegen. Ich habe dann seine Schwester angerufen (er hat seinen Führerschein vor zwei Jahren verloren), damit sie uns ins Krankenhaus bringen konnte. Die Geburt war für uns beide heftig.

Jetzt ist die kleine 4 Wochen alt. Ich bin fertig. Ich mache hier zuhause alles alleine mit der Kleinen. Wenn er abends von der Arbeit kommt, räumt er erstmal auf, anstatt sie zu nehmen. Nachts schlafe ich mit ihr auf der Couch, weil ich angst habe, dass er sie überrollt. Er nimmt sie mir nachts auch nie ab. Er sagt, er müsse ja arbeiten.

Letztens hatte ich eine Freundin da. Die einzige, die mich seit Geburt besucht hat (zu meinen Eltern habe ich keinen Kontakt, die Eltern meines Mannes sind verstorben). Mein Mann tat plötzlich so, als wäre er der Vater schlechthin. Hatte auf einmal die ganze Zeit unsere kleine auf dem Arm. Spielte mit ihr. Erzählte, wie toll er mit ihr umgehen kann. Ich hätte ihn am liebsten gefragt, warum er das nicht auch macht, wenn wir alleine sind. Dann machte unsere kleine groß in die Hose. Anstatt das er sie sauber machte, saß er noch weiter mit ihr rum. Man muss dazu sagen: er wickelt sie nicht, wenn die groß gemacht hat. Er findet das eklig. Meine Freundin hat mich danach darauf angesprochen, mir war das so peinlich.

Ich weiß gar nicht, was ich hiermit bezwecken möchte. Ich habe mir das alles anders vorgestellt. Ich fühle mich einsam.

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Du musst JETZT mit Deinem Mann Klartext reden, dass das so nicht geht.
Es ist sein Kind, er muss seinen Beitrag dazu leisten.

In 1-2 Jahren ist es zu spät.

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Hallo,

leider muss ich dir schreiben, dass es vielen beim ersten Kind so geht. Die Geburt, das Leben von 0 auf 100 komplett anders und dann noch Männer, für die das eigene Baby ein fremder Mensch sind.
Das ist alles gerade sehr schwer und anstrengend für dich und Corona macht es nicht besser.
Wenn das Kind größer wird, wird sich dein Mann auch mehr darum kümmern - ist zumindest bei den meisten Vätern so ;-). Nichts ist herzerfüllender, als wenn ein kleines wackeliges Menschlein mit offenen Armen auf einen zuläuft. Da kann auch der härteste Mann nicht mehr widerstehen :-)
Bis dahin müssen absprachen getroffen werden und wenn dein Mann da nicht mitziehen kann oder will, kannst du dir auch Hilfe von außen holen - bei uns gibt´s zum Beispiel bei der Caritas Familienhebammen oder Familienpaten.
Aber vielleicht habt ihr es auch noch gar nicht so klar thematisiert?
Kann dein Mann dir Zeiten nennen, in denen er das Baby nimmt und du dich mal für eine Stunde oder mehr zurückziehen kannst und machen kannst, was dir wieder Kraftreserven gibt?
Mit dem Angst vor "überrollen" gibt es auch die Lösung, dass ihr euch ein Anstellbettchen anschafft, und sie liegt in einem Gitterbettchen, dass auf deiner Bettseite zu dir offen ist.
So kommt der Papa gar nicht dran. Aber ich habe mal gelesen, sofern kein Alkohol oder Drogen im Spiel sind passiert sowas nicht. Bei meiner Kleinen hat sogar der Große bei uns mit im Bett geschlafen (3 3/4 Jahre älter) und wir haben uns alle immer sicher gefühlt!

Hole dir Kraftreserven! Es geht fast jeder jungen Mutter so, dass sie irgendwann mal überfordert ist, aber es stellt sich im Laufe der Zeit Routine ein und dann wird es besser!!

Alles liebe und gute für euch!

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Hallo! Fühl dich erstmal gedrückt. ♥️ Die Anfangszeit mit Baby ist für die meisten nicht einfach und bei dir kommt jetzt vieles dazu. Du hast ja vor kurzem erst entbunden. Daher herzlichen Glückwunsch 🎉

Ich kann dir nur aus Erfahrung sagen, dass Männer oft etwas länger brauchen um in dieser neuen Rolle aufzugehen. Für die meisten Frauen verändert sich alles ab dem positiven Test. Du merkst jeden Tag die Veränderung an deinem Körper und erlebst die Geburt ganz anders und intensiver als dein Mann.

Mein Mann hat sich ähnlich wie dein Mann verhalten am Anfang. Er konnte nicht mal den Bauch anfassen, weil es ihm unangenehm war. Wir haben da auch offen darüber geredet. Mir ist es damals auch aufgefallen, aber ich war so sehr mit allem anderen beschäftigt, dass ich es so hingenommen habe. Mein Mann ist mittlerweile ein richtig liebevoller Vollblut Papa. Es hat am Anfang etwas gedauert und wurde mit jedem Kind intensiver.

Du hast dir das sicher anders vorgestellt mit deinem Mann und eurem Baby. Ich will ihn auch nicht in Schutz nehmen, weil ich weiß wie verstörend es ist, wenn der Papa heim kommt und das Baby bekommt kaum Aufmerksamkeit. Gib ihm etwas Zeit und rede mit ihm darüber.

Wichtig ist, dass du jetzt auf dich achtest und dir Pausen gönnst. Am we darf er auch mal nachts übernehmen und an das wickeln sollte er sich auch jetzt schon gewöhnen. Irgendwann kommt der Tag, da wird er es müssen.😄 Eklig wird es, wenn die Kids älter sind.

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Also grundsätzlich ist es normal, dass du fix und alle bist. So geht es den meisten, unabhängig davon wie viel Unterstützung frau bekommt. Die Geburt ist noch nicht lange her, du bist noch in der Umstellung. Trotzdem kann ich das Verhalten deines Mannes so gar nicht nachvollziehen und ich bin immer wieder erstaunt, wie die "armen Männer" in Schutz genommen werden. Mein Partner hat sich von Tag 1 an um unser Kind gekümmert. Und nein, er war nicht in Elternzeit. Aber so jemandem bezeichne ich als Vater! Bei so unfähigen Männern wie deinem würde ich kurzen Prozess machen. Entweder er bringt sich mehr ein, oder es gibt die Trennung.

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Hallo und herzlichen Glückwunsch zur Geburt.
Grundsätzlich ist das erste Jahr und vor allem die erste Zeit oft anstrengend und hart. Viele Paare haben da Streit, weil sich alles finden muss. Es hilft viel miteinander zu reden.
Aber: so wie sich dein Mann verhält, das geht nicht. Du musst ihm deutlich sagen, dass es so nicht geht. Es ist auch sein Kind. Ein Vater kann alles machen, außer stillen. Und das sollte er auch, denn nur so gibts eine gute Bindung. Mein Mann hat von Beginn an gewickelt, ist mit dem Zwerg spazieren gegangen, hat sich mit ihm beschäftigt etc.
Sich den ganzen Tag um ein Baby zu kümmern, ist auch Arbeit. Daher ist es nicht so, als hätte nur er das Recht sich zu entspannen. Ich wäre da sehr deutlich. Andernfalls würde ich für die Beziehung keine Zukunft sehen.

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Hallo,

du hast dir das Kind gewünscht, er nicht. Er war geknickt, dass es kein Junge wird, er kümmert sich nur, wenn es Publikum gibt...also, warum hast du ein Kind mit ihm, wenn er die Verantwortung als Vater nicht wahrnimmt?

LG

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„Letztes Jahr wurde ich schwanger, ein Wunschkind. Eher von meinem Mann als von mir.

Eigentlich wollte er nie Kinder. Für mich war das okay. Dann bekam sein bester Kumpel einen Sohn und auf einmal war mein Mann auch Feuer und Flamme.“

Rein aus Interesse. Wie kommt man anhand dieser Schilderung darauf, dass sich die TE ein Kind gewünscht hat, nicht der Mann??
Ich würde eher fragen, warum er ein Kind wollte, wenn er sich nicht kümmern möchte.

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Auch Väter brauchen Zeit, um in ihre Rolle zu finden und manche haben Hemmungen, eine Bindung aufzubauen. Aber trotzdem oder genau deswegen muss dein Freund es angehen.

Habt ihr eine Hebamme? Vielleicht kann sie als „Profi“ mit deinem Freund sprechen und beim wickeln usw helfen.

Ansonsten musst du ihn vllt einfach ins kalte Wasser werfen. Geh alleine spazieren für ne Stunde oder heiß duschen und er muss alleine bleiben mit dem Baby. Oder geh einkaufen oder so. Zeit alleine ist auch für dich wichtig und ihm fällt es vielleicht leichter, wenn du ihn nicht „überwachst“.

Windeln finde ich übrigens auch eklig. Aber man muss es halt machen. Sowas ist für mich kein Argument 🤷‍♀️

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Nimm deinen Mann zur Seite und sprich mit ihm. Nicht nur du bist Mutter geworden, sondern er auch Vater, d.h. er hat Verantwortung für eure Tochter zu übernehmen und sich um sie zu kümmern.

Dass er sie dir nachts nicht abnimmt, finde ich ok. Das hatten mein Mann und ich ebenso vereinbart, da ich gestillt habe und er arbeiten ging. Dafür aber muss er tagsüber mit ran. Die ersten Wochen habe ich mit unserer Tochter ebenfalls auf der Couch geschlafen, da sie im Beistellbett zu unruhig war. Ein Pucksack hat uns dann geholfen und wie gesagt das Beistellbett, denn so hatte die Kleine ihren eigenen Schlafplatz und die Gefahr, sie zu erdrücken, bestand gar nicht erst.

Hast du eine Nachsorgehebamme? Die hat uns in den ersten zwei Monaten wunderbar geholfen. Als Erstlingseltern waren wir bei manchen Dingen auch noch sehr unbeholfen und die Hebamme konnte uns sehr gute Ratschläge geben. Die könnte zudem deinen Mann wunderbar mit einbeziehen, sodass bei ihm vielleicht der Knoten platzt.

Das Männer die Stinkewindel nicht wechseln wollen, habe ich nur von einer Bekannten und deren Mann gehört. Mein Mann konnte das überhaupt nicht nachvollziehen und findet, er sei ein Weichei. Ich selbst hatte jetzt erst mit dem Töpfchen ein Problem, denn so ein Häufchen ist noch mal eine andere Nummer. Aber Toilettenpapier drauf und auch das Problem ist gelöst.

Ganz ehrlich muss ich dir sagen, wenn ich an deiner Stelle wäre und dein Mann ist nicht bereit, sich zu ändern, würde ich über eine Trennung nachdenken. Sorry, dass ich das so hart sagen muss.