Kind zu Hause nicht zu ertragen - emotionales Problem

Guten Abend.
Ich weiß gar nicht recht, wie erklären. Hoffe jedoch trotzdem auf Hilfe und Rat von Gleichgesinnten, falls es sowas gibt ?
Unsere Tochter ist 5 Jahre. Benimmt sich aber laut Diagnostik wie in etwa ein Kind mit 3 Jahren emotional gesehen. Sie ist einfach überwiegend jähzornig, trotzig, aggressiv fast. Das beginnt beim aufwachen morgens schon, erwacht, fragt wie spät es sei, sagen wir ihr es ist 5 Uhr und noch zu früh um aufzustehen, tritt und schlägt sie auf uns ein, brüllt dazu laut und lange. Flippt regelrecht aus. Steht man auf, und macht das Licht an, brüllt es wieder los, weil es nicht in ihrem Sinn ist. Fährt man Auto, steigt aus und öffnet dann die Tür für Madame, brüllt sie, weil man entweder zu Langsam sei oder Person c das Auto öffnen sollte. Die Problematik tritt überwiegend zu Hause auf, im Kindergarten zum Beispiel nie. Kriegen wir Besuch, verhält sie sich so anstrengend und nervig, dass keine Unterhaltung möglich ist. Holt man sie vom Kindergarten, verliert sie beim rausgehen die Kontrolle, weil man zu früh oder zu spät sei. Es sind jedenfalls immer nicht erklärbare Gründe für diese Ausbrüche an Wut. Die Freude am Zusammenleben ist nur noch getrübt. Gemeinsame Spiele scheitern auch in jeglicher Form. Ich finde meine Tochter nur noch anstrengend. Wir waren bereits beim Psychologen, beim Kinderarzt, doch mehr als Probleme mit der Wahrnehmung kam nicht bei raus. Zur ergo gehen wir bereits.
Manchmal denke ich schon, da liegt ein böser Fluch auf uns. Warum ist das Familienleben so schwer ? Natürlich kommt es zu viel schlechter Stimmung zu Hause mittlerweile.
Kognitiv ist sie normal entwickelt.
Das wurde ausgetestet, auch ein EEG erfolgte schon. Zur Zeit nimmt sie auch noch alles in den Mund, schleckt Straßenbelag, Griffe von Einkaufswagen, ein rumliegender Bierdeckel auf der Straße ab, so passiert die Tage! Ganz trotzig in den Mund gesteckt, weil ich zuvor einige Male sagte, sie soll sofort damit aufhören. Es scheint wie ein nie endender Machtkampf gerade. Dabei wünsche ich mir nur Harmonie zwischen uns. Hat jemand Rat ? Was kann ich noch tun ?

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Hallo, ich antworte dir als Ergotherapeutin

Ja, Wahrnehmungsstörungen können definitiv zu solch einem Verhalten führen, ebenso wie Unverträglichkeiten (wie schon geschrieben) oder auch Vitamin-bzw Nährstoffmängel (oder Kombinationen).
Hast du den Eindruck, dass sie müde, erschöpft, blass usw ist? Brüchige Haare hat oder ähnliche Auffälligkeiten? Muskelzucken, Wachstumsschmerzen?
Was gefahrlos gegeben werden kann ist Magnesium, ist bei den meisten im Mangel. Schrittweise hochdosieren, bei Durchfall stoppen und eine Einheit wieder zurück, dann hast du den Wert den der Körper braucht. Was zuviel ist scheidet der Körper aus und er braucht oft mehr als die täglich empfohlene Dosis.
Muss über den Tag verteilt werden, der erwachsene Körper nimmt nur 100mg / Stunde auf. Stress verbraucht zusätzlich Mg und den hat sie mit Sicherheit
Bitte nur zusatzfreie Produkte, zB Biogena hat ein neues Mg-Produkt für Kinder.
(Meine Tochter hat einige Mängel und ich beginne derzeit mit Mg, sie ist wesentlich ruhiger geworden und stellt das auch selbst zufrieden fest. Sie ist 5.)

Arbeitet die Ergo an der Wahrnehmung? Lasst euch Hausaufgaben geben und beobachtet.
Sie scheint körperliche Reize zu suchen, deshalb nimmt sie Dinge in den Mund. Biete ihr Ersatz, zB ein Kauspielzeug für Babys, Eiswürfel lutschen...
Probiere was sie an Reizen toleriert, möglicherweise sind diese Wutanfälle eine Möglichkeit für sie den "Reizhunger" teilweise zu stillen. Eure Ergo wird passend zum Befund Ideen haben, zB eincremen (lassen) mit fester Creme, mit Händen manschen lassen, macht Kissenschlachten, rolle sie fest in Decken ein usw. Sie möchte ihren Körper spüren und da reichen 45min Ergo die Woche oft nicht aus.
Lass sie mit im Allgemeinen wählen und beobachte. Was wählt sie für Temperaturen, Texturen, Gerüche usw. Will sie zB dünne Kleidung (neuen schwitzt ständig und flippt aus wenn ihr heiß wird). So kannst du ein Verständnis für ihre Art der Wahrnehmung entwickeln.

Bitte gibt sie nicht auf. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine körperliche Ursache vorliegt.
Du kannst mich gerne anschreiben, ich habe es gerade mit meiner Tochter durch, habe ein Blutbild machen lassen und zusätzlich Nährstoffe als Privatleistung bestimmen lassen.

Ganz viel Kraft und Erfolg für euch!

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unbedingt zu einer systemischen familientherapie. kinder in dem alter sind meistens symptomträger*innen der familie, da muss nicht am kind allein rumgedoktort werden, sondern der alltag und das gesamte familiengefüge muss analysiert werden, um etwas ändern zu können. das solltet ihr dringend für euch, aber ganz besonders für die kleine machen.

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Ohje das hört sich ja wirklich krass an..wie lange besteht die Problematik denn schon? War sie immer schon so oder hat sich das erst seit kurzem entwickelt? War sie schon in der klassischen Trotzphase und wenn ja- ist ihr jetziges Verhalten vergleichbar damit oder anders? Gab es vor kurzem irgendwelche Veränderungen in ihrem Leben? Ist sie zB auch von den Kitaschliessungen wegen Corona betroffen?

Ich weiß, das sind viele Fragen🙈

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Das hat mit 2 Jahren schon angefangen und ist irgendwie nie leichter geworden. Seit 1,5 Jahren versuchen wir, den Grund zu erforschen. Aber wie gesagt, trotz Kinderarzt, Neuropädiatrie und Kinderpsychiatrie keine Erleichterung.. kein Ergebnis, dafür eine extrem belastende Situation.

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Das kann ich mir vorstellen, dass das sehr belastend ist!

Die Trotzphase dient ja klassischerweise dazu, dass die Kinder lernen mit Frust umzugehen. In eurem Fall stellen sich mir jetzt folgende Fragen:

1.Hat sie vielleicht einfach noch nicht richtig gelernt mit Frust umzugehen?

oder

2. Versucht sie durch ihr Verhalten einfach nur eure Aufmerksamkeit zu bekommen?

Gerade solche Dinge wie Hauen und Treten treten ja schon mit ca. 2 Jahren auf, weil die Kleinen dadurch mitbekommen, dass ihr Verhalten eine direkte Reaktion ihres Gegenübers auslöst. Deswegen soll man ja auch in solchen Situationen ruhig bleiben, möglichst keine emotionale Reaktion zeigen, aber dem Kind bestimmt erklären, dass man nicht tritt und haut.

Ich würde ihre Gefühle aber auf jeden Fall ernst nehmen und sie auch zB fragen warum sie sauer ist oder warum es ihr zB wichtig ist, dass xy die Autotür aufmacht. Man kann die von dir beschriebenen Situationen natürlich nicht pauschal beantworten, aber zB bei so Dingen wie dem frühen aufstehen und spielen: wenn es möglich ist, dann lasst sie doch einfach morgens aufstehen und spielen. Ich war als Kind auch immer ein extremer Frühaufsteher und habe in dem selben Alter auch immer in meinem Zimmer gespielt😅

Ich denke es ist immer eine Abwägung zwischen den Interessen des Kindes und denen der Eltern und natürlich muss man auch in manchen Situationen konsequent sein. Aber ich finde man muss Kinder auch als kompetent ansehen und selbst wenn man es als Erwachsener nicht nachvollziehen kann, warum das Kind zB das Brot diagonal und nicht quer geschnitten haben will, kann es eben für das Kind total wichtig sein.

Ich kann jetzt hier nicht eure Familiendynamik analysieren, aber wenn es mein Kind wäre würde ich über die Punkte Frustrationsumgang/ Aufmerksamkeit für mein Kind und Kompetenz genauer reflektieren. Oft denkt man ja auch, dass man seinem Kind genug Aufmerksamkeit gibt, dabei beschränkt sich viel nur auf das Abhaken täglicher To-Do Listen und man befasst sich gar nicht wirklich mit den Gefühlen des Kindes. Soll gar kein Vorwurf sein!
Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Kraft!

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Hallo,

das klingt anstrengend.

Habt ihr schon eine Erziehungsberatungsstelle aufgesucht?
Was sagen die Erzieher aus dem Kindergarten dazu?

Holt euch auf jeden Fall professionelle Hilfe. Ist ja gut, dass Kinderarzt und Psychologe nichts gravierendes gefunden haben.

Ich empfehle ansonsten dringend mehr Konsequenzen für ihr Verhalten.

Wer im Auto nur rumschreit, geht schonmal ein Stück zu Fuß.

Wer nach mir tritt und schlägt, muss das Zimmer verlassen, bis ein friedliches Zusammenleben wieder möglich ist.
Dann soll sie sich im Kinderzimmer abreagieren. Aber von einer fünfjährigen würde ich mich bestimmt nicht treten lassen...wo soll das hinführen wenn sie älter wird?!
Setze ihr klare Grenzen!

Gut, dass du das Problem angehen möchtest! Ich wünsche euch viel Kraft!
Lg von Lena

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Ins Zimmer schicken und konsequent sein hilft nichts. Machen wir. Dort wird dann gebrüllt, Türen getreten. Und zig mal ins Zimmer schicken bringt nur eins : das Gefühl, wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Für Fehlverhalten. Das zeigt leider keine Wirkung.

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Lass sie brüllen und toben und ignoriere das dann. Das wird ihr langweilig. Sie muss lernen, dass positives Verhalten Vorteile bringt und es Aufmerksamkeit gibt für „normales“ Verhalten und nicht für ihr Theater.
Das ist super anstrengend, aber ihr werdet euer Verhalten ändern müssen.
Wie genau, könnt ihr mit Fachleuten beraten.
Alles Gute!

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Gar nicht böse gemeint, aber habt ihr mal überlegt, dass es vllt an euch und eurem Verhalten liegt? Grade die Tatsache, dass es im Kindergarten scheinbar deutlich besser läuft. Für mich liest es sich so, als ob da Fehler in der Erziehung gelaufen sind. Vllt versucht ihr über daa Jugendamt an Jemanden zu kommen, der euch im Alltag begleitet. Einfach um das mal alles aus einer anderen Sicht beurteilen zu können. Ich kann verstehen, dass das tierisch an die Nerven geht, aber das ist ja dann ein Teufelskreis, den man unbedingt unterbrechen muss!

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Der IQ war im Normalbereich? Was wurde denn sonst noch getestet? Wie verhält sie sich im Kindergarten? Sehr angepasst?
Mein Sohn hatte so eine Phase mit 5. Super angepasst im Kiga und zu Hause hat er auf mich eingeschlagen. Als ich ihn aus dem Kiga rausnahm, war nach 2 Wochen alles wieder gut. Ist auch nie mehr aufgetreten. Er hat einfach vormittags so viel Frust aufgebaut, dass er den irgendwie abbauen musste. In der Schule kam er von Anfang an gut klar.

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Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sehr viele Kinder damit zu kämpfen haben. Mein Großer ist auch ein vorzeigekind in der Kita und ist dann zu Hause recht anstrengend...

Ich habe auch schon daran gedacht, dass es eine Art Frustaufbau ist und sich dann entlädt. Er ist 2. Allerdings seit Lockdown Mitte Dez 2020 nicht mehr da gewesen. Davor Tagesmutter welche in Rente gegangen ist. Kann natürlich auch am derzeitigen hick hack und hin und her liegen. Es ist frustrierend...

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>>>doch mehr als Probleme mit der Wahrnehmung kam nicht bei raus.<<<

Das hast du es doch.

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Aber kann es wirklich "nur" die Wahrnehmung sein, wenn im Kindergarten alles ok ist?
Wenn es wirklich eine starke wahrnehmungsstörung wäre, dann müsste die doch überall sein.
Ich denke auch, dass eine systemische Familientherapie helfen könnte. Vor allem da drum herum schon alles abgeklärt ist.

Wünsche euch viel Kraft und vor allem Hilfe!
Lg

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Sie reisst sich im Kindergarten wahrscheinlich total zusammen um nicht aufzufallen, das kostet soviel Energie, dass sie zuhause (wo die meisten Kinder 'wilder' sind, weil sie wissen, dass sie uneingeschränkt geliebt werden (die meisten jedenfalls)) abdreht und diese Anspannung loslässt.

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Hey!

Das klingt ziemlich heftig.

Ich würde weiter Diagnostik betreiben, weil euer Familienleben leidet.
Der nächste Schritt wäre für mich die Vorstellung im spz.


Liebe Grüße
Schoko

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"Probleme mit der Wahrnehmung" ist doch schon eine Erklärung für das Verhalten und warum Konsequenzen keine Wirkung zeigen.

Dem muss man wahrscheinlich nachgehen, weitere Abklärung machen lassen und dann sehen, welche Therapie außer Ergo noch in Frage kommt. Aber vielleicht ist sie für genauere Untersuchungen noch ein wenig zu jung?