Expflegekind meines Mannes

Hallo,
ich bin seit einem Jahr zum zweitenmal verheiratet, habe zwei eigene Kinder (Teenie wohnt bei uns und volljährig -schon ausgezogen), mein Mann hat ein eigenes Kind (20 Jahre alt bei seiner Exfrau wohnend) und 2 Pflegekinder 16 und 12 Jahre alt, die bei seiner Exfrau und deren neuem Ehepartner wohnen.

Mein Mann ist vor 6 Jahren bei seiner Ex ausgezogen, und hat den Kontakt zu allen Kindern aufrecht erhalten mit Geschenken und Unternehmungen, aber keine Übernachtungen weil alle Kinder auch noch im Teeniealter sehr auf die "Mama" fixiert waren, die alles besser macht. Ich denke das hat noch mit der Trennungsgeschichte der Beiden zu tun, bei der mein Mann gegenüber seiner Ex den kürzeren gezogen hat, sprich, sie hat die Kinder gegen ihn aufgehetzt.

Vor einem halben Jahr haben sich bei der 16 jährigen Pflegetochter Probleme ergeben, so dass sie in der Psychiatrie gewesen ist, und danach in einer Einrichtung gelandet ist. Die Pflegefamilie hat den Kontakt zu ihr abgebrochen und leht es ab ihr Besuchswochenenden abzubieten. Wir waren zweimal dort um sie zu besuchen, einmal wegen ihrem Geburtstag und einmal nur mal so. Das Mädchen Idealisiert ihre ehemalige Pflegemutter und realisiert nicht, dass die Familie es ablehnt mit ihr Kontakt zu haben. Sie hat bei unseren Besuchen immer wieder Bemerkungen gemacht, dass die Mama dies und das besser macht, mit ihr alles toller und interessanter ist. Sie spricht von dem Zuhause in der Pflegefamilie als ob sie noch da wohnen würde.

Nun erreichte meinen Mann vor Ostern ein Anruf, ob es nicht möglich sei, dass die über Ostern zu uns kommen solle, da alle Anderen Bewohner ebenfalls Familienbesuche machen und die Expflegemutter einen Besuch ablehnt. An Weihnachten war es auch schon so. Nun war sie bis gestern bei uns, mit Ritalin und Antidepressiva vollgestoft, idealisierte sie weiterhin die Pflegefamilie.

Für mich ergeben sich zwei widersprüchliche Gefühle: einerseits tut mir das entwurzelte Mädchen leid das nach 12 Jahren in einer Familie sich plötzlich ohne Familiäre Kontakte wiederfindet. Andererseits bin ich sauer, dass sie aus Loyalität zur Expflegemama uns geringschätzt, trotz dem wir als Ersatzkontakt irgendwie doch akzeptiert werden. Mein Mann hat ihr zu Ostern ein neues Handy geschenkt. Das wurde früher auch schon immer gerne angenommen.

Ich habe die Befürchtung, dass ich mir damit ein dauerhaftes Problem eingehandelt habe, bei dessen Bearbeitung ich wenig Einfluss habe.

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Liebe TE

Ich denke, dass dies überhaupt nichts mit Geringschätzung zu tun hat, sondern purer Selbstschutz ist. Das Mädchen wurde von der Pflegefamilie abgewiesen, so etwas kann einen seelisch zerstören und deshalb tendiere ich zu diesem Selbstschutz. Sie idealisiert die Menschen, um der Wahrheit nicht ins Auge sehen zu müssen.

Gebt ihr so gut wie es geht weiterhin Halt, damit sie sich irgendwo aufgehoben fühlt.

Alles gute

LG

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Da hast Du recht, ich sehe ihre Not und sollte ihre Worte nicht mit gängigen Maßstäßen bewerten. Sie mosert an Dingen herum und erklärt, wie sie es zu hause machen. Wenn man dagegen hält wird sie ärgerlich. Mein Mann ist ein ganz lieber, und ist darauf eingegangen, ja dann machen wird das dann mal auch so. Ich hingegen ärgere mich schon etwas, aber ich möchte natürlich keinen Eklat heraufbeschwören, also sage ich nichts dazu. Ich war in der Zeit auch zwei mal weggegangen um mich dem nicht so auszusetzen.

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Warum lehnt die Pflegefamilie den Kontakt jetzt völlig ab? Da muss anscheinend was gewesen sein. Ich würde das an eurer Stelle genauer hinterfragen. Kann ja sein, dass es wirklich gravierende Probleme mit ihr gegeben hat, umsonst ist sie nicht in Behandlung. Ich würde das wirklich abklären und dann überlegt euch bitte, ob ihr mit diesen Problemen umgehen könnt. Es ist weder euch noch dem Mädchen geholfen, wenn ihr euch jetzt sehr annehmt um sie-was ja eigentlich löblich ist - aber dann vielleicht auch vor massiv auftretenden Problemen kapitulieren müsst.

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Leider ist die Kommunikation zu der Familie sehr dürftig. Alles was mein Mann weiß, hat er von dem Mädchen erfahren. Über seinen Sohn weiß er nur, dass dieser ebenfalls den Kontakt ablehnt, weil sie sich viel geleistet habe. Ich kann mir den wortkargen Austausch unter Männern sehr gut vorstellen. Das Heim ist natürlich auf der Suche nach sozialer Einbindung und hat deswegen zuerst die Pflegefamilie und danach meinen Mann Kontaktiert. Das Mädchen wollte eigentlich während ihres Aufanthaltes hier bei uns dort wenigstens einen Besuch machnen, aber auch das wurde abgelehnt, vordergründig wegen der Pandemie. Ich habe den Eindruck, dass da sehr dürftig kommuniziert wird.

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Bekommt ihr bzw. dein Mann Informationen von der Einrichtung, in der das Mädchen aktuell lebt? Vielleicht könntet ihr die Situation so besser einordnen?

Es ist gut möglich, dass sie es sich selber nicht eingestehen will bzw. kann, dass die Pflegemutter sie nicht mehr sehen möchte. Das tut natürlich furchtbar weh, was dazu führen kann, dass man versucht, diese Fassade weiterhin aufrecht zu erhalten.
Natürlich ist es auch möglich, dass eine schwerwiegende Diagnose der Grund ist, dass sie sich so unberechenbar verhält, was auch der Grund für die Ablehnung durch die Pflegefamilie sein könnte.
Wenn das Heim euch als Kontaktpersonen zu vermitteln versucht, wäre es eventuell sinnvoll, mit ihnen auch das Gespräch zu suchen. Keine Ahnung, wie es rechtlich bei Pflegekindern aussieht bzgl. Datenschutz, aber der Pflegevater müsste doch die gleichen Rechte haben wie die Pflegemutter, oder nicht?

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Kann man sich mit ihr nicht vernünftig unterhalten und - liebevoll aber bestimmt - ein paar Spielregeln festlegen, die eingehalten werden?
Verständnis zeigen für sie, aber auch Verständnis einfordern von ihr für bestimmte Dinge, die ihr nicht wollt.
Müsste in dem Alter möglich sein, wenn sie sich für voll genommen fühlt.
Ich habe mit den Töchtern meines zweiten Mannes damals auch bestimmte klare Vereinbarungen getroffen. Sie waren zwar ein bisschen älter, aber absolut nicht unproblematisch, furchtbar mit Lügen aufgehetzt, in schwierigen Beziehungen usw. Es klappte dann aber irgendwann recht gut, weil auch ihr Vater und ich an einem Strang zogen.
LG Moni

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Ich finde es sehr schade das die Ex das Pflegekind aufgibt. Mit Sicherheit haben Kinder die in Pflegefamilien leben ein Päckchen zu tragen. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen das gerade in der Pubertät dieses zum tragen kommt. Das ist schon unter normalen Umständen eine Ausnahmesituation. Das sie die Pflegemutter so hervorhebt, finde ich nicht verwunderlich. Sie hat viele Jahre dort gelebt. Sie ist 12 Jahre und war in der Psychiatrie. Das sollte eigentlich reichen um als Erwachsener zu realisieren das dass Mädchen nicht realisiert warum die Pflegemutter den Kontakt ablehnt. Mit Sicherheit hat sie ihre Gründe. Gerechtfertigt oder nicht das vermag ich nicht zu beurteilen. Zweifelsohne sollte man sich bei der Aufnahme von Pflegekinder aber darüber im klaren sein, das im Hintergrund Probleme lauern. Dem Mädchen jetzt ihre komplette Lebensgrundlage zu entziehen finde ich wirklich traurig und man ahnt was in Zukunft aus ihr wird.

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Ja Du hast recht, ihr ist die Lebensgrundlage entzogen worden. Sie ist nicht 12 Jahre sondern 16 bald 17.

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Ich finde, du solltest nicht so hart zu ihr sein. Sie ist offensichtlich psychisch krank und hat keine Familie mehr. Das ist schon schlimm genug. Es kann dir auch fast egal sein, was in der Familie vorgefallen ist und weshalb sie keinen Kontakt mehr hat. Euch hat sie nichts getan und ihr seid jetzt ihr letzter Anker für familiäre Bindungen. Die paar Besuche wirst du schon aushalten auch wenn das Mädchen weiterhin die Exfrau deines Mannes idealisiert.

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Öhm, auch wenn ich demnächst dafür gesteingt werde, ich will sie nicht in der Familie haben. Ich bin nicht mit ihr verwandt, sie mochte mich von Anfang an nicht und auch ich habe auch nicht mein Herz für sie entdeckt. Mein Mann wurde die letzten 6 Jahre als Geld und Geschenkelieferant gesehen, der aus dem Familiensystem ausgeschlossen wurde, auch von seinem Sohn. Ich kenne ihn seit 3 Jahren, und wir sind seit 1 Jahr verheiratet. Und jetzt plötzlich soll er gut genug sein um die mobbende Pflegefamilie zu ersetzen? Das Mädel ist übrigens nicht 12, sondern wird bald 17 Jahre alt.

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Hey liebe TE!

Ich kann dir nur den Tipp geben, das Verhalten des Mädchens nicht persönlich zu nehmen. Sie erlebt gerade den 2. Beziehungsabbruch und scheint zudem noch psychiatrische Erkrankungen zu haben.

Ich kenne kein Pflegekind, das auch nur den 1. Verlust gut verkraftet hat. Statt Hilfe bekommt dieses Kind gerade ein 2. Päckchen zu tragen.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass man das Kind auf der einen Seite zu euch schicken möchte, aber dann auf der anderen Seite keine Informationen gibt, was da los ist. So riskiert man doch erneute Probleme.
Ähnliches Verhalten habe ich auch bei einem Kind erlebt: die Mama wurde idealisiert, die das Kind im Grundschulalter aussetzte. Scheint also möglicherweise eine "normale" Reaktion auf eine Trennung zu sein.

Liebe Grüße
Schoko