Rollenbilder

Ich würde gerne mal eure Meinungen hören.

Unsere Tochter ist gerade in der Frau - Mann - Phase, d.h. sie zeigt auf Menschen und sagt dann "Frau" oder "Mann". Jetzt ist es so, dass die meisten Frauen, denen wir begegnen, nicht arbeiten sondern mit ihren Kindern auf dem Spielplatz sitzen (ja, carearbeit ist auch Arbeit!), während die meisten Männer, die wir sehen, arbeiten (Bauarbeiter, Polizei, der Kaffeemann).

Und das bringt mich ins grübeln. Meine Tochter soll auf gar keinen Fall denken, dass ihre Rolle ist, nur auf die Kinder aufzupassen oder Carearbeit zu machen. Mein Mann und ich sind zum Glück absolut gleichberechtigt, was die Kinderbetreuung, den Haushalt und die Arbeit angeht. Aber in unserem Umfeld sind auch - besonders jetzt im Lockdown - nur Frauen zuhause, während die Männer die Karriereleiter weiter hochsteigen. Auch bei urbia lese ich eigentlich fast nur von Frauen, die den ganzen Tag Haushalt machen und kochen, während Männer an den Autos rumschrauben oder arbeiten gehen.

Wie geht ihr mit den gängigen Klischees um? Sagt ihr, okay, unser Kind wächst halt so auf und das ist in Ordnung? Oder versucht ihr, euren Kindern aktiv beizubringen, dass Hausarbeit beide Geschlechter machen können und nicht nur die Frau dafür zuständig ist?

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Beibringen kannst du das nicht. Nur vorleben.

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Ich denke, dass diese ersten Kontakte mit Rollenbildern, die du beschreibst, nicht von Bestand sind. Dein Kind ist ja noch viele Jahre Kind und wird -hoffentlich- in dieser Zeit noch genug arbeitende Frauen und vielleicht auch den einen oder anderen Hausmann erleben.

Und wenn das Kind es von euch vorgelebt bekommt, ist das denke ich viel mehr wert, als alle Bekannten zusammen. 😉

Ich hab auch immer versucht, meinen Kindern beizubringen, dass beide alles sein/machen können, egal ob Mann oder Frau. Obwohl in unserem Fall ich mehr daheim bin als mein Mann. Das haben wir ihnen aber ganz einfach anhand "logischer" Argumente erklärt, die nichts mit Mann/Frau zu tun hatten. Unser gesamtes Umfeld ist sehr traditionell verteilt, mein Mann ist so ziemlich der einzige Papa, der wirklich konsequent seinen Part im Haushalt übernimmt - da sind wir ziemlich 50:50.

Mein großer Sohn hatte diese Woche übrigens eine Aufgabe auf, in der Hobbies und Vorlieben zu "Junge", "Mädchen" oder "beide" sortiert werden sollten. (um in der nächsten Aufgabe Vorurteile zu hinterfragen😉). Er war völlig überfordert, weil für ihn ganz ganz selbstverständlich alles zu "beide" gehört. 😂


Funfact:
Eine Freundin- absolute Karrierefrau, nach der Elternzeit wieder in einer Führungsposition in einem großen Unternehmen, Hausarbeit konsequent 50:50 mit dem Mann geteilt, war völlig aufgelöst, als ihr Sohn in der 1. Klasse ein Bild mit 1 Satz zu Mama und Papa malen sollte. Raus kam: "Papa spielt mit mir, Mama putzt das Haus." 🤣🤣🤣

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Hallo!
Das kann ich aus meiner Wahrnehmung nicht so bestätigen. Wir sehen ziemlich viele Frauen bei der Arbeit, z.B. beim Einkaufen, im Kindergarten, in der Bank etc. Meine Tochter sieht aktuell auch mich viel mehr arbeiten als meinen Mann, weil ich viel im Homeoffice bin. Und wir sehen auch viele Väter mit ihren Kindern. Mein Mann ist auch oft mir ihr unterwegs.
LG

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Hallo
Wir finden es sehr wichtig dass unsere Kinder wissen, sie können alles werden was sie wollen. Das heißt natürlich auch dass es völlig ok ist wenn sie Klischees erfüllen, wenn das einfach wirklich ihnen entspricht. Das bleibt meiner Meinung nach bei der Diskussion manchmal auf der Strecke.
Vorleben ist gut und wichtig. Vorbilder haben schadet auch nicht. Unser Umfeld ist bunt gemischt, da gibt es von Hausmann bis anspruchsvoller gleicher Schichtarbeit und Aupairmädchen alles. Dass das die Kinder interessiert, merkt man schon.
Außerdem mögen unsere Kinder Bücher wie Good Night Stories for Rebel Girls, die Little People, Big Dreams Reihe oder die neue Reihe Starke Frauen von Heike Wolter sehr.

LG

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Hallo.

Du hast ein Kleinkind und es erkundet die Welt und die Gegebenheiten.
Es spielt - zumindest momentan - auch noch keine Rolle, was es darüber denkt,.

Spätestens im Kiga- und/oder Grundschulalter wird es von selber merken und verstehen, dass in vielen Familien die Mami auch arbeiten geht.

Dein Kind muss das jetzt noch nicht wissen - kapieren wird es dies jetzt so und so noch nicht richtig.

Mach dir keinen Stress diesbezüglich.;-)

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Ich glaube, entscheidend ist das Vorbild in der eigenen Familie:

Ich habe erst als Jugendliche erkannt, dass es in der Generation meiner Oma (Jahrgang 1919) absolut unüblich war, dass eine Mutter von 4 Kindern überhaupt arbeitet.
Und erst als junge Erwachsene habe ich gelernt, dass mein Opa es ihr tatsächlich hätte verbieten können...!
Vor ein oder zwei Jahren hat mein Onkel mir sogar erzählt, dass mein Opa von Kollegen für seine arbeitende Frau verspottet oder zumindest aufgezogen wurde.
Für mich war es immer selbstverständlich, dass Oma arbeitet. Und Mama auch, zumindest, seit ich auf der weiterführenden Schule war.

Allerdings war für mich auch immer selbstverständlich, dass die Mamas den Kuchen backen, die Wäsche waschen und das Essen kochen.
Ich fürchte, gegen so ein Weltbild können nur die Väter gegensteuern:
Meine Kinder haben sich beim Vorlesen schon mal sehr gewundert, warum Kinder (Ferien auf Saltkrokan) Angst haben, dass es nichts mehr zu Essen gibt, wenn die große Schwester mal auszieht. "Ja kocht denn da nicht der Papa?"

Übrigens ist mir als Kind nicht aufgefallen, dass die Freundinnen meiner Mutter nicht berufstätig waren.
Und dass es in der katholischen Kirche keine Priesterinnen gibt, musste man mir erklären - im evangelischen Kindergarten-Gottesdienst stand schließlich eine Pastorin vorne, ganz normal. (Dass das damals wohl die erste weibliche Pastorin unserer Landeskirche war, weiß ich auch erst seit ein paar Jahren!).

Aber die Erlebnisse in der eigenen Familie prägen sich ein und wenn Mama das Auto repariert weiß die Tochter: das kann ich auch machen, wenn ich groß bin. Wenn Papa Kuchen bäckt weiß der Sohn: so leckeren Kuchen mache ich auch, wenn ich groß bin.

Arbeiter auf einer Baustelle würde ich jetzt nicht auf die Goldwaage legen. Aber wenn Papa auch mal mit auf den Spielplatz geht, könnte das das Weltbild tatsächlich zurechtrücken ;-)

LG!

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Ich habe mir ehrlich gesagt nie viel Gedanken darum gemacht, welches Rollenbild meine Tochter sieht oder kennenlernt.

Bei meinen Schwiegereltern ist es zum Beispiel so, dass das klassische Rollenbild vertauscht ist.
Ihr Opa ist Hausmann und ihre Oma geht arbeiten.

Bei Onkel und Tante ist ihre Tante dann wieder die "klassische" Hausfrau und ihr Onkel arbeitet Vollzeit.

Mein Stiefvater macht beides, Vollzeit arbeiten UND sich um alles andere kümmern.

Mein Mann geht arbeiten und ich auch bald wieder. Haushalt betreffend und sich ums Kind kümmern, machen wir beide ungefähr gleich viel.

In die Kita in die sie ab August geht, arbeiten auch verhältnismäßig viele Männer.

Ich denke nicht, dass sie dann aufwächst mit einem Bild in der die Frau Haus und Kind hütet, während der Mann arbeitet und sich von vorne bis hinten von der Frau bedienen lässt 🤔

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Hallo meine Liebe,

das kann ich so nicht bestätigen, wir treffen dauernd arbeitende Frauen: in der Bäckerei, beim Einkaufen an der Kasse, im Kindergarten als Erzieherin, unsere Kinderärztin, unsere Zahnärztin, die Musikschullehrerin, in der Bücherei die Damen, eigentlich gibt es bei uns nur arbeitende Frauen die wir so sehen #rofl Also nein, ich denke nicht dass diese Rollenbilder so festgelegt sind.
Liebe Grüße
Juliane

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Wir haben ein Familienleben zuhause und zwar das, was am besten für unsere Familiäre Situation passt. Das Leben ist halt nicht immer geradlinig und funktioniert nach einer bestimmten Vorstellung. Oft kommt es halt anders, als man denkt und man muss sich Situationen anpassen, die man sich nicht gewünscht hat oder die man sich so nicht aussuchen würde oder sich so nie vorgestellt hat.

Wie andere leben, was andere machen, spielt für uns keine Rolle.
Jeder ist frei so zu leben und das Beruflich auszuüben, was er möchte. Dass es diese Möglichkeiten für jeden gibt, ist wichtig und richtig. Was jeder aus seinen Möglichkeiten macht oder nicht und wie sich jeder entscheidet, ist jedem selbst überlassen. Damit beschäftigen wir uns nicht und unsere Tochter hat nie gefragt, warum nur Mütter auf dem Spielplatz sind oder nur Väter oder warum ihr eine Frau die Haare schneidet oder ein Mann und es ist ihr auch nicht wichtig, wer uns an der Kasse bedient oder sonstiges.
Für mich sind es oftmals erwachsene, die um das Thema ein Drama machen, weniger die Kinder.

Das Kinder auf Frauen oder Männer zeigen und das Geschlecht benennen, ist doch völlig normal. Das heißt ja nicht gleich, dass sie definieren da Frau und damit gleichsetzen nur Frauen= Mütter übernehmen die Carearbeit. Das steckt doch eher den Erwachsenen im Kopf.

Ich denke mir z.b überhaupt nichts, wenn ich mit meiner Tochter auf dem Spielplatz gewesen bin.
Ich kenne die Menschen doch überhaupt nicht, um irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen, ob diese Menschen gewisse Rollenbilder leben oder total gleichberechtigt sind!

Mich hat man morgens immer auf dem Spielplatz gesehen. Meinen Mann am Nachmittag.
Was hätte das nun über uns ausgesagt? Ich bin zuhause, mein Mann geht arbeiten?
Ich hab eine ganze Zeit lang spät gearbeitet, weil wir unsere Tochter vor dem 3. Geburtstag nicht in die Kita schicken wollten.
Es gibt unzählige Jobs unzählige Modelle und ich frage mich, warum man sich so den Kopf darüber zerbricht.

Lebt doch so, wie ihr es für richtig haltet, dann wird das schon passen und euer Kind/ eure Kinder werden erleben, wie eine gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe aussehen kann. Für welchen Weg sie sich später entscheiden, ist ja ihre Sache.

Meine Eltern haben beide immer Vollzeit gearbeitet. Wir hatten wenig von ihnen. Finde ich heute schade und sie bereuen viel. Versuchen jetzt alles an den Enkelkindern auszugleichen, was sie bei uns verpasst haben und Stressen uns Kinder manchmal damit...
Mein Mann war ein Schlüssellkind, der seine Eltern nur am Abend gesehen hat. Sie waren gleichberechtigt und dennoch hat mein Mann nur für sich mitgenommen, er möchte das mal bei seinen Kindern anders machen, aber wie gesagt, das Leben wäre nicht das Leben, würde alles immer nach Plan verlaufen.
Wir können nur uns und unseren Kindern gerecht werden.
Vielleicht ist das was wir machen genau richtig, vielleicht in 30 Jahren totaler Blödsinn. Wir werden sehen. Bis dahin ist es mir weiterhin völlig gleich, wer welches Rollenbilder bedient und wie jemand lebt.
Keiner läuft in meinen Schuhen und ich laufe nicht in den Schuhen der anderen um das zu bewerten. Mir muss sich keiner erklären oder dafür rechtfertigen, ich tue es auch nicht.

Diese ganzen Diskussionen kann ich daher immer nicht verstehen und frage mich manchmal, wieviel auf die eigenen Vorurteile aufgebaut sind und wieviele ihr eigenes Leben damit als das einzig richtige verteidigen wollen und warum eigentlich?
In einer Zeit wo jeder selbstbestimmt leben können sollte, sollten solche Themen doch wirklich keine Rolle mehr spielen.

Meine Schwägerin war 8 Jahre zuhause... meine Nichte ist inzwischen 19 und studiert Maschinenbau... ist keineswegs der Meinung, dass es nur ihre Rolle oder Aufgabe ist sich um die Kinder zu kümmern und den Haushalt in Schuss zu halten. Mein Neffe ist 15 und bügelt genauso wie seine Schwester und putzt genauso wie sie die Bäder. Völlig egal, dass meine Schwägerin zuhause war und mein Bruder Vollzeit gearbeitet hat.
Mein Bruder hat sich nach Feierabend ebenso um Haushalt und Kindererziehung gekümmert.
Solche verkorksten Modelle, wo der Mann der Meinung ist sein Leben würde weiterlaufen wie bisher und das der Frau ändert sich komplett sobald geheiratet wird und Kinder kommen, haben für mich einen ganz anderen Hintergrund.
Nur weil einer von beiden die carearbeit übernimmt, heißt es nicht, dass die gesamte Gleichberechtigung flöten geht.
Gleichberechtigung definiert sich für mich auch nicht nur daran, wer in Elternzeit geht. Da gibt es noch etliche andere Ebenen.

Übrigens gibt es auch viele Frauen, die Vollzeit arbeiten gehen und zuhause nichts zu sagen haben...
für mich knüpft sich dieses Thema aus vielen Puzzleteilen zusammen und es bedarf viel mehr, als die Berufswahl oder die Wahl wer zuhause bleibt, um ein Klischee zu erfüllen und wie gesagt, selbst wenn es so ist, muss es immerhin jeder für sich selber wissen.
In erster Linie sind wir als Eltern dafür zuständig unserem Kind die Werte vorzuleben, die wir für wichtig und richtig empfinden; nicht irgendwelche Menschen auf dem Spielplatz oder in bestimmten Berufen.

Gruß Jule