Das schwarze Schaf sein

Ich lebe ganz anders als meine Eltern und Geschwister, was mich überhaupt nicht stört.
Allerdings stört es meine Familie anscheinend wie ich lebe und wie ich jetzt erfahren musste, schämt sich insbesondere meine Mutter für mich.
Sie lebt in einem niederbayerischen Dorf, also sehr konservative Gegend und die Leute reden wohl.
Meine Geschwister leben ähnlich wie meine Eltern, sind auch nur wenige Kilometer weg gezogen.
Im Grunde hab ich natürlich gemerkt, dass ich schon seit meinem Auszug mit 18 immer wieder Fragen bekommen habe bezüglich meines Lebenswandels, auch vorwurfsvoll, insbesondere auch von meiner Schwester.
Ich bin mit 18 für ein Jahr nach Kanada und bin dann zurück nach Deutschland allerdings nicht mehr zurück in mein Dorf sondern zum Studium nach Berlin.
Während des Studiums konnte ich schon keinen adäquaten Partner vorweisen, meine Schwester ist seit sie 20 ist mit ihrem Mann zusammen, geheiratet wurde dann ein paar Jahre später.
Ich hatte mal den oder jenen Mann, und hab auch zu Feiern nie jemanden mit gebracht.
Einmal war ich etwas länger mit einem liiert, der war dann natürlich nicht gut genug, da er keinen anständigen Beruf hatte, in den Augen meiner Eltern, er war Bühnenbildner.
Ich bekam dann mit 24, ohne festen Partner ein Kind, und bin noch mehrmals umgezogen, und ich mag mein Leben wie es ist.
Heiraten wollte ich auch nie und als ich das dann mal sagte, bei der xten Frage danach von meiner Mutter, war sie völlig außer sich.
Sie dachten wohl ich würde keinen finden, aber dass ich nicht wollte....undenkbar.
Dass ich immer wieder mal einen Mann habe, wissen die gar nicht, da würden die ja völlig ausflippen.
Auch ein uneheliches Kind ist natürlich ein heißes Eisen, meine Mutter hat gesagt, als ich schwanger war, das wäre eine Schande, sie könnte sich nicht freuen.
Meine Tochter ist mittlerweile ein Teenie, ich 40 und sie hat das nie gespürt.
Ich aber immer noch, meine Schwester findet mich unmoralisch, mein Bruder sagt , ich würde ein unchristliches Lebem führen, er ist halt sehr gläubig.
Irgendwie sie meine beiden Geschwister so wie meine Eltern es vorgelebt haben, nur ich nicht..Aber ich lebe halt so weil es mir gefällt.
Arbeiten tue ich auch, aber immer mal was anderes, das Studium hab ich zwar abgeschlossen aber nie was in die Richtung gemacht.
Mich ärgert dieses Nicht Akzeptieren meines Lebensstils.
Wie würdet ihr damit umgehen?

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Mir ein dickeres Fell wachsen lassen. Du wirst sie nicht ändern nur du kannst deine Einstellung zu ihnen ändern...

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Einfach weghören. Du lebst nicht, um anderen zu gefallen.
Mein Vater wollte auch, dass ich Abi mach, studiere, arbeite dann einen Mann kennen lerne, den heirate und mit Mitteln 30 anfange über Kinder nachzudenken. Bis zur Hochzeit hätte ich natürlich bei ihm gelebt.

Letzten Endes habe ich meinen Mann mit 14 kennengelernt, sind mit 16 (er 18) zusammengezogen, am Abend meines 18. Geburtstag geheiratet, Schule geschmissen und lieber arbeiten und reisen gegangen, mit 21 Kind 1, mit 23 Kind 2 und jetzt mit 25 Kind 3. Hole gerade mein Abi nach an der Abendschule und wir planen fürs Studium unseren Umzug weiter weg.

Aber meine Mutter sagt immer: wenn du dafür gemacht wärst, dass alle zufrieden sind wärst du ein Vibrator geworden und kein Mensch.

Letzten Endes habe ich kaum noch Kontakt zu meinem Vater, nur noch sporadisch zu festen, also Weihnachten, Geburtstage und das wars.

Nimm es dir nicht so zu Herzen, du bist glücklich, das ist die Hauptsache.

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Den Spruch von deiner Mutter finde ich auch gut.
Hab den letztens ähnlich gelesen. In einem Buch von Hirschhausen.

"Man kann nicht alle glücklich machen. Man ist ja schließlich kein Nutella-Glas."

So oder so ähnlich. 😁

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Du magst eventuell nicht das Leben führen das die meisten haben, aber wer sagt denn oder bestimmt denn welches Leben man führen muss???? DAs geht keinen was an. Und einen wirklich unsteten Lebenswandel kann ich hier nicht erkennen.

Du lebst dein Leben und das ist auch deine Entscheidung. Denn es gibt sicherlich viele die vielleicht schon lange verheiratet sind und eben genau das tun was deine Eltern so toll finden. Aber ne Garantie das sie sich zum Beispiel gut ums Kind kümmern haste hier doch auch nicht.

Deine Eltern haben ein Problem mit deinem Leben, nicht Du. Also sag Ihnen doch deutlich ob du nur dafür auf der Welt bist oder etwas wert bist wen du das Leben lebst WAS SIE WOLLEN? Dabei gehst du selbst und deine Bedürfnisse nämlich unter.

Ela

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Ganz ehrlich?
Dein Leben liest sich total schön!
Du hast das gemacht, was dich glücklich macht! Und Kinder sind auch dann glücklich, wenn ihre Eltern authentisch sind.

Es ist schwierig zu verstehen, warum gerade die Menschen, die einem am nächsten sind, so missgünstig sind und sich nicht dafür freuen, dass du das wichtigste im Leben geschafft hast, nämlich deinen Weg zu gehen.

Warum ein sich verbiegendes, heuchlerisches Leben, das vor allem den anderen gefällt, christlich sein soll, erschließt sich mir überhaupt nicht...

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Ich denke das ist im Endeffekt mangelndes Selbstbewusstsein deiner Familie. Das abweichen von Normen bedeutet ja auch dass man einen sicheren Ort verlässt.

Und wenn sie den Glauben anführen, dann würde ich mal provokant fragen ob sie denn glauben dass Jesus ihr Verhalten gut fände.

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Hey :)
Einiges aus deinem Text kommt mir bekannt vor. Würde auch sagen ich bin das schwarze Schaf. Tatsache ist,sie müssen dich nicht akzeptieren, warum auch.. werden sie wohl auch nie können. Es gibt soviele Menschen leider, die nur eine Sichtweise haben,in Schubladen denken und alles was anders ist als schlimm finden. Oder sogar Angst davor haben. Vielleicht liegt es daran,dass sie selbst nicht mutig sind und sich nichts wagen. Sei stolz darauf das schwarze Schaf zu sein. Denn das heiß du bist mutig, du lebst wie du es willst und du weißt dass du nur dieses leben hast. Du machst alles richtig :)
Es gibt so einen tollen Spruch,den Marylin Monroe mal sagte : Schönheit ist Unvollkommenheit, Wahnsinn ist Genialität und es ist besser total lächerlich zu sein als langweilig.

Liebe Grüße 🌸💪

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Ach, das kenne ich.

Ich bin auch in einer stockkonservativen Gegend aufgewachsen. Papa Landwirt und Lokalpolitiker Mama Hausfrau und Lehrerin. Mein Bruder hat den Hof übernommen, Meine Schwester den Nachbarn zwei Höfe weiter geheiratet, der zweite Bruder ist Maschinenbautechniker und lebt ein Dorf weiter mit Frau und zwei Kindern.

Ich bin mit zwanzig nach meiner Ausbildung zum Studieren weg gezogen (ans andere Ende von D), kam mit einer Freundin (!) wieder. Das war schon großes Drama und ich musste echt zanken wegen des Erbteils bei Hofübernahme.

Inzwischen bin ich seit vier Jahren verpartnert mit einer Frau, die zwei uneheliche Kinder von zwei unterschiedlichen Vätern hat. Was meine Eltern angeht, dürfte ich aber gern ans andere Ende Republik ziehen. Oder Ausland. Ausland wäre auch toll. Wohne aber nur 30km weg und komme regelmäßig im Dorf vorbei um meine Omi zu besuchen. Die stört sich nämlich gar nicht dran und liebt es mit uns allen durchs Dorf zu spazieren.

Was ich gelernt habe: Die Leute reden eh. Irgendwas brauchen sie zum Tratschen. Wenn es nicht der Lebenswandel ist, ist es halt die falsche Autofarbe.
Leb du dein Leben wie es dir gefällt. Nicht wie irgendwer meint, du müsstest es leben.

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Die unterschiedlichen Lebenseinstellungen meines Bruders und sein jahrelanger Versuch, uns zu seinen Vorstellungen zu übereden, hat dazu geführt, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben. Letztendlich sehen und sprechen wir uns seit vielen Jahren gar nicht mehr.

Mir geht es besser, seit ich nicht mehr mit allen Mitteln versuchte, trotz allem Kontakt zu halten. das lief einfach so ab ohne Streit, aber ich vermisse meinen Bruder auch nicht.

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Hallo,

ich musste gerade ein wenig lachen. Dir geht es im Prinzip wie vielen Kindern, die die Erwartungen der Eltern nicht erfüllen. Das ist wohl gar nicht so selten.

Meine Eltern - insbesondere mein Vater - bekommen zum Beispiel immer noch leichte Schnappatmung, weil ich überwiegend männliche Freunde habe und mein Mann und ich tatsächlich auch mal getrennt voneinander ausgehen. Mein Vater betont auch anderen gegenüber immer wieder gern, dass er das nicht gut findet und ich "selbst wissen müsste, was ich da tue". Übersetzt heißt das: Böse Tochter!

Dein Beispiel erinnert mich an eine Nachbarin von mir - nur komplett andersherum.
Ihre Eltern stammen aus Ostdeutschland (wir leben im ländlichsten NRW) und es gab immer nur einen Weg für sie: Kinder früh in die Krippe, Mutter früh wieder arbeiten, am besten Vollzeit, Ehe ist überholt, Partnerschaften halten meistens eh nicht usw. und bloß keine Kirche!
Nun hat meine Nachbarin als Erwachsene für sich herausgefunden, dass sie gerne ganz anders leben möchte und hat inzwischen drei Kinder, ist seit langem glücklich verheiratet und voll und ganz Hausfrau, obwohl das Jüngste schon im letzten Kigajahr ist. Sie wird es auch noch lange bleiben. Außerdem gehen ihre Kinder zur Kommunion und sind getauft.
Insbesondere ihre Mutter schämt sich wohl abrundtief für sie und hat wohl sogar schon mal Bekannten gegenüber gelogen was den beruflichen Status meiner Nachbarin angeht. Eine Hausfrau steht dort wohl auf einer Stufe mit Kleinkriminellen und Sozialbetrügern. #rofl

Meine Nachbarin hat da inzwischen ein ganz dickes Fell und das würde ich Dir auch raten.
Du scheinst mit Deinem Leben sehr glücklich zu sein, also ist es auch absolut der richtige Weg - für Dich! Solange Du Dir bewusst bleibst, dass Dein Weg nicht automatisch der richtige Weg für Andere ist und mehrere Wege nach Rom führen, kannst Du erhobenen Hauptes Deiner Familie gegenübertreten.

Wenn deren Intoleranz und Allgemeingültigkeitsanspruch zu groß sind, bleibt Dir nur die Distanzierung - wie weit die geht musst Du dann für Dich abstecken.

Sag Dir immer, dass Du nur dieses eine Leben hast - verschwende es nicht damit darüber nachzudenken, ob andere zufrieden damit sind, wie Du es lebst. Das ist manchmal leichter gesagt als getan, besonders den eigenen Eltern gegenüber.
Tief in uns haben wir alle mehr oder weniger ausgeprägt wohl den Wunsch unseren Eltern zu gefallen, wollen sie stolz auf uns sehen und suchen ihre Billigung.
Wenn die Vorstellungen aber zu weit auseinandergehen muss man sich emanzipieren. Scheint, als hättest Du das schon vor langer Zeit getan. Das Du Dir trotzdem Gedanken machst finde ich ganz natürlich.

Aber wie gesagt - am Ende des Tages, wenn Du zurückblickst, zählt in erster Linie, dass Du mit Deinem Leben zufrieden warst und nicht, dass andere Personen damit zufrieden waren, wie Du es verbracht hast.
Es ist zu kurz für einen Fake!

Alles Liebe für Dich