Ich wünsche meinem Kind eine schönere Kindheit

Hallo,

meine Schwester ist vor vier Monaten zum zweiten Mal Mama geworden. Ich war jetzt zwei Wochen mit meinem Sohn bei ihnen. Einerseits war es sehr schön. Anderseits hat es mich auch wehmütig, geradezu traurig gemacht.

Meine Schwester hat ihren besten Freund geheiratet. Man merkt den beiden einfach an, dass sie unglaublich glücklich zusammen sind. Er ist ein engagierter Vater und übernimmt genau so viele Aufgaben im Haushalt wie sie, aktuell sogar mehr, weil sie stillt. Sie gehen beide super liebevoll mit ihren Kindern um und sind gleichzeitig konsequent (bezogen auf das ältere Kind), weil sie sich einfach einig sind. Und am wichtigsten: Beiden Kindern geht es gut. Ich habe das Gefühl, dass ihr Leben voller Leichtigkeit und Freude ist.

Ich weiß, dass man nicht vergleichen soll. Aber die Zeit bei meiner Schwester hat mir einfach noch mal vor Augen geführt, was ich gerne (gehabt) hätte.

Ich hatte oft das Gefühl, dass die ersten Jahre mit unserem Sohn von Problemen überschattet war. Er hat sein Leben auf der Intensivstation begonnen (Früchchen), später musste er mehrmals operiert werden. Er ist jetzt vier und sowohl körperlich als auch kognitiv nicht so weit wie seine Altersgenossen.

Unser zweites Kind ist in der 17.SSW gestorben.

Mein Ex und ich hatten unglaublich viele Beziehungsprobleme und haben uns vor einem knappen Jahr getrennt. Wir sind uns in sämtlichen Fragen uneinig und ich weiß, dass unser Sohn dort viel fernsieht, Süßigkeiten isst und beim Abholen und Bringen bezeichnet mein Ex mich jedes Mal als „strenge Mama“ und sagt mir oft: „Nicht wieder das Kind ärgern.“ Das plappert unser Sohn inzwischen nach, wenn er keine Lust hat, Zähne zu putzen, noch eine zweite Folge gucken möchte, obwohl eine abgesprochen war.

Unser Sohn geht zu lange in die Kita. Ich merke, dass ihm das nicht gut tut, aber es geht nicht anders wegen meinen Arbeitszeiten.

Ich würde gerne die Vergangenheit hinter mir lassen und was ändern … aber wie? Manchmal denke ich, dass unser Sohn wirklich Pech hat, dass er unser Kind und nicht das Kind meiner Schwester ist. Auch wenn ich ihn natürlich über alles liebe und versuche, die beste Mama für ihn zu sein.

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Ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Unser Sohn hat Krebs und ich muss mich immer wieder selbst zurückhalten, ihn nicht mit anderen Kindern zu vergleichen. Wie schön wäre es, wenn er jetzt auch im Sand spielen könnte / in Pfützen hüpfen dürfte / mit anderen Kindern spielen könnte …

Aber machen diese Vergleiche glücklich? Nein. Das Leben kommt, wie es kommt und oft ist es anders als man es sich vorgestellt hat.

Du versuchst, die beste Mama für deinen Sohn zu sein. Er hat Kontakt zum Papa. Und bestimmt ist die Zeit in der Kita auch eine Bereicherung für ihn, oder denkst du nicht? Vielleicht ist er danach müde und erschöpft, aber er kann dort mit anderen Kindern spielen. Er hatte einen schweren Start ins Leben. Ich weiß, wie schlimm es ist, sein Baby auf der Intensivstation zu sehen. Doch heute geht es ihm doch gut, oder?

Vielleicht kannst du etwas besonders schönes mit ihm machen, wenn du wieder das Gefühl hast, er hätte eine bessere Kindheit verdient? Das können auch ganz einfache Sachen sein wie Zeit auf seinem Lieblingsspielplatz verbringen, zusammen einen Kuchen backen oder was auch immer euch Spaß macht.

Alles Liebe 🧡

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Danke für eure ganzen Antworten. Ich hoffe, ich komme später noch dazu, allen zu antworten. Es ist sehr viel. Und wie ihr wisst, bin ich alleinerziehend und arbeite. Da ist Zeit Mangelware, aber eure ganzen netten Worte haben mich auf jeden Fall etwas aufgebaut.

Nella: Deinem Kind wünsche ich alles Gute. Stimmt, unserem Kind geht es heute gut. Er hat Physio und Ergo und bestimmt holt er einiges noch auf. Die Idee mit der schönen Sache ist gut. Aber täglich lässt sich das auch nicht umsetzen. Nachdem ich ihn abgeholt habe, steht ja noch Haushalt an und dann sind wir beide auch ziemlich erschöpft und nicht mehr in der Stimmung für große Unternehmungen. An freien Tagen machen wir sowas sowieso.

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Dein Kind hatte kein Pech gehabt, mit dir als Mutter.
Dein ganzer Post zeugt doch davon, dass du eine gute Mutter bist und dein Bestes tust und noch mehr willst.

Du und dein Ex ihr habt sehr viel durchmachen müssen, das belastet die beste Beziehung. Wer weiß ob es bei deiner Schwester noch so harmonisch währe. Das mußt du dir immer vor Augen halten. Ihr müßt eine Linie finde. d.h. jetzt nicht dass du und dein Ex im Gleichschritt laufen müsst, aber die grobe Richtung muß passen. Ebenfalls sollte er die Bemerkungen unterlassen. Ob die gegen die Gehen oder ob er meint er muß seinen Sohn "unterstützten" keine Ahnung. Wie ihr das erreicht, da kann ich dir nicht viel helfen. Gibt es Mediatoren für Eltern?

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Hi,
dein Kind hat sicher eine schöne Kindheit. Es wird von seinen Eltern geliebt und das ist das Wichtigste. Mach dich doch bitte nicht so fertig, das macht dich sonst krank. Du bist eine tolle Mama, genieße die Zeit bei uns mit deiner Schwester, ohne Hintergedanken. Meine Mutter hatte fast nie Zeit für mich. Selbstständig in der Gastronomie. Dennoch hatte ich eine tolle Kindheit und habe sehr viel fürs Leben gelernt. Ich war sehr früh sehr selbstständig, wusste schon früh woher das Geld kommt und musste finanziell einiges selbst tragen. Im Nachhinein bin ich froh darüber, weil es mir vieles nach dem Studium erleichtert hat.

LG

Isabel

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Hallo

als erstes du bist eine gute Mutter.

Ich habe letztens das Thema Urlaub mit meiner Kollegin gehabt. Wir konnten uns auch lange zeit keinen Urlaub leisten und ich dachte schon das mein Kind da auch weit hinten dran steht wo andere ja schon überall waren .
Sie hat mir erzählt das ihr Sohn (mittlerweile Anfang 20) zu ihr sagte das er eine so schöne Kindheit hatte und sie war alleinerziehend und hatte kaum Geld für etwas.

Also das bestätigt das Kinder das oft anders wahrnehmen. Es kommt viel mehr darauf an, dass wir uns Zeit nehmen für die großen und kleinen Probleme der Kinder, Zeit nehmen und mit ihnen raus gehen. Auch mit wenig Geld kann ein Kind glücklich sein und auch ohne das es immer beide Eltern hat.

Solange du da bist wird alles gut sein für dein Kind.

LG Hexe12-17

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Es gibt nicht DIE schöne Kindheit.

Woran erinnern wir uns Erwachsenen, wenn wir an unsere Kindheit denken?

Wir erinnern uns daran, ob man uns das Gefühl gegeben hat, dass wir geliebt und gewollt sind. Dass wir gut sind, so wie wir sind. Dass wir getröstet wurden, wenn wir traurig waren, dass wir gemeinsam gelacht haben, wir ernstgenommen wurden.

Die Umstände unserer Kindheit sind im Nachgang nicht mehr wichtig. Es ist nicht wichtig, wie oft wir im Urlaub waren, wieviel Spielzeug wir hatten, wie oft wir fremdbetreut wurden und wer alles um uns rum war.

Was bleibt, ist das Gefühl, dass wir geliebt und beachtet wurden.

Und ich bin mir sicher, dass alles sind Dinge, die du deinem Kind geben kannst, egal, wie die Umstände auch immer sein mögen.

Mach dir bewusst, dass du die beste Mama für DEIN Kind bist. Egal, wie es in anderen Familien ist. Mach das beste aus eurer Situation, nehme an wie es ist, sei täglich dankbar für alles was ihr habt.

Und lass auch mal 5 gerade sein. Dann guckt dein Sohn halt eine 2. Folge.
Ich glaube, du musst deinen Blickwinkel ändern. Mehr das Gute sehen, statt dich im Aussen an anderen Menschen abzuarbeiten und zu vergleichen. Das bringt dir nix, sondern zieht dich runter. Achte auf dich, auf deine Familie, darauf, dass es dir gut geht und hör auf, euer Leben zu bewerten. Genieße es einfach.

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Hallo.
Wünscht sich nicht jede gute Mama eine wundervolle Kindheit. Und wenn man nun erwachsen darauf zurückschaut, sieht man vieles anders.
Bei mir lag meine schöne Kindheit nicht an Geld Urlaub oder 2 Elternteilen.
Ich hatte eine schöne Kindheit, weil ich wusste das ich mich auf meine Eltern verlassen kann. Ich durfte immer nach Hause kommen.
Ich bin fester Überzeugung: die schönste Kindheit hat man, wenn..
1. Man weiß, dass man bedingungslos geliebt wird
2. Immer weiß man kann die Probleme zu hause erzählen
3. Man immer nach hause kommen darf

Schon allein das du dir immer Sorgen machst, wie die Kindheit ist. Zeigt mir, dass du eine wundervolle Mama bist, die nur will das ihr Kind glücklich wird.

Sehr liebe Grüße

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Sei nicht so streng mit dir.

Wir geben alle, was wir können. Und ob es schön ist oder genug, das entscheiden unsere Kinder später, wenn sie auf ihre Kindheit zurückblicken. Und wenn sie dann selbst Eltern sind, dann sehen sie, wie schwer das alles eigentlich ist.

Ich selber bereue auch manche Sache. Das war mir lange nicht bewusst. Aber ich weiß auch, dass ich die Zeit nicht zurückdrehen kann. Aber ich kann mir jetzt Mühe geben und nicht so weitermachen wie bisher. In der Vergangenheit zu leben und zu grübeln kostet Zeit und Kraft, die ich lieber in die Zukunft investiere und jetzt einsetze.

Dass dein Sohn lange in die Kita geht, ist halt so. Schließlich arbeitest du. Das sind Dinge, die du nicht so einfach ändern kannst. Aber du kannst jeden Tag dennoch etwas Qualitätszeit für euch beide schaffen. Ein kleiner Umweg auf dem Heimweg durch den Stadtpark. Zusammen das Abendbrot machen. Einfach mal eine Kerze anzünden und gemeinsam am Tisch sitzen und über den Tag reden. Daraus können Rituale entstehen, die so wichtig werden und euch beiden so viel Kraft und Verbundenheit geben, dass sie andere Dinge ausgleichen.

Ich finde, dass du eine tolle Mutter bist. Einfach schon alleine, weil du dir Gedanken machst #herzlich

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Oh nein, das ist aber traurig, dass du so denkst! Natürlich hat dein Sohn kein Pech gehabt, dich als Mama zu haben.
Man liest doch aus deinem Text heraus, wieviele Gedanken du dir machst.

Jeder hat eben eine andere Ausgangssituation und wer weiß was noch so kommt in den nächsten Jahren?

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Die Gedanken sind nachvollziehbar.

Ich bin mir sicher dass deine Schwester z.B. ganz anders über dich denkt, als du dein Leben wahrnimmst.

Du schaffst es eben trotz allen Widrigkeiten ne tolle Mutter zu sein.
Trotz Krankheit und Spätfolgen bei deinem Sohn.
Trotz dem mäßig guten Kontakt zum Ex.
Trotz der Doppel- und Dreifachbelastung alleinerziehend zu sein.

Im optimalen Leben ist es für jeden einfacher "perfekt" zu sein.