Trotz gutem Verhältnis zu Eltern, Dinge, die ihr nachtragt?

Hallo, das ist zwar wahrscheinlich eine etwas blöde Frage, aber mich würde es interessieren, ob es jemandem ähnlich geht wie mir. Ich habe ein super Verhältnis zu meinen Eltern, wohne auch zuhause in einem 4-Generationen Haus (bin 20), trotzdem muss ich manchmal über einige Sachen nachdenken, die man vielleicht anders hätte lösen können und vor allem meine Mutter streitet dann alles vehement ab. Zum Beispiel: Ich habe als Kind ein recht seltenes Instrument gelernt, das wurde unterstützt, alles kein Problem. Im Laufe der Zeit wollte ich dann noch Klavier dazulernen, aber das wurde von ihnen abgeschmettert, braucht zu viel Platz und ist zu teuer. Gut, das verstehe ich ja total, nicht jedes Kind darf 2 Instrumente spielen. Später habe dann beschlossen, Musik zu studieren und mit 16 Jahren dann (weil es für das Studium Pflicht war) doch noch nach ewiger Überzeugungsarbeit ein Klavier bekommen. Von meinem Hauptinstrument kann man durch den geringen Bekanntheitsgrad kaum leben und mir ist klar, dass ich nochmal etwas anderes nachmachen werde müssen. Und meine Mutter betont immer, dass sei alles kein Problem, ich müsse einfach mehr Klavier üben, dann werde schon noch eine Pianistin aus mir. Das ärgert mich einfach so. Natürlich konnte das damals niemand wissen, dass ich das beruflich machen will, aber heute einfach zu behaupten, ich könnte 10 Jahre kindliche Ausbildung mit ein bisschen Üben aufholen, finde ich schon frech. Übrigens leugnet sie auch total, dass ich bereits als Kind immer Klavier spielen wollte, das sei mir erst mit sechzehn eingefallen.
Oder zum Beispiel gab es bei uns die Regel, ich muss immer in die Schule, wenn ich nicht Fieber oder Magen-Darm hatte. Praktisch kannte ich kein Fieber und wurde mehrfach morgens von meinen Lehrern nach Hause geschickt, weil ich vor lauter Husten und Niesen keine Luft mehr bekam. Aber da war meine Mutter unbelehrbar. Sogar als das Jahrhundert-Hochwasser bei uns vor ein paar Jahren war, musste mich mein Vater (der noch dazu zu der Zeit ziemlich verletzt war) durch die Strömung tragen, obwohl im Radio immer betont wurde, man solle die Kinder zuhause lassen. Auch das: Krank wurde ich nieee zur Schule geschickt und das mit dem Wasser sei ja nur logisch, man unterstützt doch kein Schulschwänzen#augen
Das sind ja nur zwei Dinge, die meiner Meinung nach schiefgelaufen sind, deshalb habe ich ja allgemein kein Problem mit meinen Eltern, aber das konsequente Abstreiten solcher Situationen und immer gleich ironische Aussagen wie: "Ja, wir sind wirklich Rabeneltern", obwohl ich das um Himmels Willen nie behaupten würde, nerven mich schon. Sehe ich das falsch oder kennt das jemand von sich?

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Vermutlich würde ich dir genauso antworten.

Deine Eltern sind Menschen und diese machen nunmal Fehler. Eine perfekte Kindheit hat niemand. Man kann leicht sagen hätte, hätte, hätte....

Du hast irgendwann die Chance bei deinen Kindern alles richtig zu machen. Achtung Spoiler: Auch sie werden rückblickend auch bei dir Fehler finden.

An deiner Stelle würde ich in die Eigenverantwortung gehen und mir überlegen wie ich meine berufliche Zukunft gestalten. Mit jammern was dir alles verwehrt wurde, kommst du nicht weiter.

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Hallo, Ihre Eltern sind von der "harten Sorte" aber jetzt sind Sie erwachsen und es ist wohl Zeit ihr eigenes Leben zu leben, und es gegebenenfalls bei ihren Kindern besser zu machen. Schöne Grüße

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Dem schließe ich mich an. Aufgrund eines Threads, den ich gestern hier lesen musste kitzelt in mir das Verlangen, dir zu sagen "lies den mal durch und dann jammer nochmal". Sorry. In meinen Augen jammern auf hohem Niveau.

Ist doch egal, was die Mutter heute behauptet, steh da drüber, du weißt, was die Wahrheit ist und gut ists. Wenn dich diese Dinge so belasten, dass dein Leben und dein persönliches Glück nachhaltig beeinträchtigt werden such dir psychologische Unterstützung.

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Hallo,

Ich trage meinen Eltern nach, dass ich Ohrfeigen bekam, auch 1x geschlagen wurde.
Das meine Mutter in meinen Tagebuch gelesen hat. Das ich oft willkürlich Hausarrest hatte wenn meine Mutter schlecht drauf war.
Das ich trotz nur Einsen und Zweien nicht aufs Gymnasium geschickt wurde.
Das bis heute nach 38 Jahren noch nie ein Lob kam oder das sie irgendwie stolz auf mich sind.
Das sie mir ihr Auto nicht geborgt haben als meins kaputt war. Sie haben 2! Ich war hochschwanger und musste mir eins beim Autoverleih ausleihen und nach dem zurückbringen 30 min mit den Bus heimfahren.
Joah. Oberflächlich tue ich so als wäre nichts, habe mich auch nie beschwert bei ihnen.
Aber ich gehe nicht gerne hin zu ihnen, lasse mich gerne mal 4-5 Wochen nicht blicken obwohl nur 15 min Fahrt.

Gruß

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Aber dann habt ihr doch kein gutes Verhältnis. Die Frage ging ja an die, die ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben.

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Das mit dem Klavier würde ich genauso entscheiden. Wir haben schlichtweg keinen Platz und eine Mieterin direkt unter uns. Allerdings wäre Keyboard als Alternative ok.

Das mit dem krank sein ist Einstellungssache. Deine Mutter empfand deinen Zustand wohl als "nicht krank" und hat deshalb so entschieden. Bei ein bisschen Husten hätte ich wohl genauso entschieden. Die Entscheidung ist nicht leicht (das merkst Du, wenn Du selber ein Schulkind hast). Ich entscheide situationsbedingt.
Deine Mutter war hier zugegebenermaßen etwas hart.

Beide Situationen sind jedoch Ermessenssache und meiner Meinung nach es nicht wert, nachträglich übel genommen zu werden.

Wenn meine Kinder mir später Vorwürfe machen sollten, werde ich darüber nachdenken. Und mich entweder entschuldigen oder meine Entscheidung erklären.

Das einzige was wirklich nicht geht sind Tatsachen verdrehen. Das ist wirklich unfair.

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Ich denke wir alle haben mehr oder weniger Dinge, dir wir unseren Eltern etwas nachtragen oder vorwerfen könnten. Aber je älter man wird, desto mehr reflektiert man diese Dinge auch, vorallem wenn man selbst schon Mutter/Vater geworden ist. Da weiß man eben, das man als Eltern nicht alles richtig machen kann und vor allem haben die Eltern nunmal die Entscheidungsgewalt über alles, ob es dem Kind nun gerade passt oder nicht.

Es ist nicht immer alles fair, was Eltern so machen, aber das ist bis zu einer bestimmten Grenze auch ganz normal und ok.

Mag Dir gewiss nicht gefallen, aber Dich jetzt darüber zu beschweren, kommt etwas kindisch rüber. Ich hoffe Du wirst die perfekte Mutter für Deine Kinder.

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Ja kann ich nachvollziehen. Auch ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Sie wohnen 5 min von uns entfernt, sind aktiv in die Kinderbetreuung eingebunden, wir sehen uns hast täglich. Trotzdem gibt es natürlich Dinge, die ich definitiv bei meinen Kindern anders machen möchte. Das waren alles jetzt keine schwerwiegenden Fehler, aber einfach Dinge die ich bei meinen Kindern so nicht machen möchte. Ich spreche das allerdings ehrlich gesagt nicht im Detail an. Insgesamt hatte ich eine schöne und behütete Kindheit, dass nicht immer alles optimal läuft ist ja klar. In meinen Augen zählt das Gesamtbild!

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Ich kenne die Situation: ich sehe heute, dass meine Eltern mir gegenüber Fehler gemacht haben - da geht es auch um weitaus "größere" Themen als bei Dir. Ich weiß aber und bin mir ganz sicher, dass die beiden immer mein Bestes wollten. Nicht immer ist es aber so leicht zu entscheiden, was in einer bestimmten Situation das Beste ist. Meine Eltern sind Menschen und haben Fehler gemacht - wie es Menschen eben machen. Ich kann und will Ihnen das nicht nachtragen. Auch weil ich weiß, dass ich selbst nur ein Mensch bin, und auch wenn ich genauso den Anspruch habe, alles so gut zu machen, wie ich kann, weiß ich, dass auch ich Fehler mache.

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Super Antwort 👍 Genau so sehe ich das auch.

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Natürlich gibt es Dinge, die man noch eine Weile nachträgt. Gab es immer und wird es immer geben, niemand ist perfekt.
Was sich aber klar ändern wird, das ist die Sicht der Dinge....mit 20 war alles sehr präsent ("Doofe Eltern!"), mit 30 hat man seinen Frieden damit gemacht, mit 40 hat man es wirklich verstanden, jetzt mit fast 50 denke ich lächelnd an die Zeit zurück...und warte gespannt auf das, was mein Kind mir später aufs Brot schmiert.
So ist das Leben.

Ach so, ich habe meinen Eltern sehr lange nachgetragen, das sie meinen Berufswunsch (etwas mit Tieren) als Spleen abgetan haben und mich nicht unterstützt haben. Hm, sie hatten wohl recht, denn ich hätte mir später diesen Wunsch einfach selber erfüllen können, habe es aber nie getan.

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Ja, solche Dinge gibt es aus meiner Kindheit auch und als ich in deinem Alter war, war ich auch noch sauer. Jetzt etwa 10 Jahre später und mit etwas Abstand bin ich da gelassener.

Die wenigsten Eltern wollen ihren Kindern absichtlich etwas schlechtes. Niemand konnte ahnen, dass du dich später für ein Musikstudium entscheiden würdest. Ein Klavier plus Unterricht ist auch mit hohen Kosten verbunden.

Letztendlich erinnert sich jeder auf seine eigene Weise an die Vergangenheit, die es ihm erlaubt gut weiter zu leben, eine objektive Wahrheit gibt es da einfach nicht.