Promotion oder zweites Kind?

Hallo,

ich brauche ein paar Anregungen von außen und vielleicht hilft es mir auch, darüber zu schreiben, um selbst einen klareren Kopf zu bekommen.

Ich schreibe gerade an meiner Masterarbeit. Mein Professor hat mir in Aussicht gestellt, das Thema zu einer Promotion auszubauen. Hätte ich kein Kind und keinen weiteren Kinderwunsch würde ich sofort zusagen. Mein Interesse an dem Thema ist groß und die Kombination aus Forschung und Lehre reizt mich auch.
Nachteile wären der befristete Vertrag für zwei oder drei Jahre, theoretisch 20 Stunden pro Woche, faktisch aber oft mehr als Vollzeit, was ich mit einem Kleinkind schwierig finde. Das Gehalt von 1300 € ist ok, da mein Mann auch arbeitet.

Ich bin 25 und wäre mein Mann im selben Alter, würde ich sagen, dass ich erst promoviere und wir anschließend ein zweites Kind bekommen. Allerdings ist mein Mann schon 44 und hat außerdem einen ausgeprägteren Kinderwunsch als ich. Er hätte zudem gerne noch „mindestens zwei weitere Kinder“, worauf ich mich nicht festlegen will, da mir ein zweites Kind reicht. Das weiß er auch. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir schon während meines Studiums ein zweites Kind bekommen. Er hat meine Bedenken aber sehr gut verstanden und mich auch nicht gedrängt.
Dafür war der ursprüngliche Plan, dass wir die weitere Familienplanung auf „wenn ich das Studium beendet habe“ verschieben.

Dass mein Mann Elternzeit nimmt, wäre auf Grund von Selbstständigkeit ungünstig. Bei unserem Sohn hat er zwei Monate genommen und das war schon etwas kritisch für seine berufliche Situation.

Ich würde auch einen Job in einem anderen Bereich finden. Eine Möglichkeit, die mein Mann vorgeschlagen hat, wäre, nach dem Abschluss meines Studiums erst mal zu arbeiten, möglichst in Teilzeit, so dass ich auch mehr Zeit für unseren Sohn hätte, als während einer Promotion, dann möglichst bald ein, zwei Kinder zu bekommen, Elternzeit zu nehmen, und anschließend zu promovieren, wenn die Kinder etwas größer sind. Eine Garantie, dann eine Promotionsstelle zu bekommen, gibt es allerdings nicht.

Sollte ich zuerst promovieren, gebe es andererseits auch keine Garantie, dass ich anschließend sofort schwanger werde und wahrscheinlich hätte ich erst mal einen befristeten Vertrag, so wie in der Wissenschaft üblich. Außerdem wäre mein Mann bei der Geburt bereits Ende Vierzig, was uns beiden recht alt erscheint.

Was sind eure Gedanken zu dem Thema?

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Ehrlich gesagt, ohne dich demotivieren zu wollen- ich kenne ein paar junge Frauen die versucht haben Elternzeit und Promotion zu kombinieren. Niemand davon hat seine Promotion beendet. Ich finde das schon echt heftig. Als WiMi in Teilzeit ist man trotzdem Vollzeit plus beschäftigt wenn man ernsthaft seine Promotion beenden will. Das noch neben Kleinkind, mit selbständigem Mann..?

Würde, ich mir nicht antun, ganz ehrlich. Schon normal, angestellt arbeiten mit,Kleinkindern ist super anstrengend. Da Du Berufsanfänger bist hast du es erstmal nicht leicht.

An deiner Stelle würde ich erstmal arbeiten, ein zweites Kind bekommen und dann kannst du noch immer promovieren und an deiner Doktorarbeit schreiben. Vielleicht mit Schulkind? Das dürfte schon ne ganze Ecke entspannter laufen, auch mit dem Schreiben der Doktorarbeit abends/am Wochenende..

Meine Schwester war 25 beim Start ins Berufsleben, nun hat sie eine Stelle als wimi angenehm und promoviert, sie ist 30. Dir läuft nix weg, du bist noch sehr jung.

Lg

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Danke für deine Einschätzung. Ja, das wäre entspannter. Ich hätte auch Angst, diesen Balanceakt nicht hinzubekommen.

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Die Erfahrung habe ich auch bei uns am Lehrstuhl gemacht. Nur eine Kollegin mit Kindern hat die Promotion beendet, sie hatte aber viel familiäre Unterstützung und war extrem motiviert und zielstrebig, sodass sie auch um 5 aufgestanden ist und zwei Stunden an der Diss. gearbeitet hat, bevor die Kinder aufgestanden sind. So viel Biss hat kaum einer.
Ich hatte sehr gute Promotionsbedingungen und eine Vollzeitstelle an der Uni. Ich habe ohne Kind fast vier Jahre für meine Diss. gebraucht. Mit Kind hätte ich mir das nicht vorstellen können.

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Welche Türen öffnet Dir die Promotion? Sind es Türen, durch die du wirklich gehen willst? Sind es Türen, die alternativlos sind? Gibt es die Chance das später zu machen, also erst Kind 2, dann Promotion?
Ich finde es gut und wichtig, dass Frauen in der Forschung und Lehre vertreten sind, aber was wird Dich am Ende Deiner Tage glücklich machen. Wenn Du Dir jetzt vorstellst, dass Du in ein paar Jahrzehnten vom Arzt hörst "Sie haben nicht mehr lange!" Was lässt Dich dann denken, aber DAS hat mein Leben erfült gemacht, ich kann loslassen und gehen.
Wenn Du sagst, Familie mit einem Kind und der Weg durch die Türen, die mir die Diss geöffnet hat, dann das. Wenn Du sagst, eher die zwei Kinder, dann die.
Vielleicht gibt es nacher noch Möglichkeiten. Du siehst ja jetzt schon, dass es zeitlich eng werden wird und Bezahlung und Zeitaufwand nicht in Relation stehen. Dann bist Du Dr. Zeitvertrag und irgendwann ist es zu spät fürs zweite Kind.

Ich hab mir sehr schwer getan fürs Kind den Beruf kürzer treten zu lassen. Ich bin jetzt - 7 Jahre später - so froh, dass ich es gemacht habe. Im Beruf ist man ersetzbar, in der Familie nicht.

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Danke für deine Antwort. Das sind gute Anregungen.

Die naheliegendste Tür, die mir durch die Promotion geöffnet würde, wäre eine universitäre Karriere. Aber generell wären die beruflichen Chancen und Möglichkeiten höher, als "nur" mit einem Masterabschluss.

Die Chance, später zu promovieren, gibt es. Es kann gut sein, dass das möglich ist. Aber eine Garantie gibt es nicht.

Die Vorstellung, kein zweites Kind zu bekommen, macht mich traurig. Es ist aber auch nicht so, dass ich das Gefühl habe, einen ganz akuten, dringlichen Kinderwunsch zu haben (anders als mein Mann).

Gleichzeitig habe ich Angst davor, meinen Job ok oder sogar etwas langweilig zu finden, den Fokus auf die Kinder zu legen und wenn die Kinder dann größer sind, keine Befriedigung im Job zu finden.

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Es kommt vermutlich sehr stark auf das Fach und die Uni an. Ich habe mein (allerdings erstes) Kind während der Promotion bekommen und hätte gerade während Corona glaube ich keinen besseren "Job" haben können, da ich mega flexibel arbeiten konnte. Je nachdem wie du angestellt bist kannst du auch bei einem befristeten Vertrag nach WissZeitVG Elternzeit nehmen und der Vertrag wird hinten raus verlängert (ich hätte bis zu einem Jahr Elternzeit nehmen können und den Vertrag dann um max. ein Jahr verlängern können). Außerdem gab es bei uns an der Uni auch viele Unterstützungsmöglichkeiten für Promovierende mit Kindern (finanziell, z.b. wurden bei einem Kollegen die Kosten übernommen, dass die Oma mit zu einer Konferenz gefahren ist, um auf das Kind aufzupassen, aber auch organisatorisch, z.b. konnte man für Sonderfälle, in denen man als Ausnahmefall einen Babysitter brauchte, diese über die Uni bekommen (entweder wurde der Babysitter, den man hat, dann von der Uni bezahlt oder man konnte auf Leute, die über die Uni angestellt waren, zurückgreifen)). Jetzt, mit einem "normalen" Job, bin ich viel unflexibler, als ich es zu Promotionszeiten war...
Allerdings blieb bei mir auch nie die ganze Betreuung nur an mir hängen, mein Mann hat ebenfalls gut die Hälfte des ersten Jahres an Elternzeit genommen.
Ich würde mir glaube ich an deiner Stelle genau angucken, was die Uni an Unterstützung bietet und wie dein Vertrag aussähe. Wenn eine Vertragsverlängerung bei Elternzeit möglich ist und ihr auch eure Kinder U3 betreuen lassen mögt, ist das sicherlich alles machbar. Und wie gesagt, mittlerweile ist an vielen Unis sehr viel möglich... Und außerdem kann man, wenn man merkt es klappt nicht, so eine Promotion ja auch immer noch abbrechen, das ist ja auch kein Weltuntergang.
Was ich viel wichtiger bei der Frage finde ist, ob du überhaupt ein zweites Kind möchtest, unabhängig von der Promotion...

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„Je nachdem wie du angestellt bist kannst du auch bei einem befristeten Vertrag nach WissZeitVG Elternzeit nehmen und der Vertrag wird hinten raus verlängert“

Das ist interessant. Das wusste ich nicht.

Ich fand Studium mit Baby / Kleinkind manchmal schon etwas schwierig zu organisieren. Die Promotion ist ja noch mehr Aufwand und ich habe die Befürchtung, dass es mit zwei Kindern ein unbefriedigender Balanceakt wird, mit dem Gefühl, den Kindern nicht gerecht werden zu können und mich nicht richtig auf die Promotion konzentrieren zu können.

Ein zweites Kind möchte ich auf jeden Fall bekommen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich aber auch noch ein paar Jahre damit warten.

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Diese Verlängerung geht aber nur, wenn Du eine sog. Landesstelle hast, die in der Regel (zumindest in Hessen) zunächst auf 5 Jahre befristet wird. Wirst Du über ein Drittmittelprojekt bezahlt, gibt es diese Möglichkeit der Verlängerung nicht.

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Hey!
Was spricht gegen "Promotion und Kind"?
Du könntest auch ohne HiWi-Stelle promovieren, als Idee.

Ich plane gerade eine Promotion und zugleich das 2. Kind. Vielleicht ginge das auch bei dir?

Die Ideen deines Mannes finde ich putzig, weil er zu deinen beruflichen Ungunsten entscheidet (Kinder im Studium, lieber Teilzeit statt Promotion, und dann noch 2 Kinder statt 1.) Möchte er nicht, dass du promovierst?

Wie plant denn dein Mann dich in deiner Promotion zu unterstützen? Ich meine, die großen Pläne hat er, zu deren Gunsten du zurückstecken sollst. Vielleicht wäre es dann ratsam, dir ein Angebot zu machen, bei dem du kein Nachsehen hast. Sonst würde ich dann nämlich die Kinder erst Anfang 30 bekommen ;)

Liebe Grüße
Schoko

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Ich fand Studium mit Baby / Kleinkind manchmal schon etwas schwierig zu organisieren. Die Promotion ist ja noch mehr Aufwand und ich habe die Befürchtung, dass es mit zwei Kindern ein unbefriedigender Balanceakt wird, mit dem Gefühl, den Kindern nicht gerecht werden zu können und mich nicht richtig auf die Promotion konzentrieren zu können.

Mein Mann fände es toll, wenn ich promoviere. Sein Gehalt wäre sein Beitrag. Das schwankt allerdings, so dass ich mein HiWi-Gehalt als Absicherung wichtig fände. Falls ich nicht die Möglichkeit eines Stipendiums hätte, was natürlich der Idealfall wäre. Aber davon würde ich erst mal nicht ausgehen.

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Ich verstehe diese "Entweder-Oder"-Ansätze nicht.

Als ich etwas jünger war als du, war ich in einer ähnlichen Situation. Das Diplom-Studium weit fortgeschritten, ein Kind mit älterem, verdienendem Mann im Studium bekommen. Mein Plan war, WÄHREND der Promotion das zweite zu bekommen.

Es kam anders. Ich hab mein Studium mit 2 Kids, die ich im Studium bekommen habe, beendet. Dann habe ich meine Promotion bekommen. Nach 2 Jahren war mir DAS aber zu blöd. Das hatte gar nichts mit den Kindern zu tun.

Promotion & Kids lassen sich prima vereinen. Die 2 Jahren waren toll, ich konnte alles flexibel gestalten.

Wieso sagst du also nicht JAAA! zur Promotion & gehst gleichzeitig den 2. Kinderwunsch an?

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Das kommt stark auf das Fachgebiet an. Ist es mit Laboren und Messungen verbunden, dann sollte man es mit >1 Kleinkind/Baby eher lassen, insbesondere am Anfang - eher gegen ende der Promotion würde ich eher mit dem Kind plannen.

Ist es mehr theoretischer Natur ist es machbar mit Kind aber mit 2 Kindern kenne ich eher PostDocs, meist kam das 1. Kind am Ende der Promotion und das 2. Danach. Mit 2 kleinen Kids zu promovieren ist schon eine Hausnummer.

Wenn dein Mann ausreichend verdient könntest du auch ohne "bezahlte Stelle" promovieren, es ist ja meist einen finanzielle Frage. Wenn du in einem passenden Bereich arbeiten könntest, könntest du aber einfach nach der Familienplanung, wenn die Kids älter sind, auf passende Promotionsstellen "geiern" (je nach Fachbereich und Uni-Schwerpunkt gibt es da mehr oder weniger).

Ich zB komme eher aus dem MINT Bereich, da sind Promotionensstellen in der Informatik zB kein Problem, in Biologie könnte es schwieriger werden... insbesondere wenn die Stelle eher kurz angesetzt sind, Experimente und was neues probieren braucht Zeit.

Erkundigen dich doch in zuständigen Familien-/Gleichstellungsbüro o.ä. deiner Uni nach hilfen für promovierende Frauen/Eltern, ob es da Verlängerungen gibt, wenn man EZ macht, ob es Stipendien gibt für Frauen/Mütter oder Abschlussfinanzierung usw. Manchmal kriegt man auch einen HiWi wenn man zB in der Schwangerschaft die Messungen nicht selber durchführen kann zB wegen Chemikalien oder Strahlung... usw.

So oder so, alle die ich kenne, die mit Kind relativ zügig promoviert haben, hatten einen Partner der auch EZ genommen hat und viel unterstützen konnte.

Erkundige dich bei Doktoranden in deinem Fachbereich, gibt es da zB schon welche mit Kind?

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wenn du an deiner Masterarbiet schreibst, dann hast du schon einen Bachelor, und da si8nd 20 Std de Woche für 1300 € ein Witz. Du willst doch nicht wirjklich für 16,... in der Stunde arbeiten. ich bin Dipl Ing mein Stundenlohn liegt bei 180 Chf die Std netto

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Wieso nicht beides machen?

Ich habe zwar ungeplant, aber nicht aktiv verhindert unseren ersten Sohn kurz vor Beginn meiner Masterarbeit bekommen. Das erste Lebensjahr hat mein Mann Elternzeit genommen, damit ich meinen Master abschließen kann. Danach habe ich mit meiner Doktorarbeit angefangen. Unser Sohn ist jetzt 2.5 Jahre alt und wir basteln an Kind Nr. 2. Ich brauche ohne Unterbrechung noch 2.5 Jahre bis ich meine Promotion beendet habe.
Natürlich kommt es auf die Fachrichtung und die äußeren Umstände an. Mein Mann unterstützt mich auch sehr viel.
Ich kann dir nur raten, höre auf den Bauchgefühl, dann wirst du dich schon gut entscheiden. Stell dir dein Leben einfach mal in den unterschiedlichsten Varianten vor und horche in dich hinein, welche Gefühle du dabei hast.

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"Eine Möglichkeit, die mein Mann vorgeschlagen hat, wäre, nach dem Abschluss meines Studiums erst mal zu arbeiten, möglichst in Teilzeit, so dass ich auch mehr Zeit für unseren Sohn hätte, als während einer Promotion, dann möglichst bald ein, zwei Kinder zu bekommen, Elternzeit zu nehmen, und anschließend zu promovieren, wenn die Kinder etwas größer sind."

Die Chancen, dass du auf diese Art und Weise beruflich Fuß fasst, stehen meiner Meinung nach sehr schlecht. Es ist für die meisten Mütter schon eine Herausforderung, zwei Kinder und Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bekommen. Dein Mann möchte am liebsten drei Kinder in geringem Abstand und hat selbst aufgrund seiner beruflichen Situation nicht vor, dich nennenswert zu unterstützen. Tut mir Leid, wenn es dich verletzt, was ich schreibe, aber dein Partner wirkt auf mich wie ein typischer Vertreter jener Männer, die ihre Frauen gern beruflich ausbremsen. Er kann sich seit 20 Jahren selbst verwirklichen, warum steckt er denn nicht zurück? Man kann als Selbstständiger auch für weniger Kunden arbeiten, das ist nicht verboten.
Wenn dein Kinderwunsch so groß gar nicht ist, bleib doch bei einem Zwerg. Ich finde deinen Mann jetzt schon recht alt, um Vater zu werden. Für mich persönlich wäre das nichts. An deiner Stelle würde ich beruflich durchstarten; die Erfahrung, Mutter zu sein, machst du ja bereits.