Die Probleme meiner Eltern

Liebe Community,

ich verfasse diesen Beitrag, weil ich gern hören würde,
ob es anderen auch so geht.
Wie andere Personen (nicht vorbelastet) dieses Thema sehen.

Kurz meine Person: Ich bin 30 Jahre alt, verheiratet, Mutter einer 1jährigen Tochter und mit 20 von Zuhause ausgezogen. Meine Eltern wohnen 15min Fahrzeit entfernt.

Zusammengefasst geht es darum, dass meine Eltern, insbesondere meine Mutter, all ihre Probleme bei mir abladen und mich damit sehr belasten. So sehr, dass mein Mann nun auch schon meinte, ich muss hier die Reisleine ziehen, das geht auch zu Lasen unserer kleinen Familie.

Dazu muss man sagen, dass jedes Gespräch mit meiner Mutter von Problemen nur so trieft. Sie war schon immer eher negativ aber seit gut einem Jahr ist es mehr, ich würde schon sagen es sind Depressionen, aber ich bin natürlich kein Arzt.

Die Probleme sind:

- Geldsorgen (meine Eltern leben gut finde ich, aber sind halt nicht reich)
-Eheprobleme mit meinem Vater (bis zu Verdächtigungen der Untreue etc.)

und VORALLEM die Gesundheit.

Meine Mutter ist Mitte 60 und seit ich als Kind denken kann, hat sie ständig was und ich habe das immer mitbekommen.

Nicht falsch verstehen, wenn wirklich was ist, so wie ihr Brustkrebs vor ein paar Jahren. Will ich das natürlich wissen und stehe ihr dann auch bei.

ABER ich bekomme jede Angst die sie hat, jede "Vielleicht" Diagnose, einfach alles gesagt.
Beispiel:
Sie war wegen was anderem im Krankenhaus. Man machte ein CT und dachte Montags, dass dort vielleicht etwas auf der Lunge ist....Mittwoch konnte man das Ganze widerlegen. Sie ruft mich Montag an und sagt, sie denkt sie hat Lungenkrebs...Ganz ehrlich, auch wenn es hart klingt, ich hätte mir gewünscht, dass sie auf das endgültige Ergebnis wartet, bevor sie mich wieder belastet. Sie sagt auch ständig, oh ich habe so Angst wegen meinem Herz, Darm etc. mal ein Notfall zu sein, oder "Hoffentlich muss ich dieses WE nicht den Notarzt holen".

Sie ist nicht ganz fit, aber
a) so schlimm ist es nicht, denke ich
b) warum sagt sie immer diese Dinge zu mir, ich bin das KIND (auch mit 30) und sie sollte sich jemand anderen für Ihre Probleme suchen, oder?


Wie seht ihr das?
Erzählt ihr euren (erwachsenen) Kindern gleich immer alle Probleme?
Oder bekommt ihr von euren Eltern all deren Probleme aufgesischt?

Ich freue mich sehr auf Feedback!

Ich habe nicht viele enge Freunde, mit denen ich reden kann und mein Mann ist da natürlich vorbelastet, weil er sich um mich sorgt, seine Mutter ist ganz anders, die erzählt nur was wenn es sein muss.

Viele Grüße,

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Hä?

Das kommt sehr auf euer Verhältnis an. Nein, mit 30 bist du nicht mehr "das Kind". Du solltest eine erwachsene Beziehung zu deiner Mutter haben. Ob nun inniger oder wenig innig, ist eine Sache zwischen euch.

Inwieweit das deine Beziehung zu deinem Partner belastet, kann ich absolut gar nicht erkennen!

Alles in allem wirkt ihr beide ein Stück weit, als wärd ihr übetbehütete Luxus-Kids, die keine Lust haben, dem Leben in die Augen zu schauen.

Stell dir mal vor, deine Tochter stürzt auf den Kopf. Du bist voll Panik & Sorge - aufgelöst. Erwartet dein Umfeld von dir, dass du dich erst dann meldet, wenn sich nach 24 h raus stellt, dass nix passiert ist?!

Sehr merkwürdig, deine Einstellung!

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Ist vielleicht der Kontext das Problem?

Sie denkt vielleicht, sie bekommt Hilfe und kann dir erzählen wenn sie Angst hat. Ihre Erwartung ist wenn nicht Hilfe zumindest ein offenes Ohr.

Du beschreibst daraus eine Belastung für dich. Es klingt nicht so als wüsste sie das oder tue irgendwas mit Absicht um dich zu belasten. Der Kontext für dich ist eher "warum muss sie gerade mir das jetzt erzählen?" Ich weiss nicht. Es klingt eher wie ein Ungleichgewicht oder zwischen euch beiden, der sich im Bereich Gesundheit zeigt.

Kontext eurer Beziehung.

Die Lösung ergibt sich eher aus dem Problem vielleicht.

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Ich finde es ist schon wichtig, dass man über sowas redet. Du bist doch nicht mehr 8 Jahre alt. Meinst du nicht, dass deine Mutter Angst hatte? Stell dir vor du hast ein MRT und man findet etwas an der Lunge? Das ist doch keine Lapalie. Gerade wenn man schon Brustkrebs hat/hatte.
Wenn es dir trotzdem alles zu viel wird, dann musst du es ihr wohl oder übel sagen. Eventuell auch etwas deutlicher.
Vielleicht eher so, dass du dir wünscht, dass es in euren Gesprächen nicht nur um ihre Probleme geht.

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Ich finde das tatsächlich bedenklich. Du bist das Kind und sie die Mutter. Man kann ja durchaus Sachen teilen und wichtige (gesundheitliche) Informationen besprechen, jedoch überschreitet deine Mutter da eine Grenze. Zuallererst bist du kein Therapeut und für mich stellt es sich so dar, als hätte sie ein hypochondrisch angehauchtes Angstproblem. Du bist hier nicht das Problem. Bitte schaffe es, dich etwas abzugrenzen. Besprich und benenne deine Gefühle klar. Es sagt ja keiner, dass sie mit Vorkommnissen und etwaigen Krankenhausaufenthalten nicht mehr zu dir kommen darf, aber dieses schon vorher die Pferde verrückt machen, ist ein klarer Fall von Schrei nach Aufmerksamkeit und Mitleid gesuche.

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Hallo nini6,


Also ich bin mit 17 ausgezogen, hab nach der Ausbildung nochmal etwa 4 Monate bei meinen Eltern gewohnt. Ich bin jetzt 39, verheiratet, 1 Kind, (5 monate), wohne 160km von meinem Elternhaus entfernt. Mein Vater ist vor 10 Jahren verstorben, meine Mutter ist Ende 60.
Wir hatten immer ein enges Verhältnis, haben immer tgl. Telefoniert, mindestens 1x.
Sie erzählt mir eigentlich alles und ich ihr auch so ziemlich.
Wenn sie Sorgen hat bzgl. ihrer Gesundheit teilt sie diese auch mit mir. Das ist für mich selbstverständlich.
Aber sie merkt auch wenn mich was zu sehr belastet und kann sich auch zurück nehmen. Also wir können da immer sehr offen drüber sprechen.

Wenn du dich so belastet fühlst von deiner Mutter, wie äußert sich das denn ? Bist du dann unkonzentriert zu Hause oder traurig ? Ist deine Mutter dir gegenüber denn empathisch oder hast du das Gefühl sie nutzt dich als seelischen Mülleimer?

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Hallo liebe TE,

ja, du bist ihr Kind. Wirst es immer sein. Egal, wie alt du bist. Offenbar sieht dich deine Mutter als eine der ihr engsten Vertrauenspersonen und möchte daher ihre Sorgen und Nöte mit DIR teilen, weil sie glaubt, dass du als ihr Kind ihr am Nächsten stehst.

Ja, deine Mutter mag der Mensch sein, der das Glas stets als halbleer betrachtet - das vermag ich nicht zu beurteilen -, jedoch ... wer schon einmal eine Krebserkrankung durchstanden und gottlob überlebt hat, lebt halt nicht mehr so unbeschwert wie früher. Da achtet man sehr viel mehr auf sich. Interpretiert viel, viel mehr in Symptome herein, als ein gesunder Mensch. Es wundert mich nicht, dass sie in Angst lebt! Und DU bist halt eben ihr Anker.

Ich möchte dir empfehlen, einmal zu versuchen, die Position deiner Mutter einzunehmen und zu reflektieren. Wie würdest du in ihrer Lage handeln? Denken? Fühlen?

Natürlich kann ich auf gewisse Weise auch deine Position verstehen, möchte aber an dich, als ihre Tochter, appellieren, weiterhin für sie da zu sein. Das Universum dreht sich nicht nur um höchst eigene Bedürfnisse. Gerade als erwachsene Tochter oder erwachsener Sohn sollte man versuchen, seinen Eltern, wenn sie ihrem Kind ihre Sorgen anvertrauen, einfach nur da sein.

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Meine Mutter und ich haben ein eher freundschaftliches Verhältnis, deshalb erzählt sie mir schon ihre Sorgen. Ich finde das gut und richtig, aber das was deine Mutter da macht, erinnert mich eher an meine Schwiegermutter.

Die ist leider sehr depressiv und hat auch ständig was. Ich will ihr auch echt nichts vorwerfen, denn ich glaube ihr, dass es ihr wirklich oft schlecht geht. Das Problem ist eher, dass sie sich daran so krass negativ aufhängt. Sie hatte kürzlich eine kleine OP wegen einer gerissenen Sehne. Kein großer Eingriff und nur eine Nacht im Krankenhaus. Trotzdem war es ein Weltuntergang für sie. Von "Weihnachten fällt aus, weil ich mich nicht bewegen kann" bis "Vermutlich sterbe ich während der OP" war alles dabei.

Mein Mann hat schon lange die Geduld mit seiner Mutter verloren, da sie sich bei jeder neuen Sache wieder in die Negativ-Spirale stürzt. Aber natürlich wissen wir beide, dass es einfach mit der Depression zusammenhängt. Also tief durchatmen und möglichst positiv auftreten. Und vor allem die Aussagen immer mit Vorsicht genießen.

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Hallo,
ich beziehe mich mal nur auf dein Beispiel mit dem CT/Lunge.
Wäre es meine Mutter (leider schon verstorben) und sie würde mit so etwas NICHT erzählen, wäre ich ziemlich sauer.
Ich finde es selbstverständlich, dass man so etwas mit seinen engsten Vertrauten (Eltern/erwachsenem Kind) teilt.
Wenn es dir zuviel wird, musst du ihr das sagen.
LG
Ines

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Wichtig finde ich
- dass sie nicht alles NUR bei dir ablädt.
Ab und zu gerne und dass du für sie da bist, ist auch in Ordnung.

Aber ich ziehe meine Grenzen, wenn es mir zu viel wird.
Selbst war ich auch schon schwer krank. Ja, reden ist sehr wichtig. Aber ich habe allen Beteiligten gesagt, dass sie nicht die einzigen sind. Dass ich mich nicht nur auf eine Person stütze, sondern aus mehreren ein Netz baue. Jeder sollte das Gefühl haben, auch mal ausfallen zu dürfen. Sie können mich nur dann stützen oder mittragen, wenn sie selbst stark genug sind und das geht nur, wenn sie auch auf sich selbst achten.

- Hat sie Freunde? Das fände ich schon wichtig.
Ja, Familie hält zusammen. Aber auch Erwachsene können und dürfen Freunde haben. Das lebe ich meiner Tochter auch vor. Auch als zu ihrem Schutz. Denn wenn ich Freunde und soziale Kontakte habe, bekommt sie weniger ab. Wenn ich besser gelaunt bin und meine Probleme anders verteile, dann habe ich mehr Kraft für mein Kind.

- Beim Pflegen der Eltern war uns wichtig:
sie entscheiden mit. Aber jeder darf Grenzen ziehen. Die Eltern haben darauf geachtet, nicht alles auf uns (fast)erwachsenen Kindern abzuladen. Dafür haben wir ihr Meckern, ihre Schmerzen, ihren Unmut und was damit zusammenhängt ausgehalten.
Ja, wir waren für sie da. Aber wir haben uns nicht alles gefallen lassen.
Schmerzen haben und schlechte Laune, darf sein.
Beleidigen oder Rumkommendieren NICHT

Nicht behandelbare Schmerzen haben: darüber darf gemeckert werden und das hielten wir auch aus.
Behandelbare Schmerzen haben, nicht zum Arzt wollen, aber immer jammern - aber jedes Angebot ablehnen? Dann ziehen wir uns zurück und machen nur das notwendigste.

Schlechte Laune? Voll ok. Depressive Gedanken, nicht mehr Leben wollen oder ähniches: klare Ansage: dann geht es zum Arzt ggf. zum Therapeuten oder Seelsorger. (meist reichte ein Arzt, da die Medikamenteneinstellung nicht mehr stimmte oder ein neues Medikament Wechselwirkungen erzeugte).
Aber ja: wenn es zu heftig wird, dann Seelsorger.

Rücksicht nehmen und für andere da sein, finde ich sehr wichtig.
Auf sich selbst achten , Grenzen eingestehen auch.
Füreinander da sein, kann verschiedene Wege haben.

Begleitung zum Schuldnerberater. Wer etwas ändern will, kann sich beraten lassen. Wer nichts ändern will, der braucht mir nicht die Ohren voll jammern! (wenn der Berater sagt, dass an der Situation nichts zu ändern möglich ist, verstehe ich sich ausko**n voll - und anerkenne, dass es die Person wenigstens versucht hat! ) Gar nicht erst versuchen wollen, bin ich rigoros. Einmal anhören : ja, zwei mal - ok - manchmal sieht man den Wald vor Bäumen nicht. Nur jammern und alles ablehnen: Grenze.


Hat sie noch andere Menschen außer dir?
Einerseits bist du erwachsen und kein Kind mehr. Da finde ich es schon ok, mal mit dir drüber zu reden.
Anderseits sind da die Fragen
- hat sie es schon seit deiner Kindheit auf dirr abgeladen? Dann zieht sich das bei dir und bringt jetzt das Fass zum Überlaufen. Dann ist es für sie schon Gewohnheit: sie hat damals schon deine Grenzen nicht erkannt und tut es jetzt auch nicht - dann wird sie auch nichts ändern, solange die Gewohnheit bleiben kann.
- Hat sie keine anderen Erwachsenen um sich oder schalten die schon auf taub, weil sie es nicht mehr hören können?
Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis du auch noch wegbrichst.

Da gilt für mich: ich bin gerne für andere da und unterstütze auch. Aber nicht dauerhaft als einzige Person und ich trage NICHT die Verantwortung für die Person. Ich unterstütze gerne dabei, ein Netzwerk aufzubauen, aber ich bin nicht dauerhaft die einzige Stütze. Vorübergehend ok, manchmal hat man das Pech, dass alles um einen rum zusammenbricht (deswegen ja auch mehrere Menschen als Unterstützung), aber nicht dauerhaft, als einzige.