Traurige Gedanken nach Todesfall

Hallo,
ich weiß nicht, ob dieser Beitrag in dieses Forum passt.
Vor einiger Zeit ist in unserem Bekanntenkreis eine junge Mutter verstorben. Ich selber bin Mutter von 2 Söhnen (2 und 3,5 J.).
Seitdem ich die schockiernde Nachricht über den frühen Tod der Mutter gehört habe, geht es mir ziemlich schlecht. Der Gedanke dass ihre Kinder nun keine Mutter mehr haben, schmerzt mich unheimlich, obwohl ich nicht zum engen Freundeskreis gehört habe. Man hat sich ab und zu gegrüßt im Einkaufsladen, mehr nicht.
Seitdem ist mir auch meine eigene Sterblichkeit präsenter geworden. Ich muss nun oft darüber nachdenken, dass meine Kinder und ich auch irgendwann einmal getrennt werden, dass meine Kinder vielleicht auch einmal diese Nachricht über meinen Tod hören müssen. Natürlich lasse ich mir diesen Schmerz nicht vor meinen Kindern anmerken.
Dieses Gefühl ist wirklich schlimm, eigentlich erst seit dieser traurigen Nachricht.
Habt ihr einen Rat oder Gedanken, wie ich besser damit umgehen kann?
Liebe Grüße von mir

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Ich kann das nachvollziehen.
Vor einigen Jahren ist meine Schwägerin gestorben und hinterließ zwei Kinder (2 und 3 Jahre alt).
Das war für alle Beteiligten sehr schwer und es gibt oft Momente, in denen man an sie denkt.
Seitdem haben wir etwas vorgesorgt.
Wir haben beide Lebensversicherungen, alle wichtigen Unterlagen zusammengetragen und leben mehr.
Wir drehen nicht jeden Cent um, sondern genießen das Leben.

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Ja genau es geht hier nur rein um die finanzielle Absicherung, eine Mama an sich ist überbewertet.

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Das hat sie doch gar nicht so gesagt 🤦🏼‍♀️

Tatsächlich habe ich erst gestern mit meinem Mann darüber gesprochen. Wir waren wirklich nachlässig und haben uns rechtlich nicht „abgesichert“ für den schlimmsten Fall. Wir haben zwar Geldanlagen, auch für Kind 1, aber dadurch dass in den letzten 3 Jahren Hochzeit, Hauskauf mit Renovierung, Kind 1 und jetzt Kind 2 Schlag auf Schlag folgten, ging das Thema unter.
Und wenn man mal ehrlich ist, ist das auch nichts, womit man sich gerne beschäftigt. Sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen, vor allem wenn kleine Kinder im Spiel sind, ist hart (aber eben notwendig).

Ist doch nichts falsch daran, drauf hinzuweisen dass man sich finanziell/rechtlich absichern sollte. Ich persönlich werde mich jedenfalls besser fühlen, wenn wir jeweils eine Patientenverfügung und ein Testament verfasst und sicher hinterlegt zu haben. Unsere Familie soll nicht im schlimmsten Fall auch noch auf Dokumentensuche gehen müssen und ich möchte erst recht nicht, dass ein Streit darum entbrennt, wer sich um unsere Kinder kümmern soll. Die Situation wäre schlimm genug, ich will sicher sein, dass alles soweit wie möglich von uns geregelt wurde.

Das heißt nicht, dass mich (oder die Verfasserin über mir) das emotional völlig kalt lässt. Aber man muss sich wenigstens nicht mehr mit dem „was passiert, falls…“ Auseinandersetzen.
Ich bezweifle, dass der Tod einer jungen Mutter irgendjemanden kalt lässt. Man muss hier nicht ständig mit erhobenem Zeigefinger unterwegs sein 🤦🏼‍♀️

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Sowas ist so traurig und auch ungerecht. Ich habe auch schon daran gedacht, wie schlimm es für meinen Mann und unseren Sohn, bald auch unsere Tochter wäre. Ich will gar nicht daran denken. Wir haben vorgesorgt (Lebensversicherungen etc), so dass hier alles (finanziell) gut weitergehen kann. Alles andere hat man nicht in der Hand. Ja, das Leben kann von heute auf morgen vorbei sein. Nichts kann einen darauf wirklich vorbereiten. Man sollte nicht zu sehr darüber nachdenken und stattdessen die Zeit genießen, die einem bleibt. Ich versuche, wann immer ich oder jemand anderes aus dem Haus geht, daran zu denken liebevoll "Tschüss" zu sagen und häufig daran zu denken, den anderen zu sagen, dass ich sie liebe. Außerdem gehen wir nie im Streit schlafen oder außer Haus. Damit fühle ich mich etwas besser.

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Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden ...

Für mich selbst macht mir der eigene Tod keine Sorgen. Ich bin schon einmal fast gestorben, das macht demütig. Außerdem habe ich meinen Glauben ans Ewige Leben und daran, dass der Tod überwunden ist.

Für mein Umfeld ist es etwas anderes. Ich habe miterlebt, wie meine Schwägerin mit erst 7 Jahren gestorben ist (mein Mann und ich waren knapp 14) und, als ich Teenager war, hatte mein Vater Krebs und wir wussten nicht, ob er es überlebt. Ich weiß also, wie beschissen so etwas fürs Umfeld ist.
Auch da war der Glaube für mich ein Trost.
Mein Mann und ich haben rechtlich geregelt, was wir regeln können. Den Rest legen wir in Gottes Hand. Wir sagen ihm, was uns belastet, was wir uns wünschen, was wir fühlen. Das hilft uns.
Denn in Angst und Trauer leben möchte ich nicht.

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Ich kenne das auch. Ich hatte nie Angst vorm Sterben - bis ich meine Kinder bekommen habe. Seitdem habe ich immer mal wieder Phasen, in denen ich "Todesangst" habe (v.a. nach überraschenden Sterbefälle) - allerdings ausschließlich darauf bezogen, was dann aus meinen Töchtern wird. Also keine Angst vorm Sterben an sich aber der Gedanke, dass meine Mädels ohne Mamas Liebe aufwachsen müssen, macht mich unruhig. Das liegt vor allem daran, dass die Familienverhältnisse schwierig sind. Mein Mann ist psychisch krank und auch wenn es ihm momentan super geht, wäre er mit den Mädels überfordert und müsste wohl von seinen Eltern unterstützt werden. Dann wäre meine Familie "raus" und dieser Gedanke ist für mich unerträglich. Die Vorstellung, was das für meine Eltern bedeutet und eben auch die Erziehung der Mädels... Ach, ich will das gar nicht weiter ausführen.
Da meine Mädels finanziell ganz gut abgesichert wären, versuche ich v.a. Erinnerungen zu schaffen. Ich schreibe gelegentlich Briefe, die ich in ihre Fotoalben lege. Überhaupt finde ich Fotos ganz wichtig, um Erinnerungen zu bewahren. Ich finde das wenigstens etwas tröstlich und beruhigend. Viel mehr kann man nicht tun.

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Ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Wir hatten das einmal im engen Bekanntenkreis, die Tochter war erst 5. Und einmal im weiteren Bekanntenkreis (Kinder 9 und 12). Beide Male war es Brustkrebs.

Meine Gedanken kreisten um die Kinder (& den Mann). Sie taten mir unendlich leid, und tun es auch heute noch.

Einen wirklichen Tip kann ich dir nicht geben. Es wird „besser“ das Gefühl, aushaltbarer. Und ich habe bewusster im HIER gelebt. Wir haben alle erkannt, dass es wichtigere Dinge gibt, als zB die Arbeit oder so, genießen unsere gemeinsame Zeit definitiv bewusst. Erinnerung schaffen zB.

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Ich habe selbst einen ähnlichen Fall erlebt. Die Mutter ist aber nicht gestorben, sondern lag 1/2 Jahr im Koma und ist heute Pflegefall mit intaktem Hirn, aber nicht mehr funktionierenden Körper. Das macht es aber auch nicht besser. Die Kinder wissen zwar, dass Mama im Pflegeheim noch da ist, aber es ist kein Vergleich mehr zu früher. Ich muss sagen, es kam da sehr auf das Alter der Kinder an. Die Kleine (damals 3) hat es erstaunlich gut verkraftet. Sie ist heute ein total fröhliches Kind, das sich nicht erinnern kann an die Zeit vor dem Drama. Das große Kind, damals 10 und nah an der Pubertät, hat sehr viel mehr zu kämpfen. Das Kind hat sich lange, lange geweigert, die Mama zu besuchen. Viel schlimmer finde ich aber die Situation der Mutter, die alles fühlt, sieht, hört, aber nicht mehr am Leben teilnehmen und für ihre Kinder da sein kann. Das kommt in meinen Augen einer Folter gleich.
Ich mache mir seitdem auch sehr viele Gedanken und jedes Mal kommen fast die Tränen. Verhindern kann man sowas nicht, aber ich habe zumindest finanziell bestmöglich vorgesorgt (ich bin Hauptverdiener), sodass mein Mann eine Chance hat, die Kinder ohne mich gleichwertig groß zu bekommen.

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Ich denke jede Mutter hat mal kurz solche Gedanken, aber ich denke auch, das man sich da einfach nicht reinsteigern.
Meine Eltern haben mir immer vermittelt, das es einfach dazu gehört, das man die Eltern auf den Friedhof bringt....es ist einfach der Gang der Dinge. Natürlich ist es ein emotionaler Supergau, wenn die Kinder noch kleiner sind, aber sie schaffen es. Aber ich habe schon viele Menschen auf den Friedhof gebracht und ich habe gesehen, das auch jüngere Kinder (die einen Elternteil verloren haben) danach ein schönes Leben haben. Sie sind trotzdem ihren Weg gegangen, wurden zu tollen Erwachsenen und haben selber Familien gegründet. Das Leben geht einfach weiter, auch wenn da eine wichtige Person fehlt.

Ja, es kann passieren das ich halt nicht erleben darf, wie aus meinem früheren Baby ein erwachsener Mensch wird. Das ich schlichtweg ihren Weg nicht so lange begleiten kann, wie andere Mütter das können. Und ich weiß, wie stark meine Tochter ist. Die letzten 9 Jahre durfte ich sie schon begleiten, wie lange ich das noch darf, das weiß niemand. Ich weiß nur, das es irgendwann passieren wird und bis dahin mag ich einfach nicht die kostbare Zeit mit Angst vor diesem Moment verbringen. Und ich weiß, das es dann tolle Menschen geben wird, die mein Kind auffangen werden. Leben und Tod sind eng miteinander verbunden, so eng, das ich mich lieber mit dem Leben beschäftige, als mit dem Tod.

Aber trotzdem habe ich erlebt, wie auch meine Gedanken mal mit mir durchgingen, auch in meinem Umfeld ist ein junge Mutter gestorben. Meine Tochter war da noch sehr klein. Und heute denke ich einfach, das es daran lag, das mein eigenes Kind noch so jung war, in einem Alter wo die Kinder halt noch extrem abhängig von den Eltern ist. Wo man noch das Gefühl hatte, das man für sein Kind der Mittelpunkt der Welt ist.

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Du sagst es ja selber, Dir ist Deine eigene Sterblichkeit bewußter geworden. Wir leben in einer Gesellschaft, die Sterblichkeit sehr weit an den Rand rückt, wir haben die Sterbenden, das Sterben und die Trauer nicht ehr im Blick bis sie uns persönlich einholen.
Deine Trauerreaktion ist zum einen Empathie mit der betroffenen Familie, meiner Meinung nach ein sehr guter Charakterzug. Zum Anderen trauerst Du um Deine eigene Sterblichkeit, das Wissen, dass das Glück des stinknormalen Alltags zerstört werden könnte. Die Angst darf nicht überhand nehmen, aber hält einen auch wach. Keinem von uns ist ein langes Leben garantiert. Hast Du mit Deinem Partner darüber gesporhcen? Habt ihr Testament und Vorsorgevollmacht? Keiner will es "brauchen", aber wenn das Schicksal zuschlägt ist das letzte, was man brauchen kann rechtlich ungeklärte Fragen.
Sprecht drüber, was Euch wichtig ist und das kann auch der Satz sein "Wenn ich nicht mehr bin, dann vertraue ich Deinen Entscheidungen, ob Sarg oder Urne, ob Dorffriedhof oder Friedwald"
Nur eine Bitte: Trauer braucht einen Ort, grade für Kinder/Jugendliche!

Der Tod hat etwas bedrohliches, er ist ja auch die ultimative Bedrohung des Lebens auf dieser Erde (die Formulierung will sagen: hier ist das Fenster zu einer "anderen Welt" Was glaubst Du? Was hoffst Du?). Aber er lehrt uns auch jeden Tag als Geschenk zu sehen. Ich habe beruflich regelmäßig damit zu tun, auch für mich ist es heilsam in all dem Coronakuddelmuddel den neuen Tag als neue Chance zu sehen.

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Meine Mutter ist früh verstorben... da war ich 10. Das war schlimm.

Ich selbst achte darauf, dass ich sämtliche Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrnehme. Falls ich mal krank werden sollte, so wird dies hoffentlich früh entdeckt. Dann sind die Genesungswahrscheinlichkeiten höher, wenn man früh gegenwirken kann.

Lg mcbess