Kontaktabbruch mit Eltern?

Hallo zusammen,

Es ist doch etwas lang geworden- als ich ein Kind war, war ich übermäßig viel bei meinen Großeltern untergebracht, an gemeinsame Aktivitäten mit meinen Eltern kann ich mich (zu Zeiten, als ich ein Kind war) nicht erinnern, bzw. sind an einer Hand abzählbar. Ich habe nie ein Lob bekommen, keine Umarmungen, keine Küsse, dennoch kam ich gut zurecht - solange ich nach Vorstellung der Eltern agiert habe. Ich hatte nie eine innige Beziehung zu meinen Eltern. Das hat mich  bis ins Erwachsenenalter nicht gestört bzw. war mir nicht bewusst, dass diese Art von Umgang vllt so nicht ganz üblich ist (das war nur eine sehr reduzierte Darstellung).

Dann habe ich geheiratet und Kinder bekommen und so einiges in Frage gestellt, jedoch nie Kritik an der Erziehung meiner Eltern geübt und habe versucht, das Beste zu machen aus dem, was wir haben.
Mein Mann sowie seine dahinter stehende Familie sind meinen beiden Elternteilen ein Dorn im Auge - und das jetzt schon 20 Jahre. Generell hat, vorrangig meine Mutter, an jeder Person in meinem Umfeld etwas auszusetzen. Das teilt sie mir unverfänglich mit und betrifft genauso ihre Familie bzw die meines Vaters. Familientreffen werden ihrerseits herzlich gerne umschifft, sobald meine Schwiegerfamilie teil nimmt. Ich möchte klarstellen - es ist nie ein Streit zwischen den Familien aufgetreten, es geht hier lediglich um nicht vorhandene Sympatien. Meine Eltern fühlen sich bereits durch Blicke verletzt, analysieren den Kern dessen und  halten diese Situation auch Jahre später vor. Oder wenn nicht sie zuerst begrüßt werden und jmd erstmal zur Garderobe durchgeht und die Jacke ablegt. Dass mein Mann und ich mittlerweile nicht mehr wissen, wie wir gucken sollen oder auch generell agieren sollen, ohne dass eine böse Absicht dahinter vermutet werden könnte, ist klar. Meine Mutter fühlt sich verletzt und bestraft, weil meine Kinder sie nicht mit Freude begrüßen (ich möchte anmerken - in 9 Jahren haben beide noch nie etwas mit ihnen unternommen, es sei denn wir haben uns gegenseitig besucht, dann hat nur mein Vater Interesse an ihnen gezeigt), sehen sich vllt 6-8 mal im Jahr, obwohl wir in der selben Stadt wohnen. Meine Kinder fühlen sich eingeschüchtert und nicht wohl und ich habe immer das Gefühl, dass wenn ich meine Kinder nicht auffordere, das zu tun, wie es meiner Mutter gerne recht wäre, sie mal wieder zutiefst gekränkt wird.
An Weihnachten habe meine Eltern von sich aus die Einladung abgelehnt, da ich zuvor gebeten hatte, ausnahmsweise einen Coronatest im Vorfeld zu machen. Meine Eltern fühlten sich gekränkt, verletzt, dass ich einem Test mehr glaube als ihrem Verstand. Zu Neujahr habe ich mich dann nicht, wie üblich, gemeldet. Es hat an Weihnachten "Klick" in meinem Kopf gemacht und ich wollte mein Herz und meine Seele schützen. Ich hatte einfach keinen Bedarf mich zu melden, wären es nicht meine Eltern, wäre ich schon Jahre verschwunden.
6 Wochen später erfahre ich durch ein Versehen im Verwandtenkreis, dass meine Eltern heimlich geheiratet haben (ohne Feier, ohne Familie, war sozusagen eine Formalie). Ich bin aus allen Wolken gefallen, dass ich als Tochter es so erfahren habe.
Deren Begründung: Ich habe mich an Neujahr nicht gemeldet, daraufhin waren sie sehr verletzt gewesen (und wie ich weiss, auch schon verheiratet) und haben sich zurückgezogen. Quasi bin ich an dieser Situation selbst schuld.
Jedoch war die Einsicht gegeben, dass das wohl ziemlich bescheiden war, milde ausgedrückt.

Ich denke es ist nachvollziehbar, dass kein Kontakt für mich die beste Lösung ist - oder denkt ihr, da wäre irgendwas zu retten? Wie wird das von euch von außen aufgenommen?

Vielen, vielen Dank vorab. :)

1

Hey!

Ich bin bei dir und würde diesen Eiertanz beenden.
Das tut euch allen wahrscheinlich sehr gut.
Ihre Hochzeit setzt dem Ganzen die Krone auf- aber zeigt dir doch, wo ihr dran seid. Du darfst nun auch mal gekränkt sein und deine Konsequenzen ziehen.

Liebe Grüße
Schoko

2

Nein, zu retten ist da nichts. Weil nichts da ist, das man retten kann. Ihr hattet ja noch nie eine Bindung, sie waren nie Eltern oder Großeltern. Das war nie eine Beziehung, sondern immer eine dysfunktionale Familienstruktur.

3

Deine Eltern haben, außer dir das Leben zu schenken, keinen positiven Impuls, Einfluss oder Anteil an deinem Leben.
Treffen und Diskussion sind davon getränkt ihnen alles recht zu machen, sie zu hofieren und euch zu verbiegen

Das brauchst du nicht und auch nicht deine Familie. Biete Ihnen keinen Platz mehr für ihre Launen und Auftritte und konzentriere dich auf die Dinge, die dein Leben zum positiven verbessern.

4

So ein Hickhack... da hätte ich keine Lust drauf. Aber wie du schreibst, es sind die Eltern. Irgendwie bricht man ja doch nicht so schnell mit ihnen.
Mein Vater hat auch viel falsch gemacht, in meinen Augen, aber da haben wir nie drüber gesprochen (inzwischen ist es zu spät ...) und eigentlich hab ich ihn trotzdem immer lieb gehabt. Eben weil er mein Vater war. Und ich weiß, wie viel er in seinem Leben durchgemacht hat.

Gibt es einen Grund für das Verhalten deiner Mutter? Liegt es in ihrer Vergangenheit?

Und was ich mich frage, warum muss du dich an Neujahr melden? Warum können sie das nicht? Aber auch hier, mir wurde immer mal wieder vorgeworfen, ich würde mich ja nicht melden. Wenn ich dann sagte, ja du kannst ja auch mal anrufen, hieß es immer "wir wollen dich nicht stören" 🙄

Keine Ahnung was ich dir raten soll. Vielleicht all die Dinge mal ansprechen, vielleicht auch direkt. Vielleicht sagen, wie du dich in dem Moment fühlst. Aber vielleicht macht es das auch nur schlimmer 🤷🏼‍♀️ und es wäre besser den Kontakt zu reduzieren.

Achso, das mit der heimlichen Hochzeit hab ich bei einer Freundin mal mitbekommen. Die war auch ganz schön angefressen. Ihre Mutter hatte es ihr per Postkarte mitgeteilt 😒 aber letztendlich hatten sie noch bis zum Ende guten Kontakt. Sie hat es ihr verziehen. Der Mann war aber auch nicht ihr Vater.

10

Und was ich mich frage, warum muss du dich an Neujahr melden? Warum können sie das nicht? Aber auch hier, mir wurde immer mal wieder vorgeworfen, ich würde mich ja nicht melden. Wenn ich dann sagte, ja du kannst ja auch mal anrufen, hieß es immer "wir wollen dich nicht stören" 🙄

Das ist zu 100 Prozent der Originalton meiner Mutter!!!
Selten offen, meist unterschwellige Vorwürfe, aber nie ruft sie von sich an!

LG Sabine

5

Hallo Schnicks,

dein Text könnte von mir sein. Ich war gerade sehr erschrocken beim Lesen.

Das Verhalten deiner Eltern wäre für mich untragbar! Ich würde mich davor schützen, so gut ich kann. Du musst dir für nichts aus deiner Erzählung die Schuld geben. Warum sollte das Verhältnis, was noch nie gut war, irgendwann wieder toll sein? Und wie sollte das auch funktionieren?

Lass dir nichts einreden, du machst nichts falsch.

Alles Gute!

6

Hallo,
ich bin auch nicht sehr liebevoll aufgewachsen, noch dazu ist mein Vater Alkoholiker solange ich denken kann und meine Mutter nimmt das eben hin bzw. trinkt mittlerweile fleißig mit. Geil fand ich das nie aber man sieht das alles noch kritischer, wenn man selber Kinder bekommt.
Bei meinem Mann war das ähnlich, allerdings war sein Vater kein Alkoholiker, dafür schlug er seine Jungs. Und Mama schaute zu bzw. „Beauftragte“ papa damit. Auch seine Sichtweise hat sich geändert, seit wir Eltern sind.
Wir haben allerdings immer Kontakt gehalten zu beiden Seiten (die sich übrigens nicht leiden können).
Meine Schwiegermutter wurde mir gegenüber allerdings immer biestiger und sie setzte dem ganzen irgendwann die Krone auf, als sie meinte, sie würde selbstverständlich auch unseren Sohn schlagen, wenn er darum „betteln“ würde. Und das tun alle Kinder. Nunja ich teilte ihr tatsächlich recht ruhig mit, dass ich jeden, der an mein Kind fasst, anzeigen werde usw und die Dame war tatsächlich beleidigt. Seitdem war das Verhältnis kühler und seit dem letzten Weihnachten vor Corona schickt man sich nur noch zu Weihnachten und den Geburtstagen Karten. Von meiner erneuten Schwangerschaft erfuhren sie von meinem Schwager, zu Weihnachten bekamen sie dann ein Bild der beiden Jungs, wodurch sie dann über die Geburt informiert waren. Wir bekamen lediglich ein kurzes „Glückwunsschreiben“ mit der Bitte, wir mögen den genauen Geburtstag mitteilen, damit sie auf entsprechende Nachfragen durch andere auch antworten können #klatsch
Also da herrscht ziemliche Funkstille.
Und zu meinen Eltern habe ich vor knapp 1,5 Jahren den Kontakt komplett abgebrochen, obwohl sie nur ein paar Meter entfernt wohnen, da mein Vater im Suff am Geburtstag unseres Großen meinem Mann an den Kopf warf, wir würden einen Sozialversager aus unserem Sohn machen, was er sich nicht mehr länger mit anschauen mag. Als mein Mann widersprach, meinte mein Vater lediglich, wenn mein Mann krieg wolle, könne er den haben. Meine Mutter stand mal wieder regungslos daneben.
Mein Mann kam dann aufgebracht wieder und ich schickte eine letzte sms, dass wir keinerlei Kontakt mehr wünschen.
Über meine Großmutter erfuhren sie von der Schwangerschaft und der Geburt. Mein Vater schickte Glückwunschsms, zu Geburtstagen oder Weihnachten kommt nichts. Wenn sie den großen auf der Straße sehen, ignorieren sie ihn usw usw. Geschenke für die Kinder zu Weihnachten usw müssen allerdings schon sein.
Ich bin also pro kontaktabbruch, wenn die Beziehung so gar nichts positives bzw. mehr negatives als positives bringt.
Ich lebe tatsächlich sehr viel ruhiger seitdem, was leider keiner im Freundes- und Bekanntenkreis versteht. Ist letztendlich aber auch egal, uns geht es besser damit.
LG

7

"und ich habe immer das Gefühl, dass wenn ich meine Kinder nicht auffordere, das zu tun, wie es meiner Mutter gerne recht wäre, sie mal wieder zutiefst gekränkt wird."

Daran würde ich arbeiten.
Die Kinder bestärken, dass sie nicht weiter zu Co-Abhängigen herangezogen werden.
Die Kinder müssen gar nichts. Ja, diese sind zu retten vor weiteren - was auch immer da abgeht.

Was deine Eltern betrifft:
"Ich hatte einfach keinen Bedarf mich zu melden, wären es nicht meine Eltern, wäre ich schon Jahre verschwunden. "

Das ist der Kern.
Such dir eine Therapie. Da werden dir ggf. jede Menge Lichter aufgehen und dir kann geholfen werden, zu verstehen, warum du dich fügst und vor allem, lernen, damit du dich nicht mehr fügen wirst.

Zu allererst: halte deine Kinder da raus! Sie haben längst begriffen, was gut für sie ist. Manipulier sie nicht weiter in die Position, manipuliert zu werden.

8

In weiten Teilen beschreibst du meine Eltern--es gibt da wirklich sehr viele Parallelen und um es kurz und knapp zu machen: Ich habe mich vor 8 Jahren aufgehört zu melden und danach gab es keinen Kontakt mehr. Mir geht es damit gut und ich will diesen Menschen einfach nie wieder in meinem Leben begegnen. Mir fehlen Eltern---aber nicht MEINE Eltern!

9

Hallo zusammen,

Vielen Dank für eure Antworten. Dass das alles untragbar ist, ist mir mittlerweile, zum Glück, auch klar geworden. Ich erwäge den Schritt schon etwas länger, kann das aber nicht so einfach umsetzen. Für die beiden wäre das wahrscheinlich nicht nachvollziehbar, es käme "aus heiterem Himmel".
Habe auch darüber nachgedacht, den Kontakt aufs Allernötigste zu reduzieren - doch wie sähe das denn aus, und eigentlich ist es schon aufs Minimun reduziert, mit den 6-8x im Jahr. Ich könnte Anrufe weiter zurück schrauben.
Hilfe hole ich mir definitiv an meine Seite.
Ich danke euch allen sehr und wünsche auch euch mit euren Päckchen, die ihr im Leben herumtragen müsst, viel Kraft!

11

Ich habe auch lange so gesprochen wie du, dass ich den Kontaktabbruch nicht einfach so umsetzen könne.

Doch. Klar. Hier gab es nciht mal eine Ansage dazu (aber eine finale Situation, die den Kontaktabbruch endgültig besiegelte).
Lass es nicht zu so einer finalen Aktion kommen.

UND ich kann dir sagen, seit ich den Kontakt abgebrochen habe, hat sich wirklich extrem viel für mich geändert. MEIN Sein, meine Art zu agieren und zu reagieren. Man ist viel mehr von den Verhaltensweisen der eigenen Eltern beeinflusst, als man oftmals merkt.

Ich wünsch dir alles Liebe.

12

Es turt mir leid für dich das du so eine Kindheit hattest. Aber ich kann in sofern mitreden das meine Kindheit auch nicht ohne war und ich inzwischen seit ca. 18.5 Jahren keinen Kontakt mehr habe. Da waren noch ganz andere Sachen als bei dir.
Und ich muss sagen ich hab diesen Schritt nie bereut. Hab hinterher noch Sachen erfahren ( da hatte ich schon keinen Kontakt mehr) die mich dann aber nicht mehr getroffen hatten. Da hatte ich schon genug Abstand zu den ganzen Geschehnissen muss ich sagen.

Ich würde auch nicht um jeden Preis versuchen Kontakt zu halten wenn es mir nicht gut tut daher bin ich diesen SChritt vor langer Zeit gegangen.

Du solltest dir, wenn es schon Klick gemacht hat, überlegen wie du dein Leben weiterleben willst. Ist es das was du willst? Wenn nein und es dir auch nicht gut tut überlege ob es Kontakt um jeden Preis sein muss.

Ela