Wenig empathisch

Hallo ihr da draußen
Mich beschäftigt schon länger ein Thema. Ich bin wenig empathisch und habe das Gefühl damit der einzige Mensch in meinem Umfeld zu sein.
Ich kann halt vieles nicht nachvollziehen weil ich es einfach komplett anders sehe und mir fehlt das Verständis dafür. Ich sage schon nichts mehr dazu oder versuche mit irgendwelchen Floskeln aus der Situation zu kommen aber das ist irgendwie auch immer blöd.
Gibt's noch jemanden dem es auch so geht und wie geht ihr damit um?

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Hallo :-)

Mir geht es gleich wie dir. Ich hab das aber erst gemerkt umso älter ich wurde.

Ich hab wenig Verständnis wenn andere was anders machen als ich es machen würde.

Werde schnell ungeduldig wenn jemand was nicht schafft obwohl ich es schon geschafft habe. Die Gründe die die Person dann nennt sind für mich Ausreden. (Z.B rauchen)

Ich bin auch oft eiskalt wenn jemand "selbst schuld" an einer gewissen situation ist. Dann habe ich kein Mitleid sondern finde diese Person hat es Verdient damit zu leben. Ich denke aber auch bei mir selbst so. Wenn ich etwas vermasselt habe dann muss ich damit leben selbst Schuld.

Wie ich damit umgehe? Hmm
Ich lass es mir nicht anmerken. Ich bin mit meinem Problem bewusst und weiß das es nicht normal ist. Also antworte und handle ich wie es ein "normaler" Mensch tun würde.
Ich habe ja selbst keine Erklärung für diese Eigenschaft. Womöglich eine Art von Autismus?

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Am schlimmsten finde ich es übrigens wenn jemand stirbt. Ich selbst trauere, weine und verabschiede mich. Aber schnell, danach muss auch wieder gut sein. Hab auch schon Familiemitglieder verloren war auch schlimm für mich aber es geht weiter. Eine Bekannte hat vor 2 Jahre jemanden verloren und trauert heute noch sehr deutlich und macht kein Geheimnis draus. Mich macht das irrsinnig wütend weil sie sich nicht einkriegt. Ich sag das natürlich nicht sondern tröste obwohl es mir schwer fällt wenn sich jemand selbst bemitleidet wie schlecht es ihr doch geht. Aber wie gesagt, ich tu so als ob ich total mitfühlend wäre weil ich das nicht sonderlich nett von mir finde auch wenn ich mir das nicht ausgesucht habe so zu sein.

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Du wirst wütend auf jemanden, der trauert?

Das klingt schon extremer als im Ausgangspost.
Diese Empfindung kann ICH nicht nachvollziehen 😅 und ich denke ehrlich gesagt, dass ich erforschen würde, warum ich so bin.
Vor allem im Hinblick auf potentielle eigene Kinder.

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Das kenne ich ein wenig.
Ich habe sehr frühen Verlust erlebt (meine Mutter mit 10). Wenn dann jemand im Erwachsenen-Alter seine Großeltern oder Urgroßeltern verliert, denke ich "Sie waren ja schon alt, das war doch absehbar".

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Deinen Mangel an Mitgefühl gegenüber anderen Menschen als „Autismus“ zu bezeichnen finde ich nicht in Ordnung.

Du bist ziemlich sicher nicht autistisch. Du scheinst ja sehr erfolgreich anderen Menschen Empathie vorzutäuschen- dass kann und könnte ein Autist so nicht.

Autisten bekommen Gefühlsregungen nicht mit, da sie Gesichtsausdrücke und Körpersprache nicht richtig deuten können. Das führt dazu das sie ihrem gegenüber keine Empathie zeigen können in dem Moment- weil sie die Stimmung nicht mitbekommen. Das hat aber gar nichts damit zu tun genervt zu sein wenn Mitmenschen trauern, oder ungeduldig wenn sie sich nicht wie erwartet verhalten. Mein Sohn ist wahnsinnig emphatisch, mitfühlend und liebevoll sobald er verstanden hat worum es geht.

Das was du beschreibst deutet eher auf eine Persönlichkeitsstörung hin. Dieser Mangel an Mitgefühl, die Gleichgültigkeit gegenüber der Gefühle anderer Menschen..

Du bist damit nicht alleine, sondern in bester Gesellschaft. Normal ist es aber nicht.

Was empfindest du wenn du das Elend in der Ukraine siehst? Auch Gleichgültigkeit?

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Hm, ich bin schon emphatisch, das bedeutet ja nicht, dass man genau gleich fühlen muss.

Du brachtest das Beispiel mit der Trauer an. Ich bin auch jemand, der nicht lange trauert und dann bei anderen nach jahrelanger „Gefühlsduselei“ schon mal „genervt“ ist. Was ich aber auch nicht so zeige. Aber es ist ja völlig okay, dass ich anders fühle. Das akzeptiere ich einfach.

Ich spreche halt ehrlich an, wenn ich es anders empfinde, aber akzeptiere eben, dass andere es anders fühlen und erleben.

Wenn jemand nur jammern will, dann bin ich auch schon mal genervt und sag das. Manche sind ja so - immer jammern, aber nix ändern wollen 😅

Wenn man aber spürt, jemand bemüht sich wirklich, schafft es aber einfach nicht, dann kann man da schon sehr mitfühlend sein und versuchen zu helfen.

Also grundsätzlich bringt es für einen selbst auch einfach viel, wenn man einfach akzeptiert, dass jeder Mensch anders ist. Dann regt man sich (innerlich) nicht so viel auf 😜

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Ich kenne das auch ein bisschen, aber ich nehme es tatsächlich umgekehrt wahr: Die anderen haben sich in ihrem Verhalten geändert/ist es da wo ich jetzt wohne ganz anders als da wo ich herkomme.
Hier gehört lautes Mitleid zum guten Ton. Ich bin einfach aufgewachsen, in einer Gegend, wo niemand viel hatte. Man hat sich geholfen, sich unterstützt, aber diese "Empathie" von hier kenne ich nicht. In "" weil sie mir oft falsch vorkommt und es nur "üblich", sein Mitleid zu signalisieren.
Als mein Vater gestorben ist als ich 13 war, hat niemand gross geredet, aber mitgeholfen wo es ging. Hier mache ich die Erfahrung, dass die Leute zwar reden und Karten schreiben, aber kaum einer wirklich Anteil nimmt.

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Mir geht es genauso, ich habe kaum Empathie mir ist das aufgefallen als mein Sohn klein war, wenn er hinfiel und weinte obwohl nichts war konnte ich das nur selten nachvollziehen, sicher hab Ich ihn da getröstet, konnte aber oft nicht verstehen was das Problem ist.
Das gleiche wenn jemand stirbt, klar finde ich es traurig und in vielen Fällen schade, trotzdem finde ich das Leben geht( zumindestens für mich) weiter.

Ich habe eine Kollegin die stark depressiv ist, warum auch immer hat sie mich als ihren Lieblingsgesprächspartner ausgewählt 😬😳. Sie sagt sie findet es gut wenn ich auch mal sage das mich ihr Jammern nervt, die andern reden ihr wohl nur nach dem Mund und bestätigen sie, ich bin da wohl etwas ehrlicher.

Mein Sohn ist mir sehr ähnlich was das angeht, mein Mann ist das Gegenteil, der kann sich in alles und jeden herein versetzten und leidet dann mit allen mit das empfinde ich als extrem anstrengend, vor allem da es ihm damit auch nicht gut geht.

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Vielleicht setzt Du Dich mal mit leichten Formen von Autismus bzw. Asperger auseinander?
Das Spektrum ist riesig und einfache Formen äussern sich u.U. eben auch durch fehlende Empathie...

Nicht jeder Fall muss super ausgeprägt sein und es kann auch ein bestimmter Charakterzug sein, - aber du bist sicher nicht alleine.
Mein Mann z.B. ist extrem intelligent und durchaus nicht nur extrem sarkastisch sondern auch wenig empatisch, - so lieb er auch ist, - aber in manchen Situationen ist er einfach nicht Gesellschaftskompatibel ... Auf Fremdmeinung gibt er wenig, wenn er anderer Meinung ist oder sich anders verhält... hatte auch nie ein Problem mit z.B. Lesen in einer Ecke biem Geburtstag, was die Omas u.U. als fehlenden "Anstand" kritisiert hatten, -- es war ihm einach egal, ob da sich Mitmenschen gestört fühlen, weil es einem bestimmten Gesellschaftlichen Verhalten nicht so ganz entspricht...

Mein Sohn ist ganz leicht ähnlich. - Nicht so ausgeprägt, - aber er ist gerne alleine, schert sich nicht um "so macht man das" und zieht so seinen eigenen Stiefel durch.... er braucht auch keine Freunde, - ist mit sich selbst und dem Hobby zufrieden, - wirklich zufrieden... -- er kommt viel kuscheln, -- aber "Treffen" findet er komisch...

ist halt so.

Der Therapeut meines Mannes in der Jugend (ist 40 Jahre her), hat gemeint: man kann einfach nur bestimmte Gesellschaftsregeln immitieren lernen, -- sozusagen antrainieren, auch wenn er es nicht fühlt..., das trifft es eigentlich ganz genau...
Mein Mann hat null Probleme damit, zum Geburtstag der Schwiegermutter nicht aufzutauchen... es ist ihm einfach egal ... aber es ist ihm eben auch egal, dass sie sich davon persönlich getroffen fühlt und man gesellschaftlich einfach einer EInladung nachzukommen hat..... --- so gibt es viele kleine Episoden im Alltag... kann man lernen mit umzugehen... alles antrainierbar ...

Ich selbst in auch ein klein weg so ... zumindest kann ich bei Titanic rumheulen oder bei einem spannenden Buch,
-- war aber z.B. nie im Stande zu weinen, als ein nahes oder auch fernes Familienmitglied starb. --- dafür trifft es mich emotional, wenn ich für die Kinder denke .... ganz seltsam.... -- fühlt sich mit Abstand betrachtet nicht schön an .... aber was soll ich machen? Auf Kommando was vorschauspielern?
Wichtig ist, sich selbst zu erkennen und sich selbst auch einzunorden und sich dessen bewusst zu sein... ändern kannst du es nicht wirklich -- ein wenig vielleicht mit Therapie -- aber vom Grund her nicht, wenn du so gepolt bist....

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Achtung, ich wurde schon halb hier gesteinigt, weil ich mir erlaubt habe auszusprechen ICH PERSÖNLICH könnte irgend eine Form von Autismus haben.

Viele Mitglieder hier sind hochstudierte Wissenschaftler und Forscher 👩‍🔬,
die über dieses Forum hier zu 100% ausschließen können das ICH Autismus haben könnte.

Wer gesteht sich den bitte gerne so eine Krankheit oder Defizit ein? Freiwillig wohl kaum. Ich beschäftige mich wenigstens mit mir selbst und versuche heraus zu finden wo man ansetzen müsste.

Ich hatte eine wundervolle Kindheit und einfühlsame Eltern. Trotzdem habe ich eine Art an mir die ich nicht für normal empfinde.
Es sollten sich viel mehr Menschen selbst reflektieren anstatt uns hier hinzustellen als wären wir egoistische, böse Monster. Gemeldet wurde mein Kommentar sogar als ich geantwortet habe das diese eine Person nichts hilfreiches beigetragen hat. Da fragt man sich dann auch WER hier zu wenig Denkfähigkeit besitzt, die mir ja unterstellt wurde.

Fand den Thread recht interessant weil ich mich ein wenig identifizieren konnte, aber die meisten Kommentare hier sind genau das. Empathielos.

>>> Mein Mann hat null Probleme damit, zum Geburtstag der Schwiegermutter nicht aufzutauchen... es ist ihm einfach egal ... aber es ist ihm eben auch egal, dass sie sich davon persönlich getroffen fühlt und man gesellschaftlich einfach einer EInladung nachzukommen hat <<<

Das fühle ich auch so extrem 😃
Mir ist es auch egal. Genau solche Dinge die man halt einfach zu machen hat, jucken mich nicht und die Konsequenz darauf auch nicht.

>>> Ich selbst in auch ein klein weg so ... zumindest kann ich bei Titanic rumheulen oder bei einem spannenden Buch,
-- war aber z.B. nie im Stande zu weinen, als ein nahes oder auch fernes Familienmitglied starb.<<<

Auch das verstehe ich sehr! Ich kann zwar weinen wenn jemand stirbt der mir lieb war, aber es gibt Situationen da wurde mir was eigentlich schlimmes erzählt und mich hat es nicht sonderlich berrührt.
Sehe ich aber ein Tiervideo wo ein Hund aus einem eingebrochenen See gerettet wird, heule ich Rotz und Wasser.

Darum würde ich mich nicht als eiskalt bezeichnen, Tiere und Kinder betrifft es auch nicht unbedingt, es bezieht sich eher auf Erwachsene oder Fremde.

Fand deine Antwort sehr hilfreich auch wenn es nicht mein Thread ist. Danke 🙏

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Hallo,

ich hoffe, du liest das überhaupt noch, ist ja schon eine Woche her.

Ich glaube, es gibt gar nicht so wenige Menschen, denen es geht wie dir. Meine Schwiegermutter, leider verstorben im letzten Jahr, war auch so. Allerdings merkte ich ihr deutlich an, dass sie daran arbeitete, mitfühlend zu agieren und das nahm ich ihr auch ab. Sie wollte, aber fühlte das nicht wirklich, trotzdem war sie ein herzensguter Mensch, eben eher vom Kopf her.

Ich vertrete einfach die These, dass in den Familien solcher Menschen (bitte nicht abwertend verstehen) wenig bis gar keine emotionale Interaktion stattgefunden hat. Mein Ex-Mann beispielsweise, besitzt auch wenig Empathie und das was er rüber bringt, ist auch nicht echt, jedenfalls nehme ich ihm das nicht unbedingt ab. Aber er weiß, was sich gehört und das imitiert er scheinbar, vielleicht bin ich da auch voreingenommen.

Interessant finde ich, dass dich das beschäftigt, wobei ich denke, dass du wahrscheinlich mehr Empathie besitzt, als du denkst. Ich für meinen Teil bin sehr empathisch und empfinde dich nicht als unsympathisch, wie es bei mir oft der Fall ist, bei völlig empathielosen Menschen.

Naja, bringt dich jetzt nicht unbedingt weiter, aber ich wollte dir irgendwie sagen, dass du nicht alleine und schon in Ordnung bist :-)

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Danke dir
Also ich habe auch ein sehr großes Gerechtigkeitsbedürfnis und bin nicht voreingenommen. Bevor ich mir eine Meinung bilde, möchte ich immer so viele pro und contra Argumente wie möglich.

Mir ist auch sehr wichtig, dass alles läuft "wie es sich gehört". Hat den Nachteil, dass ich bei einigen Themen sehr eigene Ansichten habe und auch schwer mit anderen Meinungen klar komme, obwohl ich weiß, dass diese theoretisch auch in Ordnung sind. Ich versuche mittlerweile einfach gar nichts mehr dazu zu sagen weil es mich nur aufregt weil ich kein Verständnis dafür habe.

Ich bin auch ganz schlecht im small Talk weil mich dieses belanglose Zeug nicht interessiert. Das macht halt bei vielen keinen guten Eindruck.

Aber ich kann es halt nicht ändern, Ich bin wie ich bin und im großen und ganzen ist es auch gut so.