Familie versteht meine Lebenseinstellung nicht

Hallo,

ich bin gerade wieder an einem Punkt, wo ich echt genervt und auch richtig frustriert bin. Ich überlege sogar, den Kontakt zu meiner Familie zumindest für eine gewisse Zeit stark zu reduzieren, wenn nicht gar abbrechen.

Es war schon immer so, dass gewisse Familienmitglieder schon immer ziemlich grenzüberschreitend waren und gewisse diese auch ihre ganz eigenen Ansichten hatten. Der Rest fügt sich einfach nur und schwimmt nicht gegen den Strom. Egal was ich getan habe, ich wurde immer kritisiert und absichtlich klein gehalten. U.a. deshalb wurde ich in der Schule gemobbt, ich hatte mich einfach nicht getraut für mich einzustehen und den Mund aufzumachen. Es hat lange gedauert samt einer Therapie um dies alles aufzuarbeiten. Ich bin auch nach dem Abitur weiter weggezogen und habe den Kontakt da stark eingeschränkt. Es tat mir richtig gut und ich habe einen tollen Freundeskreis um mich herum aufgebaut. Die meisten stammten auch aus meiner Heimatstadt, deshalb hatte ich nach dem Studium auch noch einen großen Bezug dorthin.

Nun zu der aktuellen Lage: da ich wieder in die Nähe meiner Familie wohnte wurde der Kontakt wieder intensiver. Am Anfang gab es noch eine gute Distanz, je öfter wir uns aber wieder sahen, wurden die übergriffigen Kommentare immer mehr. Je älter ich werde, desto öfter sind Heirat und Kinder das Thema.
Ich habe mittlerweile aber keinen Bock mehr auf eine feste Partnerschaft. Mit meinem ersten Freund hatte ich zu Beginn mehr oder weniger eine heimliche Beziehung die kurz vor meinem 15. Geburtstag begann. Das war laut meiner Familie viel zu früh. Dann kurz vor meinem 16. Geburtstag kamen immer mehr Kommentare darüber, dass es dich mal so langsam Zeit wäre für einen Freund. Also habe ich meinen Eltern zu meinem 16. eröffnet, dass ich einen Freund habe. Dieser wurde kritisch beäugt, dann aber geliebt. Ein Jahr später war dann das Gespräch (vor uns) dass man seinen ersten Freund ja nie heiratet. Wir haben uns kurz nach meinem 18. Geburtstag getrennt und alle waren darüber sehr traurig und ständig wurde ich gefragt, was der Grund für die Trennung sei. Ich meine, wir haben uns freundschaftlich getrennt und es herrschte Unverständnis daruber, dass wir nach wie vor Kontakt hatten. Der nächste Freund ein paar Monate später hatte es zu Beginn sehr schwer, ständig wurde er mit meinem Ex verglichen. Es war echt nicht leicht für uns, ich brachte ihn dann kaum noch mit. 2 1/2 Jahre waren wir ca. zusammen und als die Beziehung zu Ende war wurde nur über ihn gelästert und mein erster Freund in den Himmel gehoben. Ich müsste mir so einen doch wieder zulegen.
Das waren halt so Grunde, warum ich den Kontakt so gering wie möglich gehalten hatte.
Mein dritter Freund war ein Griff ins Klo, wurde aber von meiner Familie in den Himmel gehoben, weil er aus einer reichen und recht bekannten Familie kam.
Er hatte aber ein Aggressionsproblem und als er mich dann schließlich einmal vermöbelte war Schluss für mich.
Ich wurde ständig, gerade über Telefon, bedrängt doch wieder mit ihm zusammen zu kommen.
Genauso ging es auch mit meinem Job nach dem Studium (dazu zog ich wieder in die Nähe meiner Familie). Der hat meiner Familie auch nicht gepasst.
Da war für mich erstmal Schluss, ich hatte einen kleinen Zusammenbruch bei dem mir meine Freunde wieder hoch halfen und ich auch eine Therapie begann. Zu der Zeit lernte ich auch meinen neuen Partner kennen. Ich hatte zwischenzeitlich über ein Jahr keinen Kontakt mehr zu meiner Familie, nur Anrufe zu wichtigen Anlässen und das war's. Dann hatte meine Mutter mich dazu überredet zu ihrem runden Geburtstag zu kommen, wo ich auch meinen neuen Partner mitbrachte. Ich fühlte mich auch stark genug und konnte Angriffe abwehren. Mein damaliger Partner verhielt sich auch wunderbar und nach drei Stunden war dann auch schon Schluss.
Der Kontakt belief sich auf wenige wichtige Anlässe zu denen ich meine Familie für ein paar Stunden gesehen habe. In der Zwischenzeit hatte ich mir eine Eigentumswohnung gekauft und das war wieder ein Kritikpunkt in meiner Familie: ich wohnte dort alleine ohne meinen Freund. Es kamen wieder drängende fragen auf, wann denn endlich unsere Hochzeit geplant sei. Mein Partner und ich waren zu dem Zeitpunkt 3 1/2 Jahre zusammen und für uns war alles perfekt. Er war gerade an seinem Doktortitel dran und wohnte unter der Woche eine Stunde entfernt, am Wochenende war er dann bei mir.
Die Zeit ging so dahin und ich fühlte mich immer mehr bedrängt und auch eingeengt, auch immer mehr von meinem Partner. Nach sechs Jahren Beziehung wollte er unbedingt ein Haus kaufen und dann auch heiraten und Kinder bekommen. Wir waren beide 31 zu dem Zeitpunkt und mir wurde immer mehr bewusst, dass ich das so nicht wollte. Er hatte einfach andere Einstellungen wie die Ehe abläuft, ich sollte mich ihm quasi unterordnen. Auch seine Mutter fing immer mehr damit an und ich fühlte mich extrem unter Druck gesetzt. Ich wollte mich eigentlich trennen, doch mein Partner wollte mich nicht verlieren. Ein Jahr später aber habe ich es nicht mehr ertragen, ich fühlte mich nicht mehr frei. Dann haben wir uns getrennt und mir ging es besser denn je.
In der Zwischenzeit wurde einer meiner besten Freunde von seiner Freundin aus deren. Wohnung geworfen und ich nahm ihn bei mir auf. Wir verstehen uns blendend und da meine Wohnung groß genug ist, bleibt er hier erstmal wohnen. Jeder hat seine Privatsphäre, wir haben aber auch so einige Abende zusammen genossen. Vor einem halben Jahr sind wir uns dann schließlich körperlich näher gekommen. Emotional geht aber gar nichts, ich genieße es einfach sehr.
Wir redeten dann auch von Kindern und dass der Wunsch von uns beiden da ist und wie genial es doch wäre, wenn wir einfach so ein Kind bekämen.
Vor zwei Wochen war ich nochmal auf einer Familienfeier und da ich nun 33 bin kam immer wieder die Frage aller Fragen: wo bleibt der Prinz? Ich sagte dann einfach so zum Spaß dass ich bereits einen Mann bei mir hätte, das genüge um Spaß zu haben und auch Kinder seien bereits geplant. Meine Familie, allen voran meine Eltern, waren so geschockt dass mich meine Mutter ankeifte, ob das mein Ernst sei. Ob ich wirklich "so Eine" wäre.
Ich habe ihr einfach nur gesagt, dass ich alt genug bin um meine eigenen Entscheidungen zu treffen und sie das entweder zu akzeptieren habe oder mich in Ruhe lassen soll.
Seitdem bekomme ich schon wieder öfter Anrufe die ich mittlerweile nicht mehr am annehme.
In meiner Familie ist kaum einer zufrieden in seiner Ehe, jeder weiß es aber besser und wehe man weicht von der Norm ab.

Nun weiß ich aber seit zwei Wochen dass ich tatsächlich schwanger bin, von meinem Freund. Wir wollen das Kind zusammen groß ziehen und ich bin mit mir im Reinen, muss aber wohl den Kontakt zu meiner Familie abbrechen um meinenen Seelenfrieden zu bewahren.
Danke fürs Durchlesen, was würdet ihr an meiner Stelle machen?

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Hm, meine Familie hat meine Lebenseinstellung auch nie verstanden, konnte sie auch nicht verstehen. Recht früh kam der Punkt, das meine Eltern mir leid taten, denn im Grunde waren sie (besonders meine Mutter) ein Opfer ihrer eigenen Zeit.....das war bei uns schon etwas mehr als ein typischer Generationenkonflikt. Mit 18 habe ich mir mein eigenes Leben aufgebaut, so wie ich es wollte und ihre Sprüche sind da schon längst an mir abgeprallt.

Ich musste damals schon innerlich über ihre Sprüche lachen und gleichzeitig haben sie mich doch traurig gemacht, denn gerade meiner Mutter hätte ein modernes (wie es für mich selbstverständlich war) Leben "sehr gut gestanden" und eigentlich war sie dafür auch tough genig. Mit mitte 20 hatte ich es geschafft meinen (!) Blickwinkel auf meine Eltern zu ändern.

Ich bin schlichtweg ein Kind meiner Zeit, genauso wie sie Kinder ihrer Zeit waren. Und wenn ich ehrlich bin, dann lagen da ja wirklich Welten zwischen. Wie hätte das also ohne etwas Federlassen funktionieren sollen?

Ein Kontaktabbruch kam für mich nie in Frage. Wozu auch, denn das Verhältnis zwischen uns hatte ja nun etwas mehr, als das ich auf ihre Anerkennung angewiesen war. Ohne wenn und aber, es waren meine Eltern und ich bin meinen Weg selbstbewußt gegangen, also alles gut.

Ich kann dir nur raten, deinen Blickwinkel auf deine Eltern zu ändern. Ich nehme dir nicht ganz ab, das du mit dir im Reinen bist, denn dann könntest du einfach darüber stehen udn dein Leben leben...auch ohne Kontaktabbruch.

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Bei "ach so eine bist du" wäre bei mir Schicht im Schacht gewesen.
Mach das was dir gut tut. Ob es kein Kontakt oder wenig Kontakt ist, musst du für dich selber wissen. Ändern wird sich deine Familie nicht mehr.

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Ich bin ehrlich, VERSTEHEN tue ich vieles auch nicht. Die bekannte nicht, die bei ihrem Mann bleibt, weil er viel Geld hat, aber sonst ein Arsch ist. Die Frauen hier, die Vollpfosten als Partner haben, dann aber trotzdem ein Kind bekommen. Aber weißt du was, das muss ich ja auch gar nicht!

Deine Familie muss dich nicht verstehen. Sie darf natürlich auch mal „kritisch“ nachfragen. Aber dann muss auch mal gut sein. Und DARAUF würde ich bestehen.

Du hast verstanden, dass sie das nicht so gut finden, du hast ihre Bedenken zur Kenntnis genommen und entweder sie belassen es dabei oder du schränkst den Kontakt halt ein.

Du bist erwachsen, musst dich nicht rechtfertigen und schon gar nicht bevormunden lassen.

Alles Gute für die Schwangerschaft!

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Hallo,

ich komme aus einem anderen Kulturkreis, in dem es nicht üblich war, dass unverheiratete Frauen losziehen und ihren Weg im Leben gehen, wie es ihnen gefällt. Dieses traditionelle Denken hat mich schon immer sehr gestört. Wehe, man hat sich nicht so verhalten, wie es dieser Kulturkreis für richtig hält. Was sollen denn die anderen denken?

Ich habe schon sehr früh hunderte Kilometer zwischen mir und der in Deutschland lebenden Verwandtschaft gebracht. Und ich habe noch nie auch nur ansatzweise daran gedacht, wieder in die nähere Umgebung zu ziehen. Was soll das bringen, ausser, dass ich wieder alle in mein Leben lassen und an ihrem Leben teilhaben muss? So wie es jetzt ist, ist es gut. Einen offiziellen Kontaktabbruch gab es nicht, nur eingeschlafen, aufgrund der Entfernung.

Ich telefoniere mit meinen Eltern (die mittlerweile 3000 km weit weg wohnen) und meiner Schwester, von der mich 600 km trennen. Für meinen Seelenfrieden absolut ausreichend.

Alles Gute für Dich #blume

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Erstmal Glückwunsch euch beiden ihr seid glücklich habt euch offensichtlich gerne ob das nun Liebe ist oder noch wird ist doch egal - Ihr seid glücklich damit das ist wichtig.

Ich hätte schon früher den Kontakt abgebrochen und jetzt würde ich es spätestens sagen ist vorbei. Wenn es sein muss neue Telefonnummer fertig. Man kann nicht zurecht kommen mit der Meinung der Familienangehörigen und auch seine Meinung sagen aber irgendwo ist eine Grenze überschritten und das scheint hier so.

Genießt die Zeit für euch und wenn ihr mit Freundschaft plus zufrieden in die Zukunft geht ist das so fertig.

Nochmal herzlichen Glückwunsch euch beiden lasst euch nicht ärgern

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Hallo!

Ich kenne das von meiner Schwester. Als ich mich von einem aller ersten Freund trennte, kam die Bemerkung „Wieso? Überleg dir das nochmal, deine Eltern haben ein Hotel.“ -> Ja, genau deswegen hänge ich mir einen Psychopathen ans Bein. Meine Ausbildung war nicht gut genug, meine Aufstiegsweiterbildung genauso nicht. Dazu muss man sagen, dass meine Schwester zeitgleich dieselbe Weiterbildung gemacht hat, nur dass sie dafür 4.000€ bezahlt hat und meine kostenfrei war. Mein Auto war scheiße, weil es Automatik war, mein Haus ist scheiße, weil 140m2 zu klein sind und sowieso ist bei mir immer alles scheiße. Von meinem damaligen Geschäft hatte ich keine Ahnung und solle doch das Produkt XY nehmen - sagte sie als Laie…. Ende vom Lied: ich hab den Kontakt zum gefühlt 100sten Mal abgebrochen und diesmal bleibt es dabei. Rückwirkend betrachtet ist sie einfach nur mit sich und ihrem Leben unglücklich und ich bin wohl der beste Depp, an dem sie das auslassen kann. Menschen ändern sich nicht und manchmal ist Blut eben nicht dicker, als Wasser.

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Meine mutter sagt dazu gerne:

Blut ist dicker als Wasser, aber Rotz und Tränen sind dicker als Blut.

Soll heißen wenn jemand dir nur Leid bringt ist es schnuppe ob Familie oder nicht, denn das ganze Leid und die Tränen (deswegen Rotz und Tränen) ist so jemand nicht wert. Dann ist es immer besser den Kontakt abzubrechen, anstatt ihn zu halten, nur weil es 'Familie' ist