Hilfe, ich bin gewalttätig

Liebes Forum,

ich bin zur Zeit aus verschiedenen Gründen sehr dünnhäutig.
Im Umgang mit unserer Tochter (2,5 Jahre), die gerade voll in der Autonomiephase steckt, war ich in der letzten Zeit öfter genervt und habe bereits in einigen Situationen grenzüberschreitendend gehandelt (laut geworden, manchmal fester als nötig am Arm gefasst). Heute kam es allerdings zu einer absoluten Eskalation. Ich habe sie, als sie sich zum wiederholten Mal auf den Boden hat fallen lassen, an einem Arm einige Schritte über den Boden geschleift, weil ich so wütend und auch hilflos war. Sofort dannach hat sie bitterlich angefangen zu weinen und hat den Arm nicht mehr bewegt. Wir sind dann in die Notaufnahme gefahren und sie hatte eine beginnende Ausrenkung am Ellbogen, die zum Glück wieder eingerenkt werden konnte, sodass die Schmerzen aufhörten.

Ich schäme mich so! Es gibt einfach keine Entschuldigung für mein Verhalten. Ich will nur, dass sowas nie wieder passiert und dass meine Tochter so liebevoll und behütet aufwachsen kann, wie sie und jedes andere Kind es verdient. Andere Mütter haben doch auch mal Stress und werden nicht gewalttätig.

Wisst ihr, an wen ich mich wenden kann, um Hilfe zu bekommen? Ich habe es noch nichtmal meinem Mann erzählt.

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In erster Linie deinem Mann.
Dann kommen in Frage Jugendamt, Caritas, pro Familia, Diakonie.
Dir selber einen Therapeuten evtl, Anti Aggressionstraining.

Suche dir bitte ganz ganz schnell Hilfe.

Einem Kind fast ein Gelenk auszurenken, das ist echt verdammt harter Tobak und ein ganz anderes Level, als mal eben laut zu werden.
🤢😪

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Danke für deine Antwort. Es ist mir bewusst, dass das eine Form der Gewalt ist, die weit über 'nur laut werden' hinausgeht und dass sich das nie wiederholen darf. Ich habe Kontakt zu einer Caritas-Beratungsstelle aufgenommen.

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Das ist gut.
Alles Gute euch.

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Auch eine Mutter ist nur ein Mensch und Menschen machen Fehler!
Wichtig ist das du weißt das dass nicht in Ordnung ist und das zeigt ja dein Beitrag.
Vielleicht hilft es in so einer Situation den Raum mal für 2 min zu verlassen.. was zu trinken ..
oder die kleine einfach mal machen lassen :D
Manchmal macht man sich so verrückt und dann wird das Theater nur größer ... in dieser Phase testen die Kinder gerne mal ihre Grenzen .. oder vielleicht mal anders die Konsequenz zeigen :) manchmal schimpfe ich auch mit meinen Sohn , nehme ihn aber parallel wieder in den Arm .. damit er versteht das er was falsch gemacht hat aber dennoch geliebt wird und wir das zusammen schaffen .. die kleinen müssen noch alles lernen oft wissen die gar nicht wie die unsere Nerven rauben können 😂 Einfach mal nbisschen locker sein!

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Ich finde deine Antwort gleicht einem: "du hast deinem Kind einen kleinen Klaps auf die Hand gegeben, halb so wild". Aber so "lapidar" ist diese Situation nicht. Obwohl ich schon den Klaps auf die Hand sehr verachte. Menschen machen Fehler - stimmt. Aber so eine Art von "Fehler" ist meiner Meinung nach nicht zu entschuldigen! Fehler hin oder her...

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Und jetzt? Was sollte die Konsequenz deiner Meinung nach sein, da es nicht zu entschuldigen ist? Soll die TE ihr Kind zur Adoption freigeben? #augen

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Unbedingt Hilfe suchen! Caritas .... dort gibt es Familien Paten.
Einem Kind fast den Arm auszukugeln ist extrem grenzüberschreitend und Du solltest unbedingt die Dinge, die Dich duennhaeutig machen, angehen!

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Danke für deinen Beitrag, ich habe Kontakt zu einer Caritasberatungsstelle aufgenommen.

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Ich bin ehrlich gesagt geschockt, wie grob du mit deinem Kind umgegangen sein musst bis es so weit kam.
Natürlich hilft es dir jetzt nicht weiter. Du benötigst dringend Hilfe. Wie meine Vorrednerin schon schrieb, wende dich z.B. ans Jugendamt, Caritas, an deinen Mann/Familie und vielleicht auch an einen Psychologen.
Was sind deine Gefühle/Gedanken die dich so weit gehen lassen? Was lässt dich so handeln? Überfordert sind sicherlich einige aber soweit darf es nicht kommen. Dann lieber kurzzeitig die Situation verlassen, die dich so in Rage versetzt und tief durchatmen. Lerne Verhaltensstrategien mit deiner Wut anders umzugehen.
Der Gedanke in die fassunglosen und traurigen Augen eines Kindes nach so einer "Attacke" zu schauen, schnürt mir die Kehle zu und lässt mein Herz schwer werden. Tu was!

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Ja, soweit darf es nicht kommen, Überforderung hin oder her. In diesem Moment habe ich rot gesehen und wollte, dass wir irgendwie von der Stelle kommen, ohne Rücksicht auf Verluste. Bin darüber extrem erschrocken, weil ich mich eigentlich nicht als gewaltbereit oder aggressiv eingeschätzt hätte und die Situation jetzt nicht außergewöhnlich oder gefährlich war.

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Was sind die Gründe für Deine Dünnhäutigkeit? Hier musst Du wohl zuerst ansetzen. Du musst mit Deinem Mann reden, wie/ob er Dich entlasten kann, auch andere Familienmitglieder, Deine Mutter? Man muss auch Hilfe annehmen wollen. Wäre eine Mutter/Kind-Kur eine Möglichkeit?
Meine Tochter hatte ihre Trotzphase von 3 bis 6 Jahren. Wenn sie sich auf den Boden schmiss, ließ ich sie liegen und ging ein paar Meter weg, auch im Laden, ansprechen wäre nicht gegangen. Sie stand dann einfach auf und kam hinterher. Wenn ich sie fragte, warum sie so tobte, wusste sie es nicht. Ich verstehe Dich recht gut.
Bestimmt haben andere Mamas noch gute Ratschläge.
Gut ist, dass Du merkst, dass es so nicht weitergeht. Geh lieber ins Nachbarzimmer, bevor Du sie anfasst, ist besser.
LG Moni

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Danke für deine Antwort. Das mit dem aus-der-Situation-gehen werde ich auf jeden Fall umsetzen. Gründe für die Dünnhäutigkeit sind eine Summe aus Schlaf-und Zeitmangel bei fehlender Unterstützung. Also nichts außergewöhnliches und erst recht keine Entschuldigung. Ich weiss nicht, ob in so einem Fall eine Mutter-Kind-Kur bewilligt würde, werde mich aber mal erkundigen.

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Soviel ich bei einer Freundin mitbekommen habe, wird den Mamas in der Kur auch an die Hand gegeben, wie sie mit Belastungssituationen umgehen können - sehe ich im Moment durchaus als hilfreich für Dich.
Warum hast Du garkeine Unterstützung? Bist Du alleinerziehend ohne Familie? Ist absolut keine Neugierde, ich kann Überforderung aus eigener Erfahrung durchaus nachvollziehen und bin weit entfernt davon, Dir Vorwürfe zu machen.
Und nochmal - wenn Dein Püppi das nächstemal ausrastet - weggehen - durchatmen - und sie hinterher, wenn sie sich beruhigt hat, in den Arm nehmen. Und lass Dir nichts einreden, dass Dein Kind Dich deswegen nun nicht mehr liebt. Mit meiner Tochter habe ich 3 Jahre "gekämpft" - und unser Verhältnis könnte nicht besser sein. Sie hat keine Erinnerung mehr daran, wie oft sie im Supermarkt brüllend auf dem Boden lag#schwitz - und dann von einer entnervten meckernden Mutter ins Auto gepackt wurde; dass Du die Notbremse ziehen musst, weißt Du selber.

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Man merkt, wie schrecklich die Situation auch dich getroffen hat und ich finde es sehr gut, dass die bewusst ist, dass es wichtig ist, dir Hilfe zu suchen. Aber auch wichtig finde ich, dass du dir selbst vergibst. Du bist ein Mensch und dir ist ein schlimmer Fehler passiert. Aber jetzt schau nach vorne und arbeite an Strategien, die dir helfen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Ich kenne es, wie unendlich hilflos und verzweifelt man sich manchmal mit seinen Kindern fühlt. Ich bin mir übrigens sicher, dass du damit(leider) nicht alleine bist. Es ist nur ein absolutes Tabuthema und die aller wenigsten Eltern würden wohl zugeben, wenn sie handgreiflich geworden sind

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Vielen Dank für deine aufbauenden Worte!

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Wie war deine eigene Kindheit? Hast du ähnliches erlebt? Ich tippe fast darauf.

Du kannst es schaffen, diese Muster, die du verinnerlicht hast, zu durchbrechen. Mach dir erst mal bewusst, was du damit verbindest, wenn dein Kind nicht hört oder wütend wird. Was macht das mit dir? Warum fühlst du dich so hilflos dabei? Erinnerst du dich an Szenen deiner Kindheit, als du ähnliches getan hast? Wie haben deine Eltern da reagiert?

Wichtig ist zu erkennen, WARUM dich bestimmte Verhaltensweisen deiner Tochter so triggern, dass du dich nicht mehr im Griff hast. Was kommt da hoch bei dir? Woher kennst du diese Gefühle? Was genau macht dich so sauer? Dass sie nicht hört oder dass du dich hilflos fühlst, dass du meinst sie liebt oder respektiert dich nicht? Hast du irgendwelche Glaubenssätze in dir, wie: Kinder müssen hören, Widerworte sind verboten o.ä.?

Schreib dir 10 Dinge auf, die du tun kannst, wenn du merkst, dass du wieder sauer wirst. Den Raum verlassen, innerlich auf 10 zählen, bestimmte Atemtechniken anwenden, anfangen zu singen, irgendwas, was dich runterbringt.

Es ist toll, dass du dir Hilfe suchst. Jedes Kind hat gewaltfreie Erziehung verdient. Ich weiß aber auch, wie schwer es sein kann, wenn man selbst nie gelernt hat, Stresssituationen zu lösen, ohne sauer und körperlich zu werden. Darum nimm alles an, was du bekommen kannst.

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Hey!

ich bin durch zufall nun auf deine Antwort hier gestoßen..
und du hast sooo recht ..

meine Mutter hat mich immer angeschrieen egal was ich gefragt habe oder getan habe sie hat immer geschimpft.
wenn ich fragte „hey mama ich habe eine frage“ hat sie laut und genervt geantwortet mit „was willst du“
sie hat die wohnung geputzt und ich durfte mich nicht auf die couch setzten oder im wohnzimmer essen wegen brösel ect.
sie war immer ein lauter mensch gegenüber mir
ich erinnere mich noch an eine situation als ich ganz klein war und mir selbständig die Haare gekämmt habe und sie sagte „hast du toll gemacht“ ich war verwirrt und wusste nicht ob sie das ernst oder sarkastisch meint..

ich merke viele ihrer züge an mir vor ca. einem Jahr musste ich täglich mehrere male staubsaugen bis zu 10mal täglich nur weil ein kleiner brösel auf dem boden war hat mich das so sauer gemacht und so zum verzweifeln gebracht!
hat sich bis jetzt deutlich reduziert jetzt staubsauge ich nur 1-2mal aber eben jeden Tag ..
es nervt mich und triggert mich wenn es unordentlich oder der boden schmutzig ist es löst eine innere ekelhafte unruhe aus!

ebenfalls merke ich immer mehr das ich öfters schimpfen muss weger kleineren unnötigen sachen ..
ich habe so ein dünnes nervenkleid .

danke für deinen beitrag irgendwie hat er mir die augen geöffnet!!!

vielen Dank!!!

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Gern.
Ich selber habe erkennen müssen, dass ich viele Dinge, die ich als Kind an meinem Vater ganz schrecklich fand, unbewusst übernommen habe. Ich habe es aufgearbeitet und die Muster erkannt und geändert.
Mittlerweile begleite ich öfters Frauen auf dem Weg, ihre alte Glaubenssätze aufzudecken und sich selbst kennenzulernen. Ja, es ist manchmal ein langer Weg, je nachdem, welche Kindheitserfahrungen gemacht wurden und wie stark der Wille ist, sich zu verändern. Denn es kommen immer schmerzhafte Phasen. Und trotzdem ist es so erlösend, endlich zu checken, was da in einem vorgeht und ganz bewusst zu wählen: was will ich und was will ich nicht. Ich freu mich sehr, dass meine Worte was in dir bewirkt haben. Bleib unbedingt dran.

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Erkenntnis ist ein guter und erster wichtiger Schritt!

Es ist wahnsinnig schwer, diese Wutanfälle auszuhalten und ich glaube, sehr viele Eltern würden am liebsten das Kind dann klatschen 😅 aber tun es nicht, das ist das schwere.

Mögliche Tipps (kurzfristig): wenn die Wut in dir aufsteigt, möglichst kurz den Raum verlassen und durchatmen. Oder nur im Kopf vorstellen, was du am liebsten machen würdest, es aber nicht in echt machen.

Langfristig: such dir Hilfe (Kinderschutzbund, Caritas, Diakonie), dort kannst du zum einen ergründen, WARUM es dich so antriggert und dann, wie du damit umgehen kannst :)

Alles Gute euch!

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Vielen Dank!

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Hallo,

wende dich ans Jugendamt. Sie sind die einzigen die dir eine aktive Hilfe zur Seite stellen können. Ich denke du brauchst jemanden der dich punktuell im Alltag begleitet und neue Lösungsstrategien mit dir entwickelt. Jemand der die Situationen vor Ort begleiten kann, bspw. in Form einer Familienpflege.

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Und hab keine Angst! Das Jugendamt will dir HELFEN, die werden dir das Kind nicht sofort wegnehmen. Familienhilfe soll dich eher entlasten und unterstützen, damit so was nicht wieder vorkommt. Außerdem sind freie Pflege- und Heimplätze teuer und sehr selten, die nehmen ein Kind nur den Eltern weg, wenn wirklich der Ofen aus ist. Du aber holst dir freiwillig Hilfe und WILLST dich ändern.

Alles gute!