Trauerfeier, Kinder unerwünscht?

Liebe Urbiagemeinde,

Wie seht Ihr das denn? Meine Tante ist gestorben und mein Onkel möchte auf keinen Fall kleine Kinder auf der Trauerfeier, beim anschließenden „Leichenschmaus“ (furchtbares Wort) könnten sie dabei sein. Prinzipiell verstehe ich das, aber für einige Verwandte bedeutet es, dass sie leider nicht dabeisein können.
Wir wohnen in derselben Stadt und bringen die Kleine in die Kita, aber es reisen Verwandte aus dem Ausland an, die nicht wissen, was sie dann in der einen Stunde mit den kleinen Kindern machen sollen. Also haben sie abgesagt. Verständlich.

Ein Neffe meiner Tante könnte zwar kommen, ist aber wohl beleidigt, weil seine Familie quasi ausgeladen worden wäre und hat nun abgesagt. Finde ich fragwürdig, allein weil seine Frau gar keinen Bezug zu meiner Tante hatte und ihre Kinder sie nie gesehen haben. Ihm gehts wohl ums Prinzip.

Wie handhabt Ihr das in Euren Familien?

Liebe Grüße
Avokado

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Finde ich persönlich auch schwierig. Letztlich würde ich es wohl akzeptieren. Jeder trauert halt anders…

Ich finde (ganz persönlich!) diese Trauerkultur aber schrecklich. Kinder gehören für mich dazu, auch sie haben uU ein Anrecht darauf, Abschied zu nehmen und naja, sie sind Teil der Familie. Und es ist ja auch (nochmal: finde ich!), dass sie noch etwas unbeschwerter damit umgehen!

Aber letztlich entscheidet das wohl der nächste Angehörige und wenn er es so will, dann ist es so. Dann können einige halt nicht/später erst kommen…

Mein Beileid…

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Ich seh das so: Mein Meinung ist egal, ich folge dem wie es sich der nächste Angehörige wünscht. Und etwaige Bockigkeiten darüber sind bei so einer Angelegenheit fehl am Platz (s. Neffe deiner Tante).

Wenn es dazu keine Wünsche gäbe, würde ich mein Kind fragen. Aber er ist auch bereits 8.

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Ich würde einfach eine Absprache treffen, dass 1 - 2 der Gäste auf die Trauerfeier verzichten und die Kinder bespassen. Für eine Stunde sollte das ja kein Riesenproblem sein.

Grüsse
BiDi

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Der Tante wird es völlig egal sein, entscheidend ist der nächste Angehörige.
Also halte ich mich an die Regeln, oder sage ab. Da gibt es nichts zu bewerten.

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Nein ich finde nicht, dass auf eine Trauerfeier kleine Kinder gehören. Wie der Name schon sagt es geht halt um Trauer und das Gedenken an den Verstorbenen. Kleine Kinder sind oft aufgeweckt, können oft nicht solang still sein, wenn beispielsweise eine Rede gehalten wird und sorgen oft für Gelächter und Entzücken. Alles eben Sachen, die auf einer Trauerfeier nicht hingehören.
So hart es klingt ich finde sie würden der Veranstaltung die Würde nehmen.
Deinen Onkel kann ich gut verstehen und die Reaktion des Neffen finde ich nicht ok. Warum kann nicht seine Frau mit den Kindern für ne Stunde in die Stadt oder in den Park gehen, während er auf der Trauerfeier ist? So wirklich spannend ist sone Veranstaltung für Kinder ja nun auch nicht.
Beim Leichenschmaus können sie ja dann wieder dazustoßen, da ist die Stimmung auch oft ganz anders.
Also in meiner Familie käme keiner auf die Idee ein kleines Kind mit zur Trauerfeier nehmen zu wollen.

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Ich kann irgendwie beide Seiten verstehen. Meine Tante war auch so, dass da BLOß keine Kinder sein sollten, als mein Opa starb. Nun hatte aber doch unser Fünfjähriger auch seinen Opa verloren, nicht nur sie ihren Vater. Und der Kleine und der Opa waren wirklich "Freunde", wie sie immer sagten.

Klar trauern Kindern anders. Lachen, reden vielleicht mal dazwischen, zappeln mit den Füßen... Trotzdem heißt das ja nicht, dass sie nicht auf ihre Art traurig sind.

Also meinem Sohn war es absolut wichtig, dem Opa noch "tschüß" zu sagen. Ja, es haben alle auch geschmunzelt, als er ins offene Grab "tschüß Opa, ich hab Dich lieb" reinrief und sein sorgsam gemaltes Bild Sekunden vor der ersten Hand voll Erde wieder rausfischte - aber irgendwie kann man doch trotzdem dem Kind nicht die Möglichkeit nehmen, sich zu verabschieden... Meinem Opa wäre ganz sicher die "Würde der Veranstaltung" egal gewesen, wenn es um die Frage ging, ob sein Urenkel dabei sein darf oder nicht ;-)

Ich würde allerdings auch nach der Art der Verwandtschaft, dem Alter des Kindes und dem Verhältnis von Kind und Verstorbenem (eng oder flüchtig), vielleicht auch nach der Art des Kindes (eher ruhig oder komplett wild) unterscheiden und als Eltern selbst einschätzen, ob das funktioniert oder nicht. Ich war auch schon auf Beerdigungen, da hat ein angeheirateter Verwandter oder so (zB die Frau des Neffen im Beispiel der TE) draußen vor der Trauerhalle auf alle Kinder aufgepasst... Wäre vielleicht auch eine Idee...

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Ich finde deine Antwort perfekt.

Bei uns war Mal eine Nachbarin mit Kindern so freundlich, auf meine Nichten aufzupassen. Die Nachbarin wusste zwar von meinem Onkel, kannte ihn aber kaum, daher ist sie nicht zur Trauerfeier gegangen und war froh, uns so "unterstützen" zu können.

Als mein Bruder beerdigt wurde bat ich meine beste Freundin darum, auf ein paar Kinder der Familie bei uns Zuhause aufzupassen. Das hat sie gerne gemacht.

Lösungen gibt es, wenn man sie will.

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Ich würde wahrscheinlich versuchen, in der Zeit einen Babysitter ( Oma etc.) zu organisieren, wenn es mir ein Bedürfnis wäre an der Feier teilzunehmen aber ich finde grundsätzlich auch, das Kinder dazugehören und erfahren sollten, das der Tod ganz normal zum Leben dazugehört.

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Explizit ausgeladen wurden wir nie, als die Kinder noch kleiner waren. Unter "kleine Kinder" verstehe ich, unter drei Jahren.
Es wäre allerdings auch gar nicht nötig gewesen, da wir Kleinkinder ohnehin nicht mit auf eine Trauerfeier genommen haben. Zum anschließenden Leichenschmaus schon.
Kleinkinder verstehen nicht um was es geht, daher muss es nicht unbedingt sein, dass diese eine Trauerandacht durch einen Trotzanfall crashen und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Meinem Verständnis nach, geht es darum, dem Verstorbenen zu gedenken.

Je nachdem wer der nahestehende Verwandte des Verstorbenen war, hat der andere Partner sich während der Trauerfeier um die Kinder gekümmert und kam danach hinzu.

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Hallo,

also ich würde mich ebenfalls ganz klar nach den Wünschen der nächsten Angehörigen richten. Allerdings käme ich ohnehin nicht auf die Idee, eine Trauerfeier (!) mit kleinen Kindern zu besuchen, welche den Sinn einer solchen Feier noch gar nicht erfassen und sich damit auch nicht entsprechend verhalten können. Auch das Mitnehmen eines Babys käme für mich da aus ähnlichen Gründen nicht in Frage. Das hat für mich einfach mit Respekt & Pietät angesichts des Anlasses zu tun.

LG von Deichbrise

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"eine Trauerfeier (!) mit kleinen Kindern zu besuchen, welche den Sinn einer solchen Feier noch gar nicht erfassen und sich damit auch nicht entsprechend verhalten können."
Sie verstehen das und verhalten sich auch entsprechend. Auf eine kindliche Art, aber trotzdem angemessen und überhaupt nicht störend.

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Okay, ich versuche, exakter zu definieren: Unter kleinen Kindern verstehe ich Baby bis ca. 3 Jahre. Wenn ich eine Trauerfeier für einen lieben verstorbenen Menschen besuche, möchte ich zum Einen nicht den Hinterbliebenen zumuten müssen, wenn sich mein Muckel anders als dem Anlass entsprechend entäußert oder benimmt - was völlig normal wäre, aber eben angesichts des Anlasses nicht zwangsläufig bei Jedem auf Verständnis stößt - und zum Anderen möchte dann auch ich im Rahmen dieser Feier trauern und nicht mit meinem Kind vor die Tür gehen, ablenken, einlenken oder was auch immer müssen.

Älteren bzw. Kindern, welche entsprechend verständig sind, kann man auch auf sehr kindgerechte Art die Form einer Trauerfeier bzw. Beerdigung erklären und ihnen vermitteln, dass dieser Anlass dem Gedenken des Verstorbenen dient und die Hinterbliebenen trauern und wir mit ihnen. Dann ist das für mich eine ganz andere Kiste. Aber davon pauschal auszugehen, dass die kindliche Art und Weise im Umgang mit dem Tod oder einer Trauerfeier schon in Ordnung und auch von den Hinterbliebenen als positiv erachtet wird, würde ich nicht ausgehen.

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Wer sich verabschieden will verabschiedet sich. Vom Kind über den Kollegen bis zum Greis. Ich musste das mal durchsetzen (gg den damaligen Ehepartner) und es wurde dann letztlich auch so gemacht.

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Du hast das gegen den Willen des verwitweten Parts durchgesetzt?

Aha.

Als könne man da keinen Kompromiss finden.
Deine Vorgehensweise find ich jedenfalls nciht empfehlenswert.

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Habe ich. Als einziges Kind des Verstorbenen und als Enkel der Eltern des Verstorbenen, die ihr Kind beide überlebt haben. Die Witwe wollte seine halbe Familie ausholzen und Leuten vorschreiben wieviele m Abstand sie von ihr zu halten haben.
Sie ist nicht die einzige die einen herben Verlust erlitten hat.

Es gab Kompromisse. Zuhauf. Ua zwei separate Leichenschmausfeiern. Ich habe alle Kommunistischen mit allen übernommen mit denen die nicht reden wollte und viele Nebenexplosionen verhindert. Aber dass Menschen denen mein Vater wichtig war sich nicht von ihm verabschieden können weil sie Fehden führt und die Trauerfeier nutzt um Leute abzustrafen, das wäre nicht im Sinne meines Vaters gewesen. Und das habe ich nicht zugelassen.

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