Reden ist Silber, Schweigen bestimmt nicht Gold

Im Volksmund heißt es doch so schön „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Und jeder weiß was damit gemeint ist: erspare anderen Unpassendes oder Überflüssiges Gerede.
Etwas was mich als Person schon immer ausgezeichnet hat. Bevor ich etwas sage, denke ich lieber vorher nach. Und bei Fremden/neuen Personen schon gleich dreimal schließlich weiß man ja noch nicht wie der andere auf bestimmte Sachen reagiert.
Jedoch merke ich seit geraumer Zeit das diese Charaktereigenschaft eigentlich in unserer Gesellschaft nicht gern gesehen ist. Man bevorzugt Leute die den lieben Tag reden und oft einfach verbalen Müll von sich geben. Hauptsache sie reden, reden, reden. Es ist mir im Job als auch im privatem Umfeld aufgefallen.
Gehört man zu den ruhigen Personen wirkt man auf andere komisch?unnahbar?kühl?arrogant?. Die Antwort darauf kenne ich nicht.
Interessanterweise glaubt man ja, dass sich diejenigen zumindest an das Wenige was man sagt erinnern könnten oder es sich leichter behalten könnten (weil man ja selten was sagt). Aber auch hier Pustekuchen. Warum mich das jetzt aufregt? Weil ich mich doch letztens bei meiner einen von zwei Schwiegermüttern wirklich dafür rechtfertigen musste warum ich so ruhig bin und ich selbst daran schuld bin, warum Sie mich ständig das Gleiche fragen.

Es liegt nun eine Weile zurück. Aber seit dem frage ich mich: Ist überlegtes Reden bei Fremden nichts wert? Muss ich jetzt wirklich wie meine Mitmenschen anfangen alles was ich denke auszusprechen ohne Rücksicht auf Verluste nur um dann als interessanter zu gelten?

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Guten Morgen,
Mich persönlich nerven Leute ganz schnell die dauernd reden, reden, reden. Und womöglich auch noch SO unnötiges Zeug, das eh nicht interessiert.
Ich bin eher wie Du, überlege mir, was ich WANN sage. Und ich finde das auch gut so.

ich glaube den Vielrednern ist gar nicht bewusst, was sie alles reden.
Also lass Dich nicht verunsichern. Du bist wie Du bist und so ist es gut. Dass die Schwiegereltern dich darauf ansprechen finde ich sehr eigenartig.
Lass Dich nicht verunsichern.

Alles Liebe

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Danke dir für deine Antwort!
Ja es ist wohl die Verunsicherung die mich umtreibt.

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Ich finde es sehr anstrengend, wenn mein Gegenüber nichts zum Gespräch beiträgt, Ich bin schon lieber mit Personen zusammen, die auch eher gerne reden, wie ich. Den Austausch finde ich dann anregender und ich habe das Gefühl, mein Gesprächspartner ist auch an unserem Austausch interessiert.
Anscheinend hast du dir mit deiner Schwiegermutter nicht viel zu sagen - da muss man halt entscheiden, ob man wie ein Fisch stumm dabei sitzt oder aus Höflichkeit beim Smalltalk mitmacht.

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Ja in der Regel mache ich aus Höflichkeit beim Smalltalk mit. Andere Themen wie bspw. Politik meide ich hingegen, weil wir ohnehin anderer Meinung sind.
Und ja auch aus anderen Themen halte ich mich oft raus, weil es einfach zu Spannungen führen würde, weil wir eben so verschieden sind/denken und sie aber nur ihre Meinung akzeptiert.
So wie ich mir meine Stief-Schwiegermutter nicht ausgesucht habe, so hat sie sich auch nicht mich ausgesucht. Aber ich bin ja nicht diejenige, die ihr zum Vorwurf macht: „Warum redest du so viel?“. Ich hingegen darf mir anhören, warum ich so ruhig bin und das es nicht normal ist so ruhig zu sein?

Wie würdest du auf eine/n Schwiegertochter/sohn reagieren, der vielleicht ebenfalls zu den ruhigen Gesellen gehört?
Ich würde ja meinen Kindern auch nicht vorschreiben, dass sie sich jemanden aussuchen der so ist wie ich sondern mit dem sie der Meinung nach am besten klarkommen. Auch wenn es jemand wäre der von früh bis spät reden muss (mein Bruder ist bspw. so).

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Willst du denn interessant sein?

Mir ist relativ egal, ob andere mich langweilig finden… ich rede tatsächlich gerne und auch viel, aber nicht, um anderen zu gefallen. Und bei fremden bin ich eher still.

Wurde mir noch nie angekreidet.

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Nein, will ich nicht.
Sonst hätte ich vielleicht ja was daran geändert?
Mich macht es irgendwie nur nachdenklich, dass vermeintlich Ruhige in irgendeine Schublade gesteckt werden.

Vermeintlich ruhig, weil ich bei meinen Liebsten alles andere als ruhig bin. Aber bei uninteressanten Themen wo wir ohnehin nicht zusammen kommen (wie so oft bei den Schwiegereltern Part I) halte ich mich einfach raus.

Wenn du solche Erlebnisse noch nicht hattest, dann freut es mich für dich. Im
Norden wurde mir diesbezüglich auch noch nie was gesagt.

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Aber du steckst „Vielredende“ ja auch in Schubladen? 🤔

Ich lebe übrigens eher mittig/im Süden 😅

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Auch wenn man nichts sagt, sagt man eine Menge.

Man sollte eben nicht unterschätzen, was Gestik und Mimik von sich geben. Mir wurde schon oft gespiegelt, dass ich arrogant wirke. Eigentlich bin ich aber nur unsicher.
Zudem habe ich mir angewöhnt die Klappe zu halten, wenn ich keine Ahnung vom Thema habe. Ich muss nicht jedem meine Meinung kund tun.

Aus diesem Grund mögen mich, die Menschen die mich wirklich kennen, alle anderen können mich dadurch aber auch nicht einschätzen.


Zum Schwiegermutterthema: das ist Familie, da sollte man sich schon einbringen. Es kann eben doch überheblich wirken, wenn man der Meinung ist sich an Gesprächen nicht beteiligen zu müssen, nur weil es einem selbst als "verbaler Müll" vorkommt.

Wenn du der Meinung bist, das alles fein ist, ist es doch gut, aber verallgemeinern ist unangebracht.

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Das viele mir sagen, dass sie mich vor dem ersten Wort als arrogant eingeschätzt haben das kenne ich und stört mich ehrlich gesagt wenig. Ich bin auch nicht unsicher sondern in Gedanken. Wenn ich in Gedanken bin, ist meine Mimik strenger. Ich weiß das ich alles andere als arrogant bin und viele erkennen das auch wenn ich rede. Und ist ja nicht so das ich gar nicht rede, sondern eben nur weniger als es bspw. die Stief-Schwiegermutter hätte.

„Es kann eben doch überheblich wirken, wenn man der Meinung ist sich an Gesprächen nicht beteiligen zu müssen, nur weil es einem selbst als "verbaler Müll" vorkommt.“
Ich beteilige mich nicht an den Gesprächen weil es verbaler Müll ist. Aber wenn die Schwiegermutter politisch andere Ansichten teilt muss ich ihr gewiss nicht erzählen warum ich anderer Meinung bin. Oder warum ich nicht der Meinung bin das Pharmakonzerne „elendige Blutsauger“ etc. sind. Es gibt halt Themen, da muss ich niemanden von meinem Gedankengut überzeugen und merke ja auch wo ein gegenseitiger Austausch funktionieren kann und wo nicht.

Ich habe es nicht verallgemeinert, sondern gefragt wie es andere sehen und hoffentlich im Text oft zum Ausdruck gebracht „ich finde“ „mir kommt es so vor“…meine Sichtweise entspricht nicht der anderen. Aber ich glaube du hast mich irgendwie missverstanden, wo der Schuh bei mir drückt.

Trotzdem danke dir für deine Sichtweise.

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Oh ich weiß was du meinst! Mir wurden auch z.B. meine ganze Kindheit lang Vorgeworfen gemacht, dass ich zu ruhig sei und ja, das tut weh. Auch bin ich immer davon ausgegangen, dass die meisten Menschen Gefühlsregungen erkennen aber offenbar bin ich für die meisten schwer zu deuten.

Seit ich Erwachsen bin geht es besser, aber mir kommt vor, dass es vielen Leuten unangenehm ist, wenn es ruhig ist. Ich sehne mich oft nach akustischer Ruhe und ein Radio der dauernd läuft, oder die Dunstabzugshaube ist purer Stress für mich. Ich weiß jetzt, dass ich einfach überdurchschnittlich sensibel bin und finde das toll und bin stolz auf mich und mache mir keine Vorwürfe mehr, wie es meine Mutter früher getan hat.

Sei stolz auf dich selbst, du bist wertvoll, genau so wie du bist!

PS.: Auch die Personen die viel reden sind wertvoll

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Danke dir für deine lieben Worte!
Definitiv sind Leute die viel reden was wert, eben so viel wie diejenigen die weniger reden.

Ich brauche eben nur echt lange bis ich mich von solchen Begegnungen erholt habe. Ich meide sie aber auch nicht und verurteile Leute nicht dafür, dass sie eben viel erzählen und gerne alles ungefiltert rausplaudern. Und vielleicht war es auch das was mich verunsichert hat: ich nehme die Menschen so an wie sie sind und muss mich dann aber für mich rechtfertigen. Ja das macht traurig und verunsichert.

Ich kann es auch nicht haben zu viel Lärm um mich zu haben. Stehe auch nicht gern im Mittelpunkt.

Es tut vielleicht einfach in Zeiten der Verunsicherung einfach gut zu lesen, dass daran nichts falsch ist ( auch wenn man es ja eigentlich weiß).

Danke dir

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Hi,
ich brauche auch manchmal ein bisschen, um aufzutauen, bin dann natürlich ruhiger. Das kommt auf mein Gegenüber und meine Tagesform an. Wahrscheinlich nimmt mich diese Person dann auch als unnahbar, langweilig oder sonstwie wahr. Deshalb mag ich es tatsächlich gerne, wenn jemand beim ersten Aufeinandertreffen kommunikativ ist, da sind mir die Themen egal, denn so fällt es mir leichter, mich da anzuschließen und oftmals kommt man ja von Hölzchen auf Stöckchen und spricht dann über interessantere Themen und lernt die andere Person besser kennen.
Was ich bei dir rauslese und als störend empfinde, ist, dass du dich über andere erhebst. Ihre Kommunikationsversuche als „unnötiges, überflüssiges Gerede“ und „verbalen Müll“ verurteilst. Diese Einstellung wirst du sicherlich auch ein stückweit ausstrahlen, das mag es manchem Gegenüber sicherlich erschweren mit dir ins Gespräch zu kommen und sympathisch wirkt das halt auch nicht.
Deine Schwiegermutter kennst du und somit kannst du doch einschätzen wie sie tickt und was du auf ihre Aussage geben kannst.
Ich habe viel mit Menschen zu tun, beruflich sind die Themen natürlich vorgegeben, und konnte für mich die Erfahrung machen, dass ein netter Smalltalk ein guter Türöffner ist.

vlg tina

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Nun das die Wortwahl nicht schön ist gebe ich zu. Und es ist tatsächlich der Trauer und der daraus resultierenden Wut geschuldet, warum ich andere so annehme wie sie sind und gleichzeitig mich für meine Art rechtfertigen muss. Und verbalen Müll produziere ich auch. Eine ganze Menge davon. Nur spreche ich es nicht immer aus. Außer hier, hier kann ich ihn aufschreiben, denn manchmal muss der Müll ja irgendwohin.

Den Kontakt zur Stief-Schwiegermutter habe ich mir ja auch nicht ausgesucht. Smalltalk funktioniert ja auch. Wenn ich aber zum x-Ten mal gefragt werde, ob ich Geschwister habe und ich irgendwann sage: Das kann man sich auch langsam mal merken. Und als Antwort gesagt bekomme, dass ich daran schuld wäre warum sie sich die Antworten nicht merken können (weil ich so ruhig bin), dann ist man einfach nur sprachlos (noch mehr als ohnehin schon).

Das ich Smalltalk nicht gerne betreibe ist kein Geheimnis. Aber muss man Leute dafür vorverurteilen?

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Viele ältere Menschen haben kein besonders gutes Gedächtnis mehr, und das macht einigen Angst. Meine Mutter ist immer ganz empört wenn man sie darauf hinweist das sie sich etwas nicht richtig gemerkt hat. Vermutlich ist der Dame ihr schlechtes Gedächtnis unangenehm und sie wollte mit ihrer Kritik davon ablenken.

Dann erzählst du halt zum 8. mal das du Geschwister hast. Wenn auch sonst nicht viel von dir kommt ist das zumindest mal ein Wortbeitrag. Ich kann mir auch Details aus dem Leben von Menschen die mich null interessieren nicht wirklich merken. Trotzdem frag ich höflich das ein oder andere damit mein gegenüber vielleicht auftaut und ein Gespräch zustande kommt.

Ich muss auch sagen das ich Menschen die so gar nichts zu sagen haben nicht besonders spannend finde. Da ist es nicht so das ich nun darauf warte das da etwas besonders bedeutsames kommt wenn die Person sich mal äußert. Im Gegenteil, ich habe die Person dann eher unter „langweilig“ abgespeichert und achte gar nicht mehr so groß darauf was von ihr kommt.

Smalltalk kann man üben, bis man darin so richtig gut ist. Man wirkt dann auf andere charismatisch und steht im Mittelpunkt. Muss man wollen, ich bin manchmal auch nicht in Stimmung weil ich lieber meine Ruhe mag. Nicht jedes Gespräch ist interessant. Aber wenn ich einen guten Eindruck machen will weiß ich wie es geht. Vielleicht solltest du auch an deinem Auftreten arbeiten.

Denn scheinbar stört dich der Eindruck den du bei deinen Mitmenschen hinterlässt. Bei Menschen die einem eigentlich schnuppe sind kann man toll „üben“. Dann sitzt das Auftreten wenn es darauf ankommt (Date, Vorstellungsgespräch, man will eine Wohnung..)

VG

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Ich persönlich finde es etwas ermüdend, wenn Leute ohne Punkt und Komma reden, und gar nicht merken, dass ihr Gegenüber das null interessiert.
Habe auch so einen Fall im Bekanntenkreis. Manchmal muss ich ein Gähnen unterdrücken, aber das wäre ja auch grob unhöflich. Was für mich nichtssagendes Zeug ist, ist für sie eben wichtig, so what? Manches muss man halt ertragen.

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Ich verstehe dich da im Ansatz.

An sich bin ich auch ein ruhiger Mensch. Neue Kontakte knüpfen fällt mir schwer, ich bin lieber nur „Zuschauer“ und schaue mir mein (neues/ungewohntes) Umfeld gerne erst mal an, überlege ob wir irgendwo einen „gemeinsamen Nenner“ haben, ob ich mich wohlfühle.
Wenn ich mich direkt unwohl fühle, ich selbst einen schlechten Tag habe oder ich einfach keinen Zugang zum Anderen finde, ich mich mit den Gesprächsthemen nichts auskenne, da bin ich auch ruhig. Und ja, man hat mir auch schon gesagt, ich würde desinteressiert oder arrogant wirken. Aber das bin ich tatsächlich nicht.

Meine Schwiegereltern bspw sind sehr laute Menschen, da herrscht m.M.n. keine normale Gesprächslautstärke und ich mag es nicht, zu brüllen um mich am Gespräch beteiligen zu können. Das bin ich eben einfach nicht 🤷🏼‍♀️ Bzgl der Themen geht es zu 90% um Fußball, Autos und Finanzen (sie haben geerbt, Schwiegervater verdient ziemlich gut, das betonen sie gerne). Das sind eben auch keine Themen, bei denen ich mich auskenne und ich bin dann lieber ruhig, ich will nichts falsches sagen nur um etwas gesagt zu haben.
ABER: ich finde nicht, dass mein Verhalten prinzipiell besser ist als das eines Vielreders. Ich bin eben eher ruhig, ich mache nicht gerne Smalltalk und bin auch nicht gut darin. So ist das eben. Dafür habe ich andere Stärken. Aber ich verurteile nicht pauschal alle, die eben gerne und viel Konversation betreiben und denen das einfach liegt. Klar gibt es auch in meinem Umfeld „Dummschwätzer“, die sich selbst zu gerne reden hören und inhaltlich einfach 0,0 zu sagen haben. Aber das sind nicht alle. Meine Schwiegereltern sind bspw super nette Menschen. Wir haben vielleicht keine großen Überschneidungen bei Interessen/Gesprächsthemen aber wir respektieren und mögen uns trotz der Unterschiede.
Bei dir vermisse ich einen gewissen Respekt gegenüber anderen, die gerne und viel reden. Nicht jeder ist da gleich überheblich oder hat inhaltlich nichts zu bieten.

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du sagst beides so wertend… das sind einfach charakter eigenschaften und menschen sind eben unterschiedlich und beides ist völlig okay.
ich gehöre auch zu denen die viel reden und kann selbst auch nicht viel mit besonders ruhigen menschen anfangen. da entstehen häufig keine interessanten gesprächen und das langweilt mich dann.
andersherum bin ich vielen sicher zu anstrengend. es ist also keiner besser oder schlechter