Geiz ist geil - Mann setzt plötzlich andere Prioritäten

Ich muss mich jetzt einfach mal kurz ausheulen. Mein Mann entwickelt sich immer mehr zu seinem Vater... Wir waren 14 Jahre lang finanziell eigentlich "auf einer Wellenlänge", doch seit ein paar Monaten, will er nur noch sparen. Es wird schleichend immer schlimmer... Wir (2 kleine Kinder) waren zum Beispiel immer schön im Urlaub, nie hochpreisig oder luxuriös - schöne Fewo, Autoreise in Europa, viele Ausflüge in die Natur. Dieses Jahr haben wir nicht mal alle ein Bett in der Fewo (für einen gibt es eine schlechte Schlafcouch). Ja, sicher ein Luxusproblem aber wir gönnen uns sonst wirklich wenig und Urlaub war immer besonders... Klamotten kauft er sich seit 3 Jahren nicht - er läuft in kaputten oder zu kleinen Hosen rum. Das ist mir inzwischen richtig peinlich (Po schaut z.B. raus). Wir haben gerade unseren Garten umgestaltet, nun ist ihm die Bewässerung (Nutzpflanzen) zu teuer, es geht alles ein oder der Ertrag ist gering. Seit Ewigkeiten wünschen sich die Kids ein Hochbett, seit 6 Monaten will er es holen fahren, da ihm die Lieferung zu teuer ist...
Für die Kinder und mich kaufe ich alles (Kleidung, Spielzeug) und finanziere Ausflüge, sonst würden die beiden wohl nichts bekommen. Auch mal besondere Lebensmittel (Melone, ein Saft, ein schöner Käse) muss ich allein finanzieren....

Wir verdienen übrigens beide gut, haben sichere Jobs (Öffentlicher Dienst + Verbeamtet). Wir haben gute aber keine riesigen Rücklagen. D.h. wir können kein Eigenheim finanzieren, aber 50.000€ könnten wir sicher zusammenkratzen... Die Gaspreise tun momentan weh aber in ernsthafte Schwierigkeiten bringen sie uns nicht... Wir wohnen übrigens zur Miete.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich weiß, dass viele Menschen existentielle Probleme plagen und ich auf hohem Niveau klage. Kern meines Problems ist vielleicht viel eher, dass ich das Gefühl habe, dass wir uns auseinander leben. Ich sehe manchmal kaum mehr Gemeinsamkeiten. (Abseits von der Geldproblematik gibt es noch mehr Konflikte.) Ich könnte mir durchaus vorstellen, auch sparsamer zu sein, aber gewisse Dinge sind mir nun mal wichtig und dazu gehört ein erholsamer Urlaub, unser kleiner(!) Garten mit etwas Obst und Gemüse und schöne gemeinsame Erlebnisse. Das konnten mir meine Eltern auch mit sehr geringen finanziellen Mitteln bieten. Seine Familie war (ist) dagegen eher reich und spart und geizt weiter. Und so entwickelt sich mein Mann nun auch...

Vielleicht hat ja jemand bis hierher gelesen und hat einen Gedankenanstoß für mich. Bitte keine "Verschwörungstheorien": Es ist niemand krank oder hat eine Affäre oder hat heimlich gekündigt oder eine sonstige Veränderung...

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Ich würde mir ihm sprechen. Wenn er sich finanziell Sorgen macht, eben z.B. jeden Monat 200€ extra zur Seite legen (für Gas/Strom und Sonnenblumenöl;-) ) und der Rest wird wie früher ausgegeben.
Ich würde mich da auch durchsetzen und regelmäßig mit ihm sprechen aber so einen Geiz definitiv nicht tolerieren bzw.unterstützen.

Bei uns ist es so, dass wir im Umfeld schon zwei (sehr) frühe Todesfälle hatten, so dass wir beide uns da recht einig sind uns etwas zu gönnen, so lange wir gesund sind und es genießen können.
Man weiß nie was im Leben kommt und schöne Erinnerungen sind oft viel wert.
Vielleicht hilft dieser Aspekt deinem Mann auch, etwas mehr die Gegenwart zu genießen.

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Dankeschön für deine Antwort und auch allen anderen hier Danke!!!

Ich werde nochmal mit ihm sprechen und vielleicht ist die Idee nicht schlecht, dass wir gemeinsam noch einen Notgroschen zum Ersparten hinzufügen.

Aufgrund einiger Schicksalsschläge aber auch meiner Erziehung, lebe ich gern "im hier und jetzt". Ich brauche keinen Luxus! Aber wenn ich heute statt Apfel einen Pfirsich essen möchte, dann kauf ich diesen... Oder wenn mir (bzw. den Kindern) nach Freibad ist, dann hadere ich nicht, ob ich die 10€ habe. Und wenn meine Schuhe nach 1 Saison kaputt sind (Ich laufe / stehe viel.), dann kaufe ich neue. Wir haben kein teures Auto, keine Markensachen, keine teuren Hobbys oder sonstige "Extras". Wir haben das Privileg, gute Jobs zu haben (mussten hart dafür arbeiten) und einigermaßen gut zu verdienen. Ich arbeite viel und gern aber ich brauche auch den Ausgleich. Ich möchte es "schön" haben, genießen, mir Dinge gönnen.
Ach herrje, es klingt immer so dekadent, dabei meine ich das wirklich im Kleinen / Alltäglichen...

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Komisch, hier ist es umgekehrt....ich werde sehr sparsam, mein Mann kommt da nicht so ganz mit. Er hat mich schon gefragt, warum ich mich plötzlich so verhalte, als wenn wir am Hungertuch nagen.
Wäre zwischen uns etwas im Argen, dann würde es vielleicht zum Problem werden, so iste r maximal irritiert. Und was ich gut finde, er versucht es zumindest nachzuvollziehen. Dabei haben wir ind er Tat eine Zeitreise in unsere Kindheiten gemacht, das war mega spannend. Es hat uns also nicht gereicht, den anderen mit "du wirst wie dein/e Vater/Mutter" zu belegen. Wir sind da einfach im Gespräch geblieben. Er war zB völlig irritiert darüber, das ich das Kind mit ins Boot geholt habe, wir haben festgestellt das man mit uns früher nie über Geld gesprochen hat, das wir aber sehr wohl gespürt haben wenn etwas nicht gut lief. Bei mir mehr, als bei ihm, weil meine Eltern selbstständig waren. Ich will da halt einen anderen Weg gehen, den er jetzt nachvollziehen kann.

Aber er legt auch manchmal schlichtweg ein Veto ein, wenn ich es übertreibe und das finde ich gut und kann es auch annehmen.
Ich bin mir aber auch sehr sicher, das wir das kaum so gut hinbekommen würden, wenn wir noch andere Probleme hätten. Wenn man sich eh schon voneinander entfernt hat, wäre es einfach nur ein weiteres Problem, welches auf den großen Haufen geworfen wird udn die Fronten weiter verhärtet.

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Vielleicht kommt er seinem Vater sehr nah, weil es in der Familie liegt, jeder lebt doch das Leben oder nach dem Rat der Eltern. Mehr oder weniger zumindest.

Aber du hast auch geschrieben, daß ihr euch vielleicht auseinander lebt.
Irgendwas muss ja da schon in deinem Kopf herumschwirren.

Vielleicht ist es das.

Ihr habt verschiedene Ansichten vom Sparen.

Also ich persönlich würde Tacheles reden und ganz tief in mich hineinhören ob ich das auf Dauer so will.

Wünsche Dir alles Gute 🍀

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wie wäre es , wenn ihr eine zeitlang ein Haushaltsbuch führt, damit ihr sehr wievieil übrig bleibt!
Hast du schon mal darüber mit ihm geredet?

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Man ist immer Kind seiner Eltern...hier istvrs ähnlich. Er ähnelt immer mehr seinem Vater ( sein Bruder auch!).

Hier hilft es wirklich, wenn ich ihn darauf aufmerksam mache!

Übrigens gibt es auch den "Verarmungswahn". Sparsam sein ist das eine, in kaputten Klamotten rum laufen das anderen

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Da hilft nur reden.
Ich finde das Ausmaß schon schwierig, in kaputten Klamotten rumlaufen, muss wirklich nicht sein. Man muss nicht bei Gucci einkaufen, es gibt heute qualitativ gute Kleidung zu sehr moderaten Preisen.
Ich denke, du musst verstehen, warum er so spart. Hat er Ängste, z.B. vor einer Energiekrise?
Ansonsten musst du ihm klarmachen, dass sein Geiz nervt und der kompletten Familie ein Stück Lebensqualität nimmt. Und wofür das ganze? Er hat doch kein konkretes Ziel auf das er spart?

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"er läuft in kaputten oder zu kleinen Hosen rum. Das ist mir inzwischen richtig peinlich (Po schaut z.B. raus)."

Gemessen an den restlichen Lebrnshtungskosten ist die Investition in haltbare Klamotten ein Witz. Ne gute Jeans hält Jahre.


"Wir haben gerade unseren Garten umgestaltet, nun ist ihm die Bewässerung (Nutzpflanzen) zu teuer, es geht alles ein oder der Ertrag ist gering."

Das wiederum verstehe ich ein bisschen. Mich schmerzt es auch, Trinkwasser zu vergießen. Andererseits: wenn die Pflanzen erst neu angeschafft sind, ist vertrocknen auch Geldvernichtung.



" Seit Ewigkeiten wünschen sich die Kids ein Hochbett, seit 6 Monaten will er es holen fahren, da ihm die Lieferung zu teuer ist... "

Männliches Phänomen. Nach dem Motto: wenn ein Mann sagt, er macht das, dann macht er das. Auch wenn es drei Jahre dauert.

Ggf. musst du hier die Initiative ergreifen. So nach dem Motto: "hast du morgen Nachmittag Zeit? Dann fahren wir das Hochbett holen".

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Scheinbar setzen deinem Mann die steigenden Lebenshaltungskosten psychisch sehr zu.
Ich merke das an mir selbst auch aber nicht in diesem extremen Ausmaß.

Man muss die Dinge manchmal versuchen, von weiter außen zu betrachten um Lösungen zu finden.
Das bedeutet in eurem Falle in erster Linie folgendes: er trifft Entscheidungen, finanziell. Das ist ja auch sein gutes Recht. Er möchte in kaputter Kleidung rumlaufen, okay. DU musst dann aber nicht mit ihm vor die Tür gehen. Eine Konsequenz, mit der also dann leben müsste.
Zum Thema Garten: er möchte es nicht wässern, du möchtest aber einen Ertrag von euren Gemüsepflanzen, die ja auch dir gehören. Es hält dich ja niemand davon ab, die Gießkanne in die Hand zu nehmen, oder? Du musst dich doch dem nicht fügen nur um des Friedens willen. Muss er nicht gut finden ABER respektieren. Würde ich ihm auch genau so sagen.
Urlaub: Schwieriges Thema, denn ihr fahrt ja immerhin in den Urlaub, wenn auch nicht so komfortabel wie gewohnt.
Ich würde aber beim nächsten Mal ganz klar sagen, dass du die Reise nur mitfinanzierst, wenn du auch mitentscheiden kannst über die Unterkunft.

Lass dich von ihm nicht so reglementieren.
Du hast eine Meinung und die ist GENAU SO VIEL Wert, wie seine.
Ihr müsst Kompromisse finden. Es kann nicht sein, dass er allein seinen Kopf durchsetzt.
Würde ich an deiner Stelle nicht so hinnehmen.

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Sprich mit deinem Mann. Man verfällt halt gerne in Muster, die einem bekannt sind.

Wofür möchte er plötzlich so dringend sparen? Wovor hat er Angst? Denn Geld einfach nur horten macht ja momentan absolut keinen Sinn, grade durch niedrige Zinsen und Inflation. Das bedeutet natürlich nicht, dass man jetzt alles mit 2 Händen raushauen soll, aber 100.000€ für nix bunkern wäre halt auch Quatsch.

Also konkret sprechen: wovor hat er Angst? Wären 1-2 neue, passende Hosen wirklich ein Untergang? Oder ein Bett für jedes Familienmitglied? Dafür den Garten vllt „nur“ mit Regenwasser wässern? Oder Wasseruhr installieren und evtl Abwassergebühr sparen (macht nur uU Sinn)?

Ich hoffe, ihr findet da sind rationale Basis, ohne ausufernde Emotionen und könnt Lösungen und Kompromisse erarbeiten :)