Grenzen: Unterstützung der eigenen Schwester

Hallo liebe Community,

ich bin 25 Jahre alt und weiß nicht ob das der richtige weg ist bzw. so bleiben soll/kann.

Meine Schwester hat leider eine Kaufsucht und Depressionen. Sie fühlt sich durch den Kauf einfach glücklich,ich denke das ist Ihre Form von einem Rausch und Glücksmoment bis halt die Realität auf Sie einbricht.
Es ist eine Krankheit und ich möchte Sie da nicht im Stich lassen da Sie auch nachdem Sie nicht mehr weiter wusste und kurz vorm Suizid war sich an mich gewandt hat.

Meine Schwester (28J.) war knapp mit 15.000€ in den roten Zahlen bzw. hat Schulden. Online-Shopping , Mahnungen, Kredite, Handyverträge, Abos.
Davon konnte ich 10.000€ ausgleichen und mit weiteren 5000€ zahle ich die Raten für Ihren Kredit.
Jetzt bin ich halt Ihr einziger „Gläubiger“🤷🏻‍♀️ Sie zahlt es mir monatlich in kleinen Beträgen zurück. Ich hab den vollen Überblick und Zugriff auf Ihre Finanzen. Da Sie noch an Depressionen leidet konnte so zumindest diese Belastung von Ihr genommen werden.

Leider ist damit ja nicht alles erledigt. Meine Schwester muss ja auch an sich arbeiten.
Wir haben die Kreditkarten gemeinsam sperren lassen. Die Konten können nicht mehr überzogen werden. Diverse Abos habe ich gekündigt.
Ihr Gehalt wird nun auf ein gemeinsames Konto überwiesen das wir eröffnet haben wo Sie nur mit mir Zugriff hat und nachdem ich Ihre Fixkosten bezahlt habe sprich Miete,Strom,Versicherungen, überweise ich Ihr anteilig auf den Monat verteilt immer Geld für Lebensmittel, Freizeit und sonstiges auf Ihr persönliches Konto.
Ich nehme auch jeden Monat 250€ weg für Sie als Rücklage das weiß Sie aber nicht.
Das letzte Jahr hat ganz gut funktioniert. Am Ende des Monats bleibt sogar meistens was über davon zahlt Sie mir dann wie es für Sie halt passt eben die Schulden zurück. Mal sind es 50€ mal sind es 100€.

Sie ist viel glücklicher und nicht mehr in diesem Loch gefangen wo bei Ihr alles außer Kontrolle geraten ist. Wenn Sie den Drang hat etwas zu kaufen ruft Sie mich nun immer an und wir reden darüber ob Sie es wirklich braucht usw.
Es klappt so wirklich ganz gut.

Leider habe ich Bedenken wie lange das noch weitergehen soll. Ich habe einen Vollzeitjob und Nebenjob. Ich „arbeite“ ja schon fast als ihre inoffizielle Betreuerin und das ist irgendwo auch schon ein Vollzeitjob.
Es zehrt leider an den Kräften.

Ich habe angst wenn ich damit aufhöre das Sie wieder in dieselben Muster verfällt wenn niemand für Sie da ist.
Meine Eltern können leider nicht unterstützen, das Verhältnis zwischen meiner Schwester und Ihnen ist leider nicht sehr gut.

Ich wollte mir Eigentum aneignen. Dafür habe ich jahrelang gearbeitet und gespart. Ich befürchte das ich aber kaum Zeit haben werde irgendwas dran zu machen oder sonst was wenn ich zeitlich so fest eingespannt bin. Geschweige denn, mein eigenes Leben leben.

Was anfangs als gute Lösung galt wird mir zum Verhängnis. Die Weisheit hinter der Redewendung:
„Gebe den hungernden Menschen nicht einfach einen Fisch sondern zeig Ihnen wie man angelt“ habe ich sowas von vergeigt.

Ich weiß auch garnicht wie ich Ihr hätte irgendwie was beibringen können. Die Sachen weiß Sie es war ja nicht immer so. Durch Ihre Krankheit ist Sie aber jetzt so und ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Sie ist übrigens in Behandlung.

Könnt Ihr mir irgendwie weiterhelfen? Vielleicht gibt es Möglichkeiten dich ich noch nicht kenne.
Vielleicht war jemand schon in einer ähnlichen Situation.

Bin für jeden Hinweis dankbar.

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Ist es möglich, dass ihr zu dritt, mit ihrem behandelnden Psychologen einen Termin macht?
Um über deine Belastung zu sprechen und eine Exit-Strategie zu erarbeiten?
Eventuell hilft das schon.

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Guten Morgen, vielen Dank für deine Antwort.
es wäre auf jeden Fall möglich. Jedoch möchte Sie das nicht. Da ist Sie sehr stur und hat sich in der Vergangenheit schon geweigert. Sie denkt oder fühlt das es dann 2 gegen Sie sind und dann schottet Sie ab. Ihr Psychologe macht das natürlich nur wenn Sie als Patientin damit einverstanden ist.

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Hast du mit deiner Schwester schon gesprochen, dass es dir zuviel wird? Du hast natürlich das Recht auch deine Bedürfnisse zu kommunizieren.

Es gibt natürlich auch immer die Möglichkeit einer rechtlichen Betreuung, die wird da nur viel weniger Zeit investieren können (die Zuteilung von Taschengeld ist aber möglich, auch wöchentlich).

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Sprich mit deiner Schwester. Dass es absolut nicht darum geht, 2 gegen 1 zu sein, sondern du an deiner Grenze bist und es so nicht weiter gehen kann. Du aber mit ihr zusammen (!) UND einem Profi eine Lösung erarbeiten möchtest.
Es ist also 3 FÜR einen :)

Es ist toll, dass du deine Schwester so unterstützt und als akut Lösung war es sicher sehr gut. Trotzdem kann es keine Endlösung sein. Vielleicht wäre auch eine Schuldnerberatung etwas, was Sinn macht. Und eben die Psychologin einbinden.

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Erst einmal: meinen Respekt, dass du dich so um deine Schwester kümmerst.
Jetzt kommt das aber: letztendlich hast du ihr alle Eigenverantwortung für ihr Leben abgrnommen. Ich kann deinen intension verstehen, du möchtest, dass es deiner Schwester gut geht.
Du selber bringst dich aber an deine Grenzen. Ein bisschen das Muster von Co-Abhängigkeit.
Deine Schwester ist in therapie bzgl ihrer Sucht und der Depressionen?
Dann gibst du ihr als Aufgabe mit, dass sie mit ihrem Therapeuten bespricht, wie sie die Verantwortung für ihr Leben wieder ubernimmt. Das ist essenziell für den Therapieerfolg. Ist sie dazu nicht in der Lage muss man besprechen, in wie fern für finanzielle Belange ein gerichtlicher Betreuer eingesetzt werden muss.
Bist du dir sicher, dass ihr Therapeut über saß wirkliche ausmaß ihrer Sucht bescheid weiß? Dann wundert es mich, dass das bisher kein Thema war.

Fakt ist aber, dass du Entlastung brauchst,, denn sonst hast du bald die Depressionen. Bespreche alls in Ruhe mit ihr, nehmt ggf eine Schuldnerberatung mit ins boot

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Hört sich vielleicht blöd an, aber wie wäre es wenn du deine Hilfe peau a peau „ausschleichen“ lässt?

Sprich, deiner Schwester schrittweise wieder die alleinige Verantwortung über ihre Finanzen übergeben. Z. B. indem du damit anfängst, ihr anstelle wöchentlich, alle zwei Wochen ihr „Taschengeld“ überweist um zu sehen, wie sie mit einem größeren Batzen Geld klar kommt und ob sie es sich auch gut einteilen kann für den Zeitraum. Ihr dann in kleinen Schritten immer mehr Verantwortung übertragen, sodass du später nur 1 bis 2 mal im Monat ein Blick auf das Konto werfen musst.

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Da es sehr komplex ist und du nicht alle Berufsfelder abdecken kannst, würde ich mich an mehrere Stellen wenden.
Das, was dann für sinnvoll ist, ihr dann nahe legen.

- selbst rechtlich absichern und beraten lassen
Es ist super, dass sie freiwillig mitmacht
aber da würde ich mich wirklich selbst auch absichern, damit dir nichts angehängt werden kann; damit du im Falle eines Rückfalls nicht in Haftung gezogen wirst etc.

- Schuldnerberatung
und fragen, welche Stellen, die wirklich richtigen sind

psychologische Beratung, Therapie etc. evtl. hat die Schuldnerberatungsstelle ja schon erprobte Adressen, da sie sicher nicht die erste mit Erkrankung ist

- Suchtberatung
- psychologische Unterstützung
hier gibt es verschiedene Möglichkeiten


Sie zu Terminen begleiten, umsetzen, was geraten wird etc. kannst du sie ja weiterhin unterstützen
allerdings würde ich mir eigene Absicherung mit dazu holen. Das schadet ihr nicht! Es kann aber euch beiden helfen, damit ihr ggf. nicht beide untergeht. Du kannst ihr nur so lange helfen, wie du selbst über Wasser bist
Finanziell und eigene Kräfte

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Du hast schon gut erkannt, dass Grenzen richtig sind. Ich bin/war in einer ähnlichen Situation. Es lief zumindest längerfristig nicht so gut. Nach einer guten Anlaufphase folgten bei meiner Schwester wieder dunklere Phase, erneute Kaufattacken mit Schulden, anschließende Privatinsolvenz, Psychosen, Selbstmordversuche, Zwangseinweisung etc.

Momentan läuft es ganz OK. Aber ich ziehe stärkere Grenzen. Auf die Frage ob ich ihre offizielle Betreuung übernehme kam von mir ein klares Nein! Ich bin ihre Schwester und nicht ihr Betreuerin. Ich möchte und kann kräftemäßig z.B. nicht evtl. bei einer evtl. Zwangseinweisung involviert sein. Ich möchte ihr nicht wie einem Kind das Geld zuteilen und mich über aus meiner Sicht unnötige Ausgaben ärgern.

Sie hat jetzt einen offiziellen Betreuer. Über den darf sie sich gerne bei mir aufregen, genauso wie ich z.B. über akollegen oder Chef...

Hol du dir psychologische Hilfe, bei einem Therapeuten oder Therapeutin , die nur für Dich da ist. Zumindest für erst einmal eine Beratung kann man oft auch kurzfristige Termine bekommen (gerade in der Sommerzeit, wenn die Dauerklienten im Urlaub sind).

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Das mag jetzt sehr hart klingen, aber nichtsdestotrotz meine Meinung dazu.
Deine Schwester könnte sich einen "richtigen" Betreuer zuteilen lassen. Das möchte sie nicht, obwohl sie weiß wie sehr dich die Situation langsam belastet und dass es dir alles zu viel wird. Ich finde das sehr egoistisch und meine Empfehlung an dich wäre: Wenn du nicht in ein paar Monaten oder Jahren selbst krank werden willst, weil du deine gesamte Energie für deine Schwester verbraten hast, höre lieber jetzt auf dich um alles für sie zu kümmern.
Das ist nicht böse gemeint. Ich bin selbst psychisch krank und weiß daher man kann und muss sich Hilfe suchen. Die Familie "auszusaugen" macht auf lange Sicht niemanden glücklich. Wenn du dann irgendwann am Stock gehst ist deiner Schwester auch nicht geholfen.

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Geht gemeinsam zur Schuldnerbetatung. Die machen im Endeffekt das Gleiche ( außer 10.000 Euro zuzuschicken, klar), aber Du bist entlastet

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Hallo,

Ich würde Ambulant Betreutes Wohnen für psychisch kranke dazu holen. Da kannst du Entlastung bekommen und deine Schwester Hilfe. Es geht ja auch darum, dass deine Schwester irgendwann wieder selbst Verantwortung für ihr Handeln trägt.

Ein Berifsbetreuer käme für mich auch nur nachrangig in Frage wenn es mit dem Bewo nicht klappen sollte.

LG m.