Sind wir so langweilig?

Hallo Zusammen,

Mich beschäftigt schon seit einiger Zeit ein Thema:
Meine Twinnis sind jetzt 1,5 Jahre, ehemalige Extremfrühchen. Wir waren im ersten Winter sehr vorsichtig wegen Corona und waren bis auf tägliche Spaziergänge mehr oder weniger hauptsächlich zuhause. Dieser Winter wird vermutlich wegen RSV ähnlich ausschauen, weil sie doch immungeschwächt sind und selbst bei einem einfachen viralen Infekt gleich inhalieren müssen.
Unser Alltag sieht im Moment so aus:
Mo-Do: ich bin zuhause mit den Kindern, mache täglich Spaziergänge, gehe kleine Einkäufe erledigen, Nachmittags stehen oft Therapien oder Arzttermine an, der Tag ist also ganz fix geplant, weil ich auch sehr auf die Essens- und Schlafenszeiten achte. Abends kommt mein Mann, er spielt mit Kindern, dann gibts Abendroutine und am Abend Paarzeit vor der Glotze nachdem der Haushalt erledigt ist.
Freitag wird Großeinkauf gemacht, jeden 2. Freitagabend hab ich Mädelsabend, Samstag werden Großeltern besucht (Großfamilientreff) oder wir treffen Freunde. Sonntag haben wir Familientag mit kleinen Ausflügen, gehen Essen oder machen es uns bei schlechtem Wetter zuhause gemütlich.
Doch da haben wir eine Nachbarin, sie hat auch ein 1,5 jähriges Kind zuhause. Sie bringt ihr Kind in die Kita 3 Mal die Woche, in dieser Zeit trifft sie sich mit ihren kinderlosen Freundinnen. Sobald sie das Kind abgeholt hat, trifft sie sich mit Freunden die Kinder haben. Jedes Wochenende steht ein Event an: Geburtstag, Hochzeit, Freunde, Familie, Urlaub (mind. 10x im Jahr Wochenendtrips - muss man sich erstmal leisten können). Sie ist ständig im Stress, weil sie immer so viel unternehmen muss und wenn sie mit Kind allein ist, dann ist sie auch immer unterwegs: shoppen, wandern, schwimmen, jetzt ganz viel Indoor-Spielplatz, abends hat sie auch immer etwas vor: besucht Kurse, trifft sich mit Freunden, gehen ständig Essen… also irgendwie ist immer irgendwas bei denen…

Was ich damit fragen will:
Führen wir so ein langweiliges Leben? Haben wir keine Unternehmenslust? Haben wir zu wenig Freunde? Muss sich das ändern? Vor den Kindern sah das natürlich anders aus, jetzt aber habe ich gar nicht das Bedürfnis so viel zu unternehmen, merke aber, dass ich glaub innerlich neidisch bin 🤷🏻‍♀️ ich trau mich schon gar nicht mehr fragen, ob sie zu mir kommen mag, damit die Kinder spielen, weil sie eh nie Zeit hat - und wenn sie Zeit hat, dann meldet sie sich sowieso - Vor Allem bei schlechtem Wetter. Daher ruf ich sie gar nicht erst an weil ich mich gekränkt fühle, wenn sie Wieder aufzählt, was sie noch so vor hat…

Seitdem schau ich genauer auf mein Umfeld und beobachte, dass alle größtenteils viel sozial aktiv sind und auf Instagram darf man sowieso nicht schauen, weil hier gibt‘s nur Storys von Freunden die ständig was unternehmen.

Wie ist das bei euch so? Mich würde sehr euer Alltagsablauf interessieren. Und wieviel ihr sonst unternimmt. Sind wir solche Langweiler? Haben wir deshalb kaum Freunde?

LG

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Das Leben deiner Nachbarin ist mein persönliches Horrorszenario.

Never ever, auch nicht ohne Kinder. Eine einzige Hetzerei.

Ein Termin am Tag reicht, lieber gar keinen. Verwandtschaft besuchen ist auch ein Termin.

Wir waren vor dem Kleinen (jetzt 8 Wochen alt) sehr viel draußen, jetzt etwas weniger. Draußen heißt: ausgiebig gassi, kayak, fahrrad, schwimmen/Sauna. Auch gerne mal unterwegs was zum essen einsammeln.

Mit so vielen Terminen kann man gar nicht mehr spontan machen, worauf man eigentlich gerade Lust hätte... Burnout vorprogrammiert.

Auch dein Terminplan wäre mir viel zu unflexibel. Corona war für mich DIE Gelegenheit fest eingeplante Familientreffen endgültig abzuschaffen. Wir haben Handys - meldet euch wenn ihr in der Nähe seid - vielleicht sind wir da, vielleicht nicht. Ohne Termin.

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Wir sind wie ihr.
Wir verbringen gern Zeit zusammen. ;)

Du triffst alle 2 Wochen deine Freundinnen, das ist doch prima.

1. zwei Kinder sind, finde ich, schon etwas anderes als 1
2. Das allerwichtigste, wie geht es dir damit und hast du wirklich das Bedürfnis etwas zu ändern? Oder wird dir das suggeriert, durch die Nachbarin und social Media?
3. Wir hatten auch ein extrem Frühchen. Uns wurde immer gesagt, die Kinder sind du lange Frühchen, wie die Eltern sie dazu machen.

Sollen eure Kinder auch in die Betreuung gehen demnächst? Treffen sie ab und zu andere Kinder oder werden generell fremdbereut?

Auch eure Kinder müssen mal ein Immunsystem aufbauen. die nächsten 3-4 Monate würde ich jetzt wohl doch auch noch die Füße still halten, aber dann wäre es vielleicht mal an der Zeit in die Welt zu gehen. ;)

Unser Kind hatte nie so Recht Erfahrung mit Wasser weil uns empfohlen wurde im ersten Winter kein Baby schwimmen zu machen. Darauf sind wir dann hängen geblieben ... Jetzt geht es, aber es war ein kleiner Kampf.

Andererseits sind die Kinder auch wirklich noch recht klein. ;)
Das wichtigste ist, wir jetzt es dir damit. :)

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Hey,
also generell bin ich eigentlich zufrieden, so wie es bei uns ist. Die Kinder sind auch zufrieden, sie haben ein strukturiertes Leben und sind daher auch eher pflegeleicht. Ich glaube, du hast es gut auf den Punkt gebracht mit „suggerieren“. Ich schau mich eben um und sehe hauptsächlich Menschen, die ständig etwas unternehmen müssen, sozial aktiv sind und keine Zeit haben. Ich bin die Stubenhockerin, telefoniere gerne mit einer Kaffeetasse in der Hand, wenn meine Kinder schlafen und bemerke eben, dass niemand Zeit hat (also die, die eigentlich nicht arbeiten natürlich) weil sie ständig zum Brunchen verabredet sind oder eben andere Freizeitaktivitäten durchführen.
Vielleicht ändert sich das, wenn meine etwas größer sind, aber aktuell ist es für mich jedes Mal so ein Stress mit den Kindern was zu unternehmen draußen, weil sie genau dann, wenn wir was unternehmen, in der Stunde 3 Mal großes Geschäft erledigen, sich komplett „einsauen“, hier und da krabbeln oder klettern wollen und ich danach einfach nur ausgelaugt bin vor lauter Hinterherrennen.
Ich will aber natürlich auch nicht, dass meine Kinder ein stinklangweiliges Leben führen (weiß auch nicht, ob sie das jetzt schon checken) aber oft sagen sie mir, wann es Zeit ist, auf den Spielplatz zu gehen…

Bei uns im Dorf ist es mit Kita etwas schwierig, ich habe aber in der Nachbargemeinde einen Platz ab Februar/März bekommen für 2 Nachmittage in der Woche. Mehr wird sich mit den Terminen eh nicht ausgehen schätze ich mal. Und ich habe mich bewusst für Februar/März entschieden wegen der Krankheitswelle.
Die Kinder müssen natürlich auch ihr Immunsystem aufbauen, aber mit dem Jungen landen wir bei einem Infekt oft gleich im Krankenhaus und hängen dann am Sauerstoff, weil er eine chronische Lungenkrankheit hat (BPD) das will ich ihm einfach ersparen, weil er doch noch sehr klein und zierlich ist.

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Als unser extrem Frühchen klein war, hatten wir auch immer Termine.
Physio, Nachsorge, Augenarzt, hier da.
Dazu gehören ja auch immer Vor - und Nachbereitung. Sachen ständig aus- und einpacken. Da ist man quasi schon immer unterwegs.
Kinder an- und außziehen ... Kinderwagen/ Auto.
Das alleine schon 2-3x die Woche. 🙈 Mit 2! Kindern ... das wäre mir erstmal auch schon genug.

Wenn die Kinder in die Krippe gehen, kommen kleine Play Dates wahrscheinlich ganz allein zustande, wenn du daran Interesse hast. Wenn nicht, dann nicht. ;)

Wir wohnen in einer Großstadt. Hier gab es für die Zeit der Elternzeit viele Aktivitäten. Frühstück, Krabbeln, Klatschen ... das war ganz nett, aber weil ich den Kontakt zu anderen gebraucht habe.

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Hallo,

wir sind auch relativ viel zu Hause. Es hört sich für mich ganz ausgewogen an bei euch und mit kleinen Kindern ist man (finde ich) eben auch noch mehr zu Hause.

Meine Schwägerin kann auch nichts mit sich anfangen allein. Sie muss immer unterwegs sein und hier und da was erleben. Sie gerät aber häufig in Stress deswegen, wirkt schon sehr belastet. Ständig Sachen rein in die Koffer, raus, Waschen und wieder rein. Planen/Organisieren, dann wird man sich mit den zahlreichen Bekannten nicht einig etc. Und an dem Punkt muss ich sagen: dann ist’s auch nicht mehr gesund.

Solang g man keinen Leidensdruck hat, ist alles gut. Ihr müsst euch wohl fühlen und ihr habt ja Sozialkontakte. Gar keine Sozialkontakte wären sicherlich nicht gut, aber bei euch scheint alles gut zu sein und ihr seid zufrieden damit.
Das ist die Hauptsache.

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Es ist doch eigentlich völlig egal, wie andere Menschen ihren Alltag und ihre Freizeit gestalten, oder nicht? Alle verbindet nur eins, es ist eine ganz individuelle Geschichte, weil jeder Mensch anders ist. Und gerade weil jeder Mensch anders ist und man in unterschiedlichen Lebensphasen steckt, sehen die Tagesabläufe oder die Freizeitgestaltung nun mal völlig unterschiedlich aus.
Nur weil man Kinder im selben Alter hat bedeutet das nicht, das man automatisch in derselben Lebensphase ist. Die Kinder sind nur ein einziger Verbindungspunkt, wenn überhaupt.

Du und deine Nachbarin leben für mich komplett unerschiedliche Leben und das ist völlig okay so. Allerdings widersprichst du dich in deinem Text, erst schreibst du, das du gar nicht das Bedürfnis hast und dann bist du etwas neidsch auf das Leben der Nachbarin. Also scheint dir ja doch etwas zu fehlen, für mich stellst du dir da aber die falschen Fragen, um wirklich rauszufinden, was es sein könnte. Nicht sie oder wir hier geben den Takt vor, jeder gibt für sein eigenes Leben den Takt vor.

Natürlich, wer ständig auf Achse ist, der lernt viel mehr Menschen kennen. Aber sind das gleich alles richtige Freunde? Kann ich mir absolut nicht vorstellen. Sie hat nur wesentlich mehr Menschen um sich, mit denen sie Verbindungspunkte hat. Und ja, soziale Kontakte sollte man pflegen, wie sehr ist dann auch wieder individuell.

Eine ganz liebe Freundin von mir lebt so ein Leben (und schraubt zusätzlich an ihrer Karriere), wie deine Nachbarin. Mir wird bei ihrem Pensum echt schwindelig, ich ticke da ganz anders.....ihr Leben möchte ich nicht mal geschenkt haben. Vielleicht auch, weil ich bei ihr halt mehr weiß....sie kann nicht allein sein und eigentlich findet sie ihr Leben selber viel zu stressig. Sie beneidet mich sehr, das ich einfach auch die Füße hochlegen kann, darum das ich kein Problem damit habe allein zu sein. Wir kennen uns seit 30 Jahren, sie war schon immer so, ein Kind hat daran nichts geändert. Und ich war auch schon immer, wie ich bin....nehme gerne einiges mit, aber zwischendurch brauche ich Auszeiten. Und obwohl wir so unterschiedlich ticken, hat das nie unserer Freundschaft geschadet.

Also hör auf dich mit anderen zu vergleichen, sondern finde raus was du brauchst oder halt auch nicht. Wenn ich ehrlich bin, dann wäre weder das Leben deiner Nachbarin, noch deins etwas für mich und das ist vollkommen okay.

Also los, finde raus, was dich glücklicher machen kann, was gut zu dir passt....es ist nie zu spät etwas zu ändern udn acuh keine Schande festzustellen, wenn man sein eigenes Leben doch so mag, wie es ist.

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Keine Sorge, wir sind auch eine langweilige Familie 😅
Ich hätte mit drei kleinen Kindern gar nicht die Kraft dazu, mir so viel Stress zu machen. Und das Geld für die viele Unternehmungen ist auch nicht da.
Selbst ein Ausflug in einen Wald o.ä. kostet Geld für Benzin, wenn man um sich herum schon x-Mal alles gesehen hat.

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Guten Morgen

"Jetzt aber habe ich gar nicht das Bedürfnis so viel zu unternehmen"

Du hast dir die Antwort schon selbst gegeben. Ihr als kleine Familie braucht im Moment nicht mehr. Ihr hattet einen schweren Start und habt eine doppelte Herausforderung. Ihr seid zufrieden und das ist, was zählt. Vergleich dich nicht mit anderen!

Liebe Grüße

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P S. Ich bin eher ein Typ wie deine Nachbarin, wenn auch im Detail anders und mit anderen Aktivitäten. Und auch erst seit K3. Bei K1 war ich noch sehr unsicher.

Aber ich bin immer wahnsinnig beeindruckt, wenn andere Familien ganz klare und verlässliche Strukturen haben und denke: "Wie machen die das? Das wirkt so easy going. Würd auch gern Mal so entspannt sein." Also genau umgekehrt von deinen Bedenken :-)

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Es gibt Menschen, die kommen mit sich und mit Langeweile überhaupt nicht klar, die müssen sich ständig ablenken. Kann sein, dass deine Nachbarin dazu gehört oder sie hat einfach eine unfassbare Energie und Unternehmungslust. Es gibt auch Menschen, die brauchen kaum Schlaf/Erholung.
Ja, es klingt schon ziemlich langweilig, aber wenn es für dich schön ist, ist doch alles in Ordnung, ich würde mich da nicht mit ihr vergleichen. Wenn du dich mit deinen Freundinnen triffst, habt ihr dann richtig Spaß oder sitzt ihr zusammen und unterhaltet euch nur über eure Kinder oder so?
Wir haben auch schon immer mehr unternommen. Sind sich unter der Woche mal im Zoo, im Schwimmbad, bei Ikea,… so nur raus und spazieren finde ich auch sehr langweilig und auf Spielplatz habe ich mittlerweile auch keine Lust mehr - indoorspielplatz hasse ich.
Aber jeden Tag mit Freunden treffen, wäre mir sich zu anstrengend. Wir haben hier fast jeden Donnerstag Abend unsere Kumpels sitzen, am Wochenende ist mein Mann oft mit Handball beschäftigt oder wir fahren auch mal gerne übers Wochenende in den Center Parks oder Landal parc, so alle 2 Wochen Treff ich mich mal mit ner Mutti und ihren Kids, das reicht mir aber auch.
Meine Nachbarin hat 3 Kids und ist auch nur zu Hause, die fahren nie in den Urlaub oder so. Die haben dann aber ständig irgendwelche Projekte im Garten, neues Spielhaus, Kaninchen, neuer Wintergarten etc., ich wunder mich immer, dass sich die Kids nicht langweilen, aber vielleicht reicht das auch.

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„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit."
Hab ich mal gelesen und sag ich mir seither immer mal wieder selbst. 😉

Wir sind in dem Falle auch "langweilig" - und glücklich damit!
Und wir haben keine Frühchen.
Und keine Zwillinge! 😅
Als Zwillings-Frühchen-Eltern seid ihr in meinen Augen sowieso die Superhelden unter den Eltern...

Und noch zwei Denkanstösse:
● Vielleicht würden die sich auch gerne mal mit sich selbst beschäftigen und sind neidisch darauf, dass ihr euch genügt und das nicht braucht/ euch nicht langweilig ist?
● Wieso will man nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen...?! 😉

Glg

Bearbeitet von Gioia1986
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Ich glaube, das ist eine Typfrage. Ich finde euer Alltag klingt total schön. Lass dich nicht verunsichert. Ihr seid glücklich, wie es ist, das ist alles, was zählt.
Ich persönlich bin lieber auf Achse, weil ich innerlich sehr unzufriedem werde, wenn ich zu viel Zuhause bin. Das wird auch von manchen belächelt oder verurteilt, als wäre ich Zuhause unglücklich (was ich nicht bin). Es geht abrr doch letzten Endes immer um das eigene Wohlbefinden und das der eigenen Familie. Was für alle Beteiligten stimmig ist, das passt.