Wie sehr ist man der Familie verpflichtet?

Meine Schwester ist seit 11 Monaten alleinerziehende Mutter von 2 Kindern. Ihr Ex-Freund ist im Leben der Kinder nicht präsent.
Bisher half mein Vater ihr tatkräftig mit den Kindern, leider ist er aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht mehr wirklich fit und muss sich jetzt zurücknehmen.
Jetzt merke ich immer mehr, wie ich/meine Hilfe in Anspruch genommen wird. Versteht mich nicht falsch, ich mag meinen Neffe und meine Nichte und passe hin und wieder gerne auf sie auf. Aber jede Woche, vielleicht auch mehrmals ist mir einfach zu viel. Ich bin Lehrer an einer Realschule, 2 meiner direkten Kolleginnen sind gerade im Mutterschutz. Ich habe momentan weder die Zeit noch die Energie, fix im Alltag meiner Schwester eingeplant zu sein. So habe ich ihr das auch mitgeteilt.
Meine Schwester ist jetzt sehr entäuscht und wütend. Wir seien ja eine Familie und und und.
Bin ich wirklich egoistisch, wenn ich nicht dauerhaft helfen will?

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Nein, finde ich nicht. Du hast Dein eigenes, ausgefülltes Leben und sie hat keinen Anspruch darauf, dass Du wöchentlich oder gar öfter auf ihre Kinder aufpasst. Ich verstehe ihre schwierige Situation, aber da muss sie andere Lösungen finden. Wie alt sind die Kinder? Können sie vielleicht schon in die Kita/zur Tagesmutter?

Du hast es meiner Meinung nach genau richtig gemacht. Hin und wieder passt Du gerne mal auf, aber Du bist kein kostenloser Kindergartenersatz. Das kannst und willst Du nicht leisten, und das ist völlig legitim.

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Nein, es ist nicht egoistisch, seine Grenzen zu wahren.

Du hast die Lebensentscheidungen Deiner Schwester nicht zu verantworten und bist auch nicht dafür zuständig, die Konsequenzen mit zu tragen. Wenn Du das möchtest, kannst Du es tun, aber eine Verpflichtung, nur weil Ihr Familie seid, gibt es nicht.

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Ich verstehe, dass du beruflich ausgelastet bist und der Tag nur 24h hat. Gleichzeitig verstehe ich auch die Enttäuschung deiner Schwester, da der Wegfall eures Vaters sie sicher vor ernsthafte Probleme stellt.
Für mich wäre es selbstverständlich meine Schwester so gut es geht zu unterstützen, aber es kommt natürlich auch immer darauf an, wieso sie deine Hilfe braucht. Wenn die Hilfe nur für begrenzte Zeit ist, damit sie ihr Leben der neuen Situation anpassen kann, würde ich niemals nein sagen. Auch nicht, wenn es bedeuten würde, dass ich dann Abends oder am Wochenende mehr Arbeit habe. Eventuell fehlt ihr auch gerade der objektive Blick und wenn du sie unterstützt, könnt ihr gemeinsam eine Lösung finden, wie die Betreuung der Kinder anderweitig abgedeckt werden kann (Verlängerung der Betreuungszeiten, Freunde, Anpassung der Arbeitszeiten, Familie des Ex Freundes, etc,).
Die meisten werde dir sicher sagen, dass du zu nichts verpflichtet bist und deine Schwester ihr Leben selber auf die Reihe bekommen soll. In der Theorie stimmt das, hat für mich aber nichts mit Familie zu tun und ist meiner Meinung auch ein Grund, wieso so viele Eltern heute am Limit sind.

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Naja aber dann ist halt der TE am Limit, damit die Schwester Kraft hat und nicht am Limit ist, obwohl sie sich ja für Kinder entschieden hat und nicht ihr Bruder.
Helfen ja, aber eben nur im Rahmen der eigenen Belastbarkeit und Möglichkeiten

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Für mich ist es selbstverständlich, dass man in einer Familie füreinander da ist und sich gegenseitig unterstützt, gerade in schlechten Zeiten. Allerdings hat jeder Tag auch nur 24 Stunden. Du hast ja trotzdem auch noch ein eigenes Leben und eigene Verpflichtungen und natürlich auch ein Recht auf Zeit für dich. Deine Schwester ist ja nun auch schon seit 11 Monaten getrennt. Da wäre es wichtig, das Leben langsam auch mal so zu organisieren, dass man möglichst gut ohne Familienhilfe klar kommt.
Lange Rede kurzer Sinn: du bist nicht egoistisch. Sag deiner Schwester, dass du sie in Notsituationen gerne unterstützt, aber dauerhaft muss eine andere Lösung her.

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Hey!

Ich würde schon dann und wann meine Hilfe anbieten- aber nicht mehrfach pro Woche.

Lehrer sind oft den Nachmittag/Abend komplett eingeplant, dazu kommen noch Konferenzen und die Vertretung diverser Kollegen- klingt so, als hätten sie dasselbe Fach und man würde von dir nicht bloß eine Arbeitsblätterschlacht sondern qualitativ hochwertigen Unterricht erwarten.

Das ist doch nicht stemmbar.

Also, dann und wann helfen: ja... Aber nicht mehrmals in der Woche fix eingeplant sein. Die Kinder sind bald 1, dann könnte sie auf einen Platz in der Kita oder der TaMu warten.

Liebe Grüße
Schoko

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>>>Die Kinder sind bald 1<<<

Die Schwester ist seit 11 Monaten alleinerziehend.
Zum Alter der Kinder hat der TE sich nicht geäußert.

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Stimmt, wenn die Betonung auf "alleinerziehend" liegt, können die Kinder auch älter sein.

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Nein, bist du nicht. Und auf der Familienschiene bräuchte man mir auch nicht ankommen.

Ich würde von mir aus ein Angebot machen, mit dem ich gut zurecht komme....reicht das meinem Gegenüber nicht, dann ist das nicht mehr mein Problem.

Jeder hat sein eigenes Leben, auch Geschwister. Und wenn ich vor jemandem stehe und sage, das ich an meine Grenze komme und er mir daraus einen Strick dreht oder mich emotonal erpressen möchte, dann ist für mich der Spaß vorbei.

Abgrenzung ist hier das Stcihwort.

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Ihre Kinder, Ihr Problem.
Mal ganz Hart ausgedrückt.
Deine Schwester kann gerne Fragen wenn Sie ein dringendes Betreuungsproblem hat allerdings dürfte Sie meiner Meinung nach nicht Verlangen oder Erwarten das du Ihre Kinder hütest und schon gar nicht Sauer sein wenn du es nicht tust.
Auch wenn Sie die Kinder vermutlich unter anderen Vorraussetzungen geplant und bekommen hat, kann Sie doch nicht von Ihrer Familie verlangen das nun alle zur Betreuung IHRER Kinder das eigene Leben hinten anstellen.
Sie muss sich um andere Betreuungsmöglichkeiten kümmern ggf. einen anderen Job suchen damit die Kinder in Kita, Schule oder Hort betreut werden können etc. Ein Babysitter suchen.
Zumindest wenn Sie deine Hilfe jede Woche einplant.

Natürlich gibt es Situationen und Ausnahmen aber alles was eine Regelmäßigkeit aufweist würde ich mir nicht and Bein binden.

Ich hab hier einen Fall in der Familie wo die Tochter fast täglich die Kinder zur Mutter gibt, damit Sie sich um Ihre Pferde kümmern kann.
Dabei ist es auch der Tochter völlig Gleichgültig das die Mutter sich selbst noch um den Pflegebedürftigen eigenen Sohn kümmern muss und derzeit sogar noch einen Umzug zu Stämmen hat.

Ich find so ein Verhalten unmöglich.

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Also ich finde verpflichtet bist du zu gar nichts. Denn als Familie hilft man einfach einander. Und genau das tust du ja auch!
Letztendlich hast du aber selbst noch einen Job und musst diesen ja auch erfüllen, weil du damit Geld verdienst. Daher kannst du nicht mehr leisten. Und das finde ich durchaus vollkommen Ok wenn du das auch so sagst.
Es ist jetzt sicherlich leicht zu sagen das andere Alleinerziehende auch zurechtkommen müssen ohne ständig auf andere auszulagern. Ich verstehe deine Schwester auch, sie hat es nicht einfach und Hilfe ist bestimmt willkommen. Aber sie muss damit rechnen das eben auch nicht jeder immer parat stehen kann. Und das heißt ja auch nicht das du nicht helfen willst. Daher finde ich es auch nicht fair dir nun Vorwürfe zu machen. Was erwartet sie denn? Vor allem steht ja auch kein Zeitraum im Raum über den das geht? Das scheint ja momentan auch open End zu sein und nicht möglicherweise mal nur ne Woche.

Ela

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Du bist zu gar nichts verpflichtet. Deine Schwester wird dir aber vermutlich für immer und ewig dankbar sein, wenn du ihr in dieser Situation hilfst. Die Kinder vermutlich auch. Und du hast die einzigartige Chance eine tragende Rolle in dem Leben der Kids zu übernehmen und eine absolute Vertrauensperson zu werden.
Gut, wenn du das nicht willst ist das aber auch voll ok.
Es kommt aber auch auf die Situation an - möchte sie, dass du nachts auf die 1-jährigen Kinder aufpasst, damit sie zur Nachtschicht als Krankenschwester kann? Oder sollst du 3x die Woche die Fahrerei zu Hobbys von 12-jährigen übernehmen, weil sie ins Nagelstudio möchte?