Identitätsprobleme wegen Samen oder EZ Spende ?

Hallo

Meine Schwester hat leider einen langen KiWu weg hinter ihr. Sie ist nicht mehr die jüngste und jetzt steht eine EZ Spende zur Debatten. Leider haben wir im Bekanntenkreis zwei "negativ" Beispiele, einmal Samen und einmal Eizellenspende. Bei einem Fall wollten es die Eltern verheimlichen, hat nicht geklappt und die Beziehung ist sehr angeschlagen aufgrund des Vertrauensverlust. Und beim zweiten Fall hat der Vater im Nachhinein Probleme das Kind als " seines " wahrzunehmen.
Für meine Schwester wäre es wahrscheinlich die letzte Möglichkeit um Kinder zu bekommen, sie hat aber diese zwei Fälle im Hinterkopf. Kennt ihr auch Erwachsene die aufgrund einer Samen oder Eizellenspende Identitätsprobleme haben oder sind das Einzelfälle ?

Lg

5

Eine meiner Freundinnen ist Spenderkind eines anonymen Spenders. Allerdings haben ihre Eltern es ihr nie verheimlicht.

Bevor ich den Weg der Single Mom by Choice gegangen bin habe ich sie (natürlich nachdem sie es angeboten hatte!) ziemlich ausgequetscht.

Ihre Eltern waren und sind immer ihre Eltern. Sie hat kein Bedürfnis, den biologischen Spender kennenzulernen und auch keine Neugier auf ihn als Person, denn für sie hat er nichts mit ihrem Leben zu tun. Ihr Vater ist definitiv ihr Papa, und hat das auch nie in Abrede gestellt.

Ich habe aus dem Gespräch mitgenommen, dass wenn alle Beteiligten auf derselben Seite stehen eine Familie eine Familie ist, egal welche biologischen Gegebenheiten dahinter stehen.

1

Ich kann zu dem speziellen Thema nun nix sagen. Nur, dass ich meinen leiblichen Vater nicht kenne und ja, das ist schwer. Und es wird zunehmend schwerer irgendwie. Nicht, weil er mir als Vaterfigur sonderlich fehlen würde. Wobei, vielleicht schon auch.
Aber es fehlt einfach wirklich ein Stück der eigenen Identität, der Wurzeln.

Persönlich würde ich das daher keinem Kind geplant zumuten. Da würde ich eher an (Auslands?)adoption denken. Oder Langzeitpflege.

Wenn eine Samenspende aber auch im Gespräch ist, "liegt" es dann an ihrem Partner, dass die Schwangerschaft nicht auf herkömmlichem Weg klappt? Oder ist sie alleinerziehend? Dann gäbe es ja noch die Option des Co-Parenting.

7

Bei Adoption ist das Problem dasselbe. Eine gute Freundin von mir wurde aus dem Ausland adoptiert und hat sehr starke Identitätsprobleme. Sie beschreibt es ähnlich wie du, dass ihr ihre Wurzeln fehlen. Aber da sind es ja sogar die kompletten Wurzeln, beide Elternteile.

Bearbeitet von Inaktiv
8

Auch das ist schlimm, nur existieren diese Kinder eben schon.

weitere Kommentare laden
2

Wissentlich kenne ich niemanden. Es ist auch ein sehr sensibles Thema, da insbesondere in diesem Forum sicher einige Frauen dabei sind, die auf diese Unterstützung zurückgegriffen haben und deren Kinder noch klein sind und die natürlich nur aufs Beste hoffen/ es erwarten.

Ich denke aber, in so einem Fall, ist es wichtig, dass die Eltern rechtzeitig und angemessen ehrlich sind. Man braucht sicher nicht dieselben Gene um eine Familie zu sein. Aber Gene spielen trotzdem eine nicht unwesentliche Rolle in unserem Leben. Und irgendwann beschäftigt sich jeder Mal mit dem Wieso- man so aussieht, man so reagiert, man so gesund/nicht gesund ist. Manchmal sind es auch unbewusste Gefühle, welche dem Kind inne liegen. In einem liebevollen zuhause dürfte es die Eltern deswegen nicht weniger lieben. Aber durch die Wahrheit wird das Kind eine Chance haben, sich mit sich selbst richtig auseinanderzusetzen um eine stabile Persönlichkeit zu entwickeln.

3

Nein, ich kenne niemanden, bzw. doch ein Kind eines gleichgeschlechtlichen Paares. Das Kind ist durch eine Samenspende gezeugt worden und wächst Heftzwecken bei seinen beiden Müttern (Mama und Mami) auf. Allerdings kann ich nichts dazu sagen, wie es dem Kind damit geht, denn ich habe kaum Kontakt und auch nicht so eng, dass ich mich trauen würde da nachzuhaken. Geht mich ja auch nichts an.


Jedenfalls wünsche ich deiner Schwester alles Gute und hoffe, dass ihr Kinderwunsch doch noch bald in Erfüllung geht.

4

Ich habe mehrere lesbische Paare im Umfeld, einige haben sogar Geschwisterkinder vom gleichen Spender. Bisher gab es da nie Probleme. Kinder sind zwischen 1 und 8 Jahren.

6

Verheimlichen darf man sowas niemals. Das gehört zu der Identität des Kindes. Ich habe erfahren, dass mein Papa nicht mein leiblicher Vater ist, als mit 23 ein fremder Mann vor der Tür stand der behauptete mein leiblicher Vater zu sein.
Sowas zerstört das Vertrauensverhältnis für immer.

Ja, mein leiblicher Vater ist mir deutlich ähnlicher als mein Papa. Wir haben viele Ähnlichkeiten, zu meinen Papa habe ich quasi keine. Obwohl ich meine Kindheit eben beim Papa verbracht habe und weder er noch ich wussten, dass er nicht mein leiblicher Vater ist. Macht ihn aber nicht weniger zu meinem Papa, denn das ist er definitiv.

Wenn man den Kindern rechtzeitig und kindgerecht beibringt, wie es entstanden ist und ihm die Möglichkeut gibt, später seinen "Ursprung" kennenzulernen, sehe ich da gar keine Probleme. Ich denke, dass in den Beispielen die Identitätsprobleme durch das Verschweigen kamen, nicht durch die Spenden. Das würde mich von dieser Möglichkeit nicht abhalten, wenn ich sie brauchen würde.

9

Unsere Zwillinge stammen aus einer Embryonenspende, sie sind also mit keinem von uns genetisch verwandt. Da die Behandlung in Tschechien stattfand, wo Spenden grundsätzlich anonym sind, werden die Kinder niemals ihre Erzeuger finden können.

Uns war schon zu Beginn der Behandlung bewusst, welches große Päckchen wir den Kindern damit schnüren. Umso wichtiger ist es unserer Meinung nach, den Kindern frühzeitig ihre Herkunft zu vermitteln. Das sagen auch alle Psychologen einstimmig. Je offener mit dem Thema umgegangen wird, umso besser können sich die Kinder mit ihrer Entstehung befassen. Sie werden uns später auch alle möglichen Fragen stellen dürfen, die unsere Beweggründe betreffen.

Eingeweiht sind übrigens unsere Familie sowie die engsten Freunde. Später dürfen die Kinder selbst entscheiden, wem sie ihre Entstehung erzählen. Wir wollen nämlich nicht, dass z.b in der Schule ein großes Fass daraus gemacht wird. So relevant ist die Spende für die Öffentlichkeit unserer Meinung nach auch wieder nicht.

Natürlich können wir damit nicht vermeiden, dass die Kinder später als Erwachsene in eine Sinnkrise stürzen oder mit ihrem Schicksal hadern. Aber wir werden sie begleiten und alles tun, was ihnen hilft. Es gibt in Zukunft immer mehr Gen-Datenbanken, also können die beiden z.b. nach Halbgeschwistern suchen. Aus

Trotzdem ist und bleibt es natürlich eine sehr sehr besondere Geschichte, mit der wir alle umgehen müssen.

Bearbeitet von artemis86
12

Gibt es einen Grund, wieso ihr nach Tschechien gegangen seid, obwohl es dort keine Möglichkeit gibt, die Spender kennenzulernen?
Ich meine jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen 😅 aber als ein Kind mit einer ähnlichen (aber doch ganz anderen) Geschichte finde ich die Vorstellung, dass eure Kinder gar keine Möglichkeit haben die Spender kennenzulernen, ziemlich fürchterlich, spätestens im Erwachsenenalter, wenn sie selbst Kinder kriegen etc. .

14

Wir haben uns darüber sehr lange Gedanken gemacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass auch eine offene Spende nicht das Allheilmittel ist. Was wäre, wenn die Spender zwar bekannt sind, aber sie jeglichen Kontakt ablehnen? Ist das mehr oder weniger schmerzhaft als komplett anonyme Spender?

Außerdem standen ganz profane Gründe im Raum: Wir waren mitten in der Corona Krise und Tschechien war am ehesten erreichbar. Zudem gab es keine Wartezeit, während man in Ländern mit offener Spende teilweise bis zu 1 Jahr warten muss. Und im Gegensatz zu manchen anderen Ländern werden die Spender genetisch getestet. In der Summe sprach somit alles für Tschechien.

Ob es die richtige Entscheidung war, wird die Zukunft zeigen. Aber ich bin der Meinung, dass Aufklärung und ein liebevolles Elternhaus den Kindern genug "Wurzeln" geben, dass die genetische Abstammung vielleicht gar keinen so großen Stellenwert im Leben der Zwillinge haben wird.

weitere Kommentare laden
11

Sie hat absolut keine Angst ihr Kind nicht zu lieben sondern sie muss immer an dieses Mädchen bei uns denken, die sagt, dass sie nicht mal die Chance hat ihre genetische Mutter kennen zu lernen . Natürlich spielt da der Betrug durch das Verschweigen der Eltern eine große Rolle, aber sie würde so gerne mit ihrer genetischen Mutter nur einmal sprechen können. Vorher war das Verhältnis sehr gut zu den Eltern, aber davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Wie gesagt vielleicht ist das ein Einzelfall , aber er gibt meiner Schwester sehr zu denken :-(

13

Das ist ja auch absolut nachvollziehbar. Aber es gibt ja genügend Möglichkeiten zur Samen/Eizellspende die nicht anonym ablaufen. Anonym würde ich das auch niemals machen.
Dass dem Mädchen ihr Ursprung verschwiegen wurde und sie ihre leiblichen Eltern nicht kennenlernen kann, ist einfach nur grausam.
Für mich war es unheimlich wichtig, meinen leiblichen Vater kennenzulernen. Da hängen ja auch noch Halbgeschwister, Großeltern, Tanten, Onkels dran. Ich hätte ohne dieses Puzzlestück nicht gut leben können und dass das Verhältnis jetzt nicht mehr gut ist, hängt vermutlich auch eher damit als mit der Spende an sich zusammen.

15

Ich persönlich kann den Wunsch nach einem Kind nachvollziehen und auch, dass es einen zermürbt, wenn es nicht klappt. Finde jedoch, dass Eizell- und Samenspenden egoistisch sind. Zwar erfüllt man sich seinen eigenen Wunsch, aber bedenkt nicht die Psyche des Kindes.

Wieso? Irgendwann im Leben kommt der Tag, an dem man wissen will woher man kommt. Dies wird dem Kind jedoch verwehrt. Man kann in eine richtige Identitätskrise kommen. Als ich geheiratet habe, habe ich das erste mal meine Geburtsurkunde gesehen. Da war mein mittlerweile verstorbener Vater nicht angegeben. Als ich meine wesentlich älteren Schwestern dazu befragte meinten sie, dass unsere Eltern kurz bevor ich entstanden bin getrennt waren und meine Mutter kurzzeitig einen anderen Partner hatte. Ganz ehrlich? Es war ganz fürchterlich für mich. Mein Vater war plötzlich nicht mehr mein Vater und ich hatte das Gefühl nirgendwo hinzugehören. Glücklicherweise sieht unser Sohn aus wie mein Vater, sodass ich darauf schließe, dass mein geglaubter Vater doch mein Vater ist.

Ich persönlich hätte eher eine Adoption in Betracht gezogen, wenn wir keine Kinder bekommen hätten können.

18

Bist du in der Situation der Unfruchtbarkeit und Kinderlosigkeit, dass du den Betroffenen Egoismus vorwerfen kannst?

Verurteilungen höre ich meistens von jenen, die mühelos natürlich schwanger wurden. Die würden natürlich niemals so etwas wie eine Spende machen, ist ja alles unnatürlich und Gott-Spielchen und überhaupt ethisch eine Katastrophe.

In deinem Fall hast du ja erst sehr spät und in einem unsensiblen Moment die Wahrheit erfahren. Genau das gilt es ja zu vermeiden, um solche Dramen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Und Adoption... Nun, ein müßiges Thema. Auf 1 Kind kommen Dutzende Bewerber, in vielen Landkreisen wurden seit Jahren keine Kinder vermittelt. Ob man den Weg geht, muss man sich gut überlegen. Wir haben uns damals darüber informiert, aber uns doch noch dazu entschieden. Warum? Weil wir große Angst vor der (in unserem Landkreis) hohen FASD-Rate bei Adoptiv- und Pflegekindern hatten. Da waren die Mitarbeiter beim JA knallhart ehrlich. Mir persönlich war dann wichtig, dass ich unserem Kind den bestmöglichen Start ins Leben ermögliche, indem ich es selbst austrage und zur Welt bringe.

24

So etwas sagt sich leicht, wenn man nicht in der Situation ist.

Egoistisch ist ein Kinderwunsch immer und auch für genetisch eigene Kinder gibt es genug potentielle psychische Päckchen, die sie aus ihrer Kindheit mitnehmen könnten.

Es wird immer gesagt, dass es kein Recht auf ein Kind gibt, es gibt aber auch kein Recht darauf, nicht geboren zu werden.

Adoption ist genau wie Kinderwunschbehandlung kein Spaziergang, die Belastungen sind zwar anders, aber die Erfolgsaussichten sind ebenso ungewiss und das Verfahren langwierig.

Nach 3 Fehlgeburten und 21 erfolglosen eigenen Behandlungen bin ich gerne so egoistisch gewesen, einen Sohn aus EZS zu bekommen. Ich werde versuchen, ihm die beste Mutter zu sein, die ich nur sein kann.

weitere Kommentare laden