Meine Mutter ist mir so peinlich

Hallo zusammen,

Ich möchte mir gerne etwas von der Seele schreiben. Ich fühle mich wegen der Gedanken über meine Mutter schlecht, kann sie aber auch nicht abstellen. Vielleicht kennt das jemand?

Kurz zum Hintergrund. Meine Eltern sind getrennt, kommen aber noch miteinander aus. So kommt es, dass sie an den Geburtstagen von mir, meinem Mann oder meinem Sohn beide anwesend sind. Zusätzlich ist auch immer die Familie meines Mannes anwesend, allerdings besteht zwischen meiner und seiner Familienseite kein großer Kontakt, sodass sich die beiden Seiten zwar über die Jahre kennengelernt haben, aber sich bis auf ein paar wenige Male im Jahr nicht sehen und auch recht oberflächlich aber freundlich miteinander interagieren.

Mein Vater und ich sind uns sehr ähnlich: Wir sind beide kontaktfreudig, gesprächig und extrovertiert. Bei diesen Familientreffen mit der Schwiegerfamilie kann ich meinen Vater so zu sagen einfach "mit in die Runde werfen" und er integriert sich von selbst, findet schnell Gesprächspartner und kommt mit seiner Art gut in der auch recht unkomplizierten und bemühten Schwiegerfamilie an.

Meine Mutter hingegen braucht ewig um in der Runde anzukommen. Nicht weil sie schüchtern wäre sondern weil sie irgendwie total reserviert agiert, oft kompliziert ist oder irgendwie einfach komisch ist. Ein Beispiel: Heute kam sie zum Geburtstag meines Sohnes und hatte den ganzen Tag über einen Mund-Nasenschutz auf weil sie etwas erkältet ist (wirklich nichts tragisches) und zum einen niemanden anstecken wollte, sich zum anderen aber auch nichts einfangen wollte. Beim Abendessen bestand sie darauf in unserem Büro statt mit dem Rest der Gäste am Tisch zu essen weil sie dabei ja die Maske abnehmen muss. Außerdem würde unsere Nichte leicht husten und da sei ihr das Risiko zu groß sic anzustecken Wenn sie in ihrer Nähe sitzen müsste.
Das war mir alles schrecklich peinlich weil ich es unglaublich übertrieben und kompliziert fand wie sie das alles dramatisiert hat und ich habe auch gesehen wie komisch es die andren Gäste fanden.
Ich habe oft das Gefühl ich muss sie begleiten und dafür sorgen dass sie Anschluss findet und sich integriert.

Außerdem ist es mir total unangenehm wie unterkühlt sie mit meinem Vater umgeht (Trauer über die Trennung kann nicht der Grund sein denn die Trennung ist schon 10 Jahre her und ging ausschließlich von ihr aus, sie hat ihn damals verlassen). Während er ganz normal mit ihr spricht und immer wieder ein kurzes Gespräch beginnt antwortet sie unbeholfen, kurz und knapp und distanziert. Sie verhält sich so oft in Gesellschaft völlig verkrampft.

Das tut mir einerseits leid sodass ich oft den ganzen Tag für sie versuche Kontakte herzustellen oder sie zu integrieren und zum andern ist sie mir oft total peinlich mit ihrem unentspannten und komischen verhalten. Das begann schon als ich jugendlich war.

Darf einem die eigene Mutter über so lange Zeit peinlich sein weil sie irgendwie ein wenig sozial inkompetent ist?

2

Soziale Kompetenz beinhaltet auch andere Menschen so zu akzeptieren wie sie sind. Denk darüber mal nach..

Liebe Grüße

1

Puh. Ich hoffe meine Kinder schreiben Mal später nicht so über mich, wenn sie erwachsen sind (die Pubertät Mal ausgenommen, da sind alle Eltern peinlich).

Ich bin nämlich auch ein kalt wirkender (weil zurückhaltend) Mensch der schlecht Anschluss findet.

Ja die Aktion mit der Maske und dem separat Essen war drüber. Aber sie ist deine Mutter. Hat dich auf die Welt gebracht und ich vermute (im Text steht dazu nichts) auch ganz anständig groß gezogen. Im Alter wird man seltsam. Mein Vater kriegt ganz lustige Ansichten und meine Mutter wird immer verbitterter. Aber ich nehme sie so wie sie sind. Ich hab ihnen nämlich alles zu verdanken.

34

Finde ich total übertrieben.
Ich nehme meine Eltern auch wie sie sind - alles zu verdanken habe ich ihnen nicht, sondern vieles auch einfach mit selbst.
In unserer Familie kann man sich gegenseitig auch mal höflich das Verhalten des anderen spiegeln. Meine Eltern sagen mir, was sie stört, was sie komisch finden, etc. und ich tue es genauso. Da ist man doch manchmal auch ganz dankbar dafür, dass einem das jemand sagt vor dem es einem nicht so unangenehm sein muss.

Zu meiner Mutter hätte ich an dem Tag mit der Maske wohl einfach mal gesagt: „Mutti, unter uns, das macht doch dann heute keinen Sinn. Sollen wir uns nicht lieber mal treffen wenn du wieder fit bist. Das ist doch für alle jetzt irgendwie ne komische Situation.“

Und wenn ich sehen würde wie meine Mutter auf meinen Vater reagiert dann würde ich sie einfach mal irgendwann fragen. Einem wäre aufgefallen, dass sie da immer so schmallippig kurz angebunden wäre. Was es dafür für einen Grund gäbe.

Es ist absolut nichts dabei seinen Eltern auch mal respektvoll Kritik entgegen zu bringen.

35

Nein absolut nicht. Aber die eigenen Eltern sollten einem nicht peinlich sein. So peinlich, dass man in einem Forum darüber schreibt, dass einem die eigene Mutter so peinlich ist.

Mal so eine Frage. Was hättest du denn ohne deine Eltern aufbauen können? Genau nichts. Dich gäbe es dann nämlich schlicht nicht.

weitere Kommentare laden
3

Also mal ehrlich, natürlich darf das einem peinlich sein, die eigene Mutter ist nicht unfehlbar oder perfekt, sondern auch einfach nur ein Mensch, so wie du und ich und kann wie alle anderen Menschen auf dieser Welt auch schräge Macken haben.
Mit wäre das mit der Maske und dem im anderen Zimmer essen auch unangenehm gewesen.

4

Mir wäre das auch unangenehm gewesen.
Und bei aller Liebe dürfen Eltern einem auch einfach peinlich sein.
Versuch die Verantwortung für sie abzulegen: wenn es ihr selber nicht unangenehm war bzw es sie nicht stört, dass sie sich nicht richtig integrieren kann, dann bist du dafür nicht verantwortlich. es ist nur schade, wenn du dir im Nachgang selber ein wenig den Tag durch diese Gefühle versaust.

5

Eigentlich finde ich ja, ab einem gewissen Altern muss man aufhören, sich für seine Eltern zu schämen. Als erwachsener Mensch sollte man da drüber stehen.

Was du beschreibst ist aber wirklich ein bisschen neben der Spur.

Ich könnte mir vorstellen, dass du aus deinen peinlich berührten Gefühlen heraus kommst, indem du souveräner und ehrlicher agierst.
Also deutlich sagen 'ach Mama, findest du das nicht bisl übertrieben?' und dann etwas augenrollend ihre Wünsche erfüllen.
DU hast dir das ja nicht ausgedacht. Nur höflich und respektvoll solltest du natürlich bleiben und deinen anderen Gästen deutlich signalisieren, dass ein kleiner bis mittlerer Spleen völlig ok ist.

Die Verantwortung für ihre Integration würde ich versuchen abzulegen. Sie ist erwachsen, sie kennt die Leute. Es ist absolut ihre Sache, ob und wie sie sich unterhalten möchte.
Auch hier: ein kleiner Spleen ist ok, wenn sie drei Stunden schweigend dabeisitzen will, dann darf sie das.


Man kann sich in Gedanken vorstellen, was die anderen Gäste erstaunt fragen würden und eine nette, verständnisvolle Antwort zurecht legen (eben in dem Sinne: "ja, so ist sie eben"). Vermutlich wird die Frage nie gestellt und die Antwort nie nötig - aber es hilft, die eigene Einstellung klar zu kriegen. Und die spiegelt sich dann wieder in deinem Verhalten und nimmt dir die Peinlichkeit.


LG

Bearbeitet von O-Doolia
6

Hi,
selbst den Kindern von Billy Joel, war ihr Vater peinlich................

Ich schäme mich für alle möglichen Leuten fremd, auch für meine Eltern.

Aber Du bist nicht mehr für zuständig, deine Mutter zu integrieren. Sie kennt die Leute seit Jahren.

Corona hat viele Menschen sonderlich werden lassen. Bei ihrem "Wunsch" alleine im Büro zu essen, hätte es von mir ein "ja, wenn Du meinst", gegeben.

Meine Eltern hören schlecht. Jaaaaahre, waren wir dran, bis sie mal zum HNO gegangen sind. Die Antworten meiner Mutter, die so gut wie nie zur Frage passten, legendär. Mal witzig, oft peinlich.............haben wir die Frage nochmals, lauter gestellt, sollten wir nicht herum schreien #gruebel

Mach Dir keine Gedanken, die Menschen sehen eine ältere Frau, und wissen, daß Du in der Erziehung nicht versagt hast. Das sie "gestelzt" mit deinem Vater umgeht, kann sein, daß sie evtl. wieder Gefühle für ihn hat? Oder ein schlechtes Gewissen, und weiß daher nicht, wie man mit ihm umgehen soll?

Alles Gute

7

Peinlich bedeutet ja, dass man sich schämt. Scham empfindet man, weil man sozialen Ausschluss vermeiden will. Als Teenager waren mir auch viele Dinge peinlich, die ich eigentlich nicht ändern konnte (angefangen bei Körpermerkmalen). Da war ich aber auch von Menschen umgebenden, die einen tatsächlich wegen sowas abgewertet haben. Jetzt als Erwachsene habe ich einen Freundeskreis und eine funktionierende Partnerschaft und da ist mir kaum noch etwas peinlich, zumindest nichts, was außerhalb meiner Macht liegt, denn ich werde ja so akzeptiert wie ich bin.

Vor wem war dir denn deine Mutter peinlich? Vor den Schwiegereltern? Sind dann vielleicht diese das Problem? Würden sie schlechter über dich denken, wenn deine Mutter auffällt? Du kannst ja nichts für deine Mutter, du hast sie dir weder ausgesucht noch kannst du sie ändern. Oder ist dir deine Mutter vor deinem Vater peinlich? Das fände ich tatsächlich absurd, denn er hat sich damals schließlich für sie entschieden, nicht du. Aber falls das so ist, dann geht es vielleicht auch weniger um Scham als um Mitleid? Bist du vielleicht traurig oder frustriert, weil du dir etwas anderes für deine Mutter wünschst?

8

Sie ist wie sie ist und ich finde es traurig, das man sich für seine Mama schämt!

Respektiere sie, wie sie ist und erfreut dich, wenn sie da ist. Sei froh, das du so extrovertiert sein kannst. Es gibt nunmal viele, die das nicht können und für die kann so eine Situation mit vielen Fremden bei solch Feierlichkeiten echt schwer sein und die reißen sich ein Bein aus, um so einen Tag überstehen zu können.

Ich würde es sehr erniedrigend finden, wenn mir mein erwachsenes Kind da noch augenrollend steht und allen anderen zeigt, wie peinlich ich ihr/ihm wäre. Das wäre respektlos und auch verletztend in meinen Augen.

Du musst einfach damit klarkommen.

Sie verletzt andere nicht oder ist respektlos, rassistisch, diskriminierend. Das wäre etwas komplett anderes.

Bearbeitet von Amue22
9

Ich bitte dich darum in Zukunft weniger in Beiträge anderer hinein zu interpretieren. Ich stehe da weder "augenrollend" noch zeige ich den anderen Gästen dass sie mir peinlich ist. Das findet alles allein in meinen Gedanken statt. Wenn du nochmal genau liest steht da sogar dass ich den ganzen tag versuche sie zu integrieren und Kontakte für sie herzustellen. Nirgends in meinem gesamten Beitrag steht dass ich es in irgendeiner Form nach außen trage was ich denke. Wahrscheinlich weiß kein einziger anderer Gast in dem Moment was in mir vorgeht sondern sieht eine Tochter, die versucht ihrer Mutter in dieser Situation zu helfen indem ich oft die einzige bin die ihr überhaupt Beachtung schenkt und sich mir ihr unterhält. Also greife in Zukunft keine Punkte in deinen Antworten auf die überhaupt nicht da sind!

22

Nein, das hast du auch nicht geschrieben, stimmt.

Aber eine andere schrieb hier, das sie dir das gerne raten möchte und deswegen ging ich da auch nochmal drauf ein.

Alles in einem bleibe ich ansonsten so bei meinem Text.

10

Für mich scheint es so, als sei deine Mutter sehr introvertiert und solche Familienzusammenkünfte purer Stress für sie. Die Maske hat da vielleicht noch eine zusätzliche Funktion, einen Teil ihres Gesichts zu verdecken, um ihre Mimik nicht zu zeigen, weil sie einfach unsicher ist. Mir würde das eher leid tun, als peinlich sein. Ich glaube nicht, dass sie dich damit irgendwie bloßstellen will oder so. Sie leidet bestimmt selbst darunter.